Deutsche Komikerin prangert in der ARD Sexismus in Games wie WoW an: „Wärst du mal besser Heilerin geworden“

Deutsche Komikerin prangert in der ARD Sexismus in Games wie WoW an: „Wärst du mal besser Heilerin geworden“

Die deutsche Komikerin Carolin Kebekus (42) nahm sich Donnerstag, dem 24.11., in einem Segment ihrer ARD-Sendung “Die Carolin Kebekus Show” (DCKS) die Gaming-Industrie vor. Dabei kritisierte sie die Darstellung von und den Umgang mit Frauen in Spielen wie WoW.

Was war das für eine Sendung? In der Folge vom 24. November der von Kebekus moderierten Personality-Show “Die Carolin Kebekus Show” widmete die Komikerin ein Segment der “schönsten Sache der Welt”: dem Gaming.

Doch obwohl sich Kebekus als leidenschaftliche Gamerin outete, gibt es einiges, das sie an ihrem Hobby stört: Die Komikerin kritisiert Sexismus und mangelnde Diversität im Gaming.

Obwohl genau so viele Frauen wie Männer zocken, würden Frauen immer noch extrem sexistisch dargestellt und müssten sich “üblen Shit” gefallen lassen, so Kebekus.

Wo kann man die Sendung sehen? Die ganze Sendung gibt es in der ARD Mediathek. Wenn euch nur das 15-minütige Gaming-Segment interessiert, findet hier es hier (via Das Erste).

Von der Praktikantin zur Chefin von Warframe: „Ich habe gesagt, es könnte ein Problem sein, eine Frau zu sein“

“Es gibt nur die Jungfrau in Nöten und die sexy Kämpferin”

Wie sieht Kebekus die Rolle der Frau in Spielen? Kebekus kritisierte, dass es für weibliche Figuren in Spielen meist nur 2 Rollen gibt:

  • die hilflose Dame in Nöten
  • die “krank proportionierte” und sexualisierte Action-Heldin

Andere Geschlechtsidentitäten als männlich und weiblich würden hingegen gar nicht erst vorkommen.

Ihre Kritik untermalte Kebekus mit Sketch-artigen Szenen im fiktionalen Videospiel “World of Mencraft”, eine Parodie auf MMORPGs wie WoW. Unterstützung erhielt sie dabei unter anderem von der deutschen Twitch-Streamerin Lara “Lara Loft” Trautmann und den Rocket Beans.

Als Beispiel für eine “Frau in Nöten” führte Kebekus die Prinzessin Peach an, deren Rolle meistens darin besteht, zu Beginn eines Spiels entführt zu werden und sich vom Spieler retten zu lassen.

Stellvertretend für die sexualisierte Action-Heldin führte Kebekus die Archäologin Lara Croft aus den “Tomb Raider”-Spielen an. Deren Körperbau sei zwar mittlerweile deutlich realistischer geworden, ihr Outfit sei aber immer noch ungeeignet für eine Bergtour in Südamerika, urteilt Kebekus.

Für Frauen gebe es oft nur die Rolle der hilflosen Prinzessin oder der sexy Kämpferin

Frauen werden auf Nebenrollen reduziert

Welche Rollen bleiben dann für Frauen? Im Vergleich zu ihren männlichen Gegenstücken, die mit schwerer Rüstung und bis an die Zähne bewaffnet in den Kampf ziehen, würden weiblichen Figuren oft nur die Nebenrollen bleiben: Heilerin, Support, zaubernde Fernkämpferin.

Statt cooler Waffen und einer fetten Rüstung gibt es für Kebekus’ Figur in World of Mencraft nur einen schwachen Zauberstab und die Frage des Waffenhändlers, ob sie nicht doch lieber eine Heilerin sein möchte.

Waffen und eine coole Rüstung gibt es in World of Mancraft nur für männliche Avatare

Als Kebekus dann beim gemeinsamen Questen mit ihrem Zauberstab nichts ausrichten kann, muss sie sich von ihrem männlichen Mitspieler anhören, sie wäre wohl mal besser Heilerin geworden.

Die Darstellung sei vielleicht etwas übertrieben, gibt Kebekus zu, im Kern würde es jedoch stimmen. Und das sei ein Problem, das über die Spiele hinaus gehe:

Dieses Bild von Frauen hat natürlich einen großen Einfluss darauf, wie wir Frauen sehen und wie Frauen sich selbst sehen.

Carolin Kebekus

Immerhin: In den vergangenen Jahrzehnten habe sich die Darstellung bereits verbessert, so Kebekus. Das führt allerdings zu ihrem nächsten Kritikpunkt: den negativen Reaktionen auf die aus ihrer Sicht positive Entwicklung.

Fortschritte stoßen auf massiven Widerstand

Obwohl sich einiges bessere, gebe es immer noch zu wenig realistisch dargestellte Frauen in Spielen, findet Kebekus. Von PoCs, also nicht-weißen Menschen, und queeren Personen gar nicht erst zu sprechen. Über die weniger sexualisierten Darstellungen von Frauen würde sich hingegen zu viel aufgeregt.

Welche Darstellungen findet Kebekus gelungen? Die Darstellung von Aloy, der Hauptfigur aus der Horizon-Spielreihe, hebt Carolin Kebekus lobend hervor. Speziell geht es dabei um die Version von Aloy, wie sie im 2022 erschienenen Horizon Forbidden West zu sehen ist.

Der neue Look von Aloy hatte aber im vergangenen Jahr zu massiver Kritik einiger Spieler geführt, diese Aloy sähe total männlich aus.

Spieler streiten um das Aussehen von Aloy aus Horizon Forbidden West: Sie sei „nicht weiblich genug“

Noch heftigere Reaktionen gab es auf die Fortsetzung des beliebten Action-Adventure The Last of Us: Spieler hatten das Gefühl, das Spiel zwinge sie dazu, eine weibliche Hauptfigur zu spielen.

Die Darstellerin einer der weiblichen Figuren hatte 2020 Morddrohungen veröffentlicht, die sie von vermeintlichen Fans der Reihe erhalten hatte (via GamePro).

Diese Reaktionen kann Kebekus überhaupt nicht nachvollziehen:

Wie kann man sich nur so darüber aufregen, ‘ne Frau spielen zu müssen? Morddrohungen? Wie übertrieben kann man reagieren? Heult offline!

Carolin Kebekus
Um sich vor Übergriffen zu schützen, spielen manche Frauen lieber als Männer

Frauen müssen sich mit sexistischen Trolls herumschlagen

Nicht nur bei den Spielen selbst, sondern auch bei den Mitspielern sieht Kebekus ein Problem: Frauen und Minderheiten sind oft ekligen Kommentaren ausgesetzt.

Das führe dazu, dass sich einige Gamerinnen mit männlichen Charakteren und Stimmfiltern als Männer ausgeben würden, um nicht belästigt zu werden, erklärt Kebekus.

Sexuelle Belästigung, Bedrohung und Beleidigung sind kein Spaß. Auch nicht, wenn sie in einem virtuellen Raum stattfinden.

Carolin Kebekus

Was fordert Carolin Kebekus von der Gaming-Industrie? Carolin Kebekus wünscht sich mehr Spiele mit vielfältigen Storys und Charakteren. Vor allem Frauen sollten sich nicht einschüchtern lassen, weiter spielen oder selbst in die Entwicklung zu gehen. Dann gäbe es vielleicht irgendwann ein “World of Womancraft”.

Die Kritikpunkte, die Carolin Kebekus anführt, sind nicht wirklich neu: Bereits seit Jahren kritisieren vor allem Frauen die Darstellung weiblicher Charaktere in Videospielen. Vor allem die feministische Medien-Kritikerin Anita Sarkeesian spielte hier mit ihrer Reihe “Tropes vs. Women in Video Games” eine Vorreiter-Rolle.

Bei einer derartigen Darstellung von Frauen in Spielen ist es nicht verwunderlich, dass es auch in der Industrie, die diese Games hervorbringt, immer wieder zu Sexismus-Vorwürfen kommt:

Sexismus in der Gaming-Branche: „Ich dachte, dass das dazugehört“

Quelle(n): Das Erste
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