Was sich ändern muss
Was muss passieren, um mehr Menschen dafür zu sensibilisieren?
Ich glaube, Gamer müssen erkennen, dass ihr Spieleverhalten heutzutage in vielen Fällen nicht mehr nur sie selbst betrifft. Vor allem halte ich es für problematisch, dass im Online-Bereich faktisch Personen jeglichen Alters miteinander in Kontakt treten und spielen.
Ein neunjähriger Mitspieler fasst Beleidigungen eventuell ganz anders auf als ein siebzehn- oder dreizigjähriger Mitspieler. Auch wenn jemand sexuell bezogene Aussagen per Headset oder im Chat im Spiel trifft, kann es sich bei dem Gegenüber um ein Kind handeln. Eine Studie von der Bridgewater State University in den USA an Grundschulkindern ergab bspw. auch, dass diese ihre ersten Erfahrungen mit Cybermobbing in Onlinegames machten.
In Spielen mit Kommunikationsmöglichkeit sollten die Nutzer daher verinnerlichen, dass sie sich anderen Mitspielern gegenüber so verhalten sollten, wie im physischen Raum auch. Die Gesellschaft muss im Gegenzug Onlinegames auch als das sehen, was sie sind: Eine der erfolgreichsten Formen Sozialer Medien überhaupt. Nur als Beispiel: Bereits 56 % der 6-7jährigen sollen laut einer Publikation von BITKOM Onlinegames nutzen und häufig stellen diese das Einstiegsmedium in den digitalen Raum dar.
Quelle: Jung und vernetzt: Kinder und Jugendliche in der digitalen Gesellschaft – bitkom.org
Perspektivisch müssen wir uns daher auch einen Kopf machen, was für Auswirkungen es auf Kinder haben könnte, wenn diese in den Spielen regelmäßig mit diesen negativen Seiten von Games konfrontiert werden.
Welche Maßnahmen würden sich denn anbieten, um auch den digitalen Spieleraum sicherer zu gestalten?
Eines muss einem klar sein: Immer dort, wo Menschen aufeinander treffen und miteinander in Interaktion treten können, kann es zu Delikten kommen. Das wird man unter dieser Maßgabe nie ganz verhindern können.
Ich sehe daher vor allem die Notwendigkeit zu fragen, ob und inwiefern Betreiber insbesondere Kinder schützen können. Hier hat man letztlich zwei Möglichkeiten. Entweder trage ich dafür Sorge, dass keine Kinder in meinem Spiel unterwegs sind oder ich vermindere das Risiko, dass Kinder in meinem Spiel mit kritischen Situationen konfrontiert werden.
Hier gibt es durchaus eine Vielzahl an Möglichkeiten und ich habe auch kein Patentrezept. Ich würde diese Diskussion dann primär mit der Thematik der Alterseinstufungen verknüpfen.
Je geringer eine Alterseinstufung für mein Spiel ist / sein sollte, umso bessere Schutzmechanismen müsste ich einfügen und umgekehrt. Ab 18 Jahren könnte dann folgerichtig weitestgehend auf entsprechende Maßnahmen verzichtet werden.
Das könnten Filtersysteme für die Kommunikation sein, der Verzicht auf telefonische Bezahlmodelle in F2P Games, aber auch und insbesondere der Einsatz von professionellen Moderatoren.
Zertifizierung von Moderatoren in Online-Games
Verena Delius – ehemals Goodbeans – hatte nach Bekanntwerden von sexuellen Belästigungen in Panfu die „Zertifizierung von Kinderchats“ und damit letztlich auch von Spielen gefordert. Dies ist tatsächlich einen Gedanken wert. Aus meiner Sicht gehört hier insbesondere die damit zusammenhängende Frage der Moderatoren diskutiert.
Denn die Aufgabe der Moderatoren soll es in den meisten Spielen ja sein, bei kritischen Situationen auch als Ansprechpartner für die Nutzer – und damit in vielen Fällen auch für Kinder – zu dienen. Nur wer sind die Moderatoren, Gameadmins etc. überhaupt?
Was befähigt diese eigentlich dazu, als Ansprechpartner z.B. von Kindern bei sexuellen Belästigungen, Mobbing-Fällen oder extremistischen Kommentaren zu dienen? Sind diese pädagogisch geschult, haben sie Fortbildungen in Strafrecht und kindgerechter Kommunikation?
Wer sich in einigen Spieleforen umschaut sieht ja, dass häufig nach Moderatoren aus der Community gesucht wird. Eine kostengünstige und einfache Variante. Hier könnte tatsächlich über die staatliche Zertifizierung von Gamemastern nachgedacht werden, ähnlich wie es ja im Überwachungsgewerbe durch die IHK bereits geschieht.
Quelle: “Kinder-Chats sollten zertifiziert werden” – deutschlandradiokultur.de
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Sehr interessantes Thema. Gerade wenn man selbst Vater ist sehr wichtig. Ich freu mich schon auf den nächsten.
Wenn man das nicht selbst erlebt hat und nicht in so einem Rahmen, dann steht einem da auch nur schwer ein Urteil zu.
Es kann weit über “Da nennt mich einer Noob, ich ignoriere ihn und es ist vorbei” hinausgehen. Die psychotische Energie von manchen kennt da keine Grenzen.
Das muss man mal klar sagen: Es gibt viele Gestörte da draußen, die eine Menge Zeit, eine Menge Energie haben und die suchen sich meistens nicht uns Männer als Ziel aus.
Da hilft den Betroffenen “Lass dir halt ein dickeres Fell wachsen und hör da weg” einfach nix.
“Ich hab kein Problem damit, ich versteh nicht, wie sonst einer ein Problem damit haben kann”: Weil du dir die Situation nicht vorstellen kannst, weil es dich nicht betrifft.
Wir hatten ja das Thema neulich schon: Wo die Leute sagten: Dumme Jungenstreiche, stellt Euch nicht so an. Und dann hat ein User gesagt: Ich bin schon mal geswattet worden, ich hatte Todesangst.
Soll man dem sagen: Reiß dich mal zusammen?
Eine Unempfindlichkeit gegenüber Äußerungen der Mitmenschen kann ja nicht die Lösung sein. Außerdem geht es ja nicht nur um simple “Beleidigungen”, das ist nur eben das weit-verbreitetste Merkmal. Cyber-Mobbing, aggressives Online-Stalking, etc. kommt noch alles hinzu. Wenn du sagst “Beleidigungen im Internet nimmt doch keiner ernst” muss ich fragen: Warum? Weil das Internet gefühlt eben DOCH für viele ein rechtsfreier Raum ist, wo man Rampensau spielen kann?
Toller Artikel!
Der Artikel, wie auch ein Grossteil der Mediendiskussion, behandelt eine Seite der Medaillie. Ich finde es unverzichtbar beide Seiten zu betrachten. Welchen Anteil haben die Entwickler/Publisher an der Situation. Machen sie genug um der Spielesucht entgegenzutreten, ist das ok dass ich ingame Währung in Echtgeld übertragen kann, usw. Der Anteil der Menschen die Computerspiele spielen wächst rapide. Ich denke wir bräuchten u.a. eine Schiedsstelle, allerdings wie gesagt für beide Seiten. Hier ist die Kriminologie stärker in der Pflicht, wenn sie sich für die Vorbeugung einsetzen möchte. Derzeit wird das Feld nur Verbraucherschutzverbänden überlassen.
Wie alle sozialen Themen, ist dieses hier zu komplex als dass wir
alle Einflüsse behandeln könnten. Ich finde es aber super, dass ihr darüber berichtet. So machen wir uns Gedanken und bekommen etwas Feingefühl zu dem Thema. Und dieses Feingefühl eines jeden Spielers ist das Wichtigste.
Die Naivität unserer Gesellschaft spiegelt der Artikel sehr schön wieder. Vor allem weil wir immer noch einen rieseigen Teil von Ahnungslosen haben, die aber mittlerweile alle in dem Raum Internet rumrauschen.
Klar ist die direkt Verletzungsgefahr wie im Strassenverkehr nicht gegeben, aber eine Art Führerschein wäre für manchen User schon nicht falsch.
Ich hab mich damals zu WoW Zeiten schon gedacht, 12 Jahre das ist doch völlig bescheuert. Ich selber war Anfang 20 und hab gemerkt wie mich das Spiel nach und nach mehr für sich einnimmt, ich war süchtig. Ich war aber auch für mich selber verantworlich, erwachsen, hatte Arbeit, hab niemanden geschädigt, in wie weit mir das geschadet hat ka, aber da sist auch nicht Thema :).
Aber 12-15 Jährige mit Schule und Co, naja mich haben die eher genervt, aufgrund von Flamerei und unfähigkeit, die man in dem Alter teils mitbringt :).
Aber als plötzlich die Mutter von einem unserer Clanmember im Teamspeak ihre Stimme erhob und mitteilte das ihr Sohn nicht mehr kommt, da er nun mal eben 4 Monate Schule blaumachen wieder aufholen müsse, war auch mir klar hier gibs größere Sorgen als nervende Kids.
Ein halbwegs anonymer Raum, den man noch zu anderen Dingen missbrauchen kann, außer zu dem wofür er gedacht ist.
Aufklärung und Bildung ist auch hier das A und O., aber wie immer ist man hier mit diesen Dingen sehr langsam.
Et muss halt wieder erst wer Amoklaufen, dann sind wieder alle entsetzt und fragen sich wie das nur passieren konnte…..
Der Spruch mit dem Kind im Brunnen ist soooo verdammt alt, aber irgendwie greift der Lerneffekt nicht …..
Ach ja, danke das ihr euch auch mit solchen Themen befasst, diejenigen die hier mehr Verantwortung schultern müssten, tuen es anscheinend nicht!
Vorsicht das Gaming und Amoklaufen zusammengehören ist bis jetzt nicht belegt. Alle wissenschaftlichen Untersuchungen sprechen eher dagegen.
Das hab ich so auch nicht gesagt! Würde ich auch nie! Erst wenn wieder was passiert, denkt unsere Gesellschaft nach, kurzum gesagt.
Der Artikel zeigt dich recht gut auf, das der Umgang mit online Inhalten doch immer noch sehr naiv gehandhabt wird.
Erstmal Danke für den Beitrag 🙂
Zum Thema: Ich kenne leider das Problem.
Ich selber spiele seitdem ich 5 Jahre alt bin (Habe damals von meinem Vater Dschungelbuch für den GameBoy Pocket gespielt), nach und nach habe ich dann Bust A Move auf der Ps1 und manchmal Tekken 2 und Tekken 3 gespielt (War dann aber schon 12 Jahre alt), und habe danach weiter Fifa, Naruto, One Piece etc. gespielt. Zwischendurch auch mal GTA San Andreas etc. ich bin bis jetzt noch nie negative aufgefallen. Zwar flucht man mal, wenn man verloren hat, das ist ja normal, aber sobald jemand persönlich wird, und alleine deine Verwandten beleidigt, dir droht dich umzubringen, ist leider nicht mehr nett, und sollte auch gemeldet werden. Mein kleiner Bruder (20) spielt oft Cod und BF und seitdem er diese Spiele spielt, höre ich oft sätze wie “Du Spaßt” “Du Hu…sohn” “F… dich” , diese Sätze fallen nicht nur im Online SPielen, sondern werden auch Privat benutzt, wenn er sich mit seinen Freunden unterhält. Ich kann es leider nicht verstehen, wie die “jugend” heute miteinander sprechen. Mein Bruder und ich haben eine gute Erziehung genossen, und sind in einem Sozialen Umfeld aufgewachsen, weshalb ich seine Art nicht mehr verstehe.
Bei Destiny, Fifa und WWE höre und sehe ich leider sehr viele solcher Leute, die sich nicht respektieren, und nur am Beleidigen sind. Was bringt das? Wieso muss man jemanden beleidigen, wenn man verloren hat? Das ist auch ein Grund geworden, wieso ich mein HS nur benutze, wenn ich mit guten Freunden zusammen spiele, wo ich weiß, das sie nett und höflich sind. Habe mal als Spaß bei meinem Bruder bei einer Runde Cod mitgehört, und da hört man tatsächlich kleine Kinder (Von der Stimme her gehe ich von einem 10 Jährigen aus), die mit Wörtern um sich schmeißen, wo jeder normaldenkende Mensch sagt “Was soll der Mist?”
Mir persönlich ist das Problem erst in den letzten 8 Jahren aufgefallen, zu Ps2 Zeiten etc. gab es solche starken Probleme nicht. Sind die heutigen Kinder und Jugendliche so agressive, oder hat es ein anderen Hintergrund?
Was mich auch ein wenig stört ist, das z.B ich manchmal als “Hobbyloses kleinkind ohne Leben” betitelt werde, und öfters auch Drohungen bekomme, nur weil ich etwas mehr Trophies als andere habe.
Mich würde es brennend interessieren, was der Grund solcher Anfeinungen ist. (Als Autist, nehme ich solche Beleidungen sehr persönlich) p.S tut mir leid für den langen Text 🙂
Kein persönlicher (auch wenn Du es so empfindest), wie auch, die Personen kennen Dich nicht und wissen auch nichts über Dich. Aber gerade dass macht es diesem Personen so einfach, da sie den Menschen, den sie da runter machen als solchen nicht vor Augen haben. Ein weiterer Punkt ist die fehlende soziale Kontrolle. Im wahren Leben würden sich die meisten Menschen dass garnicht trauen, da sie die Konsequenzen fürchten und die, die es dort nicht tun, tun es im Internet natürlich auch nicht. Letztendlich habe ich im Internet schon ziemlich übele Sachen erlebt, einschließlich des Auslesens und veröffentlichen privater Nachrichten (natürlich vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen), sodass ich mittlerweile sehr vorsichtig in meinen Äußerungen bin.
Das sich der vulgäre Ausdruck von “Neid” (denn anders verstehe ich es nicht), gerade in jenem Sektor des “Spielen im Internet” so offenbart, ist so nehme ich es an, auf die vermeintliche Anonymität eben in dieser Sparte unserer sozialen Interaktion zurück zu führen. Als beinahe einziges Beispiel für solche vulgären Ausdrücke fällt mir noch der Fußball ein. Dort ähneln manche Stadionbesuche ebenfalls einer Runde Battlefield oder COD, wohlgemerkt leider akustisch sowie visuell.
ich fluche auch oft im pvp, bemerke es meistens dann, wenn wer jüngeres in der gruppe ist und ich merke, das es daneben war.
aber als autist, sich beleidigt fühlen, geht das denn? mein neffe ist autistisch und ich glaube wenn ich ihn beleidigen würde, wüste er nichteinmal was die wörter bedeuten.
Im allgemeinen, ist der sprachgebrauch der jugend heute nun mal sehr daneben. aber wie soll der sprachgebrauch auch anderes sein? wenn ich von morgens bis abends deutschen bushido rap, mit nur: nutte, hurensohn texten höre.!
MfG Rensenmann
Interessantes Thema und Interview, danke