„Viele verlassen das sinkende Schiff Twitch“ – Insider rechnet mit dem Streaming-Dienst von Amazon ab

„Viele verlassen das sinkende Schiff Twitch“ – Insider rechnet mit dem Streaming-Dienst von Amazon ab

Der Streamer Charles „MoistCr1tikal“ White (28) gilt als geschäftstüchtiger Insider in der Gaming-Szene. Er rechnet jetzt mit Twitch ab, dem Streaming-Dienst von Amazon. Er spricht über „furchtbare Entscheidungen“ und glaubt, Twitch sei ein sinkendes Schiff, von dem gerade viele abspringen.

Twitch war lange Zeit der führende und praktisch einzige Anbieter im Live-Streaming mit einem starken Fokus auf Gaming. Zwischen 2018 und 2021 erreichte Twitch einen Höhepunkt, stieß in den Mainstream vor und wurde relevant. Aber seitdem scheint es bergab zu gehen.

Das ist die Situation:

  • Twitch wurde 2011 gegründet. Am Anfang herrschte dort der wilder Westen – man war vom Erfolg überrascht und hatte große Probleme, sich zu organisieren und die Massen an problematischen Inhalten zu moderieren. Diese „Chaos-Phase“ endete, als Amazon die Firma 2014 übernahm und professionalisierte.
  • 2018 wuchs die Seite stark über einen Synergieeffekt mit „Amazon Prime“: Wer ein „Amazon Prime“-Abo abschloss, konnte einem Streamer gratis ein „Twitch Prime“-Abo schenken, das dem Geld brachte. Durch den Aufstieg von Fortnite explodierte die Seite. Streamer, die vorher neben einem Studium oder Job in ihrer Freizeit streamten, machten das bald beruflich. Und auch während der Pandemie wuchs Twitch weiter.
  • 2023 scheint’s aber bergab zu gehen. Die Konkurrenz, YouTube und Kick, hat mit hoch-lukrativen Angeboten einige der größten Streamer abgeworben. Zudem muss Twitch wohl schwarze Zahlen schreiben und erhöht den Druck auf die Streamer mit schlechteren Vertrags-Bedingungen und Plänen, sie zu mehr Werbung über die Plattform selbst zu drängen.

Das sagt jetzt der Insider: MoistCr1tikal ist selbst Streamer auf Twitch, aber hat als Chef eines E-Sports-Teams auch ein besonderes Verständnis für die Business-Seite. Er kommentiert häufig Vorgänge auf Twitch. Für ihn ist die Plattform gerade in einer schwierigen Lage mit einer Menge Probleme. In diese Lage habe sich Twitch selbst hineinmanövriert.

Der größte Streamer auf Twitch, xQc, hat einen nicht-exklusiven Deal mit Kick unterschrieben. Der Kanadier könnte also noch auf Twitch streamen, aber warum sollte er?

xQc hat einfach keinen Grund, weiter auf Twitch zu streamen. Twitch ist eine Plattform, die xQc 5-mal gebannt hat. Es ist eine Plattform, die keine wirklichen Verträge für ihre Top-Streamer mehr anbietet und sie hat einen geringeren Umsatz-Split bei den Abos unter allen Plattformen, während Kick den höchsten hat.

Also warum zum Geier sollte xQc überhaupt noch häufiger auf Twitch streamen? Er wird Twitch nur als Signal-Verstärker nutzen, um die Juicer [seine Fans] von Twitch auf Kick rüberzubringen.

“Twitch hat eine furchtbare Entscheidung nach der anderen getroffen”

Ohnehin sieht der Streamer Twitch aktuell kritisch. Die hätten seit einigen Jahren lauter Entscheidungen getroffen, die ihnen selbst schaden.

Sie treffen eine furchtbare Entscheidung nach der anderen, und sie verlieren ständig Nutzer. Eine Menge Leute sind schon woanders hin. Das ist der Grund, warum so viele Leute das sinkende Schiff Twitch verlassen. Twitch kriegt nichts mehr mit. Es ist irre dabei zuzusehen, wie sich ein Geschäft selbst versenkt, wenn es die totale Kontrolle über einen Markt hat.

Twitch hat Schwierigkeiten, sich in der neuen Welt zurechtzufinden

Hat er recht? Letztlich diskutieren große Streamer, die schon eine Reichweite aufgebaut haben, nur nach einem Gesichtspunkt:

  • Wer gibt mir im Moment das meiste Geld? und Wo kann ich am meisten verdienen?

Kick scheint aus dieser Sicht, das Paradies zu sein, weil die mit ihrem Casino-Geld um sich werfen, um Streamer und Zuschauer zu gewinnen. Die Frage ist aber, wie sich das Modell langfristig finanziert.

Twitch ist offenbar aus seiner Goldrausch-Phase raus, die über Amazon Prime finanziert wurde, und hat jetzt Schwierigkeiten, sich in einer neuen Welt zurechtzufinden, bei der ihre Top-Talente für massive Summen abgeworben werden.

Streamer wie xQc sagten zwar, dass sie “Angst vor dem Wechsel” hatten und darüber lange nachdenken mussten, aber jetzt, nachdem die ersten gewechselt sind, wird diese Angst zusehends abnehmen.

Auch die Leute, die für viel Geld von Twitch zu YouTube gegangen sind, schwärmen von dieser Entscheidung. Haben sie doch da keinen Druck mehr, ständig online zu sein, um Twitch-Subs zu generieren.

Schwierig ist es für Twitch mittlerweile auch, ihre Standards durchzudrücken: Ein Bann bedeutete früher für Streamer praktisch ein Berufs-Verbot. DrDisrespect warf der Twitch-Bann damals aus der Bahn. Jetzt wechseln Leute einfach auf andere Plattform und machen noch ihre Scherze über Twitch.

Viele, die auf Kick wechseln, nutzen Twitch ganz gezielt, um Zuschauer auf Kick zu locken, indem sie 30 Minuten auf Twitch streamen und dann sagen: Okay, jetzt mach’ ich bei Kick weiter. Folgt mir doch dahin.

Auch bei uns ist Kick aktuell ein Thema in der Szene. So will die größte Twitch-Streamerin in Deutschland wissen: „Ihr werdet geschockt sein, welche deutschen Streamer zu Kick wechseln

Im Moment wirkt Twitch tatsächlich angeschlagen, aber eher wie ein taumelnder Boxer, nicht wie ein sinkendes Schiff. Und die Leute verlassen das Schiff ja auch nicht, weil es sinkt, sondern weil sie mit Geldsäcken vom Schiff weggelockt werden.

In jedem Fall ist Bewegung in die Streamer-Szene gekommen, durch die Einkaufstouren von YouTube und Kick. Ob das langfristig gut fürs Gaming ist, lässt sich schwer sagen. Aktuell ist es offenbar gut für den Kontostand von Multimillionären, die sich schon vorher Fünf-Gänge-Menüs in Luxus-Restaurants leisten konnten, aber lieber das Maxi-Menü bei Burger King bestellten:

Twitch: 27-Jähriger verdient im Monat 250.000 € durch Abos – Ist neidisch auf Kollegen, weil der 3 Dinge hat, die er so sehr vermisst

Quelle(n): Dexerto
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marco

Welche viele?
Leute ohne Moral die nur Geldgeil sind.
Die zeigen damit was für Menschen sie sind und ihnen ihre Community scheißegal ist.

Es sind doch nur ein paar wenige große für die, die Angebote lukrative sind.
Der Rest schaut in die Röhre.

Die kleineren werden auch die ersten sein die immer weniger bekommen werden. Besonders dann wenn weniger als erwartet in die Casinos fließt.
Nur die Casinos finanzieren das Projekt.

Niklas

Wer zu kick geht sollte sich vorher fragen ob man eine glückspiel Firma unterstützt und diese auch repräsentiert.

N0ma

Stimmt, aber bei 10 Mio egal.

Chris

Da genug ihr Geld in Spielen mit Glücksspiel-ähnlichen Systemen an den Monitor werfen und bereitwillig so einen BS wie Ultimate Team und Co. fördern, ist diese moralische Frage alles andere als ein Hindernis.

Zuletzt bearbeitet vor 10 Monaten von Chris

Wäre schön wenn beide Schiffe sinken würden.

zigZag

Naja an irgendeinem Punkt wird sich Kick sicherlich auch refinanzieren wollen.

Pad

Sportwetten, ähnlich wie beim Fußball können durchaus, gerade im eSport Bereich lukrativ sein.
Fraglich ist nur, ob man es hinbekommt, es auch gesetzes Konform umzusetzen.

marco

Auf Dauer so sicher nicht.
Zum jetzigen Zeitpunkt ist es nur eine Frage der Zeit bis die ersten Strafen für Kick kommen.

Motzi

die wollen die Zuschauer in ihre Online Casinos locken. da wird dann richtig abkassiert.

marco

Darum werden die Chats auch von Bots geflutet mit Casino Werbung.

marco

Der Punkt wird ziemlich früh kommen und dann wird das Gejammer sehr groß.
Auch wird sich Kick an Gesetze halten müssen und schärfere Regel einführen.
Kick ist nur eine Plattform um Menschen in die online Casinos zu locken, nicht mehr und nicht weniger.

Die Köpfe dahinter wollen mehr Geld und nicht am Ende weniger haben.

Twitch ist immer noch ein Minusgeschäft und Kick wird es noch viel länger sein.

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