Der Norweger Magnus Carlsen (31) ist seit 2011 der beste Schachspieler der Welt. Er ist fünffacher Weltmeister, hat jetzt aber das Interesse daran verloren, den Titel zu verteidigen. Stattdessen hat er ein neues Ziel: Er will im ELO-Rating, dem “Schach-Highscore”, den Wert 2.900 knacken. Das ist noch niemandem vor ihm gelungen. Viele halten das für praktisch unmöglich.
Wie gut ist Magnus Carlsen in Schach? Magnus Carlsen ist im Schach besser als es die meisten anderen Top-Sportler in ihren Sportarten sind. Dafür sprechen alle Statistiken:
- Carlsen ist seit 2013 Weltmeister und hat den Titel viermal verteidigt
- Carlsen hat sich am 1. Juli 2011 den Platz 1 in der Schach-Rangliste der FIDE geschnappt und hält den Platz an der Sonne bis heute
- Im Jahr 2014 hat er zudem ein „ELO-Rating“ von 2.882 erzielt – niemand war jemals so hoch
Was ist das mit dem WM-Titel? Der Weltmeister-Titel im Schach wird seit 2014 alle zwei Jahre ausgespielt: Der dann stärkste Herausforderer muss den amtierenden Weltmeister bezwingen, um der neue Weltmeister zu werden.
Carlsen ist 2013 Weltmeister geworden und hat den Titel 4-Mal danach verteidigt:
- 2013 besiegte er den Inder Anand in 10 Spielen.
- 2014 gewann Carlsen den Rückkampf gegen Anand
- 2016 besiegte er den Russen Karjakin
- 2018 gewann er gegen Caruana aus den USA
- 2021 siegte Carlsen gegen den Russen Nepomniachtchi
Eigentlich wäre Carlsen also 2023 wieder dran, den Weltmeister-Titel zu verteidigen, gegen den dann stärksten Herausforderer.
Carlsen hat kein Interesse mehr daran, den Weltmeister-Titel zu verteidigen
Das sagt Carlsen jetzt: In einem Podcast hat Carlsen bekanntgegeben, dass er das Interesse daran verloren hat, den WM-Titel zu verteidigen. Zu einem Match werde er nicht mehr antreten. Er sagt:
Ich hab einfach das Gefühl, dass ich nicht mehr viel zu gewinnen haben, ich mag’s auch einfach nicht besonders.
Carlsen sagt: Auf lange Sicht dürfe es für ihn nicht um Ergebnisse, sondern es müsse um die Leidenschaft gehen, erklärt er.
Daher wäre so ein WM-Match sicher spannend und historisch relevant, aber Carlsen habe keinen Anlass, da mitzumachen.
Was passiert jetzt? 2023 werden die beiden nächstbesten Schachspieler der Welt gegeneinander antreten: Es sind der russische Großmeister Ian Nepomniachtchi, den Carlsen 2021 besiegte, und der stärkste Spieler Chinas, Ding Liren.
Was macht Carlsen? Carlsen wird weiter Schach spielen und plant die nächsten Matches.
Er hat aber ein anderes Ziels in Auge gestoßen: Er will das legendäre „2.900 ELO-Rating“ erreichen, das als „Der Mount Everst im Schachspiel“ angesehen wird.
Um das Ziel zu erreichen, muss er hochrangige andere Spieler schlagen. Das ist ihm gerade offenbar wichtiger, als so ein doofer WM-Titel.
– “Normale Spieler” haben einen ELO-Wert von etwa 1200.
– Gute Spieler liegen bei etwa 1600 Punkte.
– Ab 2000 beginnen die wahren Könner.
– Ab 2200 gilt man als Meister.
– Ab 2500 als Großmeister.
– Carlsen und seine Gegner bewegen sich im Bereich um die 2700 aufwärts.
Carlsen darf einfach kein Unentschieden spielen
Was ist das Problem mit diesem ELO-Rating? Es ist ein Problem, das viele MMO-Spieler kennen sollten: An der obersten Spitze einer solchen Verteilungs-Kurve ist es wahnsinnig schwer, dem finalen Ziel nahe zu kommen. Es gibt keinen Raum für Fehler mehr:
- Es gibt nur wenige Spieler mit einem derart hohen Niveau, die Carlsen noch signifikante Punkte bringen, wenn er sie schlägt. Denn niemand ist höher als er, er tritt also immer als Favorit gegen Schwächere an.
- Selbst bei einem Sieg sind es daher nur wenige Punkte, die als Belohnung rausspringen. Jede Niederlage und jedes Unentschieden: kostet ihn aber wertvolle Punkte.
- Zudem enden viele Matches auf Spitzen-Niveau in einem Unentschieden, einem Remis. Denn um ein Schachspiel auf hohem Niveau zu gewinnen, muss man “hoch gewinnen”, nur einen Läufer mehr als der Gegner zu haben, reicht am Ende nicht, ist doch “König und Läufer” vs. “König” ein typisches Unentschieden.
Das ist für Carlsen ein Problem, denn bei Unentschieden gegeben schwächere Spiele (also gegen jeden anderen) verliert er weitere Punkte.
Seit September 2021 kann man den mühsamen Grind von Carlsen verfolgen: Für einen Sig gegen den Kroaten Sasa Marinovic erhielt er 1,5 ELO-Punkte dazu. Ein Unentschieden gegen den Polen Wojatszek kostete ihn aber gleich 2,1 Punkte.
Letztlich spielte Carlsen im September 14 Matches, gewann davon 8, aber weil er auch 6 Unentschieden spielte, stieg sein Rating nur um 8,4 Punkte. Und der September war ein großartiger Monat für ihn.
Im März 2021 spielte Carlsen 13 Matches, gewann nur 3, spielte 9-Mal unterschieden und verlor sogar einmal. Schon kostete ihn das 15,3 Punkte: Alleine die Niederlage gegen den Russen Esipenko schlug mit -7,4 Punkte voll rein. Diese eine Niederlage warf ihn um zig gewonnene Matches zurück.
Er hat sich also selbst mit dem Ziel dazu verdammt, einen schier unmöglichen Grind anzugehen.
Aktuell steht Carlsen bei 2.864 Punkten, in den letzten 5 Monaten hat er aber praktisch keine gewerteten Spiele absolviert. Wie lange er braucht, um die fehlenden 36 Punkte zu holen, ist völlig offen. “Theoretisch” könnten würde es wohl reichen etwa 30 Spiele am Stück gegen Großmeister zu gewinnen – nur scheint das ein Ding der Unmöglichkeit zu sein, setzt ihn doch jedes Unentschieden und jede Niederlage ein gutes Stück zurück.
In den letzten Jahren entdeckten viele Videospieler ihre Liebe zum Schach und einige Schachspieler ihre Liebe zum Streaming-Dienst Twitch:
Schachgroßmeister entdecken Twitch, reden schnell, spielen schneller
Das Titelbild stammt aus einem YouTube-Video vom Kanal von Magnus Carlsen
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Er ist sozusagen in der ELO-Hell 😂
Wie hat sich ein Schach-Artikel denn hierher verirrt?^^
Hab ehrlich gesagt keine Ahnung vom Schach, ich kenn die Regeln aber das wars.
Es sieht für mich aber so aus, als würde er gern eine ungeschlagene Legende werden. Das wäre ja nun nicht gerade ein feiner Zug.
Allerdings halte ich das Format der Schach-Weltmeisterschaft eh für zweifelhaft.
Stellt euch mal vor der Fussball-Weltmeister müsste immer nur das Finale spielen.
Da ist erster im ELO-Rating zu sein wohl tatsächlich wertvoller.
M.M.n ist er im Schach schon eine außergewöhnliche Legende.In seinem Alter, solch ein Niveau über Dauer im Denksport so zu halten ist schon sehr selten.
Klar, will ich gar nicht kleinreden. Ich versage schon bei Memory.^^
Sowas ist nur immer schade für den Sport, das Interesse an der Veranstaltung wird sicher schrumpfen. Und wenn er eh weiterhin gegen die Leute spielt, verstehe ich nicht warum nicht auch zur Weltmeisterschaft.
Aber gut, das ist natürlich seine Entscheidung. Wenn ich der Beste wäre, dann würde ich das Preisgeld definitiv mitnehmen wollen. =D
Ja da hast du schon recht das solch eine Veranstaltung ein wenig an Bedeutung verlieren würde, wenn die Nr.1 und Titelverteidiger da nicht antritt.