In Südkorea ist der LoL-Spieler Lee „Faker“ Sang-hyeok sowas wie ein Nationalheiligtum. Er gilt als der beste Spieler in League of Legends aller Zeiten. Doch der 24-Jährige ist in der Krise und sein Coach hat ihn auf die Bank gesetzt. Darauf reagieren einige Anhänger mit wütenden Botschaften, der Coach solle sich umbringen.
Was ist da mit Faker los? Faker hat offenbar Probleme, sich zu motivieren, und ist nicht in Bestform. Sein Team, T1, hat die Abgänge von zwei Stars des 2019er-Teams zwar gut verkraftet und steht mit 11-4 Siegen in der LCK ganz ordentlich da, aber Faker musste einiges an Kritik einstecken.
Der neue Coach von T1, Kim Jeong-soo, hat ihn sogar auf die Bank gesetzt. Statt Faker startet jetzt ein Neuling in der Midlane, der Rookie Clozer (17), und der macht seine Sache gut.
Das sieht man etwa hier im Twitch-Clip, als T1 ein 3-5 gegen KT Rolster noch umbiegt und das ohne Faker.
Coach mag sein Team ohne Faker gerade lieber
Warum ist Faker raus? Der Coach sagt im Interview mit Inven, der Wechsel hat mehrere Gründe:
- Man hätte mit Faker zu viele Leute im Team, die Ansagen machen wollen – Rookie Clozer sei ruhig und mache einfach, was man ihm sagt. Das passe gerade besser
- Faker sei im Moment gestresst und nicht in Bestform. Der habe sogar Probleme, selbst wenn das Gegner-Team nur wenige seiner Champions bannt
- Mit Clozer laufe es nun gerade. T1 hat 5 Spiele in Folge gewonnen. Der Coach tue sich schwer, daran was zu ändern
Kim sagt jedoch: Er habe jetzt eine Menge mit Faker gesprochen und ihn kritisiert. Der habe in der Kritik an ihm neue Motivation gefunden und trainiere hart. In den Trainingsspielen sehe man, dass Faker dem Rookie in Nichts nachsteht und die beiden praktisch gleichstark seien.
Man hört raus, dass Coach Kim überlegt, Faker wieder einzusetzen, wenn es gegen die besten Midlaner in Korea geht, denn gegen die hat sich Clozer bislang noch nicht bewiesen.
“Bring dich doch gleich um”
Diese Auswirkungen hat das: Der Coach sagt, sowohl die Spieler als auch das Management bekommen jeden Tag viele Nachrichten. 80% davon seien positiv, aber 20% seien Hassnachrichten, über die dann viel gesprochen wird.
Manchmal bekäme man das grausige Bild eines Geists geschickt, der mit roter Schrift sowas sagt wie „Stirb – verdammt noch mal.“
Es gehe da gar nicht darum, wie das Team gerade spielt. Er hat schon Nachrichten bekommen, in denen stand: „Wenn du Faker im nächsten Match nicht starten lässt, kannst du dich auch einfach umbringen.“
Coach Kim sagt, er blocke selbstverständlicher Leute, die solche Nachrichten schicken, aber es fühle sich nicht gut an, sowas lesen zu müssen.
Management droht mit rechtlichen Schritten
Das ist jetzt die Konsequenz: In einem Statement hat sich der CEO von T1, Joe Marsh, an die Fans gewandt. Er sagt, der „Online-Hass“ habe so zugenommen, dass er nicht mehr schweigen könne. Es sei zwar verständlich, dass Entscheidungen von Profi-Teams kritisiert werden, aber bei Gewaltdrohungen sei klar eine Linie überschritten.
Wenn das nicht aufhöre, werde T1 beginnen, rechtliche Schritte einzuleiten.
Das steckt dahinter: Im Moment dankt die “1. Generation” an LoL-Stars nach und nach ab:
- Mitspieler von Faker wie Wolf (24) sind in Rente
- der große Konkurrent Uzi (23) hat seine Karriere wegen Gesundheitsproblemen beendet
- Profis, die zur Identifikationsfigur ihres Teams geworden waren, wurden ausgetauscht wie Sneaky bei Cloud 9 oder hatten richtig schwache Jahre wie zuletzt Doublelift
LoL-Profis, die sich einen großen Namen gemacht haben, sind jetzt Mitte 20 und werden durch jüngere Spieler ersetzt. Zumal es den Star-Spielern schwer zu fallen scheint, sich auch für den normalen Liga-Betrieb zu motivieren und ständig ihre Top-Leistung abzurufen.
Diese “Veteranen” haben sich über die Jahre riesige Fangemeinden erspielt, und die Fans glauben weiter an ihre Idole. Aber die Zeit scheint vor keinem Halt zu machen, auch nicht vor dem “untötbaren Dämonenkönig Faker.”
Der wirkte schon bei den Worlds 2019 ungewohnt angreifbar, als er gegen “Europäer” verlor und ausschied, früher undenkbar.
Faker ist der Vorzeige-Spieler von LoL. Normalerweise gilt er als emotionslos und stoisch: eine LoL-Maschine, die 2013, 2015 und 2016 Weltmeister wurde. Umso mehr bleiben Bilder in Erinnerung, in denen er scheitert und Schwäche zeigt.
Fast besessen sind die LoL-Spieler vom “weinenden Faker”, als er 2017 das Finale gegen Samsung Galaxy verlor:
Jeder liebt den weinenden LoL-Gott vor den Worlds – 3 Videos inszenieren Faker
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Für mich ist die “1. Generation” längst in Rente, dazu zähle ich eher die ersten Stars wie Froggen, Dyrus, Alex Ich, Madlife, Xpecial, (Doublelift) und die jetzigen Owner Hotshot, Ocelote, Reginald, Xpeke.
Wolf, Faker und Uzi waren zu der Zeit völlig unbekannt.
Naja, ich denke das ist einfach ein wenig unglücklich formuliert. Es steht ja auch da, dass die ersten “LoL-Stars” nach und nach abtreten und ich denke, wenn man es wortwörtlich nimmt, kommt das auch hin. Die drei genannten waren einfach mit die ersten, echten Superstars in League. Faker war einfach ein Phänomen, mechanisch und im Kopf allen anderen Midlanern meilenweit voraus, mehrfache Worlds- und MSI-Siege und noch mehr Finalteilnahmen, dazu unzählige LCK-Titel. Uzi ist auch eine absolute Legende, bis zum letzten Jahr haben selbst die besten Botlaner der Welt noch zugegeben, dass sie panische Angst davor haben gegen Uzi zu spielen. Auch wenn er natürlich keinen so großen Trophäenschrank hat wie Faker.
Klar waren alle die du genannt hast, schon vor Faker und Uzi da. Bei xPeke gebe ich dir auch vollkommen recht: Worlds Sieger, mit Fnatic die EU LCS dominiert…aber der Rest?! Klar Froggen hat irgendwo Legenden-Status in der Szene, genauso wie Alex Ich, der damals mit Moscow 5 alles auf den Kopf gestellt hat, was man meinte über LoL zu wissen. Aber abgesehen von ein paar kleineren Turnieren und ein-zwei regionalen Titeln können die beiden relativ wenig vorweisen. Ocelote war wenn überhaupt nur ein maximal durchschnittlicher Spieler. Reginald, Dyrus und Xpecial haben die (damals wie heute) recht schwache nordamerikanische Szene geprägt und mit TSM dominiert…darüber hinaus aber auch eher wenig gerissen.
Ich verstehe wie gesagt, was du meinst und gebe dir auch durchaus recht, dass das die “echte” 1. Generation war, ich glaube aber es geht hier eher um die ersten richtigen, konstanten und internationalen Superstars…und das waren nun mal eher Spieler wie Faker, Bengi, Bang und Uzi als Ocelote, Hotshot und Madlife.
Mir ging es bei der doch recht wahllos aus dem Gedächtnis abgerufenen Aufzählung gar nicht mal um den Trophäenschrank, sondern eher um den Bekanntheitsgrad. Oce kannte man wahrlich nicht für seinen herausragenden Skill, aber umso mehr für seine Emotionalität und die Schals. Hatte der je 2x denselben an? Und bei Froggen denkt man direkt an 300CS in 20 Minuten, oder nicht? Oder “seine” Anivia. Forellenlords 3k Elo Shockwave, Wickd mit Irelia, Madlife auf irgendwas mit nem Hook. Doublelift, seine große Klappe… und Vayne. Imaqtpie, der verrückte Nerd.
Profis waren sie alle. Die haben LoL groß gemacht. Als die zweite Riege aus Korea kam war das Game längst die Nr. 1 der Welt. Kannte man die Jungs auch in Asien? Dunno, aber in NA und EU waren beinahe Alle prominent.
True story…Ohje, die Schals. Grauenhafte Erinnerungen 😀
Muss man als Person des öffentlichen Lebens aushalten können. Wenns einem nicht passt für schlechte Entscheidungen angefeindet zu werden, kann man ja immer noch Hausmann oder so werden.
Frage mich ja wie die das schaffen sich bis mitte 20 so zu zerlegen?
Ich meine Fußballspieler näht man auch noch bis mitte 30 und darüber zusammen und da fällt es mir etwas schwer zu verstehen was da beim Zocken so dermaßen kaputt gehen soll das es irreparabel wäre.
Gleichwohl kann ich das schon verstehen wenn die Leute irgendwann einfach die Schnauze voll haben, wenn das dann auch noch als Beruf hast…puh. Fände ich für mich schwierig und würde das wohl nicht sehr lange machen können. -.^
Was man so mitbekommt, ist der Lebensstil, den viele pflegen, extrem ungesund. Nur Zocken, wenig Bewegung, wenig Schlaf, wenig Entspannung, kein Ausgleich, schlechte Ernährung.
Die fangen grade an, da Fortschritte zu machen. Aber das war offenbar bei vielen so, wie man sich die schlimmsten Sweatshop/Gamer-Klischees vorstellt.
Und es ist wohl eine geistige Belastung. Viele machen einfach mental schlapp. Es haben jetzt auch einige aufgehört, die sagen, sie können einfach nicht mehr. Die haben Angststörungen, zu viel Druck, zu viel Stress.
Grade Südkorea – die Fans sind da irre.
So wie ich das verfolge, gehen die Profis-Teams jetzt erst dazu über, das alles besser zu verstehen und zu berücksichtigen. Jetzt fangen die Leute an, auch mal zu wechseln und sich Auszeiten zu nehmen.
Aber so jemand wie Faker – da würde man in anderen Sportarten sagen: Der ist gnadenlos überspielt, denke ich.
Profi-Fußballer haben heute eine perfekte Betreuung auf Top-Niveau. Das fängt bei E-Sportlern grade an. Ich geh mal davon aus, wenn ein Sportmediziner sich anschauen würde, wie einige Profi-Teams trainieren und leben, würde der alles umstellen.+
Es gibt jetzt sicher einige Teams, die das verstärkt angehen und die da eine Übersicht haben. ABer E-Sport war lange Wilder Westen, wo auf sowas wenig geachtet wurde. Das kann man aus den Berichten grade von asiatischen Spielern so rausziehen.
Da würde ich mich anschließen.
Das mit den Fußballspielern stimmt zwar auch, aber wie gesagt bekommen die eine viel bessere Betreuung und haben weniger Konkurrenz. Jede andere Sportart hat viel mehr “Topteams”, beim Fußball z.b. deutsche, englische, spanische, italienische Liga. Es gibt mit Sicherheit um die 50 Teams die zu den Topteams gehören. Bei League sinds vielleicht 10?
Da bist einfach sofort weg vom Fenster.
Außerdem braucht man bei League wenig Zeit um reinzukommen, schau dir z.B. den kleinen Bruder von Viper an. Spielt drei Jahre und ist dann Challenger?
Sowas gibt’s bei den klassischen Sportarten nicht dass jemand mit 20 anfängt Fußball zu spielen und dann mit 24 in der Bundesliga ist.
Da gibt’s vielleicht 18- jährige, aber die spielen schon seit sie laufen können. Solange gibt’s League noch gar nicht.
Wundert mich selber gerade wie wild es da abgeht.
Sehe ich ähnlich. An vielen Stellen ist man auf einem guten Weg, aber noch lange nicht dort angekommen, wo man einen Spieler wirklich nachhaltig 10 Jahre lang auf wirklich hohem Niveau beschäftigen kann. In Europa und vor allem in League steht man da noch recht gut dar. Schaut man da zu anderen Titeln rüber, sieht das Ganze noch komplett anders aus.
Bestes Beispiel ist dafür eigentlich die Season 1 der Overwatch-League: Ein gnadenlos überladener Spielplan, viel zu viele Matches mit regulärer Season und Playoffs, unfassbar viele, ausgebrannte Spieler….zu diesem Zeitpunkt gab es die Worlds, die LCS usw. schon seit gut 8 Jahren. Von daher sollte man zu dem Zeitpunkt, zu dem man eine Season mit 40 regulären Matches pro Team, vier Stage-Playoffs und einer großen Season-Playoff plant, eigentlich schon wissen, wie sich eine solch hohe Belastung auf den Körper und den Geist auswirkt. Obwohl so unfassbar viel Geld in diesem Franchise steckt (sowohl beim Veranstalter, als auch bei den Teams) hat kaum jemand sich irgendwie Gedanken über die Gesundheit der Spieler gemacht. Klar könnte man jetzt sagen, dass ein LEC-Topteam bspw. pro Jahr mit Playoffs, Finals, Worlds und MSI auch ganz locker auf weit über 40 Matches kommt. Allerdings dauern diese jeweils nur rund 30-40 Minuten. In dieser Zeit kriegt man in OW, wenn man Glück hat, zwei Maps gespielt. Da jedes Match über 4 Maps gespielt werden, sind diese also gut doppelt so lang, nicht selten sogar noch länger. Dazu kommt, dass die Belastung in Overwatch eine ganz andere ist als bei League: Während du in LoL zwar auch sehr angespannt und konzentriert bist aber auch sehr viele ruhigere Phasen im Spiel hast in denen du farmst, verschiebst, Vision oder Prio aufbaust, ist ein Overwatch Stress pur. Egal auf welcher Map gespielt wird, es gibt immer einen Timer, das Spiel ist brutal schnell und es gibt quasi permanent Teamfights. Man hat bei der Gründung der OWL nicht verstanden, dass man den Modus, den Spielplan und natürlich auch die Teaminfrastruktur und das Personal an diese Form der Belastung anpassen muss…und das zeigt eigentlich wie wenig viele Leute, die es eigentlich besser wissen sollten, eigentlich über die Branche wissen.
Und ja, die Koreaner spinnen. Das geht da nicht nur im eSport so zu, sondern auch im K-Pop. Bin da nicht firm in der Szene, aber gibt da ein recht informatives Video (https://www.youtube.com/watch?v=Rv_pe39MSuo) zu, wie gandenlos junge Menschen dort verheizt werden.
Hätte jetzt gerade weil die Koreaner so hart drauf sind gedacht das die da mehr in Richtung profi Betreuung gehen und nicht das die da die “Kids” (sind ja durchaus sehr jung) da im Nerdmode einfach machen lassen.
Man kann ja auch durchaus monotone ungesunde dinge tun … sofern man das dann mit Sport/Physio und co alles ausgleicht.
Gab es nicht mal bei einem US ESport Team für sowas stress, weil die sich da zugemüllt haben und nur am Rechner hingen? Meine da war mal was… -.^
Das ist zwar alles richtig so, allerdings muss man sich mal anschauen, wie die Bewegungsmuster beim Fußball sind und wie die Bewegungsmuster beim eSport sind. Der Mensch hat sich über Jahrtausende daran angepasst, dass er beispielsweise viel und lange auf den Beinen ist. Natürlich ist die Belastung beim Fußball eine andere als die, die unsere Vorfahren beim Jagen und Sammeln erfahren haben, aber sie sind sich schon relativ ähnlich. So steckt ein gesunder Körper, wenn keine gravierenden Verletzungen dazu kommen, relativ easy 20 Jahre Profifußball weg. Die Bewegungsmuster beim eSport, vor allem mit Maus & Tastatur sind ganz anders. Unsere Schulter, Arme, Hände, inkl. aller Gelenke sind einfach nicht darauf ausgelegt 70 Stunden in der Woche eine solch monotone Bewegung durchzuführen.
Mal abgesehen davon, dass der Grat zwischen durchschnittlichem Profi und absoluter Spitzenklasse im eSport viel, viel, viel, viel, viiiiiel kleiner ist als bspw. im Fußball. Ich vergleiche das gerne mit einem filigranen Automatikuhrwerk. Während eine Ungenauigkeit von 1 mm im Uhrwerk fatale Folgen haben kann und dazu führen kann, dass das Uhrwerk nicht läuft, hast du bei einer gröberen und größeren Mechanik eine viel, viel größere Toleranz. Genauso entscheiden höhere Reaktionszeiten von einer Sekunde im eSport oft über Sieg oder Niederlage, während das im Fußball u.U. gar nicht auffällt.
Oh neim, imma han Faker die pech