Zum 10. Geburtstag von Guild Wars 2 erzählen uns die Entwickler, dass es das MMORPG nie geben sollte

Zum 10. Geburtstag von Guild Wars 2 erzählen uns die Entwickler, dass es das MMORPG nie geben sollte

In einem Event zu Guild Wars 2 hatten wir die Chance, in einem sehr kleinen Kreis mit zwei Entwicklern des MMORPGs zu sprechen. Die haben uns erzählt, wie das alles damals anfing und dass ein Guild Wars 2 eigentlich gar nicht geplant war.

Im Rahmen eines Guild-Wars-Events in der Nähe der gamescom sind nicht nur einige Spieler zusammengekommen. Für die Presse gab es auch einen kleinen Roundtable mit den Entwicklern.

Zu diesem waren wir von MeinMMO eingeladen und zwei Kollegen von internationalen Seiten. Wir konnten gemeinsam über die Entstehung von Guild Wars 2 sprechen. In erster Linie ging es dabei um die Vergangenheit des MMORPGs.

Passend zum 10-jährigen Geburtstag haben die Entwickler viele Erinnerungen zusammengetragen und uns daran teilhaben lassen. Aber auch über die Zukunft und den aktuellen Steam-Release wurde gesprochen. Besonders interessant war dabei die Geschichte, dass es Guild Wars 2 eigentlich gar nicht geben sollte.

Mit wem habt ihr gesprochen? Geführt wurde der Roundtable dabei von zwei langjährigen Entwicklern bei ArenaNet.

Aaron Coberly ist seit 2003 bei ArenaNet und war dort unter anderem an Guild Wars Prophecies, Factions, Nightfall und Eye of the North als Lead Character Artist beteiligt. Seit 2017 ist er Art Director für Guild Wars 2 und damit hauptverantwortlich dafür, wie das MMORPG heute aussieht.

Bobby Stein arbeitet seit 2005 bei ArenaNet und war ursprünglich ebenfalls schon am 1. Guild Wars beteiligt. Damals als Texter angestellt, hat er sich über die Jahre bis zum Narrative Director hochgearbeitet, was er seit 2021 für Guild Wars 2 ist. Damit ist er verantwortlich dafür, wie die Geschichte des MMORPGs weitergeht und erzählt wird.

Im Steam-Trailer zu GW2 seht ihr übrigens, was ihr dort nun erhalten könnt:

Guild Wars 2 war nicht geplant, sondern ist passiert

Was waren die Anfänge? Tatsächlich erzählt uns Bobby Stein, dass Guild Wars 2 eigentlich gar nicht als das MMORPG geplant war, was es heute ist. Sondern viel mehr als neue Erweiterung für Guild Wars 1. Um das zu untermalen, zeigt er uns erste Screenshots von dem, was wir heute als Löwenstein kennen.

Diese waren noch in der Engine von GW1, man kann aber dennoch bereits grob erkennen, wo die Reise hingeht. Auch Burg Shaemoor, die im Startgebiet der Menschen steht, war bereits fertig, bevor es Guild Wars 2 überhaupt gab.

Nach den ersten Gebieten und einem groben Plan, was man in „der neuen Erweiterung“ so mit Guild Wars vorhatte, war klar, dass die alte Engine die vorhandenen Pläne nicht stemmen könnte. Eine neue müsste her, und warum dann nicht gleich ein neues Spiel machen? Das war die Geburtsstunde von Guild Wars 2.

Charr als Alleinstellungsmerkmal: Als kleine Erinnerung: Im ersten Guild Wars konnte man einzig und allein die Menschen spielen. Diese waren im Konflikt mit den katzenartigen Charr. Als eine der ersten Ideen wurden die ehemaligen Feinde der Menschen nun auch als spielbares Volk auserkoren.

Zwischen Menschen, Sylvari, Norn und Asura, sind sie das einzige Volk, was nicht mehr oder weniger menschenähnlich ist. Auf unsere Nachfrage, wie viel länger es dauerte, eine Rüstung für die vierbeinigen Charrs zu animieren, konnten die Entwickler nur schmunzeln. Etwa 40-50 % länger würde es schon dauern, verrät uns Aaron Coberly dann doch.

Um diesen Zeitfresser entgegenzuwirken, ist ArenaNet von dem Konzept aus GW1 abgewichen, dass jede Klasse ihre eigenen Rüstungen bekommt. Daher gibt es in Guild Wars 2 heute “nur noch” drei verschiedene Rüstungsklassen für alle spielbaren Klassen. Doch das sei es wert, denn die Charr betrachtet man bei ArenaNet bis heute als ein Alleinstellungsmerkmal und Markenzeichen von Guild Wars 2.

Spätestens mit der Eisbrut-Saga stehen die Charr auch im Mittelpunkt der Story.

Die Inspiration für das MMORPG war GTA 4

Eine lebendige Welt: Neben den Charr brauchte man aber noch etwas, was einen von der damaligen Konkurrenz abheben sollte. Man wollte nicht nur irgendein weiteres MMORPG auf den Markt sein, so Bobby Stein.

Die zündende Idee hatte er dann tatsächlich durch GTA 4. Denn dort fühlte sich die Welt einfach lebendig an, berichtet er. Man konnte durch die Straßen laufen und einfach Dialogen zuhören. NPCs folgen, deren Tagesablauf erleben und sie auch mal über Belangloses reden hören. Das trägt zum Gefühl einer wirklich lebendigen Welt bei.

Und genau dieses Gefühl wollte man in Guild Wars 2 holen und hat es erfolgreich geschafft. Tausende vertonte NPCs sorgen in GW2 mittlerweile für eine lebendig wirkende Welt und wer Lust hat, kann sogar Charr-Kindern beim Fangen-Spielen durch ganz Löwenstein hinterherlaufen, nur um zu sehen, wer gewinnt.

Diese lebendige Welt rutschte dann in Staffel 1 der “Living World” noch weiter in den Mittelpunkt, denn die Story-Ereignisse in dieser Episode veränderten die gesamte Welt des MMORPGs. Löwenstein, Startpunkt von GW2 und eine der größten Städte im Spiel, wurde komplett von Scarlet vernichtet und war für alle Spieler lange nicht zugänglich.

Weil das aber einfach unpraktisch für alle ist, die später mit dem Spiel anfingen, wich man nach der Living World 1 wieder von diesem Konzept ab. Dennoch bleibt eine große Welt mit zahllosen NPCs und hunderten voll vertonten Quests, die sich ebenfalls als Problem entpuppten.

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Scarlet sorgte in den Anfangszeiten von Guild Wars 2 für eine veränderte Welt

Zu viel Dialog: Denn genau diese lebendige Welt mit all ihren Dialogen forderte richtig viel Zeit ein. Allein in einer Sprache hatte das Grundspiel Guild Wars 2 über 90.000 gesprochene Zeilen an Dialog. Das musste dann noch in mehrere Sprachen übersetzt und erneut aufgenommen werden.

Gerade zum Anfang stellte die Entwickler das vor Probleme. Doch mit der Zeit lernte man damit umzugehen. Man schaffte sogar eine technische Möglichkeit, dass die Dialoge in das Gameplay integriert werden können.

Während zum Start von GW2 noch alle Dialoge in kleinen Cutscenes stattfanden, kann euer Spielercharakter nun in der Open-World mit anderen NPCs sprechen und bewegt sogar seinen Kopf zu dem Charakter, der gerade redet. Ein kleines Detail für viele, doch es trägt dazu bei, dass das gesamte MMORPG lebendiger wird. Aus dem gleichen Grund kann man sich heute übrigens auf Stühle in der Welt setzen. Auch das ging zum Start nicht.

Mittlerweile, und dank des Wegfalls der technischen Limitierungen, sind übrigens über 200.000 Zeilen an gesprochenem Dialog in Guild Wars 2 und seinen Erweiterungen. Und das nur in Englisch.

Mounts und Capes sollte es nie geben

Technische Limitierungen verboten Capes: Ähnlich sah es lange mit den Capes in Guild Wars 2 aus. Während heute hunderte Spieler mit den flatternden Umhängen durch die Gegend laufen, war das für die Entwickler lange undenkbar, erzählt Aaron.

Es sei nicht so gewesen, dass ArenaNet keine Capes im Spiel haben wollten. Aber wenn man sie bringen würde, müssten sie gut sein. Man wollte keine Umhänge, die durch Mounts und Rüstungen clippen, sondern eine schöne Möglichkeit, seinen Charakter zu individualisieren.

Immer wieder fragte Aaron selbst nach, ob Capes nun endlich möglich seien, erzählt er angeregt. Bis vor einigen Jahren aus der technischen Ecke des Teams dann kein „Nein“ mehr zurückkam, sondern ein „Weißt du was, ich glaube, wir könnten tatsächlich Capes machen.“

Ähnlich verlief es auch mit den Reittieren, die heute eines der Highlights von Guild Wars 2 sind.

Dieses Video zeigt eindrucksvoll, wie vielseitig und frei die Mounts in Guild Wars 2 eingesetzt werden können:

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Mounts sind heute ein Highlight: Aaron erzählt am Roundtable ebenso, dass es Mounts niemals in Guild Wars 2 geben sollte. Sie würden einfach nicht passen. Und noch dazu sind die technischen Limitierungen zu groß, um die Reittiere so umzusetzen, wie man das wirklich wollte.

Mit dem Release von Path of Fire im Jahre 2017 war es dann aber doch so weit. Die verschiedenen Reittiere hielten 5 Jahre nach dem Release Einzug in das MMORPG. Noch dazu kamen sie bei der Community so gut an, dass sie heute als ein großes Highlight von Guild Wars 2 gelten.

Selbst außerhalb der eigenen Community werden die Mounts in GW2 bewundert. Sie gehören zu den besten, die das Genre hervorgebracht hat und glänzen durch verschiedenste Einsatzmöglichkeiten und maximale Freiheit. Jedes der Reittiere ist dabei für andere Situationen nützlich, und keines völlig nutzlos.

Erst mit dem neuesten Addon, End of Dragons, kam sogar ein Reittier für zwei Spieler in das MMORPG. Dabei kann einer die große Kampfschildkröte reiten und ein weiterer Spieler mit ihren Kanonen schießen. Das spielt sich dann genauso gut, wie es klingt.

Auf unsere Frage, ob auch die Pferde den technischen Limitierungen bis heute zum Opfer gefallen seien, lachten die Entwickler leider nur. Es bleibt also weiterhin ein Rätsel, wo die Pferde in Tyria eigentlich hin sind.

Steam-Release 10 Jahre nach Launch – Auch fürs SteamDeck

Wo steht Guild Wars 2 heute? Nach 10 Jahren Guild Wars 2 ist das MMORPG eines der beliebtesten Genrevertreter in Deutschland. Wie viele Leute genau GW2 spielen, lässt sich leider nicht sagen. Doch laut den Entwicklern gibt es über 16 Millionen registrierte Accounts.

Zum 10. Geburtstag erschien das Spiel außerdem auf Steam, kann dort aber aktuell nur 4.650 Spieler im Durchschnitt erreichen. Das liegt auch daran, dass man seinen alten Account nicht mit der Steam-Version verknüpfen kann.

Eine genaue Einschätzung, wie Guild Wars 2 heute dasteht, hat unser Autor Schuhmann für euch in einem eigenen Artikel zusammengefasst.

GW2 auf dem SteamDeck zocken: Der Roundtable der Entwickler schließt sich dann damit, dass uns Bobby Stein zeigt, dass sich Guild Wars 2 sogar auf dem SteamDeck spielen lässt. Dort sei es bisher zwar nicht offiziell verifiziert, funktioniert aber dennoch ohne Weiteres.

Die Community hat bereits verschiedenste Steuerungs-Templates hochgeladen, die man sich einfach über Steam herunterladen und nutzen kann. Wir durften selbst einige Minuten mit dem SteamDeck GW2 spielen. Und das Spiel so auf eine ganz andere Art neu kennenlernen. Für Fans von Controllern, die das Glück hatten, ein SteamDeck zu ergattern, ist das sicherlich eine schöne Gelegenheit, Guild Wars 2 einmal anders zu erleben.

So schließt sich der Rückblick auf 10 Jahre Guild Wars 2. Von einem halbfertigen Löwenstein in der Engine des ersten Guild Wars bis hin zu einem mobilen Erlebnis auf dem modernen SteamDeck.

Was sind eure persönlichen Erfahrungen? Seit wann spielt ihr Guild Wars 2? Oder seid ihr noch nicht so lange dabei und erst durch den Steam-Launch auf das MMORPG aufmerksam geworden? Schreibt es uns gerne in die Kommentare hier auf MeinMMO und lasst uns in Nostalgie versinken.

Deutsche Spieler lieben MMORPGs wie GW2 und ESO, aber mögen Final Fantasy nicht so sehr – Woran liegt das?

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Spiel wow Classic auf dem Steam Deck einfach Entspannen. Klappt auch sehr gut Mal sehen wie guild wars 2 auf dem Steam Deck läuft vielleicht wechsel ich wieder zu GW2

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