Wir haben mit einem Mutter-Sohn-Duo gesprochen, die zusammen online zocken und streamen. Sie erzählten uns über die Anfänge ihrer gemeinsamen Gaming-Abenteuer und geben Tipps, worauf Eltern beim Gaming achten sollten.
Seit seinen Anfängen hat sich Gaming als Hobby rasant verbreitet und gehört mittlerweile zum Mainstream der Unterhaltungsmedien. Für viele Kids gehört es zu ihrem Alltag.
Sie spielen selbst, tauschen sich mit Freunden darüber aus oder schauen ihrer Lieblings-Gaming-YouTuberin oder Twitch-Streamer zu. Zu Weihnachten oder zum Geburtstag wünscht man sich dann auch mal eine neue Konsole oder das neue coole Spiel, das alle anderen auch zocken.
Es sind Wünsche, die so mancher Elternteil so gar nicht verstehen kann. Für viele Eltern, die selbst nicht mit Gaming aufgewachsen sind, ist es schwer, die Begeisterung ihrer Kids für das Gaming nachzuvollziehen. Dennoch geben sich viele von ihnen Mühe und dazu gehört auch Stephie (via Twitter).
Um ihren Sohn, Moritz, besser verstehen zu können, ist sie 2020 selbst ins Gaming eingestiegen. Wir von MeinMMO haben uns mit den beiden darüber unterhalten.
Der Lockdown 2020 eröffnete neue Türen
MeinMMO: Hallo ihr beiden! Stellt euch kurz unseren Lesern vor.
Stephie und Moritz: Hallo, wir sind Stephie (38 Jahre) und Moritz (13 Jahre) aus Köln. Moritz geht derzeit in die 8. Klasse einer Realschule. Ingame findet man ihn unter dem Gamertag Evilking_1337. Stephie ist ausgebildete Kauffrau für Bürokommunikation und seit knapp 12 Jahren alleinerziehende Mutter. Ingame findet man sie unter dem Gamertag Nachttreue.
MeinMMO: Stephie, du hast ja erst vor wenigen Jahren mit dem Zocken angefangen. Was war der Auslöser dafür?
Stephie: Junior wurde im März 2020 ins Homeschooling geschickt. Das hieß für uns, dass wir 24/7 Zeit miteinander verbringen mussten. Ich habe mir dann einen Nachmittag seine Nintendo Switch geschnappt und mir einen Account für Fortnite angelegt.
Ich wollte wissen, was Junior so an dem Spiel findet. Und ich habe nach einer Ablenkung zu den in der Zeit sehr anstrengenden Medien gesucht, ich hielt das Hobby von meinem Junior für eine gute Idee.
MeinMMO: Moritz, wie fandest du die Entscheidung deiner Mutter? Hattest du versucht, sie schon vorher zum Gaming zu bewegen oder war das überraschend für dich?
Moritz: Ich fand es toll, dass meine Mutter sich auf einmal mit meinem Hobby beschäftigt hat und sich fürs Zocken begeistern konnte. Wirklich überrascht war ich nicht, weil wir uns häufig über meine Lieblingsgames unterhalten haben.
Aber von dem Moment an, wo sie das Game selber angefangen hat zu spielen, verstand sie auf einmal viel mehr von dem, was ich hier vorher erzählt hatte. Und meine Kumpels in der Schule sind bis heute neidisch, dass ich eine Mutter habe, die zockt und mittlerweile auch auf Twitch streamt.
MeinMMO: Wie hat sich die Anfangszeit gestaltet?
Moritz: Anfangen hat alles mit Fortnite. Das war zu der Zeit neben Minecraft mein Maingame. Ich habe quasi jeden Nachmittag nach der Schule mit meinen Kumpels oder alleine gezockt. Zwischendurch habe ich meiner Mutter erzählt, welche Aufgaben ich grade im Game geschafft habe. Das hat sie irgendwann neugierig gemacht.
Stephie: Ich habe mich des Öfteren mit ihm über sein Lieblingsgame Fortnite unterhalten. Nach anfänglichem Kopfschütteln hat mich seine Begeisterung angesteckt und eines Nachmittags habe ich mich an den PC gesetzt und mir einen eigenen Account für Fortnite angelegt. Ich habe allerdings schnell festgestellt, dass mein PC dafür ungeeignet war und von da an musste ich mir die Nintendo Switch von ihm ausleihen.
MeinMMO: Was waren die größten Schwierigkeiten beim Einstieg für euch beide?
Stephie: Dass wir anfangs nur eine Nintendo-Switch-Konsole hatten. Wir mussten uns immer absprechen. Was per se nicht schlimm war, aber als Duo konnten wir so nicht zusammen spielen. Ich habe dann einige Monate später eine zweite Konsole, eine PS4, bei Ebay erstanden.
Danach war die einzige Schwierigkeit, uns aufeinander einzuspielen. Allerdings ging das ziemlich schnell, weil wir doch sehr ähnlich ticken. Von da an waren wir ein sehr harmonisches Gamer-Duo.
“Ingame-Chats sind heute die neuen Spielplatztreffs”
MeinMMO: Welche Ratschläge würdet ihr Eltern geben, die mehr mit ihren Gamer-Kids unternehmen wollen?
Stephie: Viel mehr Interesse am Hobby der Kinder zeigen. Wenn möglich, mal miteinander zocken. Das schafft im besten Fall eine neue Verbindung miteinander. Videogames sind heute nicht mehr wegzudenken. Im Lockdown 2020 hat es den Austausch von Moritz mit seinen Freunden aufrechterhalten. Ingame-Chats sind heute die neuen Spielplatztreffs. Das sollte man nicht belächeln, sondern als Chance sehen, sich miteinander auszutauschen.
Moritz: Stell keine dummen Fragen, aber zeig Interesse, hab Geduld und bleib am Ball.
MeinMMO: Stephie, wie steigt man deiner Erfahrung nach am besten ins Gaming ein?
Stephie: Einfach machen. Am Anfang ist man wahrscheinlich heillos überfordert, aber die meisten Kids haben sicherlich Spaß daran, bei den ersten „Gehversuchen“ zu helfen. Außerdem habe ich mir sagen lassen, dass es cool ist, wenn man sagen kann „Meine Mum oder mein Dad zockt mit mir XY.“
MeinMMO: Moritz, wie können Kids die erste Gaming-Erfahrung der Eltern gestalten, damit alle zusammen Spaß haben können?
Moritz: Hab Geduld mit deinen Eltern und jag sie nicht direkt auf der schwierigsten Stufe durchs Game.
MeinMMO: Was sollten nicht-Gaming-affine Eltern beachten?
Stephie: Interesse zeigen! Unbedingt das Gespräch suchen, selbst wenn man selber nicht mitzocken will. Es ist unglaublich wichtig, mit den Kids im Gespräch zu bleiben. Damit man die negativen Seiten, die Gefahren, die leider auch in Ingame-Chats lauern, ansprechen kann und die Kids erreicht, und sicher sein kann, dass sie sich einem mitteilen, wenn sie mal nicht so positive Erfahrungen machen.
MeinMMO: Viele Eltern haben Sorgen davor, ihre Kinder mit Videospielen in Kontakt zu bringen, die viel Gewalt und Mikrotransaktionen haben. Wie steht ihr zu dem Thema?
Stephie: Kann ich gut verstehen. Wir führen oft Gespräche miteinander über Ingame-Käufe, was macht Sinn und wie viel hat man bereits investiert. Das ist meiner Meinung nach das Wichtigste: miteinander reden und erklären.
Auch was den Inhalt der verschiedenen Games angeht. Ich bin da sehr tolerant, Junior darf viele Games spielen, die über seinem Alter liegen. Aber nur, weil ich weiß, dass er damit richtig umgeht und wir uns darüber austauschen.
Moritz: Mir ist bewusst, dass die Gewalt im Game nur da ausgelebt werden darf und nicht im echten Leben. Was Ingame-Käufe angeht: das, was meine Mutter sagt! (lacht)
Wir bedanken uns bei Stephie und Moritz herzlich für das Interview und wünschen ihnen noch viel Spaß beim gemeinsamen Zocken!
Darüber, wie gefährlich das Online-Gaming für Kinder sein kann und wie die Eltern sie am besten schützen können, haben wir mit einem Cyberkriminologen gesprochen:
Kriminalität in Online-Games – Was kann man dagegen tun? Erfahrt es im MeinMMO-Podcast
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Ehrenmom