Bei Call of Duty: Modern Warfare 2 kann man gerade schön sehen, welche Wörter im Englischen völlig okay und welche streng verboten sind. Für Außenstehende wirkt das schräg. So beleidigte der erfahrene Ex-Profi und Content-Creator Doug „Censor“ Martin einen Gegner minutenlang, nur bei einem Wort Schluss.
Wer ist der Profi?
- Doug „Censor“ Martin war früher mal eine große Nummer bei Call of Duty: 2011 gewann er einen Meistertitel bei Blackops. Heute ist er immer noch für Boston Academy aktiv, aber hauptsächlich ist er mittlerweile YouTuber und Twitch-Streamer.
- Als YouTuber fiel er immer wieder mit relativ krassen Videos auf, die sich darum drehten, wie er eigentlich die schönsten Frauen der Welt haben könnte, aber lieber Call of Duty spielt. Einmal kündigte er auch an, die vermeintliche Cheaterin Nadia zu enttarnen.
- Jetzt ist ihm aber ein Fehler unterlaufen, für den er sich entschuldigen muss. Er redete mit homophober Sprache auf einen Spieler ein, dabei benutzte er aber das eine homophobe Wort, das man im Englischen auf keinen Fall sagen darf.
Censor schimpft über Spieler, dem Cheaten vorgeworfen sind
Was hat er getan? In einem Live-Stream zu Call of Duty: Modern Warfare 2 am 16. Oktober hat Censor die Beherrschung verloren. Live auf Twitch ließ er sich aufs Übelste über einen Spieler aus, mit dem er ein Problem hat: Dem Spieler Kodo wurde Cheaten vorgeworfen, Censor war schon früher mit ihm aneinandergeraten.
Censor redete wütend auf Kodo ein: Er sagte dem Spieler, der sei mies im Spiel, „lutsche Schwänze“, sei eine Pussy. Er benehme sich so, als kenne er sich „mit dem Scheiß“ aus, wisse aber nichts.
Censor fragte dann, wem er folge, ob er ein „Brandon Dashy Dickrider“ sei. Denn genauso klinge er. Dashy ist ein CoD-Spieler für Optic.
Censor kriegte sich gar nicht mehr: Er respektiere den anderen überhaupt nicht, der sei eine „Bitch“ und eine „Pussy“, die sich verpissen soll. Er solle ihm auf Social-Media entfolgen, „you little fucking fa**ot.“
Doch an der Stelle war dann für Censor selbst eine Grenze erreicht: Bei dem Wort, das mit „fa“ beginnt, unterbrach er sich sofort selbst, macht ein Alarm-Geräusch und plapperte auffällig. Er sei ein Idiot, gab er zu.
Censor entschuldigt sich für das Wort – Dafür stehe er nicht
So ging es danach weiter: Nach dem Stream entschuldigte er sich in einem 2-minütigen Video für die Verwendung des „fa“-Worts. Das sei nichts, wofür er stehe und er habe das Wort auch nicht in seinem aktiven Sprachgebrauch.
Er wisse selbst, dass das Wort falsch ist und sei enttäuscht von sich. Es war ihm schon in dem Moment peinlich.
Das Wort zu verwenden, sei einfach falsch, und er will nicht, dass es andere verwenden, nur weil er es tut.
Ganze Sprache klingt homophob – aber bei einem Wort ist die Grenze erreicht
Das ist hier so seltsam aus unserer Sicht: Der Fall zeigt, wie absurd manchmal die Grenzen der politischen Korrektheit verlaufen und dass die Grenzen für Außenstehende nicht nachvollziehbar.
Die ganze Rede von Censor ist durchdrungen mit Worten, die irgendwie homophob klingen:
- „Bitch“ – ist ein abwertender Ausdruck für Frauen
- „Dickrider“ – wörtlich übersetz „Schwanzreiter“ ist jemand, der einem populären Ding oder einer Person gefallen will
- „Pussy“ – wird hier abwertend als „Weichei“ verwendet
- „Suck dick“ – ist ebenfalls eine homophobe Anspielung auf Oralsex bei einem Mann
Das sind im Prinzip alles Worte, die in irgendeiner Weise homophob belastet sind. All diese Worte spielen irgendwie mit der Idee, wie sich „ein echter Mann“ zu verhalten hat und dass Abweichungen davon falsch sind.
All diese Worte sind für Censor und offenbar auch seine Zuschauer vollkommen okay. Die kann man alle so verwenden. Nichts davon wird kritisiert.
Aber ausgerechnet das „Fa“-Wort ist ein so verbotenes Wort, dass hier sofort die Grenze erreicht ist und sich der Streamer dafür minutenlang entschuldigen muss. Von dem Wort wird nur als „Fa“-Wort gesprochen.
Für Nicht-Muttersprachler, die in einem anderen Kulturkreis aufgewachsen sind, ist es schwer nachzuvollziehen, warum andere Worte, die in unseren Ohren viel härter klingen, okay sind, aber dieses eine nicht.
Der Ukrainer s1mple hatte ein ganz ähnliches Problem: Der verwendete häufig ein russisches Wort, das für ihn völlig okay war, in den Ohren von Twitch aber eine bauwürdige Beleidigung darstellte:
Twitch bannt einen der besten CS:GO-Spieler der Welt – Der hat die Schnauze voll
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Beleidigungen sind nie richtig , aber er will ja den anderen ”schaden” zufügen. Was soll er denn sagen , er ist Unterbelichtet , du Dummkopf ?
Beleidigungen Enden am Ende immer in diese Richtung, das wird man leider niemals ändern können.
Er ist kein Politiker der sagen muss :
Entschuldigung das ich das jetzt sage aber das ist doof.
WoooooooW er hat Doof gesagt ohhh Nein
Du kannst doch Leute beleidigen, ohne auf homophobe Begriffe zurückzugreifen. Das ist wie mit “Hurensohn” oder den Beleidigungen, die irgendwelche Krankheiten verunglimpfen. Das muss halt einfach nicht so sein, weil daimt nicht nur den Gegenüber trifft, sondern auch zig andere, dabei will man denen ja gar nichts Böses.
Als ich in der Schule war, wurden Leute auch als “Du Bauer” beschimpft – das ist halt mittlerweile auch total hohl, wenn man weiß, was für ein anspruchsvoller und wertvoller Beruf “Landwirt” ist.
Ich will jetzt kein Beispiel für “politisch korrekte Beleidigungen” aufmachen, aber da sollte doch jedem was Kreatives einfallen. Gibt eine wunderbare Szene aus “Hook” : https://www.facebook.com/watch/?v=503655577378039
Politiker beleidigen einander übrigens schon ziemlich hart. Also da gibt’s echt üble Sachen – sehr oft dann NS-Anspielungen.
Naja, hier in Deutschland fallen im Alltag leider auch sehr oft noch sexistische, rassistische und homophobe Bemerkungen oder Sprüche. Viele merken es nicht.
Im familiären, bekannten- oder beruflichen Umfeld erlebt man es doch öfter, dass Sachen geäußert werden, wo für mich ganz klar Grenzen überschritten sind, und andere da kein Problem sehen.
Und so geht es sicher vielen.
Ja, da merkt man eben auch, dass es da einen Wandel im Bewusstsein gibt: Diese Dinge wurden ja schon immer so gesagt.
Jetzt fällt es den “Jüngeren” eben auf und sie stellen dann die älteren auch mal zur Rede und hinterfragen das.
Ich glaub, das ist echt eine ganz gesunde Generationensache, dass man dann auch mal sagen: “So Sachen sagt man heute nicht mehr” – früher wäre das halt so durchgerutscht.
Der deutsche Drehbuch-Autor Ralf Hussmann (Stromberg) spielt damit ganz hervorragend. Der hat 2 TV-Serie gemacht “Frau Jordan stellt gleich” und “Merz gegen Merz” – da ist das praktisch ständig dieses “Das sagt man heute nicht mehr”.
“Jetzt fällt es den “Jüngeren” eben auf und sie stellen dann die älteren auch mal zur Rede und hinterfragen das.”
Das zu schreiben, wenn es in dem Artikel gerade um einen Jüngeren geht, ist schon komisch. Es gibt auch in diesem Bereich eine Jugendsprache, die absolut daneben ist und niemand Jüngerer sollte sich einbilden, dass seine Generation besser ist. Das hat sich die jüngere Generation immer eingebildet und sie war es nie.
Nur weil heute immer mehr Begriffe gecancelt werden, weil bestimmte Personengruppen ihnen aufgrund ihrer Herkunft oder weil sie von negativ gesehenen Personen benutzt wurden/werden, muss das nicht immer richtig sein.
Auf die Dosis kommt es an.
Wenn ich heute den Ausdruck “bis zur Vergasung lernen” nicht mehr benutze, ist das meine Entscheidung. Wenn Ungebildete ihn mir aber verbieten wollen, weil sie meinen, dass er etwas mit dem Holocaust zu tun hätte und ich damit Menschen verletzen könnte, ist das Anmaßung. (kommt übrigens von bis zur Vergasung in den Schützengräben bleiben, aus dem ersten WK.)
Ich habe im Augenblick den Eindruck, dass sich die Prüderie wieder sehr stark durchsetzt und zwar in jeder Hinsicht. Ob es um Nacktheit geht oder um Betroffenheit, manche sehr laute Personen schreien sofort, wenn sie meinen, dass es irgendwo irgendjemanden geben könnte, der sich betroffen fühlen könnte.
Abschließen nur noch zur Klarstellung, ich finde den Begriff, um den es im Artikel geht, abstoßend. Mir geht es nur um die Pauschalisierungen in den Kommentaren.
29 Jahre alt, und noch immer nicht erwachsen.