Free2Play-MMORPG belügt Spieler jahrelang bei Zufalls-System, hat richtig Ärger

Free2Play-MMORPG belügt Spieler jahrelang bei Zufalls-System, hat richtig Ärger

In Südkorea ist der Protest gegen das MMORPG MapleStory so riesig geworden, dass es zu einer Meldung in der größten TV-Nachrichtensendung des Landes wurde. Nach 18 Jahren ist das putzige Maple Story in einer ernsten Krise: Spieler boykottieren das Game und der Chef entschuldigt sich öffentlich.

Das ist das Spiel: MapleStory spielt hier im Westen nur eine kleine Rolle. In Südkorea ist das MMORPG aber riesig. Das kam 2003 auf den Markt und sieht wie ein knuffiges Spielchen aus, ist aber ein tiefes MMORPG. Das Spiel ist besonders dafür bekannt, dass man Charaktere in „höhere Klassen“ fortbilden kann.

Ein Held beginnt als „Abenteurer“ wird dann zum „Bogenschützen“, zum „Jäger“, zum „Ranger“, zum „Bogenmeister“ oder schlägt eine der vielen anderen Berufs-Richtungen ein.

Wie viele Free2Play-MMORPG setzt es auf ein komplexes System der Charakter-Weiterentwicklung. Über die mehr als 18 Jahre ist in Maple Story ein ausuferndes System aus Items und Wahrscheinlichkeiten entstanden: Es geht darum, welcher Gegenstand in welcher Qualität mit welcher Wahrscheinlichkeit welche Werte einem Ausrüstungsgegenstand hinzufügt.

Wie sich jetzt herausstellt, war das System so komplex, dass die Entwickler Nexon es selbst nicht mehr überblicken konnten.

Maple-Story-2
Bei uns in Europa kam MapleStory 2 2018 auf Steam, war aber rasch wieder weg.

Spieler wandern in Massen zu MMORPG Lost Ark ab

Wie laut ist der Protest? Das MMORPG Maple Story und der Entwickler Nexon sind in Südkorea gerade in ernsthaften Schwierigkeiten:

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Ups, Zufalls-Mechanik war gar nicht zufällig

Worüber regen sich die Spieler da auf? Es gibt die normalen Beschwerden: zu wenig Content, zu viel Zeug im Cash-Shop.

Der eigentliche Skandal ist aber, dass die Entwickler die Spieler über Jahre bei einigen Wahrscheinlichkeiten belogen haben.

Es geht konkret um die Items „Powerful Rebirth Flames“ und „Eternal Rebirth Flames“, die Nexon im Jahr 2013 eingeführt hatte: Diese Gegenstände können Items bestimmte Bonus-Werte geben. Die sind also wichtig für den Charakter-Fortschritt im Spiel. Diese Flammen waren schon immer die schwerste Art, um Ausrüstung aufzuwerten und sie waren über Jahre zu selten und daher stark nachgefragt.

Eigentlich sollte es total zufällig sein, welche Werte dann tatsächlich auf die Items kommen. Das ist eine typische “Free2Play”-Mechanik: Als Spieler wünscht man sich bestimmte Werte, die zum eigenen Charakter passen. Man freut sich, wenn man die bekommt, ärgert sich, wenn es andere sind.

Am 18. Februar wurde in den Patch-Notes zu einem neuen Update auf dem Test-Server klar: Über Jahre gab es Schwierigkeiten, wie das System funktionierte.

Denn die Werte-Verteilung war nicht so zufällig, wie eigentlich angekündigt. Spieler fanden raus, dass die Ergebnisse nicht wirklich random waren, sondern von einem Algorithmus bestimmt wurden.

Durch einen Fehler im Zufalls-Prozess war es so, dass das Item mit hoher Wahrscheinlichkeit den Wert “All Stats%” bekam, wenn man als 1. bei einer Rüstung den Wert “Jump” erhielt.

Bei den “Inner Abilities” gab es ähnliche Probleme wie bei den Flammen.

Auf der englischen Seite von MapleStory hat man das Problem genau aufgedröselt (via maplestory.nexon.net).

Chef des Spiels entschuldigt sich für “Peinliche Fehler”

Das war die Reaktion des MMORPG: Zuerst entschuldigte sich der Director des Spiels relativ kurz angebunden bei den Fans. Danach eskalierten die Proteste aber.

Vor wenigen Tagen meldete sich der Chef des Spiels dann erneut und erklärt in einer mehrseitigen und persönlichen Entschuldigung, wie es jetzt zu dem Skandal kam. Immer wieder ist da die Rede von „peinlichen Fehlern“, die ihnen unterlaufen sind. Man hätte sich schon vor Jahren der allgemeinen Stimmung anpassen und transparenter sein müssen.

  • Das Kernproblem ist, dass man 18 Jahre lang nie wirklich transparent zu Spielern war, keine klaren Wahrscheinlichkeits-Zahlen in Prozent nannte, sondern immer nur von „Zufall“ sprach.
  • Offenbar hat man die eigenen Mechaniken auch gar nicht mehr verstanden und konnte bestimmte Fehler nicht mehr nachvollziehen: Kunden hätten sich schon im Juli 2019 beschwert, dass “All Stats %” und “Jump” seltsam zusammenhängen – doch den Fehler konnte man bei MapleStory nicht nachvollziehen
  • Zudem kann man Spieler jetzt nicht mehr entschädigen, weil man nur Aufzeichnungen der letzten zwei Jahre darüber hat, welche Items gekauft wurden, und nicht länger.

Der Director sagt: Man hätte Angst bekommen, als man das Ausmaß des Problems erkannte und hätte dann immer weiter schlechte Entscheidungen getroffen:

  • Man habe den Fehler gefixt, statt sich dafür zu entschuldigen
  • Man habe schon eine Entschädigung angekündigt, ohne die Spieler im Detail darüber zu informieren, warum es die Entschädigung überhaupt gab

Der Director von Maple Story sagt: Er weiß, dass Vertrauen verloren ging, das man schwer wiedergewinnen kann.

Mann crasht mit Auto in Spielefirma, süchtig nach MMOs

So ist die Stimmung: Das Entschuldigungs-Schreiben des Game-Directors wird kritisch gesehen. Der scheint da alle Schuld auf sich zu nehmen. Spieler fürchten, der Director könne als Sündenbock dienen und jeder andere fühle sich so unschuldig.

Man wünscht sich offenbar tiefe Änderungen bei Nexon und im Spiel.

Das steckt dahinter: Die Situation ist ungefähr so, als würde EA zugeben: “Ihr hattet die ganze Zeit recht mit dem Momentum, natürlich manipulieren wir Spiele in FIFA 21.

Bei solchen zufälligen Wahrscheinlichkeiten glauben MMORPG-Spieler immer, dass es irgendein Muster gibt, das man entschlüsseln kann. Hier hatten die MMORPG-Spieler tatsächlich recht.

Wir haben in den letzten Jahren auf MeinMMO über den kurzen Hype von MapleStory 2 berichtet, das Spiel kam hier in Europa auf Steam:

Größter MMORPG-Hit auf Steam aus 2018 schloss heute für immer – Was war los?

Quelle(n): youtube
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Franzl

Darüber regen die sich schon auf? Ich hoffe ja noch immer auf einen Whistleblower von Wargaming. Denn von den Spielern weigern sich ja nahezu alle die ganz offensichtliche Ungleichbehandlung zu sehen. Das ist dagegen wirklich ein Skandal.

Schlachtenhorn

Weil diese “Ungleichbehandlung” immer von den Leuten vorgebracht werden, die das Spiel und deren Mechaniken nicht verstehen.
Zudem können diese auch nie Argumente oder Nachweise vorbringen, warum gerade diese Ungleich behandelt werden sollen.

Daniel

Welche eine Erkenntnis das in Videospiele getrickst wird.
Glaubt echt einer daran, daß die Entwickler oder Publisher ehrlich zu den Spielern sind?

Patrick

Also bei Genres wo Dropchancen die Kernmechanik sind will ich sowas erwarten können…..
Da so ne Kalkulation Arbeitsaufwand vs Nutzen ja durchaus aufgestellt werden sollte….

Das man jetzt aber so mit Mistgabel und Fackel auf die Leute los geht finde ich wiederum auch etwas überzogen. Kann es aber verstehen. Wenn man Jahrelang auf etwas hinarbeiten und dann gesagt bekommt du hast alles falsch gemacht weil wir nicht ehrlich mit dir wären ist das schon mies….

Black Desert wird ja schon seit 5 Jahren vorgeworfen, das am RNG gedreht wird. Kisten welche mit Perlen gekauft werden lassen bessere items fallen, als Kisten welchem mit Ingame Silber gekauft werden und meistens nur Erinnerungsfragmente spendieren. Pets welche mit Perlen gekauft werden lassen sich gut breeden, Pets aus den Belohnungen etc, failen oft. Zudem soll es Glücks und Unglückschars geben. Dem einen gelingt jeder PEN Versuch mit 120 Failstacks, der anderebraucht jedes mal 40 Versuche auf 240 Failstacks.

Hisuinoi

Ich hab kurze Zeit Marple Story 2 gespielt, fand das echt ganz nett mal was anderes zu spielen.
Aber es ist nunmal so, so eine Art Spiel kann zumindest ich nicht auf dauer spielen.

Spiele wie WoW, GW2, usw.
Sofern man auf sowas steht kann man schon sehr sehr lange freude damit haben.
Ich warte insbesondere auf New World, da eben das mein Spiel ist.

Diese Wut der Spieler kann ich schon nachvollziehen.
Vor allem das nur Daten von 2 Jahren vorhanden sind, denke ich mir nur, welches Unternehmen speichert Daten die nur 2 Jahre zurückliegen. Normalerweiße sollten solche Sachen immer gespeichert werden erst Recht von Käufen innerhalb des Cash Shops.

Nico

Das ist erstens kein peinlicher fehler und 2tens kein einzelfall

Wieso bin ich keineswegs überrascht? ?

DonFoxo

Ach ja, wie gern ich zu Lost Ark wechseln würde…aber ja.

Jue

Naja, 5euro/Monat für exitlag und eine English translation gibt’s auch(wenn auch nicht gut)! Ich bin mir garnicht mehr sicher ob ich dann auf die westliche Version wechsle, hab schon sehr viel Zeit in Lost Ark RU verbracht ?

DonFoxo

Mit exitlag hab ichs noch nicht versucht. VPNNord habe ich genutzt und hatte immer wieder extremes rubber banding. Habs dann leider aufgegeben da es so nicht spielbar war.

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