Der Albtraum jedes Anime-Fans sind „Recap“-Episoden ohne neue Inhalte. Doch warum gibt es diese nervigen Folgen überhaupt?
Anime-Fans haben es manchmal schwer. Wo Streaming-Plattformen wie Netflix oder Disney+ ihre Serien zumeist „in einem Rutsch“ veröffentlichen, erscheinen Anime in den allermeisten Fällen noch in einem wöchentlichen Rhythmus und sind an die Ausstrahlung im japanischen Free-TV gekoppelt.
3 Monate, 6 Monate oder – bei besonders großen Anime – noch länger dauert es, bis eine Serie vollständig verfügbar ist.
Da ist es besonders ärgerlich, wenn dann eine Woche durch eine „Recap-Folge“ verschwendet wird und man gar nichts Neues zu sehen bekommt. Aber wie kommt das eigentlich zustande?
Recap-Episoden – Die Geißel moderner Anime
Was ist eine „Recap“-Folge? „Recap“ ist die Abkürzung des Wortes “Recapitulation” und bedeutet so viel wie „Zusammenfassung“ oder „Rückblick“. In einer solchen Episode wird die Handlung der bisherigen Folgen zusammengefasst und das Geschehen noch einmal im Schnelldurchlauf erklärt.
In der Regel enthält eine solche Folge gar keine neuen Szenen, sondern überwiegend nur Bild- und Ton-Material aus den vorangegangenen Folgen, die manchmal noch um ein paar geschriebene Texte ergänzt wurden. Gelegentlich gibt es auch eine neue Erzählerstimme, die das Geschehen zusammenfasst und begleitet.
Diese „Recap“-Folgen zählen aufgrund ihres Inhaltes auch nicht als vollwertige Episode der Handlung. Eine Recap-Episode, die etwa die Handlung eines Anime bis einschließlich Episode 7 zusammenfasst, hat dann meistens den Namen „Episode 7.5“ um klarzumachen, dass es eben nicht Episode 8 ist.
Gelegentlich werden diese Folgen auch als „Special“ bezeichnet und enthalten etwa kurze Interviews mit den Synchronsprechern der Protagonisten, die ein bisschen Hintergrundwissen zu ihrer Arbeit und der Vorbereitung auf ihre Rolle geben.
Viele Fans sehen Recap-Folgen als Ärgernis oder gar Zeitverschwendung, da sie keine neuen Informationen enthalten und den Verlauf der Handlung nicht vorantreiben.
Warum gibt es diese Recap-Folgen? Das liegt vor allem in der Produktion von Anime begründet. Wenn eine Anime-Serie etwa im Zeitraum von Januar bis März ausgestrahlt werden soll, dann bedeutet das nicht, dass zum Ausstrahlungstermin der 1. Episode bereits die ganze Serie vollständig produziert wurde.
In sehr vielen Studios sind Anime- oft „mit heißer Nadel gestrickt“ und werden häufig erst wenige Tage vor der Ausstrahlung fertig.
Das macht die Produktion von Anime-Serien besonders anfällig für Krankheitsausfälle. Wenn einer oder mehrere Animatoren ausfallen, kann das oft nur schwer durch den Rest des Teams ausgeglichen werden.
Da häufig aber die vertragliche Verpflichtung besteht, einen bestimmten Sendeplatz mit der Ausstrahlung einer Episode zu füllen, wird in dem Fall aus bestehendem Material recht schnell eine „Recap“-Episode zusammengestellt.
Hinzu kommt, dass die Animatoren und Zeichner fast immer unter einer sehr hohen Arbeitsbelastung leiden.
Dies wird auch noch erschwert durch den Umstand, dass Zeichner und Animatoren in vielen Fällen keinen festen Stundenlohn für ihre Arbeit bekommen, sondern anders vergütet werden. Oft gibt es eine Bezahlung „pro Frame“ oder seltener „pro Bildsekunde“.
Dadurch entsteht ein Dilemma für die Animatoren, die zum einen besonders viele Frames schaffen wollen (Quantität, die Geld bringt), zum anderen aber auch den hohen Ansprüchen aufwändiger Serien entsprechen und einfach gute Arbeit abliefern wollen (Qualität, die wenig Geld bringt und sehr viel Zeit kostet). Gepaart mit hohem Zeitdruck, ist das Potenzial für Probleme groß.
Dass sie zusätzlich oft als Freelancer arbeiten und permanent nach neuen Aufträgen suchen müssen, macht den Druck noch größer.
Ein spannendes Video zu dem Thema hat auch Ninotaku gezeigt:
Gibt es “gute” Recap-Folgen? Allerdings gibt es, auch wenn das eher die Ausnahme ist, durchaus „geplante“ Recap-Folgen. Das ist vor allem oft dann der Fall, wenn es sich um längere Serien handelt.
Solche geplanten Recap-Folgen sind seltener, lassen sich aber häufig anhand ihres Produktionsaufwandes erkennen und enthalten häufig doch noch einige Szenen an neuem Bildmaterial.
Eines dieser eher positiven Beispiele ist etwa die „Death Note“-Episode 26. Auch wenn ein großer Teil des Inhalts der Folge klar den „Recap“-Kriterien entspricht, dient die Episode zugleich als Erklärung darüber, welches Wissen der Detektiv und die Polizei bisher über die Vorfälle sammeln konnte und welche Rückschlüsse sich daraus ableiten lassen. Dennoch enthält die Folge neue Szenen und schließt logisch an das Ende der vorangegangenen Episode an.
In den allermeisten Fällen sind Recap-Folgen aber auf Probleme im Produktionsablauf zurückzuführen.
Wenn ihr euch also das nächste Mal über eine „Recap“-Episode ärgert, denkt stets daran: Das war vermutlich eine bewusste Entscheidung, um die Qualität der nächsten Episode gewährleisten zu können.
Warum Anime oft lange, beknackte Namen haben, das haben wir euch hier erklärt.
Wie steht ihr zu “Recap”-Episoden? Sind sie einfach nur nervig? Oder ist es manchmal ganz nett, nochmal eine Zusammenfassung zu bekommen?
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.
Ich liebe es wie keiner versteht worum es in diesem Artikel geht -,-
Um damit Krankheiten oder allgemeine „Störungen“ im Arbeitsprozess zu überbrücken, das wusste ich garnicht – ich dachte immer man würde damit, nach meist 50-100 Folgen, das ganze einfach nochmal Revue passieren lassen, auf jeden Fall ein interessanter Fakt. Recap Folgen stören mich nicht, ich spule sie meisten durch und gut ist. Viel schlimmer finde ich die teilweise übertriebenen Rückblicke. Fairy Tail hatte es ab ca 100 Folgen ziemlich arg auf die Spitze getrieben, oft konnte man 7-8 Minuten vorspielen, um 10-15 Minuten Anime plus Abspann zu bekommen. Zum Glück legte sich das irgendwann wieder, man merkte in Foren oder bei Crunchyroll in den Kommentaren, wie die Zuschauer immer genervter davon wurden. Keine Ahnung, was die Produzenten damals geritten hat, wenn ich aber die Recap Aussagen betrachte, hatte das Studio zur der Zeit vielleicht einige Probleme und musste rund 25 Minuten jede Woche füllen?
Sagt mir so eigentlich nichts. Kenne Anime wo die Zusammenfassung + Trailer + Mitteltrailer + Abspann schonmmal das meiste der Zeit ausmacht, aber das ist wohl nicht gemeint.
Bei „Death Note“ ist es mir nicht aufgefallen, könnte aber auch daran liegen das ich vorspule wenns arg zu langweilig wird.
Die Bezahlung im künstlerischen Bereich ist leider extrem unterschiedlich. Da hilft kein Jammern sondern nur sich zusammenschließen. Zur Not auch eine eigenes Studio als Genossenschaft gründen. Auf der andern Seite sind einige Sachen natürlich auch sehr speziell, heisst was da an Geld reinkommt ist sicher nicht geeignet zum reich werden.
Ja, die “Zeiten” für Anime sind ja fast immer fix. 90 Sekunden Opening, 90 Sekunden Ending. Aber die kleine “Rückblende” zur letzten Folge ist ja kein ganzes Recap. Das ist meistens ja nur da, um nochmal die letzte Szene in Erinnerung zu rufen. Immerhin liegen in Japan zwischen den Folgen ja auch immer 7 Tage und die Serie wird ja vornehmlich dafür produziert.
Ich glaube das schlimmste was ich an Recap gesehen hab, war seinerzeit im Enies Lobby Arc von One Piece. Das waren doch locker ein Dutzend Folgen oder mehr, wo so absolut gar nix voranging. Zumindest ist dass das einzige, was sich bzgl. der Thematik wirklich tief eingebrannt hat… 😂
oh Mann, das stimmt, bei One Piece war es so extrem, dass es bei uns zum “Running Gag” wurde, wenn man mal 10-15 Minuten Zeit hatte vorzuschlagen, mal eben 4-5 Folgen One Piece zu gucken. Die eigentliche Folge ging da gefühlt nur ein paar Minuten