Steam: Ich begann als einsamer Wikinger – 400 Jahre später hab ich halb Europa, 12.300 Nachkommen und ein Problem

Steam: Ich begann als einsamer Wikinger – 400 Jahre später hab ich halb Europa, 12.300 Nachkommen und ein Problem

Unser Autor Schuhmann hat sich in eine Partie des Strategie-Spiels Crusader Kings 3 auf Steam verstrickt und es leicht übertrieben.

Die schwedischen Strategie-Genies von Paradox sind stolz darauf, dass kaum wer ihre Spiele zu Ende spielt. Ich passe als Spieler perfekt dazu, weil ich es liebe, den Anfang von Strategiespielen so lange zu perfektionieren, bis alles nach Plan läuft – also nach meinem Plan.

Aber in einer Partie beim Dynastie-Simulator Crusader Kings 3 hab ich den Fehler gemacht, nicht nach 50 Jahren aufzuhören und von vorne anzufangen. Sondern ich hab das Spiel weit ins Endgame gespielt. Und das sollte man einfach nicht tun.

Aktuell verfolge ich bei Crusader Kings 3 immer einen bestimmten Ablauf. Der Plan ist:

  • Ich startet als Wikinger-Graf im Südwesten Norwegens, erobere die Westküste, halte mir den verdammt Björn Ironside (Titelbild aus der Serie Vikings) und Ivar den Knochenlosen vom Hals, sichere mir langsam meine Machtbasis und baue die Wirtschaft auf, bis die beiden Söhne Ragnars endlich tot sind
  • Nun plündere ich England so lange, bis ich zum Wikiniger aufsteige, besetze möglichst viele Herzogentümer mit meinen eigenen Söhnen und Enkeln und baue die Isle of Man zu einer Piratenfestung aus
  • Dann gründe ich meine eigene Religion und eigene Kultur, setze massenhaft Nachkommen in die Welt und erobere nach und nach mit ihnen Norwegen, Dänemark und England, um das Kaiserreich „Nordsee“ zu errichten

Das ist eigentlich der Plan. Normalerweise geht aber irgendwas schief, etwa bei einer Generationenübergabe:

  • Der neue „Super-Erbe“ wird nach 2 Sekunden von einem wütenden Onkel ermordet, der sich übergangen fühlt
  • Man macht irgendeinen Flüchtigkeitsfehler bei der Erschaffung der Religion (via gamestar) und hat nun statt 4 Frauen, plötzlich nur eine und 3 zänkische Konkubinen
  • Oder ein Typ wirft seinen Unrat einfach über den Balkon, man wird vom Nachttopf am Kopf getroffen und endet als sabberndes Kaiser-Ding, das nur noch auf seinen Tod warten kann

Doch in einem Spiel ist nichts davon passiert, alles lief nach Plan. Erst Wikinger und die Isle of Man, dann die Nordsee, schließlich ganz Großbritannien, Finnland, Lothringen, Frankreich.

nordsee
So sieht mein Reich nach 400 Jahren aus. Die Mongolen sehen nur stark aus – militärisch sind sie 1:12 unterlegen.

200 Jahre vorm Spielende geht Crusader KIngs 3 die Puste aus

Dadurch, dass ich in jedes eroberte Gebiet einen Nachkommen setzte und ich alle möglichen Fruchtbarkeits-Boni für meine Dynastie aktiviert habe, ist aus meinem einsamen Charakter, mit dem ich als Graf das Spiel begann, nach 400 Jahren eine Dynastie von über 12.000 Leuten gewachsen, die sich auf 177 Häuser verteilt haben.

In Crusader Kings 3 haben Provinzen ein Entwicklungs-Level von 0 bis 100 (Maximum): Schon 200 Jahre vorm Spiel-Ende ist das Kerngebiet um London herum ausgereizt:

entwicklung.11

Theoretisch geht das Spiel noch 190 Jahre lang bis 1453, aber durch meine Spielweise ist es eigentlich jetzt schon fertig.

Ich hab die Entwicklung der Hauptstadt in London durch zig Boni im Spiel so beschleunigt, dass sie schon lange am Maximum von 100 angelangt ist.

Mein Familienstammbaum ist ohnehin schon lange eskaliert. Mein aktueller König hat 26 Kinder. Allein sein Erstgeborener hat ihm 15 Enkel und 29 Urenkel beschert. Insgesamt hat die Dynastie 12.302 lebende Nachkommen.

Ein sehr, sehr kleiner Ausschnitt des Stammbaums:

stammbaum

Dynastie-Eigenschaften machen das Spiel immer leichter und unrealistischer

Auch der Dynastie-Baum ist seit langem voll ausgefüllt; viele Innovationen gibt es nicht mehr zu entdecken. Geld spielt schon seit 300 Jahren keine signifikante Rolle mehr.

Der Dynastie-Fortschritt macht das Spiel mit zunehmender Dauer immer leichter und unrealistischer.

Zu Beginn eines Spiels ist es so:

  • gutes Personal ist nur schwer zu bekommen – über einen Verwaltet mit Skill 15 freut man sich schon
  • es gibt kaum “besondere Figuren” mit genetisch positiven Eigenschaften, sodass die wenigen starken Figuren herausstechen. So zielt man darauf Harald Schönhaar und Rollo aus der Serie Vikings irgendwie in sein Team zu holen
  • dazu sterben Leute früh, Kinder gehen häufig in den ersten Lebensjahren drauf, auch mit Mitte 20 erwischt es mal einen hoffnungsvollen Spross, weil er vergiftete Pflanzen isst oder weil ihm ein Berserker den Kopf abreißt – älter als 55 werden nur wenige
  • Zudem bauen ab 50 Jahren die Kämpfer stark ab, rosten ein, müssen durch Jüngere ersetzt werden
  • es gibt nur wenige besondere Artefakte, ein blaues Schwert ist schon ein fantastischer Fund, der den König auf Jahre viel stärker macht
nix-mehr-zu-tun
Der Dynastie-Baum ist schon Jahrhunderte vorm Spiel-Ende komplett.

Das ändert sich aber durch den Dynastie-Fortschritt im Laufe des Spiels:

  • Es gibt nur noch Charaktere mit außergewöhnlichen Fertigkeiten – jeder ist stark wie Herkules, ein Genie und wunderschön
  • Charakter werden schon mal 85 bis 100 Jahre alt
  • die Welt wird zivilisierter und dadurch beständig harmloser
  • das Alter macht die Charaktere stärker statt schwächer, man rennt dann mit 95-jährigen Königen herum, die als Ritter fast unbesiegbar sind, zumal sie noch die besten Artefakte im Spiel tragen
alte-champions
Im Endgame hat man 80-jährige Könige, die als Ritter alleine Hundertschaften vernichten können.

Gleichzeitig hat sich das Spiel, obwohl ich einen ordentlichen PC für 3.800 € besitze, extrem verlangsamt: Ein Jahr, das früher in 20 Minuten verging, dauert jetzt 2 Stunden.

Auch Crusader Kings 3 hat also, wie die anderen großen Strategie-Spielen das Problem: Man kann sie „perfekt“ spielen und die Welt erobern, aber das macht einfach keinen Spaß.

Hilft wohl nur, eine neue Partie zu beginnen und sich kleinere Ziele zu setzen, etwa auf Erfolgs-Jagd zu gehen.

Du kannst in Victoria 3 als Deutschland die Welt erobern – Doch es macht selbst auf einem PC für 3.800 € keinen Spaß

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Hiramy

Wow hab richtig lust bekommen auf das Spiel. Ob das mein PC aus 2015 schaffst? Puh.. Probieren geht über studieren.

Ich möchte mich bedanken, dass ihr in dem Artikel nicht gegendert habt. Ist aber sicherlich auch dem Thema geschuldet (Männerdomäne im Spiel). Mich als Frau freut es aber, da es sich so viel leichter und flüssiger liest. 🙂

LG Hiramy ☆

Muedebaer

In dem Bericht sind ultra viele Flüchtigkeits Fehler. Würde da nochmal drüberlesen. ✌🏼

MP

Warum nicht den AGOT Mod Spielen? 🙂

Zid

haha, ich hatte auch schone eine ähnliche Karte, wobei ich nicht so viele Nachkommen gezeugt habe, da die Performance dabei schon sehr leidet. Eine ganz besondere Freude bei einem solchen Game ist es wenn man versehentlich den Dynastiebaum anklickt. Bei 12000 crasht der doch mit Sicherheit das Game, oder? Der lagt ja schon bereits bei knapp 100.

Ich spiele auch gerne mit den Vikingern und sehe dann zu ganz Europa zu unterwerfen. Bei mir ist die Ausgangsfestung jedoch nicht die Isle of Man, sondern meiste ein schneller Zwischenstopp in Rom um diesen nerfigen Paps loszuwerden, bevor der noch dauernd Kreuzzüge gegen mich und meine absolut kultiverte Religion, die nur hin und wieder Menschen opfert, organisiert.

PS: Auf deiner Karte besteht aber noch potential in Portugal. Der gelbe Fleck da im Westen, würde mich ja stören 😉

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