Ich wollte ein niedliches Spiel auf Steam spielen, dann habe ich meine Mitbewohner zerhackt und gekocht

Ich wollte ein niedliches Spiel auf Steam spielen, dann habe ich meine Mitbewohner zerhackt und gekocht

Mit Freunden kochen ist etwas Tolles. Aber auch die Freunde selbst zu kochen, kann schön sein. Hmm, leckeres Fleisch!

Ihr kennt mich ja inzwischen ein wenig. Wenn mich auf Steam eine Visual Novel oder ein Spiel anlächelt, das gleichzeitig die Tags „Cute“ und „Pyschological Horror“ hat, dann werde ich hellhörig. Daher war es auch nur eine Frage der Zeit, bis ich mir „Cooking Companions“ anschauen musste.

Der Beginn der Handlung ist leicht erklärt. Unser Protagonist, den wir verkörpern, ist zusammen mit 4 Freunden in einer Hütte im Wald:

  • Die rothaarige, etwas aufbrausende Karin, die ihre sensible Art versteckt.
  • Die junge Mariah mit einem großen Herz für Tiere.
  • Der besserwisserische und ängstliche Anatoly mit jeder Menge Allergien.
  • Der etwas simple, aber starke Gregor, der die Gruppe beschützen will.

Während die anderen ihre Freizeit in der Natur verbringen und etwa nach Beeren oder Pilzen suchen, muss ich in der Hütte zurückbleiben und das Abendessen vorbereiten.

Unterstützt wird man dabei von 5 niedlichen Nahrungsmitteln mit Gesichtern, die viel zu gut gelaunt sind. Diese „Chompettes“ präsentieren mir tolle vegane Gerichte und ermahnen mich aber gleichzeitig dazu, dass ich sie selbst nicht zu Speisen verarbeiten darf. Das Brot macht immer wieder dumme Wortwitze, während die Zwiebel mir irgendwelche Weisheiten zu verschiedenen Gemüsesorten verrät.

Zusätzlich dazu können wir jeden Tag einen Raum untersuchen. Dabei lohnt es sich, Objekte mehrfach zu durchsuchen. Denn wenn man etwa den „staubigen Ofen“ mehrfach durchsucht, findet man kleine Hinweise oder die niedliche Zeichnung eines Kindes.

Doch wie so oft läuft nicht alles nach Plan. Recht bald beginnt es zu regnen. Leider bleibt es nicht bei einem kleinen Schauer, sondern es entwickelt sich zu einem Dauerregen, der die Region überschwemmt. Oder anders gesagt: Meine vier Freunde und ich sitzen in der Hütte fest. Die Nahrungsmittel schwinden. Schon bald bleibt nur noch eine angeschimmelte Scheibe Brot, die wir uns zu fünft teilen.

Nach und nach beginnt die anfänglich so niedliche Fassade zu bröckeln.

Der Hunger wird immer größer, aber das flutartige Gewitter hält an. Jemand muss Hilfe oder Nahrung suchen. Die Wahl fällt am Ende auf Mariah.

Cooking Companion Karin
Karin tröstet uns nach einem Albtraum. Die Gestalt am Türrahmen kann man getrost ignorieren.

Doch die Gespräche sind seltsam. Obwohl wir eigentlich nur davon sprechen, dass Mariah draußen nach Lebensmitteln suchen soll, wirken die Verabschiedungen so endgültig. Alle sind den Tränen nahe und als Mariah nach draußen geht, ahne ich bereits, dass sie nicht mehr zurückkommen wird. Das wird auch „ganz leicht“ dadurch angedeutet, dass das Spiel mir in dickster Capslock-Schrift sagt: „MARIAH HAT DIE HÜTTE VERLASSEN.“

Als der Hunger am Tag darauf noch größer geworden ist, entscheide ich mich, ein Stück Fleisch aus meiner Geheimreserve zu holen, damit alle zumindest ein bisschen was im Magen haben.

Die Dialoge bleiben weiterhin sonderbar. Denn als Karin mich zur Rede stellt, dass ich ihr „erklären soll, wo das Essen herkommt“, erkläre ich es ihr. Genau so. Denn das Spiel sagt einfach nur „Du erklärst es.“ und lässt mich dabei selbst noch im Ungewissen, was gemeint ist.

Gut, sind wir ehrlich. Jeder, der in den letzten 20 Jahren zumindest ein wenig Horror konsumiert hat, weiß ganz genau, was hier vorgefallen ist: Mariah wurde getötet und ihr Fleisch vom Protagonisten als Mahlzeit verarbeitet. Das ist spätestens jetzt relativ offensichtlich und doch erst der Beginn dieser Reise.

Cooking Companions ist niedlich. Und richtig creepy. So wie dieser Song:

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Denn während nach und nach immer drastischere Entscheidungen gefällt und gute Freunde zerstückelt und gekocht werden, hat euer Charakter immer schlimmere Albträume, die sich langsam mit der Realität vermischen. Da sind Stimmen, die Überall in der Hütte leise zu hören sind. Kleine Bewegungen in der Ferne des Waldes.

Cooking Companion Children
Was es mit diesen Kindern auf sich hat, erfährt man erst in einem späteren Durchlauf.

Und dann sind da natürlich noch die Chompettes, die sprechenden, fröhlichen Nahrungsmittel, die sich durch die Mauselöcher in den Hauswänden bewegen und offenbar ihre ganz eigenen Pläne verfolgen – und am Ende vielleicht gar nicht so ein niedliches Element sind, wie man das ursprünglich dachte.

Das „Schöne“ an Cooking Companions ist, dass man nach den rund 90 Minuten des ersten Durchlaufs nicht wirklich fertig ist. Zwar behauptet das Spiel, dass man nun ein „New Game+“ beginnen kann – aber es ist so viel mehr. Die Geschichte wird aus anderen Perspektiven, in anderen Zeiten und mit deutlich mehr Horror weitererzählt. Von der Niedlichkeit ist am Ende gar nichts mehr übrig.

Verstörende Bilder, grausame Hintergrundgeschichten und der eine oder andere gut gewählte Jump-Scare machen das Spiel zu einer tollen Erfahrung, die man auf jeden Fall nachts in einem dunklen Zimmer erleben sollte.

Wer schon „Doki Doki Literature Club“ mochte, der wird an „Cooking Companions“ eine ähnliche (leicht pervertierte) Freude haben.

Ob man den Preis von knapp 13 € für angemessen hält, muss wohl jeder und jede für sich entscheiden. Mir war es das Geld auf jeden Fall wert – andere warten vielleicht auf den nächsten Steam-Sale und holen sich das Spiel dann zum vergünstigten Preis.

Ein letzter Tipp: Tabbt niemals zu lange „aus dem Spiel raus“ – denn was für Geräusche dann nach einer Weile zu hören sind, hat mich fast in den Wahnsinn getrieben.

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