Legendärer MMORPG-Entwickler sammelte 15 Millionen $ von seinen Fans – Baute ein Spiel, das alle enttäuschte

Legendärer MMORPG-Entwickler sammelte 15 Millionen $ von seinen Fans – Baute ein Spiel, das alle enttäuschte

Richard Garriott, auch bekannt als Lord British, gilt als der Erfinder der MMORPGs. 2013 kündigte er sein neues Spiel Shroud of the Avatar an. Das sollte das Genre wieder zu seinen Wurzeln führen, mehr Freiheiten und gleichzeitig mehr Rollenspiel beinhalten. Doch 10 Jahre später ist es praktisch tot. Wir fassen euch die Geschichte nochmal zusammen.

Was machte das Spiel so interessant? Richard Garriott hat aus dem Nichts mit der Ultima-Reihe einen absoluten Welterfolg geschaffen. Die Krönung war 1997 Ultima Online, ein MMORPG, das bis heute noch läuft. Garriott selbst kreierte damals den Namen “Massively Multiplayer Online Role Playing Game” und gilt seitdem als der Gründer des Genres.

Nachdem sein Folgeprojekt Tabula Rasa krachend gescheitert war, setzte er 2013 zu einem neuen Angriff an. Mit Shroud of the Avatar wollte er den MMORPGs zu altem Glanz verhelfen. Er hielt nicht viel von den neueren Titeln wie SWTOR oder Guild Wars 2, die sich zu sehr an Casual-Spielern orientierten.

Sein neues Spiel hingegen sollte weniger linear sein, weniger stumpfen Grind enthalten und vor allem das Rollenspiel wieder in den Fokus stellen:

  • Ihr solltet als Händler, Crafter, Sammler oder Abenteurer eure eigene Geschichte schreiben können.
  • Diese Geschichte wiederum sollte Entscheidungen und dazugehörige Konsequenzen mit sich bringen.
  • Auch das Housing sollte ein wichtiges Element werden.
  • Auf Klassen wurde hingegen verzichtet, wie es schon bei Ultima der Fall war.
  • Im Fokus sollte ein modernes Action-Kampfsystem stehen.

Um diesen Meilenstein unter den MMORPGs zu finanzieren, setzte er auf Kickstarter, was damals noch sehr gut funktionierte.

4 Crowdfunding MMORPGs, die so richtig gefloppt sind

2 Millionen Dollar zum Start, 15 Millionen insgesamt

Wie lief die Kickstarter-Kampagne? Sehr gut. Das ursprüngliche Ziel von 1 Million Dollar erreichte das Spiel ziemlich schnell. Innerhalb der 30 Tage kam es sogar auf 1.919.275 Dollar, die von insgesamt 22.322 Unterstützen gespendet wurden. 11 Personen kauften sogar das größte Paket für 10.000 Dollar.

Dabei gab es, zum Zeitpunkt der Kampagne, nicht viel vom Spiel zu sehen. Es waren mehr die vorgestellten Ideen und die Tatsache, dass Lord British ein neues Spiel macht, die die Spieler begeisterten.

Anders als bei den meisten Kickstarter-MMORPGs gelang es Garriott, sein Spiel so weit fertigzustellen, dass es schon im März 2015 spielbar wurde. In einer Art Early Access konnten die Fans die Spielwelt New Britannia unsicher machen und die ersten Inhalte ausprobieren.

Wie kam das an? Gemischt, wobei viele Reviews überraschend positiv ausfielen. Es gab Kritik für die schwache Grafik, die eher an ein frühes 2000er-Spiel erinnerte, das altbackene Kampfsystem und fehlende Inhalte, die ursprünglich versprochen worden waren.

Von der Vision, die Garriott 2013 gepriesen hatte, war nicht viel übrig geblieben. Der versprochene Hardcore-Ansatz kam nicht mehr durch.

Doch viele Fans glaubten damals noch an die Versprechen und vergaben deshalb sogar positive Bewertungen. Die lesen sich dann in etwa so: „Ja, das Spiel ist noch absolut unfertig, aber es ist eine Alpha. Es sieht aber sehr vielversprechend aus.“ Die Zeit sollte das Spiel retten.

Wie ging es weiter? Gerade finanziell entwickelte sich Shroud of the Avatar anfangs sehr gut. Über einen Shop – über den einige spöttisch sagen, dass er das einzig moderne an dem MMORPG sei – konnte das Spiel schnell die Marke von 4 Millionen und später sogar von über 15 Millionen Dollar knacken, die die Fans investierten.

Doch nicht bei jedem kam diese Form der Monetarisierung gut an. So gab es Häuser für hunderte und eine Burg für 12.000 Dollar, sowie etliche Cosmetics und andere Boni.

Trotzdem hielten viele Fans dem MMORPG die Treue, weil das ja schließlich dem großen Ganzen zufloss – einem neuen Ultima. Die Entwickler selbst sagten dazu übrigens: Wir sind Ziel einer organisierten Hetz-Kampagne.

Ein schwacher Release und der Ausstieg von Lord British

Wie entwickelten sich die Spielerzahlen? Da Shroud of the Avatar fast von Anfang an neben einem eigenen Client auch auf Steam veröffentlicht wurde, lassen sich die Spielerzahlen recht gut verfolgen. Spielten im Early Access im Schnitt zwischen 50 und 200 Leute gleichzeitig, kam das Spiel zum offiziellen Release 2018 auf rund 587 Spieler.

Da ist nicht die Gesamtzahl, aber es lässt einen guten Schluss zu, wie sich die Zahlen insgesamt entwickelt haben. Der CEO Chris Spears meinte zudem mal, dass auf Steam etwa ein Drittel oder ein Viertel aller Spieler unterwegs seien, die anderen würden den eigentlichen Launcher nutzen. 

Doch auch die Release-Version war längst nicht auf dem Niveau, das sich viele Spieler erwarteten hatten. Hier kippte die Stimmung dann deutlich und auch die Bewertungen auf Steam wurden schlechter. Für EU-Spieler kam erschwerend hinzu, dass kurz zuvor ein externer Publisher beauftragt wurde, der dann das MMORPG hier begleitete. Man fühlte sich abgeschoben.

Wenige Monate später wechselte das Spiel dann auf ein Free2Play-Modell, wobei es lediglich von 318 auf 372 Spieler im Peak auf Steam sprang.

Shroud of the Avatar Spielerzahlen Steam
Spielerzahlen von SOTA (via SteamDB).

Inzwischen, 2023, gibt es noch rund 35 Spieler, die sich in der Spitze gleichzeitig einloggen. Aktuell hat Shroud of the Avatar übrigens nur 52 % positive Reviews auf Steam, bei rund 3.000 Bewertungen.

Wie erging es dem Studio? Nicht so gut. Schon früh gab es Gerüchte, dass ihnen das Geld ausgehen würde. Dann wurde ein Modell eingeführt, bei denen die Spieler Anteilseigner an der Firma werden konnten. Doch dazugehörige Belohnungen, wie etwa Einsicht in die Finanzen oder die Spielerzahlen, wurden nicht herausgegeben.

Zudem gab es 2018 nach dem Release eine erste Entlassungswelle und 2019 wurde dann das Büro geschlossen und die Mitarbeiter sollten Remote an dem Spiel weiterentwickeln, um Kosten zu sparen. Im Oktober 2019 wurde das Spiel mitsamt seinen Rechten und Assets an eine andere Firma verkauft. Der Chef dieser Firma war jedoch Chris Spears, der bisherige Präsident von Portalarium, dem Studio hinter SOTA.

Dadurch wurde die Firma von Richard Garriott komplett ersetzt und auch er selbst spielte keine Rolle mehr in der Entwicklung des MMORPGs.

Eine ausführliche Version der Entwicklungsgeschichte könnt ihr euch übrigens in diesem Video von KiraTV anhören und anschauen:

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Das Spiel läuft noch und auch Garriott arbeitet an einem MMORPG

Wo steht das MMORPG heute? Shroud of the Avatar bekommt noch unregelmäßig Updates. Diese sind aber längst nicht mehr so groß wie zu Zeiten von Early Access und Release. Die Spielerzahlen insgesamt dürften überschaubar sein.

Wer jedoch Lust hat, kann das Spiel jederzeit ausprobieren.

Richard Garriott selbst arbeitet an einem neuen MMORPG, das auf NFTs setzt. Es soll wieder ein modernes Ultima werden, mit Iso-Perspektive und Ländereien, die Spieler besitzen können:

Entwickler-Legende macht neues MMORPG mit NFTs, weil es sowieso einen Schwarzmarkt auf eBay gibt

Was sagt ihr selbst zu Shroud of the Avatar und dem Vermächtnis von Richard Garriott?

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John McDirty

Jede Zeit hat ihre Helden und die von Lord British ist mMn. im letzten Jahrhundert abgelaufen. Ich konnte schon damals der Ultima-Reihe nicht viel abgewinnen. Allein das schräge Englisch war mehr als gewöhnungsbedürftig. Für mich waren Spiele wie Baldurs Gate oder die Might and Magig-Serie wesentlich interessanter und zugänglicher. Aber ist wie immer: Reine Geschmackssache.

EsmaraldV

Traurig…ähnlich wird es Camelot unchained mit Mark Jacobs ergehen… da ist ja aktuell auch totschweigen angesagt…

Shiadra

Mich wundert das die leute immer noch soviel von ihm halten! Jedes Projekt von ihm in letzter zeit von dem ich gehört habe ist gescheitert, angeblich war er ja nie schuld aber trotzdem war er eine gemeinsamkeit und teilweise sogar der verantwortliche!

Misterpanda

Er arbeitet jetzt an einem Spiel dass auf nft setzt… /Facepalm. Er hat anscheinend viel gelernt… Der NFT Zug hat doch schon längst wieder den Bahnhof verlassen. Bzw nie erreicht.

Geroniax

Der Kerl ist einfach nur noch ein riesen scammer

Andy

Ich tippe mal darauf dass es 2024 offline gehen wird.

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