Kriminalität in Onlinespielen: Ein Problem, das uns alle angeht – Experten-Interview

Kriminalität in Onlinespielen: Ein Problem, das uns alle angeht – Experten-Interview
Betrogen, Beleidigt, Belästigt, Gehackt - Die dunkle Seite von Onlinegames

Die Rolle von Überwachungsdiensten und der Polizei

Gibt es eigentlich auch polizeiliche Aktivitäten in Online-Games?

Hier gibt es ein schönes Beispiel: Die niederländische Polizei hat in der virtuellen Welt Habbo Hotel eine eigene Polizeiwache mit einem realen Polizisten – nebst seinem Avatar – eingerichtet. Der Gedanke ist, dass die Polizei für Kinder dort als Ansprechpartner dienen möchte, wo sie eine spielerische Umgebung haben. Die niederländische Polizei hat hier gute Erfahrungen mit der Aufklärung von Missbrauchsdelikten gemacht. Früher gab es weltweit Versuche von Polizeibehörden in Second Life Fuß zu fassen, das hatte sich aber nicht durchgesetzt.

Zuletzt wurde bekannt, dass der Geheimdienst NSA seit geraumer Zeit Spielerdaten analysiert. Sie bezeichnen MMORPGs als ein “an Zielpersonen reiches Kommunikationsnetz”. Wie ist Ihre Meinung hierzu?

Das durchschnittliche Nutzungsalter eines Gamers liegt ungefähr bei 34 Jahren. Jeder in dieser Altersstufe ist letztlich auch mit Spielen aufgewachsen. Daher ist es auch normal, dass Straftäter, Terroristen etc. auch Spiele spielen und der Gedanke, dass diese hierüber kommunizieren und über kriminelle Handlungen sprechen, ist naheliegend.

Al Qaeda Clash of Clans
Quelle: Bild aus Clash of Clans

Es gab vor einigen Jahren in Kanada einen Fall, bei dem zwei Mörder World of Warcraft als Kommunikationsplattform genutzt hatten. Die Täter sollten damals explizit nicht über MSN, sondern World of Warcraft kommuniziert haben – vermutlich aus Angst vor Überwachung: “The reason the teen picked WoW was because it was apparently something he could not say over MSN chat”. Auch Fragen der Geldwäsche durch virtuelle Welten kommen hier in Betracht.

Quellen:
  • Teen Brags Of Murder Over World Of Warcraft – kotaku.com
  • Überwachungsskandal: Die Orc-Horden der NSA – heise.de

    Im nächsten Interview unterhalten wir uns über sexuelle Verbrechen in Online-Games. Was können unsere Leser erwarten?

    Ich denke, dass wir uns u.a. intensiver über die Anbahnung des sexuellen Missbrauchs bei Kindern über Onlinegames – dem Cybergrooming – unterhalten können.


    Thomas-Gabriel Rüdiger ist studierter Kriminologe (M.A.) und hält eine Forschungs- und Lehrstelle an der Fachhochschule der Polizei des Landes Brandenburg in Oranienburg inne. Er setzt sich in einer Vielzahl von Publikationen, Vorträgen, Interviews und Medienauftritten insbesondere mit den Kommunikationsrisiken des digitalen Raumes, dem Kinder- und Jugendmedienschutzes sowie Fragen der polizeilichen Nutzung Sozialer Medien auseinander.

    Gamecrime Rüdiger

    Er ist Autor von mehreren Fachpublikationen zu kriminellen Handlungen („Gamecrime“) im Zusammenhang mit virtuellen Welten und wurde 2013 mit dem europäischen Zukunftspreis der Polizeiarbeit ausgezeichnet. Wer sich tiefer in die Thematik einlesen möchte, kann als Lesestoff seine beiden bisher publizierten Gamecrime Bücher empfohlen werden. Twitter @TGRuediger

    Unter Gamecrime werden allgemein Handlungen in Games mit Online-Modus verstanden, die nach jeweiliger nationaler Würdigung eine strafrechtliche Relevanz haben können. Typischerweise teilen sich diese Delikte in Vermögens-, Meinungsäußerung-, und Sexualdelikte auf. Zudem können auch Begleit- und Beschaffungsdelikte im Zusammenhang mit Spielen hierunter gezählt werden. Weitere Infos unter: http://de.software.wikia.com/wiki/Gamecrime

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echterman

Sehr interessantes Thema. Gerade wenn man selbst Vater ist sehr wichtig. Ich freu mich schon auf den nächsten.

Gerd Schuhmann

Wenn man das nicht selbst erlebt hat und nicht in so einem Rahmen, dann steht einem da auch nur schwer ein Urteil zu.

Es kann weit über “Da nennt mich einer Noob, ich ignoriere ihn und es ist vorbei” hinausgehen. Die psychotische Energie von manchen kennt da keine Grenzen.

Das muss man mal klar sagen: Es gibt viele Gestörte da draußen, die eine Menge Zeit, eine Menge Energie haben und die suchen sich meistens nicht uns Männer als Ziel aus.

Da hilft den Betroffenen “Lass dir halt ein dickeres Fell wachsen und hör da weg” einfach nix.

“Ich hab kein Problem damit, ich versteh nicht, wie sonst einer ein Problem damit haben kann”: Weil du dir die Situation nicht vorstellen kannst, weil es dich nicht betrifft.

Wir hatten ja das Thema neulich schon: Wo die Leute sagten: Dumme Jungenstreiche, stellt Euch nicht so an. Und dann hat ein User gesagt: Ich bin schon mal geswattet worden, ich hatte Todesangst.

Soll man dem sagen: Reiß dich mal zusammen?

Cortyn

Eine Unempfindlichkeit gegenüber Äußerungen der Mitmenschen kann ja nicht die Lösung sein. Außerdem geht es ja nicht nur um simple “Beleidigungen”, das ist nur eben das weit-verbreitetste Merkmal. Cyber-Mobbing, aggressives Online-Stalking, etc. kommt noch alles hinzu. Wenn du sagst “Beleidigungen im Internet nimmt doch keiner ernst” muss ich fragen: Warum? Weil das Internet gefühlt eben DOCH für viele ein rechtsfreier Raum ist, wo man Rampensau spielen kann?

Rey

Toller Artikel!

N0ma

Der Artikel, wie auch ein Grossteil der Mediendiskussion, behandelt eine Seite der Medaillie. Ich finde es unverzichtbar beide Seiten zu betrachten. Welchen Anteil haben die Entwickler/Publisher an der Situation. Machen sie genug um der Spielesucht entgegenzutreten, ist das ok dass ich ingame Währung in Echtgeld übertragen kann, usw. Der Anteil der Menschen die Computerspiele spielen wächst rapide. Ich denke wir bräuchten u.a. eine Schiedsstelle, allerdings wie gesagt für beide Seiten. Hier ist die Kriminologie stärker in der Pflicht, wenn sie sich für die Vorbeugung einsetzen möchte. Derzeit wird das Feld nur Verbraucherschutzverbänden überlassen.

chevio

Wie alle sozialen Themen, ist dieses hier zu komplex als dass wir

alle Einflüsse behandeln könnten. Ich finde es aber super, dass ihr darüber berichtet. So machen wir uns Gedanken und bekommen etwas Feingefühl zu dem Thema. Und dieses Feingefühl eines jeden Spielers ist das Wichtigste.

Jokl

Die Naivität unserer Gesellschaft spiegelt der Artikel sehr schön wieder. Vor allem weil wir immer noch einen rieseigen Teil von Ahnungslosen haben, die aber mittlerweile alle in dem Raum Internet rumrauschen.
Klar ist die direkt Verletzungsgefahr wie im Strassenverkehr nicht gegeben, aber eine Art Führerschein wäre für manchen User schon nicht falsch.
Ich hab mich damals zu WoW Zeiten schon gedacht, 12 Jahre das ist doch völlig bescheuert. Ich selber war Anfang 20 und hab gemerkt wie mich das Spiel nach und nach mehr für sich einnimmt, ich war süchtig. Ich war aber auch für mich selber verantworlich, erwachsen, hatte Arbeit, hab niemanden geschädigt, in wie weit mir das geschadet hat ka, aber da sist auch nicht Thema :).
Aber 12-15 Jährige mit Schule und Co, naja mich haben die eher genervt, aufgrund von Flamerei und unfähigkeit, die man in dem Alter teils mitbringt :).
Aber als plötzlich die Mutter von einem unserer Clanmember im Teamspeak ihre Stimme erhob und mitteilte das ihr Sohn nicht mehr kommt, da er nun mal eben 4 Monate Schule blaumachen wieder aufholen müsse, war auch mir klar hier gibs größere Sorgen als nervende Kids.
Ein halbwegs anonymer Raum, den man noch zu anderen Dingen missbrauchen kann, außer zu dem wofür er gedacht ist.
Aufklärung und Bildung ist auch hier das A und O., aber wie immer ist man hier mit diesen Dingen sehr langsam.
Et muss halt wieder erst wer Amoklaufen, dann sind wieder alle entsetzt und fragen sich wie das nur passieren konnte…..
Der Spruch mit dem Kind im Brunnen ist soooo verdammt alt, aber irgendwie greift der Lerneffekt nicht …..
Ach ja, danke das ihr euch auch mit solchen Themen befasst, diejenigen die hier mehr Verantwortung schultern müssten, tuen es anscheinend nicht!

N0ma

Vorsicht das Gaming und Amoklaufen zusammengehören ist bis jetzt nicht belegt. Alle wissenschaftlichen Untersuchungen sprechen eher dagegen.

Jokl

Das hab ich so auch nicht gesagt! Würde ich auch nie! Erst wenn wieder was passiert, denkt unsere Gesellschaft nach, kurzum gesagt.
Der Artikel zeigt dich recht gut auf, das der Umgang mit online Inhalten doch immer noch sehr naiv gehandhabt wird.

Yo Soy Regg †

Erstmal Danke für den Beitrag 🙂

Zum Thema: Ich kenne leider das Problem.

Ich selber spiele seitdem ich 5 Jahre alt bin (Habe damals von meinem Vater Dschungelbuch für den GameBoy Pocket gespielt), nach und nach habe ich dann Bust A Move auf der Ps1 und manchmal Tekken 2 und Tekken 3 gespielt (War dann aber schon 12 Jahre alt), und habe danach weiter Fifa, Naruto, One Piece etc. gespielt. Zwischendurch auch mal GTA San Andreas etc. ich bin bis jetzt noch nie negative aufgefallen. Zwar flucht man mal, wenn man verloren hat, das ist ja normal, aber sobald jemand persönlich wird, und alleine deine Verwandten beleidigt, dir droht dich umzubringen, ist leider nicht mehr nett, und sollte auch gemeldet werden. Mein kleiner Bruder (20) spielt oft Cod und BF und seitdem er diese Spiele spielt, höre ich oft sätze wie “Du Spaßt” “Du Hu…sohn” “F… dich” , diese Sätze fallen nicht nur im Online SPielen, sondern werden auch Privat benutzt, wenn er sich mit seinen Freunden unterhält. Ich kann es leider nicht verstehen, wie die “jugend” heute miteinander sprechen. Mein Bruder und ich haben eine gute Erziehung genossen, und sind in einem Sozialen Umfeld aufgewachsen, weshalb ich seine Art nicht mehr verstehe.

Bei Destiny, Fifa und WWE höre und sehe ich leider sehr viele solcher Leute, die sich nicht respektieren, und nur am Beleidigen sind. Was bringt das? Wieso muss man jemanden beleidigen, wenn man verloren hat? Das ist auch ein Grund geworden, wieso ich mein HS nur benutze, wenn ich mit guten Freunden zusammen spiele, wo ich weiß, das sie nett und höflich sind. Habe mal als Spaß bei meinem Bruder bei einer Runde Cod mitgehört, und da hört man tatsächlich kleine Kinder (Von der Stimme her gehe ich von einem 10 Jährigen aus), die mit Wörtern um sich schmeißen, wo jeder normaldenkende Mensch sagt “Was soll der Mist?”
Mir persönlich ist das Problem erst in den letzten 8 Jahren aufgefallen, zu Ps2 Zeiten etc. gab es solche starken Probleme nicht. Sind die heutigen Kinder und Jugendliche so agressive, oder hat es ein anderen Hintergrund?

Was mich auch ein wenig stört ist, das z.B ich manchmal als “Hobbyloses kleinkind ohne Leben” betitelt werde, und öfters auch Drohungen bekomme, nur weil ich etwas mehr Trophies als andere habe.

Mich würde es brennend interessieren, was der Grund solcher Anfeinungen ist. (Als Autist, nehme ich solche Beleidungen sehr persönlich) p.S tut mir leid für den langen Text 🙂

Subjunkie

Kein persönlicher (auch wenn Du es so empfindest), wie auch, die Personen kennen Dich nicht und wissen auch nichts über Dich. Aber gerade dass macht es diesem Personen so einfach, da sie den Menschen, den sie da runter machen als solchen nicht vor Augen haben. Ein weiterer Punkt ist die fehlende soziale Kontrolle. Im wahren Leben würden sich die meisten Menschen dass garnicht trauen, da sie die Konsequenzen fürchten und die, die es dort nicht tun, tun es im Internet natürlich auch nicht. Letztendlich habe ich im Internet schon ziemlich übele Sachen erlebt, einschließlich des Auslesens und veröffentlichen privater Nachrichten (natürlich vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen), sodass ich mittlerweile sehr vorsichtig in meinen Äußerungen bin.

Tigger

Das sich der vulgäre Ausdruck von “Neid” (denn anders verstehe ich es nicht), gerade in jenem Sektor des “Spielen im Internet” so offenbart, ist so nehme ich es an, auf die vermeintliche Anonymität eben in dieser Sparte unserer sozialen Interaktion zurück zu führen. Als beinahe einziges Beispiel für solche vulgären Ausdrücke fällt mir noch der Fußball ein. Dort ähneln manche Stadionbesuche ebenfalls einer Runde Battlefield oder COD, wohlgemerkt leider akustisch sowie visuell.

Rensenmann

ich fluche auch oft im pvp, bemerke es meistens dann, wenn wer jüngeres in der gruppe ist und ich merke, das es daneben war.
aber als autist, sich beleidigt fühlen, geht das denn? mein neffe ist autistisch und ich glaube wenn ich ihn beleidigen würde, wüste er nichteinmal was die wörter bedeuten.
Im allgemeinen, ist der sprachgebrauch der jugend heute nun mal sehr daneben. aber wie soll der sprachgebrauch auch anderes sein? wenn ich von morgens bis abends deutschen bushido rap, mit nur: nutte, hurensohn texten höre.!

MfG Rensenmann

Michael

Interessantes Thema und Interview, danke

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