Ricardo Cardoso, der stellvertretende Chef einer Abteilung im Amt für Veröffentlichungen der EU, spielt offenbar gerne Call of Duty auf der PlayStation. Ein harmloser Tweet über seine Spiele-Plattform brachte ihm einen Shitstorm und eine riesige Diskussion ein. Die unbedachte Aussage wurde mitten in dem Streit um die Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft getätigt.
Worum geht es in dem Tweet?
- Anfang 2022 gab Microsoft bekannt, den Publisher Activision Blizzard für knapp 70 Milliarden US-Dollar kaufen zu wollen. Das wäre einer der größte Deal in der Geschichte des Gamings.
- Verschiedene Stellen weltweit prüfen aktuell, ob das alles kartellrechtlich überhaupt funktioniert. Großer Streitpunkt in der Sache: der Shooter Call of Duty. Konkurrent Sony fürchtet um CoD auf der PlayStation.
- Cardoso teilte auf Twitter mit, dass die Europäische Kommission daran arbeite, „zu versichern, dass wir Call of Duty auf anderen Konsolen spielen können (inklusive meiner PlayStation).“ Der Tweet löste eine riesige Diskussion aus.
Das ist die Reaktion: Innerhalb kurzer Zeit reagierten hunderte Nutzer auf den Tweet in über 1.800 Kommentaren, die oft dutzende weitere Kommentare nach sich zogen. Der Streit, welche Konsole die bessere sei, brennt schon seit Jahren. Cardoso hat mit seinem Tweet zu einem aktuellen Thema für mehr Zündstoff gesorgt.
Fans der PlayStation loben Cardoso für seine Aussage, sehen in dem Microsoft-Deal selbst sogar eine Gefährdung für die Industrie. Sie befürchten, dass die Firma hinter der Xbox nach einer Übernahme reihenweise Spiele von der PlayStation entfernen würde.
Auch große Namen beteiligen sich an der Diskussion. Ein Redakteur von IGN, Ryan McCaffey, erwähnt in seiner Antwort, dass der Xbox-Chef Phil Spencer bereits CoD auf der PlayStation zugesagt habe „solange es eine PlayStation gibt.“ (via Twitter).
Ärger gibt es auch um die Position, die Cardoso hier scheinbar bezieht. Man versuche, CoD auf der PlayStation zu belassen, aber tue nichts gegen die vielen Exclusives, die sich Sony auf der eigenen Konsole sichere, kritisiert Jez Corden, ein WindowsCentral-Redakteur (via Twitter).
Fans glauben, der neuste CoD-Teil, Modern Warfare 2, werde “eines der besten Call of Duty-Spiele”. Hier der Trailer zur Kampagne:
„Ich habe nichts mit der Fusion zu tun“
Einige Nutzer werfen sogar ein, dass durch eine solche Aussage durchaus die Integrität der Untersuchung gefährdet werden könne. Die EU sei offenbar nicht unbefangen, wolle eher die Rechte von Sony schützen, als nach einer gerechten Lösung zu suchen.
Cardoso verteidigt sich auf den Ansturm an Nachrichten mit einer Erklärung. In einem weiteren Tweet einige Tage später schreibt er:
Um das klarzustellen: Ich bin nicht in die Bewertung der Fusion involviert und arbeite nicht einmal in der Abteilung, die mit solchen Zusammenschlüssen arbeitet. Wie klar auf meinem Profil steht, sind meine Kommentare persönlich und keine Position der Kommission, welche ihre Entscheidungen auf Basis von Fakten und dem Gesetz treffen wird.
Ganz zufrieden sind die Nutzer damit allerdings nicht. In einer Antwort etwa heißt es: “Bevor man seine Meinung zu etwas so Wichtigem wie einer 70-Milliarden-Dollar-Fusion einwirft als Stellvertreter, der für die EU-Kommission spricht, sollte man seine Worte weise wählen. ‘Meine PlayStation’ anzuhängen im gleichen Satz, sendet eine falsche Botschaft. Just saying.” (via Twitter)
Die ganze Diskussion um Microsoft, Activision Blizzard, Sony und die Untersuchung schlagen immer wieder Wellen auf sozialen Medien. Schon bei der Untersuchung des Vereinigten Königreichs gab es Kritik daran, welche Argumente bei den Verhandlungen angeführt werden:
Sony stellt seltsame Forderungen an Microsoft aus Angst, dass sie Fans von Call of Duty verlieren
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The internet is offended again? 😱
Nicht nur das Internet. Erweckt nämlich, wenn man nur kurz hinschaut, den Anschein, als sei die EU-Kommission bei ihrer Bewertung der Fusion, nicht neutral. Was sie aber, als “Schiedsgericht” eigentlich sein müsste.
“Die EU” muss auch nicht neutral sein. Die zuständige Behörde und deren Abteilung, welche die Entscheidung trifft, sollte die Lage offen und neutral betrachten und dann eine Entscheidung treffen, welche die Interessen der EU und deren Bürger berücksichtigt.
Jo…daran lässt, wenn man nicht weiß, dass der Herr zwar bei der EU-Kommission arbeitet aber mit der Bewertung halt nichts zu tun hat, der Zusatz (“inklusive meiner PlayStation)” unter Umständen halt zweifeln.
Wenn man aber nicht genau hinsieht, sieht man da halt jemanden, der bei der Kommission arbeitet, darüber spricht, dass sich die Kommission die Übernahme ganz genau ansieht und dem es scheinbar wichtig zu sein scheint, klarzustellen, dass er auf seiner Konsole, ja auch weiter Call of Duty spielen kann, der also, wenn man da durchs Überfliegen Dinge miteinander vermengt, die eigentlich, bei genauerem Hinsehen, gar nichts miteinander zu tun haben, dem Anschein erweckte, die Bewertung anhand persönlicher Präferenzen zu treffen.
Trifft halt vor allem Leute die in Schlagzeilen denken. :shrug:
Der Zusatz ist halt maximal ungünstig gewählt. Vllt. auch nur mit der Maus ausgerutscht. 😂
Ich würde da jetzt auch nicht so viel hinein interpretieren.