LoL-Profi spricht über Nachteile am Traum: „Weil wir unser ganzes Leben nur zocken, geht sehr viel verloren“

LoL-Profi spricht über Nachteile am Traum: „Weil wir unser ganzes Leben nur zocken, geht sehr viel verloren“

Felix „Rocklho“ Bao Duy Ho verdient sein Geld mit League of Legends. Der Profi war früher selbst Spieler, heute arbeitet er als Caster bei E wie Einfach E-Sports. In einer Reportage vom ZDF erklärt Rocklho, was E-Sportler in Deutschland eigentlich ausmacht – und warum er aufgehört hat.

Wer ist der Profi?

  • Der 24-jährige Felix „Rocklho“ Bao Duy Ho ist ein deutsch-vietnamesischer LoL-Profi, der 2021 für das E-Sports-Team des deutschen Energie-Konzerns E wie Einfach gespielt hat. Größere Erfolge konnte das Team bislang allerdings nicht erzielen.
  • Rocklho ist Toplaner, Malphite sein Signatur-Held, den er laut eigenen Angaben am liebsten spielt.
  • Jetzt arbeitet Rocklho als Berater und hilft jungen Talenten dabei, ihre Karriere zu starten, nachdem er selbst nicht mehr das „Profi-Leben“ leben wollte.

Das ist die Doku: Am 7. Februar veröffentlichte das ZDF zwei Reportagen zum Thema E-Spots in Deutschland, eine mit dem Titel: „Zock oder Flop?“ und eine mit dem Titel: „Nichts außer Zocken?“

In der letzteren spricht Rocklho über den Alltag eines E-Sportlers, seinen Werdegang, und Dinge, die seiner Ansicht nach problematisch sein können, wenn man als junger Mensch zum Pro-Gamer wird – und darüber, warum er schließlich aufgehört hat.

Einer der berühmtesten Pro-Gamer der Welt ist der Koreaner Faker:

„Uns gibt es nur, weil den Menschen zu langweilig wurde“

Wie sieht der Alltag eines E-Sportlers aus? In der Reportage erzählt Rocklho, wie er in seiner Zeit als Spieler im E-Sport seine Tage verbracht hat:

Als Profi-Gamer hat man, wie ich sagen würde, ein anderes Leben, als die meisten es sich vorstellen. Du zockst einfach enorm viel […] 10 Stunden am Tag, jeden Tag, 7 Tage die Woche. 5 Stunden davon mit dem Team, 5 Stunden davon alleine. […] Wir spielen nicht mit Freunden, wir spielen nicht aus Spaß. Jedes Spiel ist dafür da, dass wir besser werden.

Dafür erhalte man aber enorme Anerkennung „von allen Geschlechtern, von allen Seiten.“

Warum hat Rocklho aufgehört? Rocklho erklärt, dass er sich selbst als enorm privilegiert sieht. Sein Job sei einer der seltensten in Deutschland und es gebe ihn nur, weil „den Menschen zu langweilig wurde“. Schließlich verdiene er sein Geld damit, dass andere ihm beim Zocken zusehen.

Dennoch sieht der Profi zwei große Kritikpunkte am Leben als E-Sportler:

  • zum einen lerne man in dem Beruf nichts, was einem irgendwo anders weiterhelfen würde
  • zum anderen sei das dauerhafte Zocken irgendwann eine Belastung.

Das Spielen habe bei Rocklho schon früh Überhand genommen. Auf dem Gymnasium habe er Unterschriften gefälscht, Hausaufgaben nicht gemacht und Lehrer angelogen, um mehr zocken zu können. Andere Vereins-Aktivitäten habe er regelrecht weggeschmissen: „Das war keine Sucht mehr, das ging darüber.“

Irgendwann habe er die Top 300 in Europa erreicht und Geld mit League of Legends verdienen können. Der Rückblick auf die Zeit sieht heute allerdings anders aus:

„Dadurch, dass wir unser ganzes Leben eigentlich nur zocken ist, geht sehr, sehr viel verloren. Erst recht in so jungen Jahren. Ich spiele seitdem ich 18 bin professionell und viele andere fangen sogar noch früher an.

Die werden so viele Sachen gar nicht erleben, die, sage ich mal, normale, Studierende oder [solche], die eine Ausbildung machen, die normalen Kontakt mit Menschen haben, erleben dürfen. Sie haben keine Soft-Skills gelernt. Sie haben nur gelernt, in einem Spiel der Beste zu sein.“

Seine Eltern habe Rocklho in der ganzen Zeit nur viermal gesehen. Als er dann in der Zeit als Pro-Gamer stark zugenommen und bemerkt hat, dass er immer ungesünder lebt, habe er sich dazu entschlossen, aufzuhören.

Ein Team, das stark auf Unterstützung der Spieler setzt, ist Eintracht Spandau – das Team vom deutschen YouTuber HandOfBlood:

„Man hat Verträge bekommen, die wurden nicht eingehalten“

Heute arbeitet Rockloh als Berater bei der „esports player foundation“ und hilft jungen Profis, die selbst eine Karriere im E-Sports anstreben. Der Ex-Profi lobt, wie sehr sich der E-Sport in den letzten Jahren entwickelt hat.

Als er angefangen hat, sei man noch ständig „verarscht“ worden, Verträge und Versprechungen seien nicht eingehalten worden. Man habe sich um alles selbst kümmern müssen, habe keine Hilfe erhalten.

Heute sei das anders. Rocklho lobt: „Es wird einfach viel, viel mehr dafür gesorgt, dass die neue Generation noch besser werden kann und dass sie es leichter hat.“ Er sei zwar etwas neidisch, aber froh, jetzt auch in seiner neuen Position helfen zu können.

Das Leben als Profi passe aber nicht zu den Prioritäten, die Rocklho selbst für sein Leben setzen will.

Der E-Sport ist ein schnelllebiges Feld, in dem Karrieren schnell starten und ebenso schnell wieder beendet werden können. Rocklho selbst habe moantelang kein Team gehabt – etwas, das in anderen Sportarten undenkbar wäre. Ähnlich ging es auch einem der jüngsten Talente im E-Sport:

Was ist aus dem 15-Jährigen geworden, den seine Mama aus der Schule nahm, damit er mehr Zeit für Fortnite hat?

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SLAPPMASTER

Die armen pro player tun mir richtig leid, ich kann den werten Herren lediglich anbieten mit mir zu tauschen und sich sieben Tage für 8 bis 11 stunden in die werkstatt zu stellen. Der Aluminiumstaub und der Kühlstoffnebel sind eine wahre Wohltat für die sinne wenn man sie mit Maschinenlärm kombiniert.

Ich geh dann für cash zocken🤙🤙

mDot

Genau diese Haltung ist doch Teil des Problems: Du wirst (in Deutschland) für so etwas einfach nicht ernst genommen. Selbst als ITler oder mit irgendeinem Bürojob ruft einem im Jahr 2023 immer noch irgendwer, aus irgendeiner Ecke zu, dass man doch auch mal auf den Bau oder in ne Stahlhütte gehen und richtig arbeiten kann.

Da ist ein junger Mensch, der davon erzählt, dass er für seinen Traum, seine große Leidenschaft einen Großteil seiner Jugend weggeschmissen hat. Er sagt in dem Interview zwar, dass er die Entscheidung grundsätzlich nicht bereut, aber dennoch traurig drum ist so viel verpasst zu haben…und für die (eigentlich starke) Erkenntnis muss er sich online von irgendeinem Klaus verhöhnen lassen, der unzufrieden mit seinem Job ist…Deutschland in a nutshell.

Eierschecke

Typische deutsche Neid-Gesellschaft.. ließt man unter solchen Artikeln auf MeinMMO leider immer wieder.

SLAPPMASTER

Ich glaube ich bin nicht der einzige hier der seine Jugend unbezahlt mit gaming verplämpert hat. Was der junge E-sportler verpasst hat ist wahrscheinlich ne ganze menge bullshit von irgendeinem Meister, das kann er auch nachholen wenn er will. Ich hab schon einige Azubis anfang 30 gesehen.

Zudem klingt mein Kommentar herablassender als es sein sollte, ich mache keinem nen Vorwurf wenn er nen “”lockeren”” job hat. Im Gegenteil, ich bin neidisch weil die ihren körper nicht komplett kaputt machen.

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