Ein Trend, der auch Messebesuchern bei der Gamescom auffiel: Die beiden Panzer- und Kriegssimulationen World of Tanks und War Thunder sind präsent und beliebt. Vor allem in Russland und ehemaligen Sowjetrepubliken wächst das Genre massiv.
Panzer und uniformierte Damen auf der Gamescom
Ein Artikel des Syndey Morning Heralds beschäftigt sich mit den Ursachen für die Popularität des Panzerkampf-Genres in den Staaten des ehemaligen Ostblocks. Dem australischen Journalisten muss es zudem befremdlich vorkommen, dass ausgerechnet in Köln junge Damen im Dienst von War Thunder um einen echten Panzer herumstehen und in Uniformen der damaligen Zeit posieren. Der Herald führt denn auch einen deutschen Programmierer an, der auf einen Panzer klopft und sich freut, dass er der Geschichte so nahe sein kann.
Die Zahlen explodieren
Die Wachstumszahlen für das Online-Wargaming sind riesig, die Zeiten rosig. World of Tanks, mit seinen Schwesterspielen World of Warships und World of Warplanes, hat die 100-Millionen-Spieler-Marke durchbrochen. In den letzten zwei Jahren hat sich die Zahl verdreifacht. Auch der Konkurrent War Thunder vermeldet Rekordwachstum: Die Zahl der Spieler, die Free-to-Play Kriegssimulationen spielten, habe sich in den letzten Jahren verdoppelt und wachse weiter.
Und die Zielgruppe ist zahlungskräftig und zahlungswillig. 20% aller War-Thunder-Spieler ließen, nach Angaben von Gaijin Entertainment, Geld im Game. Wer bezahlt, der gibt im Schnitt 10$ im Monat aus. World of Tanks ist so erfolgreich, dass es einem Analysten als strahlendes Beispiel für das Monetarisierung-Modell eines Free-to-Play-Titels dient, wenn es gilt, League of Legends vorzurechnen, es sei zu spendabel.
Was haben die Russen nur mit dem Zweiten Weltkrieg?
Besonders treibt die Frage um: Warum das neue Genre ausgerechnet in ehemaligen Ostblock-Staaten so unglaublich gut ankommt und wächst? Laut Wargaming sind 3% aller Menschen in ehemaligen Sowjet-Staaten regelmäßige Spieler dieser Games.
Der russische Vertreter einer Investment-Firma gibt als möglichen Grund dafür an, dass die ehemaligen Sowjet-Republiken im zweiten Weltkrieg die siegbringende Überlegenheit ihrer Kriegs-Panzer gesehen hätten. Das sei Teil ihrer kulturellen Identität geworden. Diese Erfahrung fehle im Westen. Die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg löse im Osten so eine Art „Stolz auf die Entbehrungen und die Opferbereitschaft“ jener Zeit aus.
Die Nostalgie des Krieges
War Thunder oder World of Tanks: Wer ist härter?Vertreter der betroffenen Spiele-Industrie lenken den Fokus, zumal vor einem internationalen Publikum, aber in eine andere Richtung. So sagt der Vertreter von Wargaming (World of Tanks): „Vor vier Jahren, als wir angefangen haben, richteten wir uns vor allem an Fans der Geschichte. Aber wie sich herausstellt, kommen unsere Spiele auch bei Leuten gut an, die sich miteinander messen wollen wie im eSport – oder die einfach darauf stehen, was in die Luft zu jagen.“
Anton Yudintsev, der Chef von Gaijin Software (War Thunder), sieht den Zweiten Weltkrieg als Möglichkeit, den Krieg mit einer gewissen Nostalgie zu sehen. Bei Kriegssimulationen mit heutigen Waffen fehle das. „Mit modernen Kriegsfahrzeugen macht es einfach keinen Spaß. Da zerstört man Objekte auf so große Distanz, dass man gar nicht mehr sieht, auf was man feuert.“
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.