LoL: Team wird dafür kritisiert, einen autistischen Teenager zu wenig unterstützt zu haben – Er beendete Karriere mit 19

LoL: Team wird dafür kritisiert, einen autistischen Teenager zu wenig unterstützt zu haben – Er beendete Karriere mit 19

Der junge Profi-Spieler Kyle “Danny” Sakamaki galt nach seiner fantastischen Debüt-Saison 2021/2022 als Ausnahme-Talent im Us-amerikanischen League of Legends. Dann aber verzichtete der damals 18-Jährige plötzlich auf die Teilnahme am Finale und verschwand aus dem Rampenlicht. Nun kehrt er als Content Creator zurück und genauere Umstände zu seinem Karriere-Ende kommen ans Licht: Offenbar soll sich sein Team nicht ausreichend um die Bedürfnisse des heute 19-Jährigen gekümmert haben.

Was war die Geschichte bis jetzt? 2022 war Danny auf dem besten Weg, einer der ganz Großen in League of Legends zu werden: Im April verhalf der Botlaner seinem Team, den Evil Geniuses, zur Meisterschaft im Spring Split und stellte nebenbei noch ein paar Rekorde auf.

Ein knappes halbes Jahr später, im September 2022, schien der Druck zu viel für den jungen Profi zu werden: Danny nahm sich eine Auszeit, verzichtete darauf, im nächsten Finale zu spielen, wollte sich erstmal um seine mentale Gesundheit kümmern.

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Private Nachrichten von Dannys Freunden und Familie, die im Dezember 2022 vom LEC-Analyst Caedrel veröffentlicht wurden, warfen jedoch ein anderes Licht auf die Sache: Der junge Spieler soll in schlechter Verfassung nachhause zurückgekehrt sein, war wohl unter- und mangelernährt.

Vorwürfe gegen das Team des LoL-Profis Evil Geniuses wurden laut. CEO Nicole LaPointe Jameson stritt jedoch alles ab. Fast ein Jahr nach seinem großen Erfolg kehrte Danny Ende Februar 2023 zurück und nahm sein Team in Schutz.

Allerdings ist er kein aktiver Spieler mehr, sondern Content Creator für Evil Geniuses.

In der Folge kamen mehr Details zu den Umständen seiner Auszeit ans Licht. Drei Journalisten veröffentlichen große Insider-Berichte über die kurze Karriere von Danny und sein vorzeitiges Karriere-Ende.

Es wurden erneut schwere Vorwürfe gegen sein Team erhoben:

  • Danny sei Autist
  • das Team habe seine psychische und körperliche Gesundheit vernachlässigt
  • Riot verkündete, bereits gegen EG zu ermitteln.

Vernachlässigte EG die Bedürfnisse eines autistischen Spielers?

Woher kommen die Informationen? Laut Informationen der US-Seite Dexerto sollen sich mehrere Quellen aus der E-Sport-Organisation gemeldet und über die Behandlung von Danny gesprochen haben. Die Journalisten Richard Lewis, Duncan “Thorin” Shields und Arsh Goyal veröffentlichten Analysen, in denen dargestellt wurde, wie sehr EG den jungen Spieler im Stich gelassen hatte.

Wie fingen die Probleme an? Laut Goyal hatten die Schwierigkeiten um Danny während dem Mid-Season Invitational im Mai 2022 begonnen, welches im koreanischen Busan stattfand.

Zu dem ohnehin bereits fordernden MSI-Zeitplan sei für Danny das ungewohnte Umfeld als zusätzliche Quelle der Belastung gekommen: EG habe auch nicht die gewohnten Performance-Mitarbeiter nach Korea geschickt.

Danny, dessen Autismus-Diagnose den Mitarbeitern bekannt gewesen sein soll, braucht laut Goyal Stabilität und Beständigkeit. Der Verlust seiner gewohnten Umgebung sowie der Leistungsdruck haben ihm wohl sehr zugesetzt. Nach dem Ausscheiden von EG postete er, er sei froh, dass das MSI vorbei sei. Ein Post, der die Fans verständlicherweise erinnerte, ahnten die doch nichts von seinen Schwierigkeiten.

Mit Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) wurden früher verschiedene Diagnosen zusammengefasst, heute spricht man allgemein von ASS. Oft sind bei Betroffenen die Informations- und Wahrnehmungsverarbeitung, Sprache, soziale Kommunikation und Interaktion beeinträchtigt.
Da es sich um ein Spektrum handelt, kann es große Unterschiede geben, welche Symptome ein autistischer Mensch hat, wie stark sie ausgeprägt sind und wie viel Unterstützung er benötigt. Häufig haben Personen mit Autismus besonders stark ausgeprägte Interessen und brauchen feste Routinen.
Mehr Informationen findet ihr bei Autismus-Kultur und MSD Manuals.

Im Sommer nach dem MSI soll sich Dannys Zustand verschlechtert haben, was bei Mitarbeitern zunehmend für Beunruhigung gesorgt haben soll. Der damals 18-Jährige zog sich zurück, soll zu spät zu Trainingsspielen erschienen sein und seine Performance soll nachgelassen haben.

EG soll Maßnahmen für das Wohlergehen von Danny veranlasst haben, darunter ein Besuch bei seiner Familie während der jährlichen Sommerpause. Das Management verlangte jedoch offenbar, dass der 18-Jährige Teil des aktiven Teams bleibe.

Danny wurde offenbar weit über die Belastungsgrenze gepusht

Wie kam es zur Krise? In den Berichten von Richard Lewis und Arsh Goyal herrscht Uneinigkeit darüber, ob EG bereits vor den Playoffs darüber in Kenntnis gesetzt wurde, dass Danny nicht mehr spielen möchte. Spätestens nach der Niederlage gegen Cloud9 in der ersten Runde soll der 18-Jährige den Wunsch geäußert haben, aufzuhören.

Diesem Wunsch nach einer Pause wurde jedoch nicht nachgegeben. Entscheidungsträger, darunter CEO Nicole LaPointe Jameson und Director of Performance Lindsey “Gamerdoc” Migliore sollen sich dagegen ausgesprochen haben, Danny auf die Ersatzbank zu schicken.

Grund für die Entscheidung sollen Bedenken über den Marktwert des Star-Spielers und seine Wichtigkeit für die EG-Marke gewesen sein. Danny soll aus Pflichtgefühl einen Deal mit dem Management eingegangen sein, seinem Team noch dabei zu helfen, sich für die Worlds zu qualifizieren.

lol-danny.lcs
Das war Danny (rechts) im April 2022, nach seinem 1. Meister-Titel.

LoL-Match zieht sich über 8 Stunden – War wohl der Punkt, an dem alles zerbrach

Was war der Auslöser für die finale Krise? Die 2. Runde der Playoffs, ein Best-of-Five gegen TSM, brachte das Fass offenbar endgültig zum Überlaufen: Mitarbeiter waren bereits bemüht, länger andauernden Stress für den 18-Jährigen zu vermeiden, doch das Match erwies sich als enorme Belastung. Aufgrund von Audio-Problemen zog sich die Partie über 8 Stunden, offenbar war das zu viel für den jungen Profi.

Nach dem verheerenden Bo5 gegen TSM stand laut internen Quellen fest, dass Danny nicht in der Verfassung war, weiterzuspielen. Seine Team-Mitglieder, von denen nur Jeong “Impact” Eon-yeong im Vorfeld Bescheid wusste, wie es um den 18-Jährigen stand, äußerten Bedenken.

Der Coach Peter Dun soll Goyal zufolge von einem Mitglied der Führungsebene angesprochen worden sein, Danny zum Spielen gegen Team Liquid zu überreden. Dun lehnte dies ab und soll sich infolge der Forderung entschlossen haben, seinen Vertrag mit EG nicht zu verlängern.

Trotz aller Bedenken trat der 18-Jährige gegen Team Liquid an. Vor dem Match sollen sich Mitglieder des Managements abfällig über den jungen Spieler geäußert haben: Es sei verdammt nervig, dass er alles ruiniere.

Im Anschluss an das Match flog Danny nachhause zu seiner Familie und zog sich auf der Öffentlichkeit zurück.

18-Jähriger soll untergewichtig und mangelernährt gewesen sein

Wie schlimm stand es um Danny? Bei seiner Ankunft zu Hause soll der 18-Jährige massiv untergewichtig gewesen sein sowie mehrere damit einhergehende medizinische Probleme gehabt haben. Einen Krankenhaus-Aufenthalt soll er jedoch abgelehnt haben, da es überhaupt erst aufgrund seines Aufenthalts in einer unvertrauten Umgebung so weit gekommen war.

Für die Familie soll Dannys Zustand ein Schock gewesen sein: Offenbar hatte niemand sie über die gesundheitlichen Bedenken in Kenntnis gesetzt. Ihnen sei zudem zugesichert worden, auf die mentale Gesundheit werde Rücksicht genommen und der junge Spieler entsprechend betreut – das soll nicht der Fall gewesen sein.

Riot ermittelt gegen Evil Geniuses

Welche Konsequenzen gibt es? Im Dezember 2022 veröffentlichte der Twitch-Streamer Caedrel private Nachrichten von Familienmitgliedern, was zu Vorwürfen gegen die Organisation führte. Wie die US-Seite Dexerto berichtet, bestätigte ein Sprecher der LCS, dass man sich der Vorwürfe wegen der Behandlung von Danny bewusst sei.

Bereits Ende 2022 soll demnach eine externe Anwaltskanzlei mit einer Untersuchung beauftragt worden sein. Die Untersuchung ist jedoch noch nicht abgeschlossen.

Die Anschuldigung, dass ein Coach seinen Job verloren hat, nachdem er der Familie dazu geraten hatte, die LCS Players Association zu kontaktieren, konnte jedoch bislang nicht bestätigt werden.

Mehr Fokus auf mentale Gesundheit im E-Sport

Was lief sonst noch schief? Andere Mitarbeiter erhoben Vorwürfe gegen EG, die über den Fall von Danny hinausgehen: Das Management habe keine Verbindung zu den Mitarbeitern, treffe falsche Entscheidungen, insgesamt mangele es an Empathie.

Was sagt Danny selbst? In seiner Ankündigung, von nun an als Content Creator für Evil Geniuses zu arbeiten, nahm Danny die Organisation in Schutz: Der Druck sei einfach zu viel für ihn gewesen, er habe aber durchgehend Unterstützung von EG erhalten (via Twitter).

Was hätte man besser machen können? Dennoch bleibt die Frage, ob die Krise hätte verhindert werden können, wenn man innerhalb der Organisation und im E-Sport allgemein einen stärkeren Fokus auf psychische Gesundheit gelegt worden wäre.

Goyal bezeichnet die Mitarbeiter von EG in seinem Bericht als “erschreckend schlecht ausgerüstet” für den Umgang mit Krisen im Bereich der psychischen Gesundheit. So seien Warnsignale übersehen und Grenzen überschritten worden, weil niemand es besser gewusst habe.

Die Organisation hätte dringend einen Experten für psychische Gesundheit gebraucht, der mit Spielern arbeiten und sie bei der Entscheidungsfindung beraten hätte. Die Probleme hätten ihren Ursprung daher nicht in der ungesunden internen Kultur der Organisation, sondern in der allgemeinen Vernachlässigung psychischer Gesundheit.

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Quelle(n): Dexerto, Medium
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Don Mephisto

Gibt es da denn Regularien? Ist so ein Team verpflichtet die besonderen Bedürfnisse eines Spielers wie Danny zu beachten und zu schützen? Für die anderen Spieler scheint das Umfeld ja mindestens erträglich zu sein.
Wenn nicht wird es wohl kaum Konsequenzen geben können…

Nyla

Hoffentlich wird nicht nur untersucht, sondern hat auch erste Konsequenzen zu Schutz zukünftiger Spieler. Das Verhalten des Managements hier macht wütend. Das ist für mich nicht Ahnungslosigkeit, sondern Ignoranz und Rücksichtslosigkeit

Arthrex

Ohne jetzt groß Kontext zu haben, hört sich das doch schon ein wenig an wie Stockholm-Syndrom. Generell sollte E-sports strenger reguliert werden. Was da an Sachen abgehen hinter der Bühne geht auf keine Kuhhaut mehr.

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