MMORPG sammelte knapp 7,5 Millionen Euro von den Fans – Geht pleite, noch bevor es seinen Release erlebt

MMORPG sammelte knapp 7,5 Millionen Euro von den Fans – Geht pleite, noch bevor es seinen Release erlebt

Das MMORPG Chronicles of Elyria konnte Fans mit der Idee begeistern, dass ihre Charaktere über große Königreiche herrschen und dabei sogar altern könnten. Über Kickstarter und Crowdfunding kam viel Geld zusammen. Doch das Spiel ist inzwischen tot und wir fassen nochmal die Geschichte zusammen.

Was machte das Spiel so interessant? Am 1. Juni 2016 startete Chronicles of Elyria eine Kampagne auf Kickstarter. Dort sollten 900.000 Dollar gesammelt werden, um einen Prototypen des MMORPGs zu entwickeln. Innerhalb von 30 Tagen spendeten die Fans mehr als 1,36 Mio. Dollar, weil sie so von der Idee fasziniert waren.

Denn es sollte das erste MMORPG werden, in dem der eigene Charakter altern und irgendwann sogar sterben würde. Hierfür war rund ein Jahr in der realen Welt angedacht, wobei jeder Tod die Lebenszeit um einige Tage reduzieren sollte. Damit einige der Fortschritte und auch das eigene Königreich erhalten bleiben, sollte man einen Nachfolger zeugen, der dann die Geschicke weiter lenkt.

Dazu versprach das Spiel begrenzte Ressourcen, nicht wiederholbare Quests und eine komplett zerstörbare Umgebung. Der Charakter selbst sollte zudem niemals offline gehen und einfach die Welt verlassen können. Wer draußen in der Wildnis stand, konnte von anderen getötet werden. In den Städten wiederum war man sicher und mit Hilfe einer KI sollte sich der Charakter auch natürlich verhalten und mit NPCs interagieren.

Das Kampfsystem versprach viel Action – mit Ausweichrollen, Blocken und einem Ausdauer-System, das das Spammen von Skills verhindern sollte. Generell galt das Motto: Skill ist wichtiger als Ausrüstung.

Was damals alles versprochen wurde und wie das grafisch aussehen sollte, könnt ihr euch in diesem Video von 2016 anschauen:

Was ist Chronicles of Elyria – Pre-Alpha

Die Liste der Innovationen war also lang und las sich spannend. Doch eine richtige spielbare Version wurde nie veröffentlicht. Ein Engine-Wechsel und viele Probleme bei der Suche nach Investoren und Publishern sollen das Problem gewesen sein.

Laut der offiziellen Webseite hat das Spiel über 7,9 Millionen Dollar an Crowdfunding gesammelt.

Viele Updates am Anfang, doch es gab Probleme mit der Engine

Wie verlief die Entwicklung? Zu Beginn hatte man das Gefühl, dass der Chef Jeromy Walsh und sein Team eine klare Idee von ihrem MMORPG haben. Es gab regelmäßige Blogposts mit neuen Infos und sogar kleinere Videos.

Zudem schwärmte Walsh von SpatialOS, einer Wundertechnologie, die es erlauben sollte, mit einfachen Mitteln riesige Welten zu kreieren. Die Firma dahinter war zwischenzeitlich über 2 Milliarden Dollar wert. Einige MMOs setzten auf die Engine, doch keines davon hatte wirklich Erfolg. Inzwischen setzt der Entwickler Improbable selbst nicht mehr darauf und widmet sich stattdessen dem Metaverse.

Für Chronicles of Elyria bedeutete dies einen Engine-Wechsel im Januar 2018 – weg von SpatialOS hin zu der Soulborn Engine, die selbst entwickelt haben. Das kostete allerdings Zeit. Eigentlich sollte nur wenige Monate später schon die erste Alpha starten, an der die Kickstarter-Spender teilnehmen durften.

Hier findet ihr die wenigen offiziellen Screenshots, die es zum Spiel gab:

Das Datum für die Alpha 1 wurde dementsprechend nicht eingehalten. Auch sonst begann die Unterstützung für das Spiel zu bröckeln.

Zwar kündigte man schon während der Kickstarter-Kampagne an, weiteres Geld im Anschluss über Crowdfunding auf der eigenen Webseite verdienen zu wollen. Doch die ausgerufenen Summen wurden immer absurder.

So zahlten einige Nutzer tausende Euro für Königreiche in einem Spiel, das noch gar nicht erschienen war. Ein trauriger Höhepunkt war der Adventskalender für 95 Dollar im Dezember 2019, in dem sich kleine Ingame-Goodies befanden. Diese konnten bis heute nicht eingelöst werden.

Ein Gameplay-Video bringt alles zum Einsturz

Wie ging es 2020 weiter? Auch in den kommenden Monaten gab es keine großen Updates. Mittlerweile war Chronicles of Elyra schon zwei Jahre hinter dem eigentlichen Zeitplan.

Am 6. März 2020 wurde dann aus dem Nichts Gameplay aus der Pre-Alpha gezeigt. Und ab da ging es richtig bergab. Denn die gezeigten Inhalte hatten nichts mit der ursprünglichen Grafik und dem versprochenen Gameplay gemein.

Zu sehen war ein Charakter, der in einer sehr einfach gehaltenen Welt einen Parcours durchläuft. Das durfte man sogar kurzzeitig selbst spielen – wenn man zuvor viel Geld ausgegeben hatte.

  • Einige Kommentare spotteten: Das könne man innerhalb weniger Tage oder Wochen entwickeln. Wieso hat das fast vier Jahre gebraucht?
  • Ein anderer Nutzer schrieb: „Ich dachte, das soll ein MMORPG sein? Es erinnert mich aber mehr an Donkey Kong 64 auf dem Nintendo 64.“

Für viele stand nun fest: Chronicles of Elyria ist ein Scam und wird nie so erscheinen, wie es ursprünglich versprochen wurde.

Hier könnt ihr euch das Video anschauen:

Chronicles of Elyria – Pre-Alpha-Gameplay

Das MMORPG stirbt… oder doch nicht?

Wann wurde das Spiel eingestellt? Am 26. März 2020, also rund 20 Tage nach dem Video, gab der Chef Jeromy Walsh bekannt, dass dem Studio das Geld ausgegangen sei. Das gesamte Entwickler-Team wurde entlassen und Chronicles of Elyria würde nicht mehr erscheinen.

Das machte viele ehemalige Fans so wütend, dass sie direkt Klage gegen Soulbound Studios, aber auch gegen den Zahlungsanbieter Xsolla einreichten. Sie wollten ihr Geld zurück.

Wenige Tage später meldete sich Walsh dann erneut zu Wort und erklärte, dass kein Publisher für das ambitionierte MMORPG gefunden werden konnte. Er selbst würde zusammen mit freiwilligen Mitarbeitern das Projekt zu Ende führen.

Später hieß es dann, dass vorerst an einem Strategiespiel gearbeitet wird. Kingdoms of Elyria sei einfacher umzusetzen und könne viel von den Ressourcen nutzen, die ursprünglich in das MMORPG geflossen seien. Darüber wolle man das Studio finanzieren und so irgendwann Chronicles of Elyria herausbringen.

Viele Spieler spekulierten damals aber, dass Walsh sich so aus der Klage herauswinden wolle, weil ja weiterhin an dem MMORPG gearbeitet werde – wenn auch sehr indirekt.

Wohin floss das Geld? 2023 erklärte Jeromy Walsh in einem Blogpost, wohin die Einnahmen aus dem Crowdfunding von 2017 bis 2019 geflossen seien. Die Jahre 2015 und 2016 habe er ausgeklammert, weil das Studio dort kaum Mitarbeiter hatte, und von 2020 an habe der die Mitarbeiterzahl sehr stark ausdünnen müssen und es kamen Gerichtskosten dazu, die er ebenfalls ausgelassen hat.

Ein beachtlicher Teil ging für die Gehälter von Mitarbeitern drauf. Hier stehen allein 3,5 Mio. Dollar zu Buche. Bei 17 Mitarbeitern entspricht das im Mittel einem Gehalt von 68.000 Dollar pro Person pro Jahr. Er selbst habe sich 96.000 Dollar ausgezahlt und war damit meistens, aber nicht immer, die bestverdienende Person im Studio.

Eine intakte Webseite und regelmäßige Updates, obwohl es keinen Fortschritt gibt

Wo steht das Studio heute? Soulbound Studios und auch die Webseite zu Chronicles of Elyria existieren heute noch. Dort könnt ihr weiterhin die Vision des “Next-Gen-MMORPGs” nachlesen, obwohl an diesem aktuell gar nicht gearbeitet wird.

Walsh selbst postet im dazugehörigen Blog noch jeden Monat ein Update zum Stand des Strategiespiels. Allerdings soll das Spiel laut einem neuen Interview aus dem Oktober 2023 vorerst keinen Multiplayer bekommen. Das passt nicht zur eigentlichen Vision, dass irgendwann nochmal an Chronicles of Elyria gearbeitet wird.

Die Klage der Spieler wurde vom Gericht übrigens abgewiesen.

Jeromy Walsh ist jedoch nicht der einzige Chef, der ein MMORPG in den Sand gesetzt hat:

Legendärer MMORPG-Entwickler sammelte 15 Millionen $ von seinen Fans – Baute ein Spiel, das alle enttäuschte

Deine Meinung? Diskutiere mit uns!
4
Gefällt mir!
Kommentar-Regeln von MeinMMO
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
5 Kommentare
Neueste
Älteste Meisten Abstimmungen
Inline Feedback
Alle Kommentare anzeigen
Eva45u

Een paar maanden geleden verloor ik ook wat geld aan een niet-gereguleerde makelaar. Ik kreeg mijn geld terug via de transacties die ik van mijn bankrekening naar mijn Coinbase-account had gedaan en vervolgens stuurde ik het geld van Coinbase naar de portemonnee die toebehoorde aan de oplichters met de hulp van een Chargeback-bedrijf genaamd icwrecovery•com. Ik dacht al dat ik verloren had het geld totdat Icwrecovery Company me hielp mijn verloren geld terug te halen. Ze zijn erg goed en snel in het terugvorderen van verloren geld van al die online oplichters.

JahJah

Scam aus dem Bilderbuche. Spiel gabs nie, wurde nie geplant, massig Kohle eingesammelt, am Wochenende diese spielbare Walking Sim schnell zusammengeschustert und fertig ist der Betrug.

Muchtie

Habe auch über 100 Euro bezahlt… naja das war für mich Mit Kickstarter

Pedator92

Die Plattform ansich hat hier ja keine Schuld, nur um games sollte man auf der Plattform ein großen Bogen machen.

Ich selber hab in 3 Spiele investiert (jeweils kleinste Stufe mit früheren Zugang), Electrix wurde kurz vor Ende abgebrochen ohne jede Nachricht. Jaws of Extinction war anfangs vielversprechend aber am Ende fehlt selbst nach so vielen Jahren noch einiges aber es bekommt noch Updates.

Cattle and Crops… Sah auch gut aus, extrem verspätet irgendwann eine Demo und dann vorzeitig einfach als unfertiges Spiel released.

Klar gibt’s auch auf steam Spiele die nie fertig wurden aber da ist es eher die Minderheit.

Muchtie

Bei mir war es sehr Ähnliche auch und ich denke du wirst bestimmmt auch nix mehr unterstützen

Passwort vergessen

Bitte gib Deinen Benutzernamen oder Deine Email-Adresse ein. Du erhälst einen Link, um ein neues Passwort per Email zu erstellen.

5
0
Sag uns Deine Meinungx