Die CEO ihrer E-Sport-Organisation„Evil Geniuses“, Nicole LaPointe Jameson, tritt zurück. Es war ein hartes Jahr für die E-Sport-Teams ihres Vereins. Ein vielversprechender junger Kader in League of Legends kollabierte, nachdem sich der Star-Spieler Danny aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen hatte. Auch bei CS:GO schlug ein Experiment fehl.
Was für ein Team ist das?
- Evil Geniuses ist eine der bekanntesten E-Sport-Organisationen der Welt. Man hat Teams in DOTA 2, CS:GO, League of Legends, Valorant und Rocket League – eben allen großen E-Sport-Titeln.
- Das Team ist für sein aggressives Auftreten auf Social Media bekannt: Evil Geniuses ist groß in Dingen wie „Trash Talk“. Man sieht sich als „böses“ Team, das andere Mannschaften überlistet und austrickst. Da ist auch viel Augenzwinkern dabei. Seit einigen Jahren tritt man auch als betont “weibliches” Team auf.
- Im Mai 2019 wurde die Geschäftsfrau Nicole La Pointe Jameson (29) zur CEO von Evil Genius: Sie war die erste afro-amerikanische Frau an der Spitze einer großen E-Sport-Organsiation.
Vorwürfe, die Organisation habe ein Riesen-Talent in LoL “verheizt”
Was für Probleme gab es im letzten Jahr bei EG?
Gerade bei League of Legends hat das Team eine negative Entwicklung hinter sich. Denn 2022 hatte man ein erfolgreiches Team zusammen und mit Danny einen überragenden, jungen Botlaner, der das Team an die Spitze der LCS geführt hatte.
Doch um Danny gab es plötzlich Probleme: Wegen gesundheitlichen Problemen zog er sich 2022 aus dem Team zurück und beendete seine Karriere.
Später stellte sich heraus, dass Danny Autist ist. Es kamen Vorwürfe gegen die Organisation auf, zu wenig Rücksicht auf ihn genommen und ihn des Erfolgs wegen „verbrannt“ zu haben, indem man ihn belastete, ohne ihm Auszeiten zu gönnen, die er sich wünschte.
Auch an der Politik der Organisation im Bereich Counter-Strike: Global Offensive gab es Kritik. Dort schlug ein Experiment um einen 15-Mann-Kader fehl.
Evil Geniuses wirkte bei CS:GO dünnhäutig, was Kritik angeht: So ärgerte man sich im März 2023 darüber, dass die ESL Witze über ihr mieses Team machte.
Die CEO sagt, der Sieg bei Valorant sei der ideale Zeitpunkt, um abzutreten:
CEO sagt: Es gibt nichts, wofür sie sich entschuldigen muss
Das sagt die CEO: In einem Interview streitet die scheidende CEO ab, dass sie wegen Untersuchungen im Zusammenhang mit Danny geht. Weder sie, noch EG hätten konkrete Beschwerden von Danny oder seiner Familie erhalten. Danny selbst habe auf Twitter gepostet, dass er nicht falsch behandelt wurde:
Ich weiß, dass es da einen Riss gibt. Ich weiß, dass Leute eine Entschuldigung fordern. Aber, im Moment, habe ich nichts, wofür ich mich entschuldigen müsse.
Warum geht sie dann? In dem Interview (via digiday) sagt sie, sie sei zu EG gekommen, um ein nicht funktionierendes Geschäft zu drehen und die Marke wieder bekannt zu machen. Das habe sie geschafft. Jetzt sei sie froh, das Projekt an ihre langjährige rechte Hand zu geben, das „Umsatz-Gehirn“: Chris DeAppolonio.
Selbstkritisch sagt sie, sie war naiv, als sie in den Job hineinkam. Sie hatte nicht damit gerechnet, das öffentliche Gesicht der Firma zu sein. Gerade Fans erwarteten eine direkte Kommunikation und Zugang zu ihr. Das habe sie so nicht erwartet, aber sie habe viel gelernt.
Ex-Praktikant sagt, CEO habe “Generation von E-Sportlern” schwer geschadet
Das ist eine aktuelle Kontroverse: Auch wenn die CEO es anders sieht, hängt ihr die „Danny“-Geschichte nach.
Auf Twitter hat ein ehemaliger Praktikant Anschuldigungen gegen sie erhoben: LaPointe habe „irreparablen Schaden“ an einer Generation von Spielern angerichtet. Der E-Sport würde den Hunger von jungen Talenten gnadenlos ausnutzen.
Auch er habe 70 Stunden die Woche arbeiten müssen und habe jetzt kein Interesse mehr daran, weiter in dem Bereich tätig zu sein.
In der Tat scheint LoL mit Danny ein Talent verloren zu haben, das über Jahre den nordamerikanischen E-Sport bei League of Legends hätte prägen können. In wieweit dafür aber die CEO verantwortlich ist, lässt sich nicht sagen:
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“CEO sagt: Es gibt nichts, wofür sie sich entschuldigen muss”
Selbstkritisch ist das nicht gerade. “sie war naiv, als sie in den Job hineinkam” auch das nicht, da sist jeder der auf so eine Position gesetzt wird.
Verstehs nicht so ganz warum nicht entschuldigen und weitermachen, statt nicht entschuldigen und abdanken.
Ich denke Leute mit so einem Lebenslauf bleiben auch nicht länger als ein paar Jahre bei einem Projekt. Sie hat das ja offenbar von Beginn an, als ein Projekt gesehen, das sie eine Weile betreut, aus dem Gröbsten rausführt und dann woanders weitermacht. Es klingt ja nicht so, als war das wirklich ihr Ding: Sondern sie kam von außen rein, hat ihren Job gemacht und geht dann wieder raus.
Das ist ja auch ein Teil der Kritik, dass für den “kurzfristigen Erfolg” ein Spieler verheizt wurde, mit dem man viel sorgsamer hätte umgehen müssen.
Wobei das halt auch die Frage ist, ob Danny unter anderem Umständen funktioniert hätte: E-Sport ist eben ein wirklich hartes Geschäft.