Beim MBOA League of Legends zeichnet sich die Strategie für die nächsten Jahre ab und sie lässt sich in einem Wort zusammenfassen: Kult. Offenbar will Riot Games das Spiel auf die nächste Stufe hieven, indem man den Champions neue Geschichten verpasst, den Top-Spielern ein Gesicht verleiht und dem eSport eine Geschichte.
League of Legends steht aktuell auf dem Spiele-Olymp. Bei egal welcher Statistik – Riots Geniestreich liegt vorne. Wie viele Stunden ein Game gespielt wird; wie viel Kohle der Entwickler damit macht; wie viele Spieler insgesamt zocken; wie populär ein Game als eSport ist; bei der Twitch-Liste, bei dieser oder jener Statistik – überall ist League of Legends auf Eins. Und zwar komfortabel auf Eins. Das Fundament ist gelegt, die Struktur steht, an der Formel gibt es nichts mehr zu verbessern.
Von wem sollte das Game also noch lernen? Von Dota 2, von Counter-Strike, von einem der jetzt nachkommenden MOBAs? Nein. Von wem also dann? Von den großen Sportligen dieser Welt. Mit Starkult, Kult um den Sport und Kult um die Champs, will Riot Games nun eine neue Epoche einläuten.
Spielkult: Den Spielfiguren ein Gesicht verleihen
Einen ersten Vorgeschmack auf die Richtung, die Riot einschlagen würde, bekamen die Fans vor ein paar Monaten. Da machte ein aufwändiger Clip von sich reden, der die so bekannten Champs, die man von den Lanes kennt, auf einmal als Stars in ihren eigenem Film zeigte: Wie sähe ein Film aus, mit den bekannten Champs als Charaktere? Nun, ziemlich atemberaubend.
Dieser neue Trend, aus den Champions mehr zu machen als nur „Top-Laner mit Q,W, E und R“ wird zur neuen Strategie von Riot gehören, das Game noch populärer zu machen. Dazu passt auch die neueste Nachricht: Ein Reboot der Lore steht an. Man erbittet sich von den Fans mehr kreative Freiheit beim Design der Champions, möchte die Hintergrundgeschichte rebooten und sich so von allzu engen Fesseln lösen.
Personenkult: Die Spieler vor eine Kamera stecken
Die zweite große Idee, die Riot Games verfolgt, ist der Personen-Kult um die Top-Spieler. Ob Faker, Bjergsen oder HotshotGG – bei League of Legends sollen Top-Spieler zu Stars und die „normalen“ Spieler zu ihren Fans werden, die sie auf Streams verfolgen, ihnen dabei zuzusehen, wie sie in einer obskuren Back-Schau neben einer vergleichsweise winzigen Moderatorin stehen oder sich in kleinen Videos präsentieren.
Dabei fällt es einigen der Spieler sichtlich schwer, eine so ungewohnte Rolle einzunehmen. Der wohl aktuell stärkste Spieler, der Koreaner Faker, fühlt sich augenscheinlich deutlich wohler, wenn er mit Gragas Highlight-Plays am Fließband produziert, als vor der Kamera ein Statement abzugeben, wie es ihm gefällt, der wohl bekannteste Name in League of Legends zu sein. Während andere Spieler sich vor der Kamera deutlich wohler fühlen.
Ob die Strategie irgendwann Früchte trägt, aus den Top-Playern auch noch so eine Art „Social Media“-Stars zu machen, wird eine spannende Frage sein. Es scheint im Moment die wackligste der neuen Säulen zu werden.
Dem Spiel selbst Kultur und Tradition geben
Beim Fußball ist es ganz normal, dass man an die Veteranen früher Zeiten, an fantastische Matches und geschichtsträchtige Augenblicke früherer Turniere erinnert. Bei League of Legends ist dieses „früher“ nur drei Jahre her und die „ehemaligen“ Veteranen sind jetzt 24, von ihnen wird allerdings gesprochen, als gingen sie aufs Rentenalter zu. Keine Frage League of Legends ist schnell-lebig. Im Gegensatz zu anderen Sportarten, bei denen es Jahrzehnte dauert, bis Änderungen stattfinden, ähnelt bei LoL keine Saison der anderen. Karten werden überarbeitet, die Balance ändert sich, neue Champs kommen ständig ins Spiel.
Trotzdem bemüht man sich bei Riot Games jetzt, die Tradition des Spiels selbst in den Vordergrund zu stellen. Das rasante Wachstum (von 200 Zuschauern bei der Weltmeisterschaft in 2011, zu den erwarteten 45.000 in 2014) in Relation zu setzen. Zu zeigen, dass man mehr ist, als das Tamagotchi oder der Hula-Hoop, irgendein Trend, den nach 3 Jahren kaum noch wer kennt, sondern ein neues Stück Life-Style, ein Teil unserer Welt. Und dazu bedient man sich eines uralten Mittels: Man setzt Vergangenes in Beziehung, dichtet Zusammenhänge her, verleiht Fakten Dynamik, spinnt einen narrativen Rahmen: Man geht dem ältesten Gewerbe der Menschheit nach. Man erzählt eine Geschichte.
Man will die Stories hinter den Erfolgen und Misserfolgen, hinter den Turnieren und den Siegen vermitteln. Kurz: Man baut um das Spiel selbst herum einen Mythos auf, der an US-Sportfilme oder Dokumentationen erinnert. Der Mythos soll dem Geschehen auf den immer größeren Monitoren in den immer größeren Hallen und vor einer immer größeren Zuschauerschaft mehr Tiefe, mehr Dimensionen verleihen.
Es wird interessant sein, ob es League of Legends mit dieser dreiteiligen Strategie gelingt, das Spiel „außerhalb des Spiels“ zu stärken. Am eigentlichen Rezept des MOBA, das zeigen die Werte, muss wohl kaum noch gedreht werden. Der Erfolg gibt Riot Recht.
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In einem Wort lässt sich die ganze Prozedur beschreiben: Professionalisierung.
Dabei ist die 2. “Säule” keineswegs die wackligste. Wenn man sich auf Facebook beispielsweise die Accounts von Fnatic, xpeke oder ocelote (580k Fans) anschaut, existiert dieser Fan-Kult bereits. Spielzüge werden mit einem Spieler in Verbindung gebracht: Bei Backdoor denkt jeder an Xpeke und beim besten BC/Thresh-Spieler kommt dem Fan sofort MadLife in den Sinn.
LoL pusht dabei nicht nur sich selbst, sondern bringt auch den kompletten eSports-Bereich ein ganzes Stück weiter. 32 Millionen Zuschauer bei den Championships 2013 ist schon mal ne Hausnummer 😉 Demnächst vielleicht noch professioneller über Amazon Fire TV via Twitch…. ich bin gespannt