Im deutschen E-Sport von League of Legends gab es jetzt eine bittere Enttäuschung. Das Team „No Need Orga“ hatte Heartha BSC in der Relegation am 27.9. spektakulär geschlagen und war sportlich in die 1. Liga aufgestiegen. Dennoch werden die fünf Spieler 2023 nicht erstklassig spielen – die Regeln von Riot Games lassen sich mit einer Karriere als Twitch-Streamer nicht vereinbaren. Auf eine Ausnahme-Regelung ließ sich Riot Games nicht ein.
Das ist die Situation bei den Ligen:
- Die Profi-Liga in Europa heißt „LEC“: Das ist eine Franchise-Liga, aus der kann man weder absteigen, noch in sie aufsteigen. Wer in die Liga will, muss sich einen Platz von einem bestehenden Team kaufen. Die Plätze gehen so für 30 Millionen € weg. Schalke hat seinen Platz 2021 verkauft.
- Unterhalb der LEC gibt es aber regionale Ligen, also französische, spanischsprachige oder deutschsprachige Wettbewerbe: In die Regionalligen kann man sportlich auf- und absteigen. Teams müssen durch eine Relegation, wenn sie aus der 2. Liga in die 1. Liga aufsteigen möchten.
- Dem Team „No Need Orga” war es spektakulär gelungen, in der Relegation gegen Hertha BSC zu gewinnen und in die 1. Liga aufzusteigen. Das Entscheidungs-Spiel sahen 100.000 Zuschauer – das war eine Riesen-Nummer.
Dieses fantastische Play entschied vor 2 Monaten die Serie um den Aufstieg:
“Wunder-Lauf” von Rentner-Truppe begeistert Deutschland
Warum war der Aufstieg sowas Besonderes? No Need Orga sind kein typisches LoL-Team der 2. Liga mit Manager, Coach und jungen Talente, die noch was beweisen wollen und von der großen Karriere bei Fnatic oder G2 träumen.
No Need Orga besteht aus einigen der größten deutschen Twitch-Streamer zu LoL, von denen viele ihre Karriere im E-Sport eigentlich schon hinter sich hatten. Sie haben so 2019 oder 2020 mit kompetitivem LoL eigentlich aufgehört, wollten nur entspannt 2. Liga spielen. Die Spieler des Teams sind daher für professionelle Spieler auch außergewöhnlich alt. Normalerweise gilt man im Profi-LoL schon mit 26 als Ausnahme-Erscheinung:
- Midlaner NoWay4U ist einer der größten deutschen Twitch-Streamer überhaupt und ist 30 Jahre alt
- ADC Broeki ist 31 und machte den “Hausmeister” für Eintracht Spandau
- Tolkin (24) arbeitete inzwischen für Freaks4U. Nachdem es zwei Mal- nicht für die LEC gereicht hatte, sah er keinen Sinn mehr darin, weiter Prime League zu spielen, wie er erklärte.
NNO nannte sich selbst eine “Rentner-Truppe”.
Der “Miracle Run” der Streamer war eine Wahnsinns-Geschichte: Die 2. Liga hatte im Finale letztlich deutlich mehr Zuschauer als die 1. Liga:
Twitch-Streamer können Regeln nicht entsprechen, wollen Ausnahme
Was ist das Problem? Den Konflikt mit Riot Games sah man schon die ganze Zeit kommen: Riot Games hatte in den Regeln nie vorgesehen, dass Twitch-Streamer in die 1. Liga aufsteigen. Man rechnete offenbar mit Vollzeit-Profis.
Riot Games hat einige Bedingungen für Teams, die in der 1. Liga spielen möchten und diese Regeln beißen sich mit der Karriere der 5 Spieler als Twitch-Streamer:
- Die Teams dürfen keine Werbung für Marken machen, die unter gewisse Kriterien fallen, dürfen nicht für andere Videospiele, Konsolen oder Wettanbieter werden
- Das Hauptproblem ist aber, dass es Einschränkungen gibt, die sich auf das Streamen beziehen. So dürfen Streamer nicht auf Sendung sein, solange der „Main Broadcast“ läuft. Riot Games will offenbar Konkurrenz ausschließen. Das heißt, dass die Streamer an mehreren Tagen nicht auf Sendung gehen könnten. Die Streaming-Karriere wäre damit erheblich eingeschränkt.
Der größte Streamer der Gruppe, NoWay, erklärt:
- Er selbst könnte, nach diesen neuen Regeln, an zwei oder drei Nachmittagen und Abenden nicht mehr streamen
- dadurch müsste NoWay auf den Morgen und Vormittag ausweichen, um auf seine Stunden zu kommen
- dann würde er mit seinen beiden Teamkollegen Tolkin und Agurin konkurrieren, und ihnen die Zuschauer klauen
Schon im Vorfeld hatten Spieler von NNO, um sich den Regeln zu beugen, ihre Jobs kündigen müssen, da sie für Firmen arbeiteten, die direkt mit Riot Games verbandelt waren.
Das ist jetzt die Situation: Das Team von NNO hat Vorschläge eingereicht, wie man doch als Twitch-Streamer funktionieren und in der 1. Liga spielen kann. Aus ihren Berichten geht hervor, man habe einen Einspruch, einen Appeal, eingereicht.
Aber jetzt gab es die Entscheidung von Riot Games, dass man auf den Regeln beharrt und nicht nachgibt. Das hat man den Streamern per E-Mail mitgeteilt, wie sie in Twitch-Streams vom 10.11. erklärten.
Der ADC von NNO, Broeki, sagte in einem Stream: Alle Änderungsvorschläge wurden von Riot abgelehnt. Man werde daher nicht in der Division 1 spielen.
Auch Midlaner NoWay, einer der größten deutschen Streamer Deutschlands, sagte: Man werde zumindest im aktuellen Kader nicht in der Division 1 spielen.
Als Grund für die Ablehnung führt Riot Games ein, dass eine solche Ausnahme-Regelung dann für alle Ligen gelten würde, auch für die große französische Liga LFL, das erklärte der MidLaner von NNO NoWay in einem YouTube-Video (via youtube).
Zudem fürchtet man bei Riot Games offenbar ein “unnatürliches Wachstum durch Influencer” – man wäre dann von den Streamern abhängig: Was würde passieren, wenn die Streamer wieder aussteigen? Wie würden Sponsoren reagieren, wenn die Zahlen plötzlich einbrechen?
Streamer verstehen Entscheidung von Riot Games, bedauern sie aber
Wie reagieren die Streamer? Die Streamer selbst reagieren relativ locker, weil es auch ein Stück weit ihre Entscheidung war, sich den Regeln nicht zu fügen. Außerdem hatte Broeki schon geunkt, dass ihm die ADCs der 1. Liga gewaltig in den Hintern treten würden. Sportlich würde man in der 1. Liga ohne viel Training einfach nicht mithalten können, glaubten die Veteranen. Das könnte vielleicht die Marken beschädigen, vermutet man.
- Top-Laner Tolkin schreibt: Echt schade, dass wir nicht 1st Div spielen werden. Aber es war ein fantastisches Jahr mit euch.
- NoWay sagt: Er kann das alles verstehen. Es seien traurige Nachrichten, aber jetzt gelte es, Lösungen zu suchen.
- Broeki sagt: Die Entscheidung von Riot sei absolut in Ordnung. Aber sie komme extrem spät und setze das Team jetzt unter Druck.
Wie geht’s jetzt weiter? Es heißt von NNO, man sucht nach „neuen Lösungen“ – es wirkt so, als will man jetzt auf die Schnelle ein neues Team aus “Nicht-Streamern” zusammenstellen, das unter dem Namen „No Need Orga“ in der Prime League spielen kann. Aber das scheint gerade alles noch arg chaotisch zu sein.
Eine Option wäre es wohl, eine Fusion mit einem Team aus der 2. oder 3. Liga anzustreben.
Zumal sich das Team dadurch auszeichnete, eben keine Organisation zu haben und rein aus Spaß zu zocken.
Fans sind enttäuschter als die Spieler
Wie reagieren die Fans? Die sind enttäuscht: Viele auf Twitter äußern ihr Unverständnis. Das sei ein Riesen-Rückschlag für die deutsche Szene.
Viele sagen auf Twitter: Sie hätten die Prime League wegen NNO entdeckt – und ohne NNO fehle jetzt Motivation, die deutsche Liga weiter zu verfolgen.
Umso bitterer ist die Situation, weil der Relegation-Gegner von NNO, Hertha BSC, nun auch angekündigt hat, sich aus LoL zurückzuziehen.
Sieht so aus, als ruht 2023 die Hoffnung weiter auf HandofBlood und Eintracht Spandau. Dabei war der Aufstieg von NNO doch so eine schöne Geschichte:
Update, 18:27 Uhr: Wir haben den Artikel mit einigen Informationen angereichert, die aus dem Video von NoWayU zu “Das Ende von NNO” stammen. Dort geht der Twitch-Streamer auf die Hintergründe der Entscheidung von Riot Games ein und erklärt die Details der Verhandlungen.
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wtf Riot WTF so lange zu brauchen um auf die Emails (Plural) zu “antworten” in Anführungsstrichen, weil selbst das haben sie ja als Millionen Dollar unternehmen ja anscheinend nicht mal so ganz richtig hinbekommen…Wertschätzung für die deutsche Community ZERO0o0o0o000o0o0o0o0o0
Da final noch nichts geklärt ist sollte man von wahrscheinlich reden und nicht vom ist zustand. Fa’s sagen die jungs selber. Sie müssen diesen spot irgendwie bespielen. Entweder müssen sie selber ran oder ersatz finden. Ihre org muss spielen da sie den spot nicht verkaufen dürfen außer sie lesen ihr team auf
So schade, aber es war ein richtig geiles Jahr.