Das Strategie-Spiel Europa Universalis IV ist im Jahr 2024 mit der mittlerweile 16. Erweiterung „Winds of Change“ zu einem Mammutwerk geworden, das unserem Strategieexperten Schuhmann Ehrfurcht einjagt. 370 € muss zahlen, wer das ganze Spiel auf Steam besitzen will. Aber lohnt sich das überhaupt?
Was ist Europa Universalis IV für ein Spiel?
- Europa Universalis ist ein klassisches 4X-Globalstrategiespiel wie etwa Civilization: Ihr müsst erkunden, erforschen, erweitern und auslöschen. Wobei das „Erkunden“ flachfällt, denn wir spielen auf der historischen Erde und jeder sollte wissen, wo Frankreich, Spanien und England liegen.
- In Europa Universalis könnt ihr die Geschicke jedes Landes zwischen 1444 und 1821 lenken, also ungefähr vom Fall von Byzanz bis zur Industrialisierung. Das Spiel ist nicht auf Europa beschränkt, ihr könnt zum Mongolen werden und China überfallen, euer Glück im Japan der Samurai und Shogun suchen oder eure Gegner als Maya-Fürst köpfen und opfern.
- Europa Universalis erschien im Jahr 2013 und ist das Musterbeispiel für ein Service-Game, das über 11 Jahre hinweg stetig erweitert, mit neuen Spielsystemen, aber auch mit Komfort-Verbesserungen verbessert wurde.
Am besten hat Europa Universalis mal eine Menschenrechtsaktivistin beschrieben:
In Schweden machen sie Spiele, die nur aus Maps bestehen. Niemand weiß, wie man sie spielen kann und Leute starren nur stundenlang auf die Karten und beobachten, wie sich die Farben ändern.
Europa Universalis IV ist das tiefste Strategie-Spiel auf Steam
Das ist das Besondere an Europa Universalis: Das Besondere ist die extreme Vielfalt und Tiefe des Spiels. Die Grundprinzipien sind zwar bei jeder Partie gleich, aber die Rahmenbedingungen ändern sich erheblich, je nach dem Land, das man auswählt.
Das ist nicht so wie in Civilization, wo jedes Land im Prinzip sehr ähnlich ist und nur etwas andere Boni hat, sondern die spezifischen Eigenarten und Start-Bedingungen eines Landes erfordern ganz andere Spielweisen:
- Wer mit den Ottomanen spielt, also im Prinzip den Türken, dessen Spiel dreht sich um das Militär, den ständigen Kampf, die Weltherrschaft
- Wer sich für Kastilien entscheidet, das spätere Spanien, wird die Mauren aus Granada vertreiben und neue Welten entdecken
- Wer die Inkas spielt, um die sich der neue DLC „Winds of Change“ dreht, startet schon in der neuen Welt und muss tunlichst sehen, dass er sein Land in den Griff bekommt, bevor die verdammten Portugiesen auftauchen
Die KI schmiedet Bündnisse, um sich zu schützen
So spielt sich Europa Universalis IV: In jeder Partie wird man ungefähr dasselbe machen: Eine Wirtschaft aufbauen, Allianzen schmieden und Provinzen erobern. Aber man hat auch einen starren Missionsbaum, dem man folgen sollte.
So gilt es für die Türken etwa, sowohl im Osten, Richtung Ägypten, Land zu erobern, als auch im Westen, Richtung Österreich-Ungarn, Fortschritte zu erzielen. Das ist aber gar nicht so leicht, weil die KI in Europa Univeralis gut darin ist, Allianzen zu formen und sich abzusichern.
Wer meint, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, wird zwangsläufig scheitern und sich in Mehr-Fronten-Kriegen verzetteln und gnadenlos untergehen.
Weil man auf „Iron Man“ spielen muss, um Erfolge zu ergattern, hilft einem Save Scumming nur selten aus der Patsche: Einmal getroffene Entscheidungen der Marke „Ich erobere flugs Moldawien, mit Ungarn und Russland werd’ ich schon gleichzeitig fertig“ können rasch in Frustration münden.
Am besten spielt man Europa Universalis IV wie ein Schulhofschläger
Die erfolgversprechende Spielweise von Europa Universalis ist die eines Schulhofschlägers: Man sucht sich das kleinste, isolierte Kind auf dem Schulhof und nimmt dem sein Taschengeld, also seine Ländereien, ab.
Denn die Kunst in Europa Universalis ist es nicht, Weltkriege auszulösen und die unter eigenen riesigen Verlusten zu gewinnen, von denen man sich dann über Jahre erholen muss, sondern möglichst ohne Widerstand Kriege zu führen, zu gewinnen, stärker zu werden und sich abzusichern.
Damit stellt Europa Universalis auch für erfahrene Strategiespieler eine beträchtliche Herausforderung dar, weil das Expandieren um jeden Preis, die normale Strategie in jedem Spiel, nicht so einfach funktioniert.
Europa Universalis kennt seine Schwächen und tut seit Jahren etwas dagegen
Das ist die Schwäche von Europa Universalis: Wie jedes 4x-Spiel neigt Europa Universalis mit zunehmender Spieldauer zum „Bloat“: Am Anfang hat man wenige Armeen, wenige Provinzen, trifft nur selten eine wichtige Entscheidung und verwendet viel Zeit auf sie.
Man ist voll im Spiel drin, überblickt alles und hat einen genauen Blick auf das Wesentliche.
Wenn man langer spielt, hat man zwangsläufig mehr Armeen, mehr Land, viel mehr Entscheidungen zu treffen, die man lustlos durchklickt. Alles wird umständlich und scheint an Bedeutung zu verlieren. Es wird mühsam, gleich 10 Armeen zu kommandieren und auf die Gegner zu schicken.
Es ist plötzlich so mühselig, darauf zu achten, dass die 40.000 eigenen Soldaten nirgendwo in kargem Gebiet verhungern oder doof in der Gegend herumstehen.
Das Besondere bei Europa Universalis ist es, dass die Entwickler von Paradox all das vor Jahren erkannt haben und eine Vielzahl von Komfort-Verbesserungen und Automatismen eingeführt haben, um dem Spieler das Lenken seines Weltreichs zu erleichtern. Truppen können automatisiert werden, Regionen werden mit wenigen Mausklicks erweitert und verbessert.
Europa Universalis ist beeindruckend, aber ich liebe es nicht
Ist Europa Universalis denn gut? Die Reviews auf Steam für Euripa Universalis stehen bei „sehr positiv“ – 86 %.
Für mich ist Europa Universalis IV ein beeindruckendes Spiel, allein durch seine Komplexität. Aber es ist auch ein technisches, schwer zu lesendes Spiel.
Es gibt technische Entscheidungen, die irgendwo im Missionsbaum versteckt sind und die dann Boni gewähren, wenn man eine obskure Aufgabe erfüllt: Verschachtelte, versteckte Modifikatoren, die irgendwelche historischen Begebenheiten nachbilden:
- Ich liebe Crusader Kings 3 von Paradox, das ist das Spiel, bei dem ich mich gut auskenne und wohlfühle.
- Bei Europa Universalis IV fühl’ ich mich immer wie ein Fremder. Das Spiel bietet mir zwar so viele Möglichkeiten, in die Weltgeschichte einzusteigen. Aber bei vielen Aufgaben fühl’ ich mich überfordert.
Ja, man kann 1444 Utrecht spielen und ist dann der Vasall von Burgund und kann praktisch gar nichts selbst entscheiden. Und ja, irgendwo gibt es einen genialen Guide im Netz, wie man den Lehnsherrn überwältigt, vielleicht mit einer geschickten Heirat zum König von Spanien auftaucht oder Überseeländereien in den Antillen für sich beansprucht.
Sicher, irgendwo mag es das geben.
Aber letztlich zieht es mich immer wieder zu meinen Wohlfühl-Staaten: dem Osmanischen Reich, Kastilien und den Inkas, von denen ich weiß, wie die ersten paar Jahrzehnte laufen und was ich zu tun haben.
Entweder 370 € zahlen, auf einen Sale warten oder das Abo schnappen
Ist das wirklich so teuer? Zum Vollpreis kostet das Spiel allein etwa 40 €, in der Starter-Edition mit einigen Erweiterungen 50 €, das ganze Bundle mit allen Erweiterungen kostet tatsächlich 370 €.
Allerdings läuft im Moment ein Sale, bis zum 23. Mai, wodurch man das Grundspiel für 12 €, die Starter-Edition für 22,50 € und das Ultimate Bundle für 157 € bekommt.
Man kann allerdings auch ein Abo abschließen und zahlt dann 8 € im Monat (via gamestar).
Wer 11 Jahre nach Release Europa Universalis IV nachholen will, um da eine Wissenslücke zu schließen, hat in jedem Fall etwas, worauf er sich freuen, aber auch woran er verzweifeln kann. Das persönlichere und für mich auch zugänglichere Spiel von Paradox ist Crusader Kings 3: Steam: Ich begann als einsamer Wikinger – 400 Jahre später hab ich halb Europa, 12.300 Nachkommen und ein Problem
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Junger Titel 🤣
Das Spiel kostet nen Bruchteil mit allen Erweiterungen klar ist es teuer aber das Spiel selbst kostet keine 370€🙄
Also ich hab tatsächlich immer wieder geschaut, mir das zu kaufen. Und das ist halt der Preis, den du außerhalb eines Sales bekommst: https://steamdb.info/bundle/22085/