Die Opening Night der gamescom 2019 war eine etwa zweistündige Veranstaltung, in der sich alle gegenseitig auf die Schulter klopften. In Erinnerung bleiben unserem Autor Schuhmann das Pinkeln, ein Mähdrescher und der Versuch von Destiny 2 allen zu sagen: Hey, ist nicht alles recycelt.
Ich hab von Geoff Keighley, dem Moderator der Eröffnungsnacht der gamescom, nur aus Legenden gehört. Der war 2012 in einen „Skandal“ verwickelt, oder wie man das nennen soll, wenn es nicht um Koks und Schmiergeld, sondern um Doritos und Mountain Dew geht.
Das Thema damals war: Wie stark Journalisten und Gaming-Firmen miteinander verwoben sind. Das war 2012 eine große Sache. Der damalige Gaming-Journalist Keighley hatte sich für ein Foto ablichten lassen, das ihn mit einem Halo 4 Poster zwischen Mountain Dew und Doritos zeigte.
Auf einer englischen Seite erschien ein anklagender Artikel, Journalisten müssten doch Distanz zum Objekt ihrer Berichterstattung wahren. Damals ein Skandal – heute interessiert das offenbar keinen mehr.
Death Stranding das Highlight des Abends
Großer Applaus brandete auf, als die Zuschauer erkannten, dass der Moderator Keighley zu einer Figur in Death Stranding geworden war.
Überhaupt war Death Stranding der Auftritt der Eröffnungsnacht der gamescom, der am meisten in Erinnerung blieb.
Der Trailer begann damit, dass die Figur, die auf Norman Reedus (Daryl aus The Walking Dead) basiert, erstmal pinkelte und dabei der Zähler runtertickte, wie voll seine Blase war. Das erntete Applaus.
Ich hab in dem Moment überlegt, ob das ein ironischer Kommentar auf übertriebenen Realismus in Survival-MMOs sein soll, aber der Twitch-Chat skandierte da schon „Game of the Year“ – also ist das wohl genial.
Am nächsten Tag war die Schlagzeile der internationalen Gaming-Presse: Man kann in Death Stranding pinkeln, aber sieht nie den Penis von Norman Reedus.
Zwar hatte man es auf der gamescom sonst eilig, aber Death Stranding und Kojima gönnte man mehrere Minuten auf der Bühne. Als Zuschauer bildete sich langsam das Gefühl heraus, wirklich was über das Spiel zu erfahren – wobei der Personenkult um Kojima irritierte.
Selten wurde ein Entwickler vom Moderator so angehimmelt wie Kojima an diesem Abend von Keighley. Es gab sogar einen Zusammenschnitt von früheren Veranstaltungen, bei denen Keighley nicht aufhören konnte, die “Industrie-Ikone” zu lobpreisen und zu umarmen.
Destiny 2 versichert: Es ist nicht alles recyclet
Die eigentliche Veranstaltung war ein Bombardement von Trailern – ohne viel Zusammenhang oder störende Information.
Im 3-Minuten-Takt konnte man sich Trailer um Trailer reinknallen – ab und an wurden mal Entwickler auf die Bühne gebeten, die dann versuchten, ihre paar Sekunden im Rampenlicht zu nutzen, um Spielern zu vermitteln: „Unser Spiel ist schon geil und was Besonderes.“
Vor allem das arme Duo von Bungie bemühte sich ihre Botschaft rüber zu bringen: „Hey, es ist zwar schon wieder der Mond, aber es ist nicht alles recycelt, glaubt uns.“
Ironisch, dass Spieler den Destiny-2-Trailer, der danach kam, schon kannten. Offenbar lag der bei Bungie seit Jahren ungenutzt rum und wurde jetzt wiederverwendet.
Das deutscheste Spiel des Abends
Die Chance einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, nutzten die deutschen Entwickler von Iron Harvest, das wie das deutscheste Spiel des Abends aussah: Schwarz-Weiß-Bilder, Mechs im Szenario eine Weltkrieges, das war schon toll.
Noch deutscher wurde es aber, als zum Ende der Opening Night der „Landwirtschafts-Simulator“ seinen Auftritt auf der gamescom 2019 bekam.
Da konnte es Keighley offenbar überhaupt nicht fassen, dass wir hier in Deutschland die Simulation von landwirtschaftlicher Arbeit als eSport pflegen. Ich find’s auch schwer zu glauben – wie muss das erst auf den armen Kanadier wirken?
Insgesamt war die Opening Night der gamescom wohl das, was sie sein sollte: Eine Schaubühne für viele Games, die alle nur kurze Auftritte hatten – aber es macht Lust auf mehr in den nächsten Tagen.
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“Als Zuschauer bildete sich langsam das Gefühl heraus, wirklich was über das Spiel zu erfahren – wobei der Personenkult um Kojima irritierte.”
Was Kojima angeht: das muss mir echt mal jemand erklären. Hab das bei Metal Gear Solid V nie verstanden: vor jeder (JEDER!) Mission gibts Credits, in denen der immer auftaucht. Dann kommt er soweit ich weiß in einer Cutscene als NPC vor. Und man kann in für dieses Basen System als Mitarbeiter rekrutieren – und er hat da soweit ich das kapiert habe mit die höchsten Charakter stats, die es so gibt.
Ist das irgendein Insider für MGS Fans, den ich nicht kapiere? Feiert das Entwicklerteam selbst den so sehr, dass sie ihn einbauen – als Anerkennung? Oder ist das wirklich und schlicht einfach Arroganz?
Keine Ahnung, hängt vielleicht auch mit kulturellen Unterschieden zusammen. Mir fällt auf die Schnelle kein “westliches” Pendant ein.
Vielleicht weiß da jemand mehr? Würde mich echt interessieren…
Er hat MGS erfunden das ist alles er hat einfach was erschaffen, was zu seiner Zeit Wegweisend war.
Habe den Hype um den Asiaten auch nicht verstanden. Bin 37, Zocker der ersten Stunde, von dem Typ hab ich aber noch nie was gehört. Liegt wahrscheinlich daran, dass mich Asiatische Spiele genauso viel interessieren wie ein Helene Fischer Konzert :)))))
37 und nichts von Kojima gehört? Metal Gear Solid ? das sagt dir sicherlich was.