Pass auf, Harry Potter! In seiner Gamer-Jugend gab sich MeinMMO-Autor Michael als der mächtigste und dunkelste Zauberer aus und stellte das MMO Habbo Hotel damit auf den Kopf.
Manche Spieler würden Habbo Hotel vielleicht als ein merkwürdiges MMO beschreiben, in dem ICQ-Chatten auf Pokémon-Grafik trifft. Ich dagegen nehme es als eine unglaublich witzige Urversion des heutigen Roleplays wahr. Ein gutes Beispiel dafür ist meine damalige Voldemort-Zeit, die irgendwo zwischen meiner Karriere bei der Mafia und meinem Job als Firmenchef lag.
Eines müsst ihr bei Habbo Hotel verstehen: Habbo Hotel ist kostenlos und niemand muss Geld dafür ausgeben, um Spaß zu haben. Wer allerdings in der Society im Spiel aufsteigen möchte, Macht und Einfluss haben und auf jeder wichtigen Party abhängen will, braucht Ingame-Objekte und Schnickschnack. Dafür muss man in die Tasche greifen.
Überzeugten Gratis-Spielern wie mir blieb also nichts anderes übrig, als irgendwo abzuhängen oder sich mit kleinen Jobs in einer der vielen Genre-Welten nach oben zu arbeiten. Und in den vielen Hogwartsen bist du eben ein Schüler und musst zum Unterricht gehen, worauf ich keine Lust hatte. Stattdessen erstellte ich mir also einen Lord Voldemort-Charakter, um die Leute ein bisschen zu trollen.
Was eigentlich ein Scherz sein sollte, eskalisierte sofort
Meine dunkle Karriere endete fürs Erste sehr schnell: Ich lief durch die Eingangshalle eines x-beliebigen Hogwarts und wurde von zwei Aufsichtspersonen entdeckt, die mich sofort rauswarfen. Es war sowieso nur als Spaß gedacht, an sich reichte mir das auch schon. Ein paar Mitspieler aus der Eingangshalle schickten mir jedoch Freundschaftsanfragen und wollten wissen, was der dunkle Lord als nächstes planen würde.
Scheinbar hatten sie nur auf einen Anführer wie mich gewartet. “Nicht viel”, antwortete ich, da ich ja weder Geld noch Gebäude besaß. Das konnte einer meiner Jünger nicht so stehen lassen und stellte mir prompt seinen Raum zur Verfügung, samt stylischer Zauberermöbel. Und ich ließ mich darauf ein, weshalb ich ein Treffen mit meinen zehn Anhängern veranstaltete und den dunklen Lord zum Besten gab.
“Ich bin enttäuscht von euch. Hogwarts steht völlig unversehrt dort und keiner fürchtet die Todesser”, tippte ich in Großbuchstaben in den Chat, um sie anzubrüllen. “Tut uns leid, Meister”, antworteten sie kleinlaut im Chor. Ich möchte nicht lügen, das war ziemlich cool. Ich bestimmte einen Dresscode für uns, schickte Leute zum Spitzeln los und erklärte ihnen, dass wir das Hogwarts angreifen müssten, aus dem ich ursprünglich rausgeworfen wurde.
Die Rache ist mein!
Lustigerweise hatte dieses Hogwarts auch schon länger auf eine ernstzunehmende Bedrohung gewartet. Ich hatte noch nicht einmal eine Idee, wie wir eindringen sollten, aber schon wollte die Schulleiterin mich in ihrem luxuriösen Büro sprechen. Was müsste sie tun, um den Angriff zu verhindern? Ich hatte keine Ahnung und schlug vor, dass die dunkle Magie breiter im Lehrplan behandelt werden müsste. Damit war sie einverstanden.
Doch dazu kam es nicht: Kaum hatte ich das Büro verlassen, traten ein paar Slytherins auf mich zu und schworen mir die Treue. Darüber hinaus boten sie mir an, meine Truppe über eine Hintertür in ihrem Gemeinschaftsraum einzuschleusen. Eine gute Idee, auf die ich selbst nicht gekommen wäre. Es ist nämlich in Habbo Hotel unmöglich, in Räume einzubrechen, wenn man nicht selbst Besitzer der Räume oder Berechtigungen für diese Räume übertragen bekommen hat.
Mit etwa fünfzehn Todessern stieg ich in den Gemeinschaftsraum ein und entsandte meine Leute in die anderen Trakte, um für Chaos zu sorgen. Wie im Film! Da Habbo Hotel aber ein friedliches Spiel ist, muss man bei Gewalt etwas roleplayen und improvisieren. Zauberflüche werden beispielsweise über den Chat eingetippt und hoffentlich nicht schnell genug durch einen Gegenzauber abgewehrt. Zerstörung kann man nur anrichten, indem Leute mit Berechtigung – meine treuen Slytherins zum Beispiel – Möbel durcheinander werfen, was sie auch taten. Oh, das Aufräumen würde so lange dauern! Ich ließ irgendeinen epischen Schlacht-Soundtrack im Hintergrund laufen.
Das seltsame Ende meiner Herrschaft
Auch wenn wir uns den Angriff ziemlich gut vorgestellt haben, gut koordiniert lief er nicht ab. Meine Leute waren ein Haufen, der kaum zu bändigen war, Blödsinn anstellte, plötzlich Privatgespräche mit Kumpels führte oder sogar mittendrin die Seiten wechselte, um dafür aber bitter von uns bestraft zu werden. Trotz hoher Verluste konnten wir ein paar Räume zerstören und ein paar Lehrer außer Gefecht setzen – und ein paar Harrys erwischten wir auch.
Im letzten Duell traf ich auf die Schulleiterin und eine riesige Schar an Schülern, gegen die ich natürlich schnell den Kürzeren zog und kapitulierte. Etliche Spieler wurden der Schule verwiesen, ich wurde gefangen genommen. Aber die Sache hatte etwas Gutes: So konnte ich die gesamten Innenräume sehen, die viele Schüler während ihrer gesamten Schulzeit nicht zu sehen bekamen. Wirklich nicht schlecht und wirklich nicht günstig.
Tja, was wollten sie mit mir machen? Ich hatte zwar ein Riesenchaos veranstaltet, aber andererseits war es auch extrem witzig. Von der Gründung meines Clans zum Angriff bis hin zu diesem Tribunal vor allen Lehrern, das extra für mich veranstaltet wurde – ich hatte den Habbo-Spaß meines Lebens gehabt. Beim Verlesen des wirklich harten Urteils (sechsfache Hinrichtung!) entschied sich die Schulleiterin aber plötzlich das Spiel in eine ganz andere Richtung zu spinnen. “Wir können ihn nicht vernichten. Weil er mein Vater ist.”
Ähm … Okay, darauf war ich nicht vorbereitet und das Friedensangebot, als Lehrer für die dunklen Künste in Hogwarts zu arbeiten, fand ich irgendwie auch zu friedlich. Die Hinrichtung wäre cooler gewesen. Also entschied ich mich, meine Schreckensherrschaft zu beenden und meinem Nachfolger alle Macht zu übergeben, der aber, wie ich später hörte, auch nicht lange durchgehalten hat.
Ich stelle immer wieder lustige Experimente in Spielen an. Wenn ihr mehr lesen wollt, dann erfahrt, wie es mir als Taxi-Fahrer in GTA Online ergangen ist.
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.
Schön geschriebener Artikel. Hat Spaß gemacht zu lesen, auch wenn ich gar nichts mit Habbo Hotel anfangen konnte😀
Danke und freut mich zu hören 😉 Ich konnte damals auch nicht viel mit dem eigentlichen Spiel anfangen, ich fand den Roleplay-Aspekt nur sehr spannend.
Hatte in Habbo Hotel schon ähnliche Erfahrungen. Ach war das schön damals 😄 Allerdings war es bei mir eher das Star Wars Franchise. In einer Jedi-Akademie stieg ich zum Meister auf, da ich sehr schnell die “Kampf” Befehle tippen konnte. So dinge wie *HIEB*, *STICH*, *SCHLAG* und *BLOCK*. Irgendwann wurde ich dann des Jedi-Ordens verstoßen, da mir unterstellt wurde, die dunkle Seite zu nutzen, aka Makros, da ich die Befehle für einige Leute zu schnell tippte 🤣
Lustig, eine Jedi-Zeit hatte ich auch. Aber egal um welches Genre es sich handelte, das “Kampfsystem” hat immer die Tastatur gut gefordert. Gut, dass ich hierbei nicht auf dich getroffen bin 😉 Grüße
Sechsfache Hinrichtung?
Eine Hinrichtung kann man über sich ergehen lassen. Ab der Zweiten wäre der Henker auch ein abartiger Leichenschänder.
Frag mich nicht, wie die auf dieses Strafmaß gekommen sind ^^ Die waren wütend, anders kann ich es mir nicht erklären.
War zu dem damaligen Zeitpunkt das mit den Hokruxen schon bekannt? Dann würde das mit den 6 Hinrichtungen nämlich gut passen xD
Aber mal ernsthaft, wie kamst du nur auf diese Idee xD ich musste beim lesen die ganze Zeit lachen xD
Jetzt, wo du es sagst: Das könnte sogar hinkommen! 😀 Tja, ich denke mal, dass auf meine Art und den allgemeinen Habbo-Wahnsinn zurückzuführen ist. Freut mich sehr zu hören! Dann könnte dir die oben verlinkte GTA-Taxi-Story auch gefallen. Grüße 😉