League of Legends inszeniert schmächtige Top-Spieler wie Pop-Stars

League of Legends inszeniert schmächtige Top-Spieler wie Pop-Stars

Bei League of Legends hat man eine neue PR-Kampagne gestartet. Aus normalerweise eher unscheinbaren LoL-Profis wie „Doublelift“ macht man nun Pop-Stars mit eigenen Musik-Videos.

Das ist das Problem: League of Legends ist vor allem in Südkorea und China ein irrsinnig populärer eSport. Über die „Worlds“, die gerade ausgetragen werden, hat neulich jemand gesagt: Das sei wie der asiatische Super-Bowl.

Solche Events brauchen ihre Helden, brauchen Geschichten, denen die Fans folgen können: Man braucht Idole.

Allerdings sehen die Top-Spieler in League of Legends nicht gerade wie globale Mega-Stars á la Cristiano Ronaldo oder LeBron James aus. Die meisten sind sehr jung, zwischen 18 und 25, und erscheinen echter nüchtern und schüchtern. Sie suchen nicht das Rampenlicht.

ronaldo
Internationaler Mega-Star im Fußball: Cristiano Ronaldo

Mit einer neuen Werbekampagne bemüht sich Riot Games jetzt darum, die Heldengeschichte hinter ihren Sportlern zu erzählen.

Das ist die neue Kampagne: Die neue Werbekampagne von Riot Games ist die Video-Serie „It’s On.“ Hier nimmt man Top-LoL-Spieler und erzählt deren Geschichte in einem animierten Video-Clip.

Den Anfang macht das Video „Unstoppable.“ Hier kann man sehen, wie ADC Yiliang “Doublelift” Peng vom Stubenhocker zum LoL-Profi wurde. Er ist 25 und damit, für LoL-Verhältnisse, ein Veteran.

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Hier seht Ihr, wie “der echte” Doublelift auf diese Erfahrung reagiert:

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Der sagt, die Grafik sieht toll aus. Vor allem seine Frisur über die Jahre habe man perfekt getroffen.

Als Fantasy-Geschichte fände er das einfach nur “sick” und cool. Das würde er auch sagen, wenn er nicht drin wäre. Jetzt kann er kaum abwarten, wie die Community reagiert.

Die Community mag das Video offenbar. Das hat bei 700.000 Views schon über 40.000 Likes und weniger als 1000 Dislikes.

Faker-LoL

28 Millionen sehen bombastisch inszeniertes LoL-Video

So setzt Riot Games die LoL Worlds 2018 in Szene: Noch krasser wird die Inszenierung beim „offiziellen Musik-Video“ zu den Worlds in League of Legends: das sind die LoL-Weltmeisterschaften, in denen die besten Clubs aus aller Welt gegeneinander antreten

Hier fasst man die „Heldenreise“ des Vorjahres-Siegers Kang “Ambition” Cang-yong mit seinem Team Samsung Galaxy in poetischen Bildern zusammen.

Die Bergbesteigung, die man dort sieht, entspricht dem Verlauf der Spiele, die das Team 2017 genommen und gewonnen hat. Wir haben das mystische Video in diesem Beitrag zu LoL erklärt.

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Das Video zu LoL Worlds hat über 28 Millionen Views auf YouTube. Man kann also sagen: Die Strategie von League of Legends scheint aufzugehen.

Am Ende des Videos erwacht der zuvor besiegte Star-Spieler “Uzi.” Er und sein Team RNG gelten als Favoriten, um die Worlds 2018 in League of Legends zu gewinnen. In der Praxis sind die Stars nicht immer so heldenhaft:

Einer der besten LoL-Spieler der Welt wird bestraft … weil er gefeedet hat?!
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Nora mon

Ich freue mich schon auf E-Sports – The Game 2020 von EA, wenn ich dann mit meiner E-Sportsmannschaft gegen andere Spieler antreten kann und Asiaten wie Pokemonkarten tauschen werde. ( Ich tausche deinen Faker gegen meinen Uzi und 2x Doublelift)

Corbenian

Ich befürchte sowas wird tatsächlich über kurz oder lang kommen xD

Corbenian

Spiele kein LoL, sagt mir einfach nicht zu. Aber die Videos sind Hammer!

Malfrador

Das Rise-Video hab ich tatsächlich auch gesehen, obwohl mir LoL an sich nicht sonderlich gefällt. Der Grafikstil ist einfach schön und auch die Musik sehr passend. Ist ungefähr die Grafik, die ich mir von einem LoL-MMO(RPG) wünschen würde.
Den YT-Kommentaren nach haben noch deutlich mehr Leute das Video gesehen, ohne LoL zu spielen.

Joss

Müsste man mal querdenken mit der Länge des Arbeitstages, dem Druck auf die Schüler, der Unlust zu realen Bindungen und der Selbstmordrate. Anstatt solche Pseudohelden und Gaming als Weg zu irgendeiner Bedeutsamkeit aufzublasen, sollte die Industrie den jungen Leuten lieber einen nicht mit Erwartungen hinsichtlich Leistung und Erfolg zugeballerten Freizeitraum lassen. Spielen sollte schlicht Spaß machen, Menschen in Verbindung bringen, Fremde vielleicht sogar in Freunde verwandeln.

Aniccia Anichii

Das selbe könnte man auch über Fußball sagen, da gehen auch genug am Training kaputt. Fakt ist das solange Spiele eine Kompetitive Auslegung haben wird es auch Spieler geben die dort Profi werden wollen.

Ich behaupte mal dreist das die Große Mehrheit sich dennoch bewusst ist das Sie nicht der neue Ballack oder Faker werden, Leute die das ganze zu ernst nehmen bzw. unrealistische Ziele haben gibt es immer.

Joss

Sehe ich anders, weil Fußball auf dem Platz mittels Verein stattfindet und der vermeintliche eSport vermittels eines Industrieprodukts vor einem Monitor. Breitensport steht auch von vorneherein und anderen Interessen als ein von der Industrie vertriebenes Produkt. Das kannst du schon sehen, wenn du Werbung für den Breitensport mit der Werbung für Industrieprodukten vergleichst. Es ist kein Zufall, dass es in dem Spot hier nicht um Teilnahme und Gemeinschaft, sondern um Leistung, Erfolg und Starphantasien geht. Darum übrigens, wird der eSport sich auch nicht als Sportformat, sondern nur als kulturindustrielles Medienformat durchsetzen.

Alzucard

Du musst dir klarmachen, dass Esport viel näher an der Öffentlichkeit ist als Fußball.
Guck dir Amerika an, bitte tu das. Es gibt genug parallelen zwischen esport und anderen Sportarten. Der einzige unterschied ist, dass bei einigen Sportarten viel mehr Geld dahintersteckt. Nehm da einfach mal bayern Münschen und ihr gesamten gekauften Spieler.

Ich mag den Weg wohin sich Esport entwickelt zwa rauch nicht, da es in die Richtung geht wo Fußball derzeit ist. es dreht sich nciht mehr um den Sport selbst, sondern um Geld und nichts als Geld.

Joss

Ein Spiel, das über Monitor, Tastatur und ein reines Industrieprodukt vermittelt wird ist in meinen Augen kein Sport. Sport ist zunächst einmal kein Leistungsformat, sondern als Breitensport interessant. Dort werden andere Marker gesetzt als in den kulturindustriellen Formaten. eSport ist schon, weil er ohne das Produkt, technische Medien und deren beider Hersteller (Gatekeeping) gar nicht stattfindet, keine Sportart. Sport ist ein offenes Format der Bewegung und der entsprechenden Kommunikation, die sich auf diese Bewegung bezieht, jenseits von Vermarktung braucht man dazu Menschen und Regeln, das Sportgerät ist auch kein Gate, sondern von der Dose über den Tennisball bis zum Lederball kannst du alles dazu nutzen. Die Lobby will solche Unterschiede natürlich nicht wahrnehmen, aber da geht es auch nur um die Vermarktung. Gesundheitlich wird der sogenannte eSport von Medizinern und Sportwissenschaftlern, insofern sie nicht von der Lobby gepampert werden, auch als bedenklich eingestuft. Vor allem dann, wenn er als Leistungsformat betrieben wird und nicht zur Erholung, also als Freizeitformat.

Insane

Abgesehen davon, dass ich mich für Gaming als Sport auch nicht öffnen kann, würde es mich interessieren, warum eine Hantelstange, ein Snowboard, ein hochmodernes Rennrad, ein Sportbogen oder ein Laser und Druckpunkt vermessener und hochkomplex gefertigter Laufschuh ein Sportgerät ist, aber eine Tastatur nicht.

Motorbootrennen war bereits olympisch, Formel 1 aber nicht. Schach wurde höchstens im olympischen Museum ausgetragen – hat aber auch nicht viele Chancen. Dafür ist Sportschießen schon lange und auch aktuell noch eine olympische Disziplin.

Das oxforddictionaries beschreibt Sport als: “an activity involving physical exertion and skill in which an individual or team competes against another or others for entertainment.”

Wie bestimmt man nun die “physical exertion “? Herzschlag? Adrenalin? Freigesetztes ATP in den Muskeln? Milchsäure in den Muskeln? Umgesetzte Kcal? Umgesetzte Joule? Verstoffwechselter O²?

Je nach dem welches Kriterium genutzt wird, wird die ein oder andere sitzende Tätigkeit ähnliche Werte ergeben. Wie definiert man, wann eine “exertion” ansträngend genug ist um als Sport zu gelten?

Das wiktionary beschreibt Sport wie folgt: “Unter dem Begriff Sport werden verschiedene Bewegungs-, Spiel- und Wettkampfformen zusammengefasst, die meist im Zusammenhang mit körperlichen Aktivitäten des Menschen stehen, ohne in erster Linie der Warenproduktion, kriegerischen Kampfhandlungen, dem Transport von Waren bzw. Gepäck oder der alleinigen Ortsveränderung zu dienen. Das Wort selbst wurde im 19. Jahrhundert vom englischen sport entlehnt, welches durch Prokope aus disport entstand und aus dem Altfranzösischen entlehnt ist. […] Für Menschen, die in unterschiedlichsten Sportarten Sport betreiben, existiert die Bezeichnung Sportler. Sportler, die Leistungssport betreiben, werden oft auch als Athleten bezeichnet.[…]”

Die sekundär Kriterien erfüllt Gaming wohl während das primäre Kriterium wieder ähnlich in Frage gestellt bleibt wie beim Oxford.

Joss

Habe ich doch bereits argumentiert. Die Stange ist erstens kein virtuelles Gerät, merkst du dann, wenn sie dir mal auf den Fuß fällt. Es gibt also keine virtuelle Vermittlung über ein technisches Medium. Zweitens gibt es kein Gatekeeping. Du kannst einfach auch eine Colaflasche, dein Eigengewicht oder was auch immer nehmen. Kinder spielen mit Dosen oder Tennisbällen. Kein Unternehmen kontrolliert und reguliert das. Laufschuhe sind ein schönes Beispiel. Denn es gibt im Laufsport ja seit Langem schon das Konzept des reduzierten Minimalschuhs, sehr beliebt war immer der von Lidl verkaufte. Schließlich auch der Barfußlauf. eSport dagegen endet beim Stromausfall oder wenn irgendwer an irgendeiner Stelle beschließt, du nicht mehr.

“Wie bestimmt man nun die “physical “?”

Wird Pupsen olympisch, fragst du? Ich habe oben, einfach mal lesen, einen ganzheitlichen Ansatz dazu gewählt. Geh mal 3x die Woche Laufen und vergleiche das mit 3x die Woche Counterstrike. Dann verstehst du, was “physical” meint und was ich unter ganzheitlich verstehe. Ich hatte vor vielen Jahren z.B. lange Zeit Rückenprobleme (wohl nicht zuletzt wegen dem Sitzen vor dem Computer). Das Laufen hat meine Muskulatur so gelockert und mich auf Dauer so entspannt, dass ich nie wieder Probleme damit hatte. Heute kann ich sogar dicke Gewichte stemmen, mein Rücken macht es (trotz Skoliose und Protrusion) klaglos mit. Computerspielen macht das Gegenteil aus dir. Und Bewegungsmangel gilt bei der heutigen Jugend als das größte Problem, noch vor dem Mangel an Aufmerksamkeit und Konzentration. Beides nimmt übrigens auch durch echten Sport zu. Was schließlich auch wichtig ist, du zockst vor blauem Licht. Auch das ist ungesund. Dein Körper braucht Sonnenlicht, um ausreichend Serotonin zu bilden. Sport in der Natur ist daher auch die beste Depressionsprävention. Daher kommen dann neurologisch betrachtet solche Empfindungen wie innere Balance, Ausgeglichenheit, Harmonie. Alles Begriffe, bei denen man gewiss nicht an Computerspieler denkt.

Insane

Es gibt wohl eine ganze Reihe von äußeren Umständen die ein Ende der Aktivitäten erzwingen. Ein Stromausfall beendet das Gaming. Ein Erdbeben den Fußball und ein Orkan Badminton. Ein zuwarmer Winter gefährdet eine Reihe von Wintersportarten. Dieses Argument sehe ich eher als Konstruiert an. Du kannst eine billige Kugelmaus verwenden oder eine extrem teure “Profimaus” mit anpassbarem Gewicht und Beschleunigung.

Was genau Vergleiche ich zwischen 3x Laufen und 3x CS? Du schreibst Vergleiche, aber was Vergleiche ich da? Was sind die Parameter?

Sport =! körperliches Wohlempfinden. Besonders im Breitensport werden Techniken fehlerhaft ausgeführt. Auch wenn man nicht sofort Probleme bekommt,so ist dem ein oder anderen ein Gelenkschaden im Alter schon reserviert. Das betrifft vor allem falsche Hebe- und Stoßtechniken im Kraftdreikampf. Ganz zu schweigen von den unzähligen Studiobesuchern, die versuchen gut im Spiegel auszusehen. Crossfit ist nicht gerade der Sport den ich mit “Gelenk schonend” assoziere. So mancher Pumper wäre besser bedient gewesen, er hätte kein Sport betrieben. In den zwei Jahren die ich ehrenamtlich als Trainer gearbeitet habe, habe ich so viele Verletzungen gesehen, die durch falsches Verhalten ausgelöst wurden und einige davon dauerhaft oder zumindest nachhaltig.

Ich selbst habe mir beim Kickboxen nachhaltig das Knie demoliert, die Nase beim Radfahren und die Schulter leicht verletzt beim Kraftdreikampf.

Welche dieser Aspekte siehst du beim olympischen Sportschießen. Und was ist mit VR-Technik in der du ein imaginäres Schwert schwingst und den Hieben deiner Feinde ausweichst. Wie passt das in deine Skala? Und wer weis was die Zukunft uns auf diesem Gebiet noch bringt?

Wie gesagt, mir fällt es auch schwer Sport und Gaming in einem Satz zu nennen. Jedoch fehlen mir stichhaltige und logische Argumente um diese Position zu untermauern und daher fällt es mir ebenfalls schwer selbst diese Position zu behalten.

Joss

“Was genau Vergleiche ich zwischen 3x Laufen und 3x CS? Du schreibst Vergleiche, aber was Vergleiche ich da? Was sind die Parameter?”

Dein Empfinden. Kannst dich auch vermessen, das ist aber unnötig. Wenn du Literaturempfehlungen brauchst, weil du wissen möchtest, wie sich Laufsport physiologisch und neurologisch auf deinen Körper auswirkt, dann hol dir die Laufbibel vom Marquardt.

“Sport =! körperliches Wohlempfinden. Besonders im Breitensport werden Techniken fehlerhaft ausgeführt.”

Jeder Hobbit kann Laufen, Schwimmen, Kicken, Radfahren, auch wenn er über seine eigenen Füße stolpert, und wird sich dadurch besser fühlen. Deine Beispiele führe ich vielmehr darauf zurück, dass du zu den Leuten gehörst, die schlecht dosieren können und sich zu beweisen suchen. Dass sich das auch im Sport fortsetzt, was man deiner Art sich zu unterhalten schon anmerkt, wundert mich nicht. Ich hatte meinen letzten Sportunfall vor ca. 30 Jahren beim Volleyball in der Schule. Aber ich kenne Leute, die nicht dosieren können, zur Genüge aus dem Runners World Forum. Das liegt durchaus nicht an der Technik, sondern am Übertraining. Scherze seitdem immer über die Läufer, die sich zum Krüppel laufen. Breitensport mit dem Leistungsdenken zu infizieren, halte ich schlichtweg für kontraproduktiv. Meist geschieht das aus einem Mangel an intrinsischer Motivation heraus. Daher plädiere ich in Gesprächen mit Leuten, die gerne einen Ausdauersport betreiben möchten, aber sich schwertun das durchzuhalten, auch immer dafür, genau darauf zu reflektieren und sehr zurückhaltend gegenüber extrinsischen Formen zu sein.

“Welche dieser Aspekte siehst du beim olympischen Sportschießen.”

War selbst im Schützenverein und betrachte Schießen nicht als Sport. Das ist eine Frage der Einordnung wie beim Schach. Anders dann Biathlon. Olympia ist eben ein Dach und die olympischen Disziplinen entstammen der Tradition und zunehmend dem Moneymaking. Daher dann eben wohl irgendwann eSport statt Ringen. Das bewerte ich aber wie die meisten Sportwissenschaftler auch als Verfallsform.

Insane

Daher habe ich dich gefragt welche Parameter du genau meist. Größe, Gewicht, Körperfettanteil, Muskelmasse, Sauerstoffsättigung und so weiter sind langfristige Aspekte. O² Verbrauch, ATP Umsetzung, Umgesetzte Joule, Milchsäure und Hormone wie Adrenalin sind unmittelbare Aspekte. Die meisten wirst du auch anderweitig beeinflussen können. Daher meine Frage: welche Faktoren identifizieren für dich explizit Sport.

Schön, dass du von einer sachlich orientierten Debatte auf eine persönliche Ebene wechselst. Welche Art zu Diskutieren habe ich denn? Vielleicht kannst du mich in dieser Hinsicht erleuchten. Ich weiß nicht ob ich schlecht Dosieren kann, da mir ein angemessener Referenzwert fehlt. Vielleicht ist es so, vielleicht auch nicht. Sprich doch einfach mal mit einem McFit Studiotrainer wie viele Unfälle er so im Monat aufwischen darf. Und das sind aus meiner Erfahrung Leute die es Übertreiben aber eben auch Menschen die es schlichtweg falsch machen und oder nicht besser wissen.

Sportschießen ist olympisch, Schach nicht. Die Leute die dort Entscheidungen treffen, sehen das wohl anders als du. Das Leben ist Veränderung. Entweder man kommt damit klar oder eben nicht und bleibt hängen. Dann ist eben Veränderung “ein Verfall”.

Joss

Daher habe ich dich gefragt welche Parameter du genau meist.”

Und ich habe dir geantwortet. Dir ist es nicht genau genug, zu philosophisch. Daher habe ich dir eine Quelle genannt, die deine Fragen beantwortet.

“Welche Art zu Diskutieren habe ich denn?”

Eine, die weniger erhellt als zerredet. Eine ohne viel Gedächtnis. Sonst würdest du dich ja z.B. auch erinnern, dass ich schon einmal eine Unterhaltung mit dir abgebrochen habe und warum. Walter Benjamin hat in seiner “Einbahnstraße” einen schönen Gedanken formuliert, er lautet: “Für Männer: Überzeugen ist unfruchtbar”. Ich könnte also auch schreiben, dass deine Art zu Diskutieren schlichtweg unfruchtbar ist.

“da mir ein angemessener Referenzwert fehlt”

Ja, dadurch dass du dich von sowas abhängig machst und du da anscheinend wenig Körpergefühl hast, fehlt dir das. Mir fehlt das aber nicht, mein Körper ist ein Reservoir von Erfahrungen und damit auch von Lernen. Ich brauche dafür null Technik, mein Körper spricht zu mir wie eine Voodoopuppe. Und ich habe mein Lernen auch immer auf Wege konzentriert, die diesem Memento folgen. Leistung muss man messen, Balance und Harmonie nicht.

“McFit Studiotrainer”

Schmunzel, ja, das ist nicht meine Welt.

“Entweder man kommt damit klar oder eben nicht und bleibt hängen.”

Ich komm ganz gut mit Olympia klar, da ich das kulturgeschichtlich rezipiere und nicht als Konsmumtionsformat.

Insane

Na wenn eine Unterhaltung mit mir so unfruchtbar ist, kann ich mir weiteres Tastendrücken ersparen 🙂

Schade, dass du andere Ansichten als zerreden empfindest – kann ich aber nicht ändern. Du hast eben eine andere Meinung – das ist nicht schlimm. Deswegen bist du nicht mein Feind. Aber ich werde andere Meinungen auch nicht unreflektiert annehmen. Entweder ich verstehe etwas nicht, dann werde ich genauer nachfragen. Wenn du dann nicht antworten kannst, solltest du darüber nachdenken. Und wenn ich anderer Meinung bin, werde ich das sagen oder eben genauer hinterfragen – denn entweder hast du dich dann schlecht ausgedrückt oder ich halte deine Argumentationskompetenz für nicht schlüssig. Oder ich bin der Meinung, dass du davon, dass du von meinen Ansichten profitieren könntest, auch dann werde ich entweder Hinterfragen oder eben selbst eine These postulieren.

Aus meiner Sicht, sollte man seine eigene Meinung und sein eigenes Gefühl nie zu wichtig nehmen und niemals zu hoch hängen. Von meinem Standpunkt aus sollte man sich stets ans Referenzwerten orientieren und neu justieren. Aber jeder so wie er eben mag. ich finde es halt nicht zielführend. Wenn ich aus dem Stand 3 Meter springe, weis ich nicht ob das viel oder wenig ist. Eine Wertung ist nicht möglich. Es ist was es ist und es ist das was ich kann. Eine Wertung ist erst möglich, wenn ein anderer Sprung unter vergleichbaren Parametern 7 Meter oder 1 Meter beträgt. Und selbst dann ist eine Wertung nur bedingt möglich. Erst mit einer Reihe von Ergebnissen wird das bilden eines Referenzwertes möglich. Ich kann also solo für mich alleine Springen und meine 3 Meter für super toll finden- mich gut fühlen und stolz auf mich sein – aber mit der Realität hat das nichts zu tun. Es ist wohl eine Prioritätenfrage des Individuums.

Wenn du damit nicht umgehen kannst ist das eben so. Aber da du bereits deinen Unwillen kundgetan hast akzeptiere ich das mal und wünsche dir noch einen schonen Tag.

Joss

Nicht andere Ansichten, die Art sie mit den dir gegenüber anderen Ansichten zu tarieren. Schon wie du in diesem Post wieder versuchst, das zu verengen, um das eigene Bild zu polieren, ist ein weiteres Beispiel. Der Begriff des Feindes, als hätten solche Geplänkel etwas mit zementiertem Leben zu tun, ist der nächste Ausrutscher. Schließlich muss ich mit etwas nicht umgehen können, wenn man dir sagt, dass man deine Art zu Diskutieren als unfruchtbar empfindet. Nimm das alles mal zusammen und halte es dir in Erinnerung. Dann erübrigen sich Wiederholungen solcher Art.

Insane

Dazu gehören wohl mindestens zwei.

Du kannst dir gerne weiter einreden das ich hier irgend etwas polieren möchte oder auch nicht. Aber ich habe mir mühe gegeben aufgeschlossen zu sein und habe dein, wenn auch persönlichen Attacken, einfach mal aufgenommen. In meiner Wahrnehmung bist du derjenige, der eine fertige Meinung hat und für andere Argumente nicht aufgeschlossen ist und von einer faktischen Diskussion auf eine persönliche Ebene wechselt. Und betont habe ich nur, dass du nicht mein Feind bist. Denn den Eindruck hast du mit stellenweise mit deinen auf meine Person abzielenden Kommentare vermittelt. Was an dem Begriff ein Ausrutscher ist verstehe ich nicht.

Zur Erinnerung: ich habe in der Sache die gleiche Meinung wie du – wie auch schon eingangs geschrieben. Nur fehlten mir die Argumente um diese Position weiter zu behalten. Nur das war der ursprüngliche Auslöser für mein Kommentar. Wieso du es dann für nötig erachtet hast, etwas persönliches daraus zu machen ist mir nicht so ganz klar.

Aber wie dem auch sei: wenn du keine Wiederholungen möchtest, dann wiederhole doch einfach nicht. Das erspart dir auch die Verschwendung deiner kostbaren Zeit an so eine uneinsichtige Person wie ich es bin 🙂

Joss

Du hast dich an einen Kommentar von mir drangehängt. Schön, wenn man sich die Welt macht wie sie einem gefällt. Das war jetzt mein letzter Post. Wir verstehen uns jetzt, denke ich.

Insane

Ich habe es oben geschrieben, ich schreibe es auch hier nochmal.

Zur Erinnerung: ich habe in der Sache die gleiche Meinung wie du – wie auch schon eingangs geschrieben. Nur fehlten mir die Argumente um diese Position weiter zu behalten. Nur das war der ursprüngliche Auslöser für mein Kommentar. Wieso du es dann für nötig erachtet hast, etwas persönliches daraus zu machen ist mir nicht so ganz klar.

Corbenian

Ich führte auch schon oft die Diskussion, was denn nun Sport sei. Ich wurde stets von allen Seiten niedergeknüppelt, wenn ich behauptet habe, dass Sport mit körperlicher Ertüchtigung zu tun hätte.

Deswegen führe ich dazu auch keine Diskussionen mehr. Meinetwegen ist dann die Erde eben offiziell eine Scheibe. Und »Sport« ist jetzt dann eben einfach nur „ehrgeiziger Wettkampf, wo viel Geld fließt“ (also Profischach, Rennsport, eSport, Fußball, Olympia, u.ä.) und das, was man früher als Sport betrachtet hat, nennt man jetzt »Bewegung«, also „körperliche Ertüchtigung, seine Grenzen ausloten und sich steigern“.

Joss

“»Sport« ist jetzt dann eben einfach nur „ehrgeiziger Wettkampf, wo viel Geld fließt“

Sieht man ja gut an Olympia, dass das heute Moneymaking ist. Hans Zehetmayer hat da drüber geschrieben, auch über Fußball, kann ihn nur empfehlen. Der trägt die Liebe zum Sport im Herzen, hat aber profunde Kenntniss, wie der Sport heute als Markt funktioniert und wo sich das mit anderen Orientierungen (Gesundheit, Werte) beißt. Der wird auch immer im DLF/DRK für Gespräche geladen. Kann ich nur empfehlen, wenn einen das Thema interessiert.

Also mich hat das Thema immer schon bewegt, weil das Moneymaking den Sport ja auch beschädigt. Siehe Doping, Korruption, kaputte Spieler (NFL v.a.). Aber auch schon viel früher, z.B. die Entwicklung der Vereine in der Bundesliga. Ich bin früher mal Stadiongänger gewesen. Dann, so vor gut 20 Jahren, wurde das immer stärker ein durch Geschäftsentscheidungen und -beziehungen dominiertes Geschehen. Das Stadion sollte nun nach einem Unternehmen heißen, Stehplätze wurden reduziert, Eintrittspreise gingen nach oben, die Spieler gingen laufend weg, wenn sie gut wurden, und der Verkauf guter Spieler wurde zum Geschäftsprinzip des Vereins. Der Verein wurde quasi eine Subunternehmung für andere Vereine. Da verlor ich die Lust, denn ich war kein Fan bzw. Anhänger mehr, sondern nur noch ein Konsument.

Alzucard

Und bitte bei allen anderen sportarten geht es auch um starphantasien, Leistung und Erfolg. Sonst würde keienr mehr versuchen starspieler zu werden.

Btw. bei Fußball geht es schon lange nicht mehr um die gemeinschaft.

Julian Von Matterhorn

Hehehehe Fußball – die Geldmachmaschine vor dem Herrn

Alzucard

Zum einen beschreibst du grad die gesellschaft und nicht den Sport. Es herrschen bei Leichtathletik, Football etc. ähnlicher Leistungsdruck. Man kann nicht pauschal sagen, dass spiele, die einen Wettkampffaktor haben nur Spaß machen sollen. Das ist schon seit jahren nicht mehr der Fall.
Es wird auch weiter dahingehen, dass Esport beliebter wird. Das hängt zum Großteil damit zusammen, dass viel mittlerweile mit Internet aufwachsen. Das kann man sehr gut an der Anomalie Fortnite erkennen. Es sind ganz viele neue Spieler dazugekommen. Millionen Menschen haben das Gaming für sich entdeckt. Wenig andere Spiele haben starke Einbrüche bei den Spielerzahlen bemerkt. dadurch lässt sich folgern, dass es Menschen sind, die vorher nichts mit Gaming am Hut hatten und dann Fortnite angefangen haben.

Joss

Siehe unten. Sehr interessant, wie schnell man von einem Computerspiel zum Spitzensport gelangt. Da hat die Werbung ja schon ihren Job gemacht.

Alzucard

Das musst du näher erklären. Ich bezweifel irgendwer versteht was du damit meinst.

Joss

Wie gesagt, siehe unten, dort habe ich den Gedanken auch weiter ausgeführt.

Myusca

Ich stimme deinem Beitrag voll und ganz zu, aber ich glaube, deine (bzw. unsere) Ansicht wird im modernen Gaming immer mehr in Richtung Nischendasein gedrückt werden.
Und die Begründung hast du ja schon selber geliefert: Die Industrie (die Entwickler, Publisher selbst, aber natürlich auch die Sponsoren und Hersteller diverser “eSport-Artikel”) hat ein Interesse daran, den Wunsch vieler Menschen – gerade Jugendlicher – nach Ruhm und Anerkennung aufzunehmen und schließlich Produkte und Dienstleistungen, die dieses Bedürfnis vermeintlich befriedigen, zu vermarkten.

Ich möchte nicht zwangsläufig irgendwelche Klischees bedienen, aber tatsächlich dienen PC-Spiele in den meisten Fällen wohl einem gewissen Eskapismus. Was ich auch als solches nicht als schlecht darstellen will, keineswegs. Denn schließlich ist es ja auch etwas sehr schönes, einfach mal den Alltag hinter sich zu lassen und in virtuelle Welten einzutauchen, die – bei sehr guter Immersion – unsere Fantasie beflügeln und uns glücklich machen.
Aber schlimm wird es immer dann, wenn diese virtuellen Welten das echte Leben als etwas nicht Erstrebenswertes zurücklassen. Und noch schlimmer finde ich, dass die Gamingindustrie genau das immer öfter ausnutzt.

Wer ein anschauliches Beispiel zu dem haben will, was ich meine, dem sei einfach mal das Video “Warriors” von League of Legends ans Herz gelegt. Es bedient nämlich genau das Selbstbild, das viele junge Menschen von sich haben, die im echten Leben eher als Außenseiter gelten:
Der junge LoL-Spieler, der in der Nacht alleine in seinem dunklen Raum sitzt und verbissen ein Match nach dem anderen absolviert, seine Leistung steigert. Eine Überblendung ins dramatisierte Spielgeschehen, welches einer apokalyptischen Schlacht in endzeitlicher Atmosphäre gleicht. Später die Überleitung zu den großen Turnieren, wo die “Außenseiter von damals” (die vorher alleine im dunklen Kämmerlein gehockt haben) nun die großen Turnierstars sind und von allen bejubelt werden. Message: “Jeder kann hier zum großen Star werden, du musst halt nur hart genug dafür arbeiten.”
Passend dazu spielt das gleichnamige Lied von Imagine Dragons, in dem es unter anderem zu passender visueller Begleitung heißt “As a child you would wait and watch from far away / But you always knew that you’d be the one / That work while they all play”. Das Spiel ist schon lange kein Spiel mehr (spielen tun nur die anderen), aber DU arbeitest HART an deiner Karriere.

Und es funktioniert großartig! Der Personenkult läuft auch gerade deswegen so heiß, weil sich diese Spielerschaft so mit den “schmächtigen, schüchternen Außenseitern” identifizieren kann, wohingegen selbst für einen guten Fußballspieler irgendwo im Wald- und Wiesenverein selbst ein Manuel Neuer immer fremd bleiben wird, da die Lebensumstände eines “Vorstadtjungen” und eines mehrfachen Millionärs völlig andere sind.

Das ist für mich auch ein Grund, warum Beispiele wie “Das hat man doch im Profifußball genauso…” für mich irgendwie hinken. Der andere ist eben, dass im realen Leben ganz andere, viel schwerwiegendere Hürden existieren, die man im eSport eben nicht hat: Man muss als Spieler/in “einfach nur” sehr gut sein und sich in der Leistungsspitze etablieren, um reale Chancen auf eine Solokarriere zu haben. Im Sport in der realen Welt reicht das aber i.d.R. nicht aus, um innerhalb kurzer Zeit beispielsweise in der Fußballnationalmannschaft mitzumachen.

Joss

Breitensport ist eben auch inklusiv. Auch der schlechteste Spieler ist und bleibt Teil des Teams. Ein Trainer wird mit ihm besonders arbeiten, anstatt mit Hinblick auf die Spitze zu selektieren. Außerdem wird man ihn auch immer wieder einwechseln, um das zu demonstrieren. Diese Inklusivität, mit der der Breitensport neben der Ertüchtigung wirbt, ist aus dem Sport nicht wegzudenken. Das ist in meinen Augen der Grund, weshalb der Vergleich von Arenagames mit dem Spitzensport hinkt. Der Breitensport definiert sich primär durch die Teilnahme und das Dabeisein (ist alles). Darum ist es auch so zentral, ein guter Verlierer zu sein und das Verlierersein als Teil des Ganzen zu begreifen. Denn auch der allerschlechteste Spieler ist nicht einfach ein Verlierer, sondern findet Freunde, hat Spaß, tut etwas für seine Gesundheit. Demgegenüber steht die Leistung auch an letzter Stelle der angelegten Maßstäbe.

Ich würde auch nicht sagen, dass diese Sicht auf der Verliererseite wäre. Denn die Verbände, die Eltern, die Mediziner und die Pädagogen sind alle auf dieser Seite der Auseinandersetzung. Freizeitspaß ist wichtig für den Menschen, für seine körperliche und geistige Gesundheit. Eben damit man im Beruf – auch wenn es kein besonderer ist und gerade eben auch dann – die Leistung bringt, die einem den Lebensunterhalt sichert. Stichwort: Ausgleichssport. Die Phantasien und Vermarktungshoffnungen einer Branche sind das eine, der Ernst des alltäglichen Lebens aber das andere. Und der wird immer auch starke Vertreter haben.

Anders mag es aussehen, was die kulturindustrielle Vermarktung betrifft. Also Computerspiele in der Unterhaltungsbranche. Da sehe ich dann Parallelen zu anderen Passivformaten. In den Sportwissenschaften wird der sogenannte eSport übrigens nicht als Alternative, sondern als konkurrierendes Freizeitformat problematisert. Beispiel: Ich hab doch schon trainiert, Mama. Das Training geht vor, Papa. Daher gibt es da auch einiges Gegenfeuer und die Lobbyisten der Unternehmen haben da auch gar keinen so guten Stand in den Debatten.

Danke für deinen für mich interessanten Beitrag, vor allem auch aufgrund des konkreten Beispiels. Sowas finde ich immer sehr lehrreich und so ausführliche Beiträge, die sich um einen reflexiven Zugang zu einem Thema mühen, sind weiß Gott nicht gerade eine Alltagserscheinung auf Spieleseiten.

Myusca

Ja, auch hier gebe ich dir absolut recht: Beim Breitensport steht definitiv die Teilnahme und das Miteinander klar im Vordergrund. Natürlich hat selbst das letzte Kreisligaspiel immer auch ein kompetitives Element, das ist bei Teamsportarten auch irgendwie nicht wegzudenken, klar. Und das wird teils auch “hart gelebt”, wenn man sich die Nachrichten zu diversen Vorkommnissen anschaut, weil z.B. eine vermeintlich falsche Schiedsrichterentscheidung zur Niederlage einer Mannschaft geführt hat.
Aber das selbstvermarktete Image des Breitensports kommt, wie du bereits dargelegt hast, dankenswerterweise eher einer großen “Mach’ einfach mit und hab’ Spaß an der Sache!”-Kampagne nahe.

Ich denke jedoch (oder sagen wir: so habe ich es aufgefasst), dass Alzucard auf den Vergleich Profisport vs. eSport hinaus wollte. Fairerweise müsste man nämlich den Breitensport auch dem “Breitengaming” gegenüberstellen, da ich der Meinung bin, dass sich die Ähnlichkeiten stärker in der horizontalen Ebene (also z.B. Profisport <-> eSport) als in der vertikalen Ebene (Breitensport <-> Profisport) abbilden.

Aber selbst hier sind die Unterschiede zu eklatant, als dass das eine als gutes Beispiel für das andere herhalten könnte. Eben aus den von dir und mir bereits aufgeführten Gründen. 🙂

Auch von mir ein Dankeschön an dich, dass du dir die Zeit genommen hast, dir meinen Kommentar durchzulesen und eine ebenso ausführliche Antwort zu formulieren. Deine Ausführungen empfand ich auch als sehr interessant und die Gesprächsatmosphäre als angenehm. Und ja, das ist generell im Internet leider immer seltener der Fall, so empfinde ich es zumindest.
Mir scheint aber, dass du wohl “vom Fach” bist und bei solchen und ähnlichen Themen auf profunde Kenntnisse (evtl. beruflich?) zurückgreifen kannst, was bei mir als Fachfremde leider nicht der Fall ist. Deswegen kann ich auch maximal meine Gedanken zu so einem Thema ordnen und darlegen und lediglich “anekdotische Belege” (eben durch bspw. anschauliche Beispiele) liefern.

Jedenfalls von meiner Seite gerne wieder. 🙂

Joss

“Ich denke jedoch (oder sagen wir: so habe ich es aufgefasst), dass
Alzucard auf den Vergleich Profisport vs. eSport hinaus wollte.”

Im Raum steht aber doch immer die Frage des Sports. Und der Industrie geht es dabei doch um das Anzapfen von Fördertöpfen, Werbeeinnahmen, bessere Vermarktung. Im Zentrum steht also das Thema Sport, um das Produkt besser verkaufen zu können. Das ist für mich das Kernproblem. Wenn Ronaldo z.B. frisches Fleisch in den Breitensport spült, dann gibt es da einen noch halbwegs nachvollziehbaren Deal und Trickle down zwischen den Sektoren. Bestenfalls profitiert also der Breitensport und der einzelne Sportler durch den Spitzensport. Schlimmstenfalls geschieht das Gegenteil und der Spitzensport zieht Ressourcen aus dem Breitensport ab. Gibt es auch genug Beispiele für. Wenn etwas aber gar kein Sport ist, sondern Konsumtion oder Arbeit, dann ist auch das Spielfeld ein anderes. Lobbyisten deuten immer mit dem Finger auf Schach und Golf. Aber warum ist eigentlich Mülltransport, Gartenarbeit, Möbel packen oder Datenbanken verwalten kein Sport? Oder warum wird Dart oder Kartenspiel als Kneipensport bezeichnet?

Bin da nicht anders als du verortet, also auch nicht von irgendeinem Fach. Bin auch froh, dass ich mit Werbung und Spielen beruflich nichts zu tun habe. Diskutiere aber gerne im Kneipengesprächsformat über kulturindustrielle Themen, alles was mit Medien, Wirtschaft und Gesellschaft zu tun hat.

Myusca

“Im Raum steht aber doch immer die Frage des Sports. Und der Industrie geht es dabei doch um das Anzapfen von Fördertöpfen, Werbeeinnahmen, bessere Vermarktung.”

Kein Zweifel, das ist definitiv so. Nicht umsonst steht auch immer mal wieder die Frage im Raum, ob man eSport nicht in die Internationalen Olympischen Spiele aufnehmen soll. Bei den Asienspielen wird dies ganz seriös ab 2022 geschehen, da geht es dann auch um Medaillen und alles, was dazugehört. Und definitiv wird auch die Förderung eine andere sein, was für die Verantwortlichen immer wünschenswert ist. Allein schon die finanzielle Werbewirksamkeit durch Sponsoren dürfte um mehrere Dimensionen steigen, wenn eSport sich ganz offiziell im Massenfernsehen platzieren könnte, so dass bspw. die LoL-Weltmeisterschaft eine ähnliche Bedeutung wie Bundesligaspiele bekämen. Man könnte mit sehr viel exponierter Werbung punkten und entsprechend voluminöserer Verträge aushandeln, wenn man eben nicht nur eine gaming-affine Zielgruppe abschöpft – ich denke, es scheitert in der westlichen Welt aber einfach genau daran, weil sich Gaming (noch) nicht wie Fußball in der Mitte der Gesellschaft positionieren konnte. Das wünscht sich aber auch niemand außer die verantwortliche Industrie, denke ich.

“Wenn etwas aber gar kein Sport ist, sondern Konsumtion oder Arbeit, dann ist auch das Spielfeld ein anderes.”

An der Stelle muss man einhaken, da du hier glaube ich eher ein Argument für die Gegenseite lieferst – sofern ich deine Aussage richtig als “kontra eSport als Sport” interpretiere.
Die Grenzen zwischen Arbeit und Sport können da nämlich durchaus sehr fließend sein und dürfte Auslegungssache sein. Meine Auslegung wäre: Sobald jemand mit der Ausübung seines Sports seinen Lebensunterhalt bestreitet, ist Sport nicht mehr als “freizeitgestaltende, körperliche Ertüchtigung” anzusehen, sondern als Beruf oder eben… Arbeitsstelle. Und wie fließend selbst diese Defintion wäre, zeigt das Beispiel der isländischen Fußballnationalmannschaft, die zwar im Profifußball mitmischen, aber von denen soweit ich weiß die meisten im täglichen Leben einer “normalen” Arbeit nachgehen. Ich gehe da deswegen so explizit drauf ein, weil du ja im Beitrag davor den nicht-leistungsbezogenen Ausgleichssport der hobbymäßigen Ausübung von Computerspielen gleich- und der leistungsbetonten Ausübung von eSport diametral entgegengesetzt hast. Falls ich das falsch verstanden haben sollte, darf man mich gerne korrigieren.

Und genau dieses “Spielfeld” gibt es eben beim Leistungssport auch, trotzdem würde niemand bestreiten wollen, dass es sich um Sport handelt und kein Staat der Welt stellt deswegen die Sportförderung ein, ganz im Gegenteil. Ein Spieler wie “Faker” bei LoL ist nach diesem Duktus eben in Südkorea das, was ein Manuel Neuer in Deutschland ist: Spitzensportler von Beruf.

“Aber warum ist eigentlich Mülltransport, Gartenarbeit, Möbel packen oder Datenbanken verwalten kein Sport? Oder warum wird Dart oder Kartenspiel als Kneipensport bezeichnet?”

Ich denke, die Antwort dürfte ebenso einfach wie kompliziert sein: Die Entscheidung, was man gemeinhin als Sport bezeichnet und was nicht, ist schlichtweg total willkürlich und hat auch immer mit der Intention des Bezeichnenden zu tun.
Wikipedia hat z.B. die Definition des Sportwissenschaftlers Peter Röthig übernommen:

„Seit Beginn des 20. Jahrhunderts hat sich Sport zu einem umgangssprachlichen, weltweit gebrauchten Begriff entwickelt. Eine präzise oder gar eindeutige begriffliche Abgrenzung lässt sich deshalb nicht vornehmen. Was im Allgemeinen unter Sport verstanden wird, ist weniger eine Frage wissenschaftlicher Dimensionsanalysen, sondern wird weit mehr vom alltagstheoretischen Gebrauch sowie von den historisch gewachsenen und tradierten Einbindungen in soziale, ökonomische, politische und rechtliche Gegebenheiten bestimmt. Darüber hinaus verändert, erweitert und differenziert das faktische Geschehen des Sporttreibens selbst das Begriffverständnis von Sport.“

Da sein Lehrbuch “Sportwissenschaftliches Lexikon” als einflussreiches Standardwerk gilt, dürfte dieser Definition nach wie vor großes Gewicht beigemessen werden. Und selbst damit kann man nicht erklären, warum “mit Autos im Kreis fahren” als Sport bezeichnet wird (Motorsport), aber “Blätter im Garten zusammenfegen” eben nicht. Dementsprechend dürfte es keinen Grund geben, warum man ein Gesuch der Spieleindustrie, eSport zum richtigen Sport zu erklären, ablehnen müsste.

Nur damit wir uns da nicht falsch verstehen: In der Sache bin ich nach wie vor bei dir. Auch ich finde es unsäglich, dass es sich hierbei um einen recht plumpen Versuch handelt, Kasse zu machen. Verständlich, weil es damit auch um staatlich und gesellschaftlich abgesicherte Gewinnmaximierung geht. Aber aus persönlicher Sicht abstoßend, weil Kommerz und abstrakte Erwartungshaltungen damit in eines der letzten freizeitlichen Refugien vordringt, wie du in deinem initialen Kommentar richtigerweise beklagt hast.

Joss

“Das wünscht sich aber auch niemand außer die verantwortliche Industrie, denke ich.”

Sind da die vollen Hallen mit Gamern nicht ein Gegenbeispiel? Ich denke schon, dass es da um gesellschaftlich verhandelte Formen von Anerkennung geht. Ich habe in meiner Jugend verschiedene Vereinssportarten ausgeübt. Wenn es darum ging jemanden zu beeindrucken, habe ich eher von Fußball und Rugby erzählt, trotzdem ich im Prellball nicht erfolglos an einer hessischen Meisterschaft teilgenommen habe. Da das aber oft mit Brennball verwechselt wurde, habe ich das lieber ausgelassen. Denke schon, dass viele Kids, die heute ja unter enormen Leistungserwartungen stehen (Depressionsraten unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen schießen auch bei uns nach oben, siehe auch mein Suizidbeispiel, wo ich mich auf Südkorea bezog), sich da durch die Identifikation von eSport mit realem Sport auch Anerkennung für ihr Hobby von versprechen. Könnte man auch mal querlesen mit dem was Heinzlmaier und Hurrelmann (beides Jugendforscher) über die heutigen Jugendlichen schreiben.

“An der Stelle muss man einhaken, da du hier glaube ich eher ein Argument für die Gegenseite lieferst – sofern ich deine Aussage richtig als “kontra eSport als Sport” interpretiere.”

Ich sehe Computerspiele ganz klassisch als Spiele, nicht anders als andere Spiele. Sport wiederum ist für mich ein Vermittlungszusammenhang aus körperlicher Ertüchtigung und sozialem Miteinander in einem vorgegebenen Rahmen von Regeln und Werten. Arbeit findet in einem anderen sozialen Setting statt. Das wäre dann auch der für mich entscheidende Unterschied: Ich kann mich da nicht einbringen, indem ich mal eben die Prios weg von dem Interesse meines Arbeitgebers und hin zum sozialen Miteinander verschiebe. Da gibt es ein mich verpflichtendes Vertragsverhältnis, eine bestimmte Leistung zu erbringen, sonst bekomm ich nix aufs Konto. Sportarten wiederum finden in einem geschützten Freizeitraum mit einem anderen Setting an Regeln und Werten statt. Da zählt der Teamgedanke mehr als die Leistung und ich unterschreibe auch keinen Vertrag, der mich auf die Erbringung von Leistung verpflichtet. Im Leistungssport wird diese Grenze dann aufgelöst, es gibt eben ein Vertragsverhältnis und dieses ist den anderen Aspekten, die allein den Sport auszeichnen, übergeordnet.

Am Ende ist also für mich schon der körperliche Aspekt und das auf Freizeit verbriefte soziale Setting bei der Frage, was ist nun Sport und was nicht, entscheidend. Hand-Auge-Koordination- und körperlicher Stress (# Ertüchtigung) reichen mir dabei nicht. Auch mit Schach wäre ich zurückhaltend. Die Grenzen zwischen den Sport- und Spielarten sind aber gewiss fließend und vieles ist diskutabel. Wieso ich eSport nicht als Sport gelten lasse, das kommt am Ende also letztlich von der reduzierten körperlichen Aktivität und dem vorausgesetzten industriell kontrollierten technischen Medium. Das merkt man schnell, wenn Steam oder ein Produzent mal eben deinen Account sperrt. Das fällt bei einem Paar Turnschuhe zum Laufen oder einem Fußball schon schwerer bzw. es geht einfach nicht, der industrielle kontrollierende Zugriff, der Primat des Ökonomischen gegenüber der Lebenswelt, ist einfach nicht vorhanden.

Und schließlich widerstrebt mir das Sportive des eSports auch darum, weil solcher vermeintliche Sport im Zusammenspiel mit heutigen Lern- und Arbeitswelten den Menschen verkümmern lässt, körperlich wie seelisch. Hingegen richtiger Sport quasi gerade ein Gegengewicht gegen diese Vereinseitigung darstellt. Kein Zufall, dass einem jeder Therapeut sagt, gehen sie spazieren, treiben sie Sport. Keiner sagt, zocken sie Counterstrike oder Fortnite. Außer vielleicht bei Leuten mit Computerphobie.

Ich habe jetzt in meinen Gedanken eher gekreist und pointiert. Zentral dabei ist mir die Frage nach dem Sport. Dass z.B. ein Spieler, der bei einem Unternehmen für sein Spielen Geld aufgrund eines Vertrages verdient und in diesem Vertrag zu entsprechenden Leistungen verpflichtet wird, arbeitet, steht außer Frage. Da hat sich dann Spiel in Arbeit gewandelt. Davor wie danach war es aber für mich kein Sport. Spiel ist Freizeit, Sport ist Freizeit. Fußballspiel ist Freizeitsport und wird als Leistungssport Arbeit. Kein Leistungssportler verwechselt seinen Leistungs- mit Freizeitsport bzw. einem Hobby. Der auf die Leistungsmaximierung ausgerichtet Trainingsplan würde zusammenbrechen. Man muss also den Begriff der körperlichen Ertüchtigung in der Freizeit ausdifferenzieren. Da geschieht etwas im Körper-Seele-Welt-Verhältnis, das durch Spielen am Computer so nicht zu haben ist. Zu fassen im Begriff der Gesundheit (als Ganzes), der Balance oder Harmonie. Spiele leisten daran auch ihren Beitrag, aber eben einen, der sich weniger durch den körperlichen Aspekt bestimmt. Du merkst schon, ich muss es mir selbst kreisend erschließen, was ich meine.

Falls es dich interessiert, wenn du “Fachgespräch in der grünen Landtagsfraktion. Das Phänomen E-Sport” googlest, da wird das gar nicht so fern von unseren Überlegungen diskursiv gerahmt. Das hier würde ich dabei auch unterstreichen: „Menschen brauchen keinen Sport, Menschen brauchen Bewegung“, so Braus provozierend. Bewegung sei ein Grundbedürfnis eines jeden Menschen – insbesondere aber von Kindern und Jugendlichen. Dem könne eSport nicht gerecht werden.

Myusca

Jeder einzelne deiner argumentativen Abschnitte ist sehr schön und nachvollziehbar formuliert. Ich kann dem eigentlich nichts mehr hinzufügen, weil mich das selbst überzeugt hat.

Sehr interessant finde ich den Abschnitt, in welchem du sozusagen deine Überlegungen Gedanke für Gedanke aufgeschrieben hast (das “kreisend Erschlossene”). Und spätestens hier wäre bei mir der Groschen gefallen, wenn das nicht schon vorher passiert wäre.

“Dass z.B. ein Spieler, der bei einem Unternehmen für sein Spielen Geld aufgrund eines Vertrages verdient und in diesem Vertrag zu entsprechenden Leistungen verpflichtet wird, arbeitet, steht außer Frage. Da hat sich dann Spiel in Arbeit gewandelt. Davor wie danach war es aber für mich kein Sport. Spiel ist Freizeit, Sport ist Freizeit. Fußballspiel ist Freizeitsport und wird als Leistungssport Arbeit.”

Trifft genau den Kern unseres Gesprächs – obwohl wir jeweils unterschiedliche Überlegungen für einen möglichen Ansatz ins Feld geführt haben, so stimmen wir im Ergebnis doch gänzlich überein.

Letztlich würde mich nur noch mal deine Meinung zum Thema Motorsport interessieren, da du bisher leider nicht darauf eingegangen bist, ich mir aber ebenso interessante Einblicke davon erhoffe. Formel 1 dürfte ja praktisch dem Beispiel des Leistungssports entsprechen, aber zuvor gibt es ja auch schon bspw. das Kartfahren als Freizeitgestaltung und wäre dann eher “Breitensport” (der durchaus auch als Kaderschmiede für zukünftige Berufsrennfahrer dient). Aber auch hier kann man kaum von körperlicher Ertüchtigung sprechen, weil man eben die ganze Zeit nur auf einem Sitz sitzt und lediglich verschiedene Steuerelemente des Fahrzeugs bedient, was für mich das Äquivalent zu Maus und Tastatur im eSport wäre. Bis auf diesen Aspekt (= körperliche Ertüchtigung) dürfte sich der Rest deiner Argumentation ja so auf den Motorsport übertragen lassen und man kommt zu dem Ergebnis, dass es sich hierbei um keinen Sport handelt. Der weltweite gesellschaftliche Konsens ist aber ein anderer. Was denkst du dazu?

Würde mich freuen, wenn ich dazu noch was von dir lese – sobald du die Zeit dafür findest – bevor wir das Gespräch abschließen. Es war auf jeden Fall sehr interessant, danke für das Gespräch und deine Zeit.

Insane

Irgend wie leben wir in unterschiedlichen Realitäten. Es wäre zwar schön, wenn es so wäre, aber dem bin ich noch nicht begegnet. Nach 15 Umzügen zwischen verschiedene Bundesländer, Nord-Süd und Ost-West, ist mir noch keine Gesellschaft begegnet die in diesem Rahmen Toleranz geübt hätte. Mit Sicherheit gibt es eine gewisse Form von Toleranz und Akzeptanz gegenüber Menschen, die der Norm nicht entsprechen oder zumindest eine abdriftenden Normvariante stellen und möglicherweise ist diese sogar in einem größerem Umfang als noch vor ein paar Jahren vorhanden.

Allerdings ist diese in einem engen Spektrum begrenzt, die keine größeren Differenzen zulässt. Und sie ist an äußere Bedingen geknüpft wie zum Beispiel der gefühlten Lebenssituation der Toleranzübenden welche überproportional stark korreliert. Fühlen sich die Personen selbst ungerecht behandelt oder haben ein negatives Lebenswohlgefühl,sind sie meiner Erfahrung nach auch weniger bereit andere Menschen zu tolerieren oder wenigstens zu ignorieren.

Joss

Also ich habe mehrere Sportarten im Verein betrieben. Bei einigen war ich gut und in anderen hinkte ich eher hinterher. Und es war genau so wie beschrieben, ich war immer ein Teil des Teams. In unserem Betriebsteam ist auch jeder gern gesehen. JP Morgan darf auch jeder mitlaufen, egal wie das Ergebnis ist und das trotzdem es ja Unternehmensrankings gibt. Spielt alles keine Rolle. War schon bei meinem Arbeitgeber davor so.

Denke, dass die Leute, die du da im Blick hast, eher nicht im Breitensport zu finden sind. Denn dort muss man sich eben auch anpassen können. Wer keine Toleranz kann und keinen Spirit hat, der haut da schnell wieder ab. Hier bei uns gibt es z.B. verschiedene Laufgruppen. Da findest du sowohl Leute, die regelmäßig an Wettbewerben teilnehmen wie auch immer wieder pure Anfänger oder Leute mit gesundheitlichen Problemen. Immer richtet sich die Gruppe dabei am schwächsten Glied aus. Die Leute, die Wettbewerbe laufen, machen das, um ihr Wissen weiterzugeben, aus Spirit, für die ist das Auslaufen. Und das nur mal als Beispiel, könnte ich noch viele andere aufzählen.

Insane

Wie viele andere Autisten auch, habe ich ebenfalls motorische Störungen. Diese äußern sich durch unwillkürliche und impulsive Zuckungen, schlechter Hand-Augen-Koordination oder einfacher motorischer Ungeschicktheit.

Das führt vor allem in Ballsportarten wie Fußball, Basketball oder Volleyball zu sagenhaft schlechten Resultaten. Und endet über kurz oder lang damit, dass man entweder vom eigenen Team nicht mehr angespielt wird oder von Einzelnen direkt aufgefordert wird nicht mehr aktiv teilzunehmen oder aber vom anderen Team einmal als Schwachstelle identifiziert, gezielt angespielt wird und somit das Team in die sichere Niederlage führt. Es ging auch weniger Diskret und weniger “freundlich”. Daher habe ich mich später von Mannschaftssportarten abgewandt und Solodisziplinen zugewandt wie Kraftsport, Laufen, Schwimmen, Fitnessboxen und Crossfit. Aber alles betreibe ich alleine, bis auf Crossfit und dort bin ich mein eigenes Team im Team – diesmal aber aus meinem eigenen Wunsch heraus.

Joss

Nur mal ein Beispiel. Ich habe in meiner Jugend Prellball gespielt. Da gab es mixed Training, also alle Altersgruppen, beide Geschlechter. Und das war jetzt kein Dorfverein, sondern Großstadt und ein aus der Bundesliga bekannter Vereinsname. Da waren Leute im Seniorenalter dabei. Es war selbstverständlich, dass wenn die einem gegenüber auf dem Feld standen, man nicht den Hammer loslgelassen hat. Da hätte man heimgehen dürfen.

Du hast dich halt schnell auf deinen Weg eingeschossen. Ich betreibe Solosport eher wegen der hohen Flexibilität. Aber ich bin durchaus neidisch auf Freunde, die Vereinssport betreiben.

Insane

Ich weiß nicht, woraus du schließt, dass ich mich schnell eingeschossen hätte. Ich war 3 Jahre im Leichtathletik Verein, 2 Jahre in einem Vollyball Team, 3 Jahre habe ich lose Fußball mit verschieden Leuten gespielt. Dazu kommen noch andere Aktivitäten wie 1 Jahr Kanu Verein, einige Monate Basketball und 2 Jahre in einer Polizeisportgruppe.

Ich lasse das einfach mal so unkommentiert ob das jetzt zu schnell war oder nicht. Da hat vermutlich jeder andere Vorstellungen.

Joss

Oben hast du aber ein anderes Bild evoziert, dass man dich nicht mehr angespielt habe. Du hast also jahrelang mit Leuten Fußball und Volleyball gespielt, die dich außen vor gelassen haben? Vielleicht waren es ja auch nach den 3 Jahren ganz andere Gründe, weshalb die keinen Bock mehr auf dich hatten? Müsste man auch mal die anderen zu Wort kommen lassen, was die über dich und diese Zeit zu sagen haben. An Orten wie diesen gibt es immer nur den einen Erzählstrang und man sollte schon wissen, dass man in der Retro in der Regel doch enorm begradigt und glättet. Gerade wenn man die Retro zur Schützenhilfe eine bestimmtes Bildes oder Arguments verwendet.

Insane

Ich kann es nicht ausschließen, dass es andere Gründe hat. Ich kann allerdings nur meine Erfahrungen wieder geben – welche denn auch sonst?

Aber unterhalte doch einfach mal mit anderen Autisten. Oder anderen Typen von Menschen die nicht in die Norm passen. Es sind meistens ähnlich Geschichten und Erfahrungen.

Aber das ist wohl alles Zufall, dass fast alle Autisten einschlägige, negative Erfahrung mit der Gesellschaft machen. Abgesehen von den anderen vielen Randgruppen.

Es ist natürlich einfach das zu verneinen, wenn man selbst in der Mitte der Gesellschaft lebt und keiner Randgruppe angehört.

Sicherlich gibt es auch selbst gewählte Exile von Einzelgängern. Aber Autisten werden nicht gefragt ob sie anders sein wollen. Die Entscheidung wurde ihnen bereits abgenommen.

Früher hätte man Asperger zu mir gesagt. Diese Diagnose gibt es jetzt nicht mehr. Abgesehen davon gibt es mittlerweile bessere Tests und standardisierte Methoden um bessere Diagnosen treffen zu können. Nun sagt man zu mir tiefgreifende Entwicklungsstörungen und hochfunktionaler Autismus. Mein IQ liegt knapp über 130 und ich habe besondere Fähigkeiten im Bereich der Chemie und der Finanzwirtschaft. Daher arbeite ich auch in diesem Sektor. Aber meine emotionale Bandbreite liegt unter 30 % der eines normalen Menschen. Ich kann weder Emotionen intuitiv erkennen noch, die paar Eigenen korrekt artikulieren. Sprechen strängt mich ungemein an und verbale Kommunikation wird in vielen Fällen von mir fehlinterpretiert. Ich kann sensorische, akustische und visuelle Inputmuster nicht Filtern. Was andere Menschen einfach unbewusst Ausblenden trommelt auf mich ungefilter ein und führt zu heftigen Kopfschmerzen. Wird es zu viel macht mein Gehirn dicht was man dann overload und Shutdown nennt. Ich habe nicht darum geben so zu sein, aber so ist es nunmal und ich weis nicht ob ich es anders wöllte wenn ich die Möglichkeit hätte.

Joss

Ich saß in meiner Kindheit bei so einer Psychotante für schwer erziehbare Kids, mein Cousin hat Down-Syndrom, mein Leben war bis dato wahrlich wechselhaft und ich habe ein gutes Auge für andere Außenseiter, weil ich selbst einer bin. Ich finde es jedoch wichtig, auf alle solche Fragen zu reflektieren. Sie also unter Einbeziehung von anderen Perspektiven (Freunde, Feinde, Kollegen, Familie, evtl Therapeuten usw.) einzuordnen und zu erweitern. Ab dann wird es spannend.

Ich arbeite übrigens an einem Multikultiarbeitsplatz. Da das Unternehmen ein großes ist und eine entsprechende Agenda hat, habe ich Kollegen mit allen möglichen Andersartigkeiten, also abgetragen am sogenannten Mainstream. Von Verschleierungen bis Behinderungen. Ich suche zu allen das Gespräch und empfinde dieses Klima als große Bereicherung. Die Geschichten sind dabei völlig unterschiedlich. Und dabei handeln sie auch durchaus von Ausgrenzungserfahrungen. Ich bin aber ein Freund des offenen Visiers. Wenn mich jemand nicht will, kann ich das auch akzeptieren. Als Außenseiter ist man ja ein Profi dafür und lernt bestenfalls gut damit umzugehen, ohne es sich zu eigen zu machen. Breitensport ist aber dabei eine gute Chance anzudocken und Gesellschaft zu finden. Und wie gesagt, egal wie ausgegrenzt, wenn man es will, ist man nie alleine. Man hat immer seinen Anteil daran. Man muss eben mehr suchen und genauer hingucken als andere, denen alles nur so zufliegt.

Insane

Während du geschrieben hast habe ich oben noch einige Veränderungen vorgenommen. Es ist schön, wenn du aufgeschlossen bist. Du bist allerdings nicht der repräsentative Stellvertreter für die Spezies Mensch in diesem Land.

Ich habe mich schon lange mit dieser Situation abgefunden. Aber es befremdet mich, wenn jemand die These aufstellt hier wären alle eine einzige große Familie und alle würden sich mit Offenheit und Toleranz begegnen. Ich habe eine entfernte Bekannte mit Tourette. Die Variante, welche mit physischen aber auch verbalen Ticks einher geht. Verbringe mal einen Tag mit ihr. Laufe durch die Stadt oder gehe ins Restaurant essen. Vielleicht auf ein Musikkonzert, abends. Dann wirst du deine Sicht noch mal überarbeiten müssen.

Aber ich finde es durchaus angenehm, dass du diese vielen positiven Erfahrungen sammeln konntest.

Joss

“Ich habe eine entfernte Bekannte mit Tourette. Die Variante, welche mit physischen aber auch verbalen Ticks einher geht. Verbringe mal einen Tag mit ihr. Laufe durch die Stadt oder gehe ins Restaurant essen. Vielleicht auf ein Musikkonzert, abends. Dann wirst du deine Sicht noch mal überarbeiten müssen.”

Nö. Aber vielleicht sollte sie wirklich mal mit mir unterwegs sein. Hab da auch keinerlei Berührungsängste. Dann hat sie eben Ticks. Die werden nicht besser oder schlechter, wenn man sich drauf kapriziert. Freundin von mir hat auch neurologisch bedingt Zitterhände (Dystonische Störung), na und. Macht ihr das Leben schwer, aber nicht mir, wenn ich mit ihr unterwegs bin. Inzwischen ist sie übrigens Erzieherin. Man lernt mit sowas umzugehen.

Insane

Es geht nicht um sie und mich. Es geht darum wie ihr Umfeld auf die reagiert.

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