Kriminalität in Onlinespielen: Ein Problem, das uns alle angeht – Experten-Interview

Kriminalität in Onlinespielen: Ein Problem, das uns alle angeht – Experten-Interview
Betrogen, Beleidigt, Belästigt, Gehackt - Die dunkle Seite von Onlinegames

Woran könnte diese geringe gesellschaftliche Sensibilität liegen?

Ich glaube, die Umstände, dass viele Computer- und Videospiele – auch mit Onlinemodus – teilweise geringe Altersempfehlungen bekommen, einige eine kindgerechte Optik bieten oder im F2P Bereich mit „gratis“ beworben werden, können ein trügerisches Sicherheitsgefühl der Eltern stärken. Frei nach dem Motto “…es ist ja nur ein Spiel, das ist auch noch kostenlos. Was soll hier schon passieren?”. 

Vielen wird eventuell auch gar nicht bewusst sein, dass z.B. ihr 10jähriger Sohn mit unbekannten Erwachsenen zusammen spielt und kommuniziert. Treffend hat dies ein Vater formuliert, dessen Sohn bei Clash of Clans mit einem Sexualtäter konfrontiert war:

I had no idea that Clash of Clans had a chat feature.

Beispiel Adolf und Deutsches Reich - Hobbit King of Middle-earth
Ein Chat-Auszug aus Hobbit: King of Middle of Earth.

Diese Unwissenheit über Games findet man immer wieder in Diskussionen mit Eltern zum Thema Medienverhalten ihrer Kinder. Im Rahmen einer aktuellen Studie von der DIVISI wurden Eltern beispielhaft gefragt, ob ihre 3-8jährigen Kinder Chats und Soziale Netzwerke, aber nicht, ob sie Onlinegames zur Kommunikation nutzen. Umso überraschender ist es dann, dass in derselben Studie ein Beispiel gebracht wird, in dem eine 8jährige Moviestarplanet spielte und dort mit Freunden chattet, ohne dass die Eltern es gewusst haben.

Obwohl hier natürlich primär die Medienkompetenz der Eltern gefragt ist, verwundert es mich doch auch immer wieder, dass der Kinder- und Jugendmedienschutz in Deutschland diese Fragen gar nicht aufgreift und eigentlich auch nicht diskutiert. Wenn ich als erwachsener Mann bspw. bei Amazon ein Spiel ab 18 Jahren bestelle, muss ich per Ident-Verfahren durch den Postboten nachweisen, dass ich die Person ab 18 bin, die das Spiel bestellt hat. Wenn ich mich im Gegenzug aber als Erwachsener in einem Spiel anmelde, das entweder nur oder auch von Kindern genutzt wird, gibt es überhaupt keine wirksamen Schutz- oder Prüfmechanismen.

Online-Spiele: Regelmäßig Altersempfehlungen auch für Kinder

Dies liegt auch daran, dass die Kommunikationsaspekte in der gesellschaftlichen Diskussion kaum Berücksichtigung finden – z.B. in den Altersempfehlungen der USK. Sportspiele werden beispielhaft – aufgrund der fehlenden problematischen Inhalte – regelmäßig ab 0 freigegeben, obwohl sie häufig einen Onlinemodus beinhalten. Wer aber schon einmal in einem solchen Spiel an einen schlechten Verlierer geraten ist, weiß, dass das heikel für Kinder sein kann.

Quizduell ab 0 Jahre
Quelle: play.google.com

Im Übrigen spiegelt sich dieses Problem jetzt auch in den Alterseinstufungen über das eigentlich sehr löbliche IARC (International Age Rating Coalition) System im Google Play Store wider. Daher sind die drei Spiele aus den Beispielen zu Sexualtätern auch für Kinder – in Deutschland bis 14 Jahren – empfohlen bzw. haben nur ganz geringe Altersempfehlungen erhalten. Quizduell ist ab 0 Jahren, Clash of Clans ab 6 Jahren und Habbo Hotel ist ab 12 Jahren empfohlen.

Oder noch ein Beispiel: Der Staat macht sich einen Kopf darüber, dass Extremisten auf Schulhöfen CD´s verteilen, Facebook nutzen, um Propaganda zu betreiben, oder Propagandavideos bei Youtube einstellen. Dass aber Kinder bereits in jüngsten Jahren in Onlinespielen auf Gilden und Nutzernamen mit extremistischen Ausrichtungen treffen können und darauf nicht vorbereitet werden, spielt fast gar keine Rolle.

Clash of Clans Clans
Das ist noch ein relativ harmloses Beispiel in Clash of Clans.
Deine Meinung? Diskutiere mit uns!
0
Gefällt mir!
Kommentar-Regeln von MeinMMO
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
14 Kommentare
Neueste
Älteste Meisten Abstimmungen
Inline Feedback
Alle Kommentare anzeigen
echterman

Sehr interessantes Thema. Gerade wenn man selbst Vater ist sehr wichtig. Ich freu mich schon auf den nächsten.

Gerd Schuhmann

Wenn man das nicht selbst erlebt hat und nicht in so einem Rahmen, dann steht einem da auch nur schwer ein Urteil zu.

Es kann weit über “Da nennt mich einer Noob, ich ignoriere ihn und es ist vorbei” hinausgehen. Die psychotische Energie von manchen kennt da keine Grenzen.

Das muss man mal klar sagen: Es gibt viele Gestörte da draußen, die eine Menge Zeit, eine Menge Energie haben und die suchen sich meistens nicht uns Männer als Ziel aus.

Da hilft den Betroffenen “Lass dir halt ein dickeres Fell wachsen und hör da weg” einfach nix.

“Ich hab kein Problem damit, ich versteh nicht, wie sonst einer ein Problem damit haben kann”: Weil du dir die Situation nicht vorstellen kannst, weil es dich nicht betrifft.

Wir hatten ja das Thema neulich schon: Wo die Leute sagten: Dumme Jungenstreiche, stellt Euch nicht so an. Und dann hat ein User gesagt: Ich bin schon mal geswattet worden, ich hatte Todesangst.

Soll man dem sagen: Reiß dich mal zusammen?

Cortyn

Eine Unempfindlichkeit gegenüber Äußerungen der Mitmenschen kann ja nicht die Lösung sein. Außerdem geht es ja nicht nur um simple “Beleidigungen”, das ist nur eben das weit-verbreitetste Merkmal. Cyber-Mobbing, aggressives Online-Stalking, etc. kommt noch alles hinzu. Wenn du sagst “Beleidigungen im Internet nimmt doch keiner ernst” muss ich fragen: Warum? Weil das Internet gefühlt eben DOCH für viele ein rechtsfreier Raum ist, wo man Rampensau spielen kann?

Rey

Toller Artikel!

N0ma

Der Artikel, wie auch ein Grossteil der Mediendiskussion, behandelt eine Seite der Medaillie. Ich finde es unverzichtbar beide Seiten zu betrachten. Welchen Anteil haben die Entwickler/Publisher an der Situation. Machen sie genug um der Spielesucht entgegenzutreten, ist das ok dass ich ingame Währung in Echtgeld übertragen kann, usw. Der Anteil der Menschen die Computerspiele spielen wächst rapide. Ich denke wir bräuchten u.a. eine Schiedsstelle, allerdings wie gesagt für beide Seiten. Hier ist die Kriminologie stärker in der Pflicht, wenn sie sich für die Vorbeugung einsetzen möchte. Derzeit wird das Feld nur Verbraucherschutzverbänden überlassen.

chevio

Wie alle sozialen Themen, ist dieses hier zu komplex als dass wir

alle Einflüsse behandeln könnten. Ich finde es aber super, dass ihr darüber berichtet. So machen wir uns Gedanken und bekommen etwas Feingefühl zu dem Thema. Und dieses Feingefühl eines jeden Spielers ist das Wichtigste.

Jokl

Die Naivität unserer Gesellschaft spiegelt der Artikel sehr schön wieder. Vor allem weil wir immer noch einen rieseigen Teil von Ahnungslosen haben, die aber mittlerweile alle in dem Raum Internet rumrauschen.
Klar ist die direkt Verletzungsgefahr wie im Strassenverkehr nicht gegeben, aber eine Art Führerschein wäre für manchen User schon nicht falsch.
Ich hab mich damals zu WoW Zeiten schon gedacht, 12 Jahre das ist doch völlig bescheuert. Ich selber war Anfang 20 und hab gemerkt wie mich das Spiel nach und nach mehr für sich einnimmt, ich war süchtig. Ich war aber auch für mich selber verantworlich, erwachsen, hatte Arbeit, hab niemanden geschädigt, in wie weit mir das geschadet hat ka, aber da sist auch nicht Thema :).
Aber 12-15 Jährige mit Schule und Co, naja mich haben die eher genervt, aufgrund von Flamerei und unfähigkeit, die man in dem Alter teils mitbringt :).
Aber als plötzlich die Mutter von einem unserer Clanmember im Teamspeak ihre Stimme erhob und mitteilte das ihr Sohn nicht mehr kommt, da er nun mal eben 4 Monate Schule blaumachen wieder aufholen müsse, war auch mir klar hier gibs größere Sorgen als nervende Kids.
Ein halbwegs anonymer Raum, den man noch zu anderen Dingen missbrauchen kann, außer zu dem wofür er gedacht ist.
Aufklärung und Bildung ist auch hier das A und O., aber wie immer ist man hier mit diesen Dingen sehr langsam.
Et muss halt wieder erst wer Amoklaufen, dann sind wieder alle entsetzt und fragen sich wie das nur passieren konnte…..
Der Spruch mit dem Kind im Brunnen ist soooo verdammt alt, aber irgendwie greift der Lerneffekt nicht …..
Ach ja, danke das ihr euch auch mit solchen Themen befasst, diejenigen die hier mehr Verantwortung schultern müssten, tuen es anscheinend nicht!

N0ma

Vorsicht das Gaming und Amoklaufen zusammengehören ist bis jetzt nicht belegt. Alle wissenschaftlichen Untersuchungen sprechen eher dagegen.

Jokl

Das hab ich so auch nicht gesagt! Würde ich auch nie! Erst wenn wieder was passiert, denkt unsere Gesellschaft nach, kurzum gesagt.
Der Artikel zeigt dich recht gut auf, das der Umgang mit online Inhalten doch immer noch sehr naiv gehandhabt wird.

Yo Soy Regg †

Erstmal Danke für den Beitrag 🙂

Zum Thema: Ich kenne leider das Problem.

Ich selber spiele seitdem ich 5 Jahre alt bin (Habe damals von meinem Vater Dschungelbuch für den GameBoy Pocket gespielt), nach und nach habe ich dann Bust A Move auf der Ps1 und manchmal Tekken 2 und Tekken 3 gespielt (War dann aber schon 12 Jahre alt), und habe danach weiter Fifa, Naruto, One Piece etc. gespielt. Zwischendurch auch mal GTA San Andreas etc. ich bin bis jetzt noch nie negative aufgefallen. Zwar flucht man mal, wenn man verloren hat, das ist ja normal, aber sobald jemand persönlich wird, und alleine deine Verwandten beleidigt, dir droht dich umzubringen, ist leider nicht mehr nett, und sollte auch gemeldet werden. Mein kleiner Bruder (20) spielt oft Cod und BF und seitdem er diese Spiele spielt, höre ich oft sätze wie “Du Spaßt” “Du Hu…sohn” “F… dich” , diese Sätze fallen nicht nur im Online SPielen, sondern werden auch Privat benutzt, wenn er sich mit seinen Freunden unterhält. Ich kann es leider nicht verstehen, wie die “jugend” heute miteinander sprechen. Mein Bruder und ich haben eine gute Erziehung genossen, und sind in einem Sozialen Umfeld aufgewachsen, weshalb ich seine Art nicht mehr verstehe.

Bei Destiny, Fifa und WWE höre und sehe ich leider sehr viele solcher Leute, die sich nicht respektieren, und nur am Beleidigen sind. Was bringt das? Wieso muss man jemanden beleidigen, wenn man verloren hat? Das ist auch ein Grund geworden, wieso ich mein HS nur benutze, wenn ich mit guten Freunden zusammen spiele, wo ich weiß, das sie nett und höflich sind. Habe mal als Spaß bei meinem Bruder bei einer Runde Cod mitgehört, und da hört man tatsächlich kleine Kinder (Von der Stimme her gehe ich von einem 10 Jährigen aus), die mit Wörtern um sich schmeißen, wo jeder normaldenkende Mensch sagt “Was soll der Mist?”
Mir persönlich ist das Problem erst in den letzten 8 Jahren aufgefallen, zu Ps2 Zeiten etc. gab es solche starken Probleme nicht. Sind die heutigen Kinder und Jugendliche so agressive, oder hat es ein anderen Hintergrund?

Was mich auch ein wenig stört ist, das z.B ich manchmal als “Hobbyloses kleinkind ohne Leben” betitelt werde, und öfters auch Drohungen bekomme, nur weil ich etwas mehr Trophies als andere habe.

Mich würde es brennend interessieren, was der Grund solcher Anfeinungen ist. (Als Autist, nehme ich solche Beleidungen sehr persönlich) p.S tut mir leid für den langen Text 🙂

Subjunkie

Kein persönlicher (auch wenn Du es so empfindest), wie auch, die Personen kennen Dich nicht und wissen auch nichts über Dich. Aber gerade dass macht es diesem Personen so einfach, da sie den Menschen, den sie da runter machen als solchen nicht vor Augen haben. Ein weiterer Punkt ist die fehlende soziale Kontrolle. Im wahren Leben würden sich die meisten Menschen dass garnicht trauen, da sie die Konsequenzen fürchten und die, die es dort nicht tun, tun es im Internet natürlich auch nicht. Letztendlich habe ich im Internet schon ziemlich übele Sachen erlebt, einschließlich des Auslesens und veröffentlichen privater Nachrichten (natürlich vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen), sodass ich mittlerweile sehr vorsichtig in meinen Äußerungen bin.

Tigger

Das sich der vulgäre Ausdruck von “Neid” (denn anders verstehe ich es nicht), gerade in jenem Sektor des “Spielen im Internet” so offenbart, ist so nehme ich es an, auf die vermeintliche Anonymität eben in dieser Sparte unserer sozialen Interaktion zurück zu führen. Als beinahe einziges Beispiel für solche vulgären Ausdrücke fällt mir noch der Fußball ein. Dort ähneln manche Stadionbesuche ebenfalls einer Runde Battlefield oder COD, wohlgemerkt leider akustisch sowie visuell.

Rensenmann

ich fluche auch oft im pvp, bemerke es meistens dann, wenn wer jüngeres in der gruppe ist und ich merke, das es daneben war.
aber als autist, sich beleidigt fühlen, geht das denn? mein neffe ist autistisch und ich glaube wenn ich ihn beleidigen würde, wüste er nichteinmal was die wörter bedeuten.
Im allgemeinen, ist der sprachgebrauch der jugend heute nun mal sehr daneben. aber wie soll der sprachgebrauch auch anderes sein? wenn ich von morgens bis abends deutschen bushido rap, mit nur: nutte, hurensohn texten höre.!

MfG Rensenmann

Michael

Interessantes Thema und Interview, danke

Passwort vergessen

Bitte gib Deinen Benutzernamen oder Deine Email-Adresse ein. Du erhälst einen Link, um ein neues Passwort per Email zu erstellen.

14
0
Sag uns Deine Meinungx