Eigentlich sollte Amazons Hero-Shooter Crucible 2020 voll durchstarten, doch das Experiment endete, bevor es so richtig loslegen konnte. Ex-Mitarbeiter Stephen Dewhurst gab nun interessante Einblicke, wie der Prozess damals aus seiner Sicht von statten ging.
Um dieses Spiel geht es: Crucible wurde im Mai 2020 von Amazon veröffentlicht, doch auf Steam fiel das Spiel prompt durch. Der Start wurde von viel Kritik begleitet und Spieler schwanden, woraufhin Amazon das Spiel sogar in die Beta zurück versetzte.
Aus diesem Status der “Un-Veröffentlichung” kam Crucible aber nicht mehr zurück. Im Herbst 2020 wurde das Ende des Spiels bekanntgegeben. Einige der Entwickler wurden dann zum anderen großen Amazon-Projekt aus dieser Zeit versetzt: New World.
Für die Amazon-Gaming-Abteilung war das damals ein deutlicher Rückschlag. Einer, den man laut Ex-Mitarbeiter Stephen Dewhurst wohl hätte kommen sehen können.
Ex-Entwickler spricht über Probleme der Crucible-Entwicklung
Stephen Dewhurst erklärt gegenüber dem Portal NME, er sei als Entwickler bei Amazon an Bord gewesen und habe an Crucible mitgearbeitet. Allerdings sei der Prozess damals schwierig gewesen: “Im Nachhinein ist es ziemlich offensichtlich, und ehrlich gesagt war es auch zu der Zeit ziemlich offensichtlich, dass [Crucible] scheitern würde und Amazon kein guter Ort ist, um Spiele zu entwickeln”, so Dewhurst (via NME).
Gleich mehrere Probleme hätten die Entwicklung erschwert. Unter anderem kritisiert Dewhurst Hochmut bei Führungskräften, die aus seiner Sicht Erfolge aus anderen Bereichen in die Gaming-Sparte übertragen wollten, die sich aber überhaupt nicht ähnelten.
Zudem habe man zwar viele Top-Leute eingestellt, aber deren persönliches Wachstum eingeschränkt: “Ich war ein leitender Systemdesigner in einem 100-köpfigen Team, und da war es einem zu 100 Prozent untersagt, an irgendeinem anderen Projekt zu arbeiten”, erklärt Dewhurst: “Während meiner sieben Jahre dort war es mir untersagt, irgendetwas über Art, Technik oder Produktion zu lernen, oder in einem kleineren oder größeren Team oder in einer anderen Rolle zu arbeiten. Es gibt all diese Erfahrungen, die dich zu einem besseren Spieleentwickler machen, und Amazon sagt einfach nein.” Dabei verfolge Amazon eigentlich eine Philosophie, nach welcher man sich bei ihnen verbessern soll, so Dewhurst.
“Wir haben eine Reihe von Top-Leuten rekrutiert, das Crucible-Team hatte eine wunderbare Kultur – all das war großartig, aber die Politik der Arbeit außerhalb des Unternehmens ist sehr erdrückend, weil die meisten der Leute, die man nach diesem Maßstab als die Besten bezeichnen würde, Leute sind, die ständig versuchen zu wachsen, ständig versuchen, besser zu werden.”
Gleichzeitig betont Dewhurst, dass die Zeit damals für ihn nicht verschwendet war. Er könne nicht wirklich verärgert über diese Phase sein: Er habe eine Menge gelernt, viele Leute kennengelernt und an einem Produkt gearbeitet, das seiner Meinung nach “erstaunlich” hätte werden können: “Außerdem zahlt Amazon sehr gut – […] das war eine gute Art für mich, sieben Jahre meines Lebens zu verbringen.”
Mit Blick auf andere, erfolgreichere Projekte wie New World sagt Dewhurst: “Vielleicht wachsen sie jetzt da raus.”
Dewhursts Aussagen passen auch ein Stück weit zu einem Interview von Amazons Christopher Hartmann aus dem September 2021. Damals hatte der Amazon Games Vice President gesagt, dass man aus den Fehlern von Crucible lernen wolle – was beispielsweise verfrühte Veröffentlichungen mit einschließt, weshalb New World mehrfach verschoben wurde.
Außerdem sind die Amazon Game Studios derzeit auch noch mit einem weiteren Projekt beschäftigt – Lost Ark, das vor wenigen Wochen erschienen ist und bei dem der Konzern als Publisher fungiert. Wie es dem MMORPG rund einen Monat nach Start gerade geht, erfahrt ihr hier.
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