Seit einigen Tagen ist Galactic Civilizations 4 (PC) raus. Tester vergleichen es mit dem SF-Epos Stellaris von Paradox und sehen wenig Innovation. MeinMMO-Autor Schuhmann aber hat seine Lieblings-Rasse gefunden: Die Mimot sind eine Bande von süßen und gefräßigen Monstern, die harmlos tun, dann aber die Galaxie überrennen. Und genau das macht den Reiz aus.
Was ist das für ein Spiel?
- Galactic Civilization ist ein klassisches 4X-Strategiespiel „Explore, Expand, Exploit, Exterminate“ wie Civilization 6 oder Stellaris. Man startet mit einem Planeten und wenigen Schiffen und arbeitet daran, ein Space-Imperium aufzubauen. Dabei trifft man rasch auf andere Alien-Rassen: Wie geht man mit ihnen um?
- Das Spiel erschien am 26. April für den PC und da auch nur für den Epic Game Store. Auf Steam ist es noch nicht draußen.
- Kritiker geben dem Spiel auf Metacritic nur relativ schwache 69 %. Der Hauptkritik-Punkt: zu wenig Innovation.
Ein irgendwie schräges Spiel:
Viele Vergleiche mit Stellaris, bei denen Gal Civ IV mies abschneidet
Was wird an dem Spiel kritisieren? Tester, die sich mit Galactic Civilization 4 beschäftigen, sagen: Das Spiel sei handwerklich schon okay, mache aber zu wenig radikal Neues. Es sei letztlich nur „größer, glatter und hübscher“ als seine Vorgänger.
Dem Spiel fehle irgendwie ein Kick, um es aufregender und innovativer zu machen.
Die GameStar nutzt Galactic Civilization IV, um zu unterstreichen, wie irre gut Stellaris von Paradox nach gefühlt 98 DLCs mittlerweile ist (via gamestar).
Das ist generell ein Problem, unter dem alle neuen Strategiespiel derzeit leiden: Die “letzte Generation” von Strategie-Spielen hat über Jahre so viele DLCs erhalten, dass neue Spiele zu simpel und irgendwie lahm aussehen. So geht’s auch Total Warhammer 3:
Jeder Strategiespieler hat mindestens einen schrägen Tick – Das ist meiner
Diesen Tick habe ich bei 4X-Spielen: Ich habe intensiv den Vorgänger, Galactic Civilization 3 gespielt, und hatte anfangs auch das Gefühl, dass mir der 4. Teil nicht viel Neues bietet.
Aber ich hab einen typischen Strategie-Spieler-Tick. Ich neige dazu, Strategie-Spiel mit einer Rasse zu spielen, die das Gameplay radikal verändert:
- Bei Civilization 6 spiele ich ausschließlich China und nehme mir grundsätzlich zum Ziel, jedes einzelne Wunder zu bauen, das es überhaupt nur gibt. Sobald irgendein ein anderer ein Wunder baut, bin ich tödlich beleidigt und beende die Kampagne.
- In Stellaris spiele ich eine irre Borg-Rasse, die Eroberungs-Mechaniken und die Diplomatie ignoriert und ausschließlich alle anderen Völkern unterjochen und assimilieren will – Widerstand ist zwecklos
- Bei Crusader Kings 3 versuche ich in Irland den Übermenschen zu züchten
- Bei Galactic Civilization 3 spielte ich die seltsame, auf Silikon basierende Rasse Slyne, die keine Nahrung braucht, sondern sich von Mineralien ernährt – Daher hatte ich eine wichtige Game-Mechanik überhaupt nicht auf dem Schirm, was ich aber erst viel später merkte
Intelligente Bäume beleben tote Planeten wieder – Oder dient ihr lieber Space-Jesus?
Das macht für mich den Reiz von Galactic Civization 4 aus: Beim Durchklicken der spielbaren Rassen des neuen Spiels im Epic Game Store sah ich die üblichen Verdächtigen:
- Eine Krieger-Rasse wie die Klingonen
- irre Händler á la Ferengi
- auch seltsame Steinmonster, die Onyx Hive, waren wieder da
Dazu eine alles verzehrende Spinnen-Rasse, natürlich Cyborgs und zwei lahme Menschenrassen, bei denen ich mich echt frage, wer zum Geier die nur spielt. Die eine fängt sogar auf der “Erde” an und hat den “Mars” gleich daneben. Wie lahm ist das denn bitte?
Letztlich blieb mein Blick an den Krynn haften: Das ist eine Art religiöse Sekte, deren Stärke es ist, andere Welten „friedlich“ zu erobern, indem sie ihren Einfluss so weit ausdehnen, dass sie deren Planeten „Culture flippen“ und so übernehmen.
Da hatte ich doch meine Art zu spielen gefunden, dachte ich!
Letztlich war mir das rein passive Ausbauen meiner Welten aber zu lahm. Zumal sich bestimmte Rassen explizit dagegen weigern, sich meiner coolen neuen Religion anzuschließen. Angeblich brauchen Cyborgs gar nicht meinen Space-Jesus. Diese Narren!
Nach den Krynn probierte ich „Baratak Grove“ aus und konnte mit denen sogar gewinnen: Das ist eine Rasse intelligenter Bäume, die als einzige im Spiel „tote Planeten“ mit einem Samen wiederbeleben kann. Eine absolute OP-Mechanik.
Denn diese eigentlich nutzlosen toten Planeten werden nun zu fruchtbaren Kolonien, welche die eigenen Hauptplaneten unterstützen und entlasten. Das sorgte für einen so starken Vorteil, dass ich zum Sieg marschierte, weil ich einfach mehr aus meinem Fleckchen Weltall rausholte als alle anderen.
Die Mimot Brotherhood knuddelt die Galaxie tot
Dieses Volk hat es mir letztlich angetan: Die „Mimot Brotherhood“ sieht eigentlich wie ein Witz aus und ähnelt Miniatur-Ewoks. Andere Alien-Rassen begrüßen sie gern mit: „Unterschätzt uns nicht, wir sind nicht nur knuddelig, sondern auch unheimlich süß.“
Aber irgendwie muss an dem Volk schon was dran sein, denn es heißt, sie hätten sich auf einem Planten gemeinsam mit 4 anderen intelligenten Spezies entwickelt, sind heute aber die einzig überlebende Art. Wenn ein Mimot richtig fies sein will, sagt er: “Du erinnerst mich an eine der Rassen, die sich mit uns zusammen entwickelt haben.”
In der Lore heißt es: Die Rasse sei für ihren unheimlichen Fortpflanzung-Drang bekannt und für ihren nussigen Geschmack, eignen sie sich doch für aggressive Alien-Rassen als Notration in schlechten Zeiten.
Als ich mit der Mimot Brotherhood begann, dachte ich erst, die Rasse müsse buggy sein. Denn jedes Schiff, das ich baute, war plötzlich 2-mal da. Die paarungswütigen Fellmonster haben als Volksfähigkeit, dass jedes Schiff, das sie bauen, doppelt spawnt, allerdings mit 25 % weniger Lebenspunkte.
Überhaupt sind die Mimot ein seltsames Volk, denn in ihre Factions kann man Anführer für spezielle Boni stecken, die dafür sorgen, dass sich das Volk zwar irre schnell vermehrt, aber auch wie verrückt futtert.
Die Rasse ist offenbar total verfressen und rammelsüchtig. Wo man mit anderen Rassen mühsam sehen muss, dass man Bevölkerungs-Einheiten findet, um neue Kolonien oder Außenposten zu errichten, sind neue Knuddler bei den Mimots im Überfluss vorhanden.
Dazu kommt, dass die Klasse einen Diplomatie-Bonus hat und auch über relativ hohe “Social-Werte” verfügt, wodurch man Mimot leicht zu Botschaftern machen kann, um Gegner einzulullen, während man sich vermehrt und aufbaut.
Erst knuddeln und dann alles fressen
Die Kombination der Fähigkeiten führt zu einer spannenden Strategie:
- Statt langsam aufzubauen und sich Zeit zu lassen,
- haut man bereits früh massiv Kolonien raus, während man versucht, sich mit anderen Aliens knuddelig gut zu stellen und harmlos zu tun, um nicht gefressen zu werden,
- weil man doppelt so schnell expandiert wie alle anderen, ist der Sektor rasch mit Mimots besetzt
- und dann überlegt man, ob man nicht den Spieß umdreht und die Nachbarn verspeist, die sich in Sicherheit wiegen.
Das führt zu einer total expansiven Strategie, bei der ausgerechnet das knuddeligste Volk ständig mehr Raum zum Expandieren braucht.
Das genaue Gegenteil der Mimot sind die Cyborgs Yor – die vermehren sich gar nicht. Jede neue Bevölkerungs-Einheit muss neu gebaut werden.

Das gefällt mir so an 4X-Spielen: Auch wenn Galactic Civilization 4 wegen „wenig Innovation“ verpönt ist, bringt es genau das, was mit an 4x-Spielen gefällt:
Viele 4X-Spiele haben so einzigartige Rassen, dass sich das komplette Spiel verändert, wenn man sie wählt. Manche Mechaniken werden gar nicht genutzt, andere werden unheimlich wichtig.
Auch wenn Galactic Civilization 4 nur mäßige Reviews erhält, die Kuschelmonster haben es mir angetan.
MeinMMO-Autor Schuhmann steht neben MMORPGs vor allem auf Strategie-Spiele:
In meinem Spiel des Jahres hab ich 14 Kinder, 4 Frauen und bin Kaiser von Irland
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.
wie ist das spiel denn wenn man es völlig isoliert betrachtet?
ich habe nie ein spiel dieser art gespielt, fehlende innovation würde ich gar nicht bemerken.
welches spiel wäre da das passende?
Für diese ganzen “Grand Strategie”-Spiele gilt eigentlich, dass sie eine extrem steile Lernkurve haben und sehr technisch sind, weil bestimmte Spiel-Ideen sich dann in Statistiken und Boni weiderfinden und man sich in die Spiele erst reinarbeiten muss, bis man die Grundkonzepte versteht.
Die ganzen Spiele haben dann bestimmte Muster, nach denen sie funktionieren.
Wenn man was sucht, um damit einzusteigen, würde ich wahrscheinlich Civilization 6 empfehlen. Das ist so der Klassiker und wenn man das verstanden hat, geht der Rest.
Die “Total War”-Spiele sind auch gut, wenn man selbst ein bisschen Action will.
Die Paradox-Spiele (Steallaris/Crusader Kings) und auch Galactic Civilization sind eher schwierig zum Start, denke ich.
Total War würde ich nicht unbedingt als Einsteiger empfehlen. Die Echtzeit-Kämpfe dort sind extrem komplex. Das ist für Anfänger schlicht überwältigend. Man kann die zwar auch im Auto-Kampf lösen lassen, aber da verliert man in der Regel mehr als wenn man es manuell auskämpft.
Civilization 6 finde ich tatsächlich ein sehr guter Einstieg. Rundenbasierte Strategiespiele finde ich persönlich einfacher zu händeln und die Tutorials dienen als sehr guter Einstieg. Zudem ist dort der Fokus nicht (nur) der Kampf, sondern eher der Aufbau und die Expansion der eigenen Civilisation. Bonus: Wenn man auf englisch spielt, begrüßt einen Sean Bean (Boromir, Ned Stark) bei jeder neuen Forschung.
@MeisterSchildkröte
Ich denke Total War ist im Ausbauen wirklich relativ rudimentär und deshalb ein ganz guter Einstieg. Das sind auch einfach sehr cinematische Spiele.
Die Echtzeit-Schlachten … ich finde, man kann da wenig falsch machen. Klar, gibt’s dann komplexe Feinheiten, aber mit einer Bande Orcs auf eine Bande Bauern klicken und sehen, wie die Orcs sie wegschnetzeln – das kriegt man hin.
Die Spiele fangen ja alle sehr klein an und erklären ganz genau, was man machen muss.
Wenn du mit Crusader Kings 3 anfängst oder jetzt auch mit Gal Civ 4: Das ist einfach mega-schwer reinzukommen, weil die Spiele schon von Runde 1 an, so viel Vorwissen voraussetzen.
Ich hab jetzt viel Europa Universalis 4 gespielt – das ist halt so technisch in den Details, finde ich.
Aber, aber, aber meine Ji Infanterie findet keine Bauern, immer nur Zhanmajian Infanterie und sowas und sie findet es auch nicht so nett, wenn sie Orcs genannt wird 😛
Ich mochte Three Kingdoms auch gerne. 🙂
Aber denke die meisten haben bei Total War grade Warhammer vor Augen.
Wie stehst du zu Dune: Spice Wars? Das gilt ja als das ideale Einsteiger-4X-Spiel, vor allem wenn man das Dune-Universum mag.
Ich nehme denen immer noch übel, dass sie aus Dune ein 4x gemacht haben und kein RTS.
Hab ich leider nicht gespielt – muss ich vielleicht mal nachholen.
Ich bin für’s Erste mit Strategiespielen gesättigt, aber das klingt wirklich witzig und interessant. Behalte ich mal auf dem Schirm.