Videospiele lösen Marvel als ewigen Star auf der Leinwand ab

Videospiele lösen Marvel als ewigen Star auf der Leinwand ab

Verfilmungen zu Videospielen brechen Rekorde, während der ehemalige Kassenschlager-Star “Marvel” immer weiter versinkt. Dafür gibt es gute Gründe, denkt MeinMMO-Chefredakteurin Leya Jankowski.

Dass Videospiele mehr als nur wildes Hauen auf ein paar Tasten sind, wissen wir Gamer schon lange. Mittlerweile kommt das im Mainstream an, wofür zuletzt auch starke Film-Adaptionen sorgten:

Bei Marvel lesen sich die Schlagzeilen der vergangenen Monate anders. 

Seit Avengers: Endgame (2019) zeichnet sich ein Abwärtstrend bei Marvel ab. Zuletzt zeigte sich dieser noch bei Ant-Man 3: Im Vergleich zum Startwochenende sank der Umsatz um 69,7 Prozent, was den bisherigen Negativrekord von Marvel-Filmen in dieser Kategorie übertrifft. 

Aber nicht nur die Helden von Marvel leiden gerade an der Kino-Kasse. Auch Black Adam und Shazam 2 waren katastrophale Verluste für DC.

Man spricht schon von einer “Superhelden-Fatigue”, also einer Müdigkeit und Übersättigung gegenüber dem Superhelden-Genre. 

Wäre es doch so einfach. 

Der dritte Teil von Guardians of the Galaxy hat gezeigt, dass es immer noch möglich ist, mit Superhelden erfolgreich zu sein. Mein Social Media ist überschwemmt von Stimmen, die wegen dem Ende der Guardians-Trilogie weinen und lachen, die so berührt sind, dass sie es in die Welt hinausschreien wollen. Die positive Mundpropaganda macht sich an der Kino-Kasse bemerkbar. 

Die Guardians übertrafen bereits am zweiten Wochenende die Einnahmen des vorherigen Ant-Man-Films deutlich und verzeichneten zeitgleich nur einen Rückgang von 49 Prozent im Wochenendumsatz, was im Vergleich zu anderen MCU-Filmen ein besonders gutes Ergebnis ist.

Was schaffen Videospielverfilmungen, was unseren Superhelden oft nicht mehr gelingt?

Marvel wird immer blasser und bedeutungsloser

2008 machte das Marvel Cinematic Universe sein Debut mit Tony Stark und Iron Man. Die Kritiken überschlagen sich: Das ist bildgewaltig, lustig, actiongeladen, trotzdem sozialkritisch mit Charakteren, die einem ans Herz gehen.

Über die Jahre entwickelt sich ein gewaltiges Universum, das man in Phasen unterteilt. Marvel sticht hervor. Die Figuren haben tiefe Hintergrundgeschichten, es gibt hohe Budgets, einen starken Einsatz von computergenerierten Bildern, um Fantastisches auf die Leinwand zu bringen.

Aus den Geschichten für Comicbuch-Nerds werden bombastische Filme mit Helden, die schon bald jedes Kind kennen sollte – Mädchen, Jungs und alle dazwischen gleichermaßen. Irgendwann etabliert sich der Begriff um die erfolgreiche “Marvel-Formel”:

Sympathische Helden kämpfen gegen Schurken, die die Welt oder das Universum bedrohen. Dazwischen gibt es reichlich Witze, vielleicht mal einen Heldentod und eine beeindruckende CGI-Kampfszene. Der Tag ist gerettet.

Irgendwann hat man das Gefühl, das alles schonmal gesehen zu haben. Die über die Jahre hinweg erfolgreiche Marvel-Formel steht sich plötzlich selbst im Weg. Nichts überrascht mehr.

Langeweile macht sich im Kino breit. Ein Superhelden-Blockbuster nach dem anderen wird rausgepumpt. Trotz hoher Budgets erscheint das CGI immer billiger. Die sympathischen Charaktere erblassen. Es gibt keine Fallhöhe mehr. Jeder bedeutende Tod wird durch einen Gegenstand oder durch ein Paralleluniversum rückgängig gemacht. Opfer werden bedeutungslos. 

Irgendwann ist wichtiger, welches Easter-Egg in welchem Film versteckt ist und wer irgendwo einen Gastauftritt hat. Es wird anstrengend, der gesamten Story zu folgen. Die Filme und Serien nehmen Bezug aufeinander und wenn man nicht alles sieht, kann man etwas verpassen, was für die neue Geschichte wichtig ist.

Das alles ist ermüdend. 

Videospiele werden endlich ernst genommen

Genau wie Comicbücher waren Videospiele nur Nerds und Kellerkindern vorbehalten. Wirklich ernst genommen hat das niemand, wenn ein kleiner Klempner von Schloss zu Schloss hüpft, um eine Prinzessin aus den Klauen einer Schildkröte zu befreien und dabei fleißig Pilze mampft. 

Videospiele haben sich über die Jahre weiterentwickelt, was am Mainstream lange vorbeiging. Während wir bereits vor 10 Jahren mit Ellie und Joel aus The Last of Us auf der PlayStation 3 weinten, holten dies etliche Nicht-Gamer im Jahr 2023 im Fernsehen nach. Auch sie weinen, als sie mit einer zerstörten Welt konfrontiert werden, in der trotzdem Liebe und Schönheit liegt.

Vor Arcane gab es nur wenig Lichtblicke an Videospieverfilmungen, die ihren Vorbildern gerecht wurden. Es gab niedrige Budgets und bei Verfilmungen wie Resident Evil, Mortal Kombat oder dem berüchtigten ersten Super Mario Bros. aus 1989 hatte man das Gefühl, dass sich nie jemand ernsthaft mit den Spielen und den Fans auseinander gesetzt hat.

Mit Arcane kommt der Wendepunkt. Es gab auch schon vorher gute bis großartige Adaptionen wie Castlevania oder Detective Pikachu, aber Arcane überraschte und übertraf jede Erwartung. Die Serie hat einen ziemlich hohen Produktionswert, die Story ist so düster und ernst erzählt, wie in Game of Thrones. Figuren werden vor schwere moralische Entscheidungen gestellt, die Konsequenzen haben.

Ich bin davon überzeugt, dass der Erfolg der neuen Videospielverfilmungen darin begründet liegt: Sie trauen ihrem Publikum wieder etwas zu.

Da das Grundmaterial und seine Geschichten nun endlich von der Filmindustrie ernst genommen werden, überträgt sich der Tiefgang auf die Filme und Serien selbst. Wenn jemand stirbt, darf die Figur tot bleiben, damit der Tod Bedeutung hat. Es darf emotional schwierig sein, damit die Geschichte etwas mit uns macht und uns nachhaltig beeindruckt. 

Sogar im kindlichen Super Mario Bros. hat man sich entschieden, Bowser als Bösewicht schon stalkerhafte Macho-Züge zu geben – was ihm Kritik für toxische Schildkrötigkeit einbrachte. Aber das eckt mal wieder an, ist mutig und bleibt im Kopf.

Die Maschinerie der Spiele-Verfilmungen hat jetzt erst begonnen. Direkt nach den Credits des Mario-Films wurde deutlich, dass hier lange nicht das Ende erreicht ist. Ein Zelda-Film ist mehr als wahrscheinlich. Eine Fortsetzung von The Last of Us für HBO ist schon bestätigt. 

Der Studiochef von Illumination Entertainment, das Studio hinter dem neuen Super Mario Bros., sitzt jetzt im Vorstand von Nintendo. Ein größeres Zeichen kann es nicht geben, wo die Reise hingeht. Nintendo ist jetzt ein Filmstudio.

Wir werden hier noch von vielen Rekorden hören, wie einst bei Marvel. 

Ich hoffe wirklich, dass Marvel nochmal die Kurve kriegt. Denn auch, wenn ich hier großen Zynismus zeige, liebe ich viele Charaktere aus diesem Universum und wünsche ihnen eine bessere Zukunft. 

Regisseur und Produzent James Gunn hat mit seinen Guardians of the Galaxy bewiesen, dass es nicht an Superhelden-Müdigkeit liegt. 

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Wolve In The Wall

Naja, nach 15 Jahren kann und darf das MCU meiner Meinung nach auch mal schwächeln oder gar “fertig ausgequetscht” sein. Wobei ich finde den Post-Endgame-Filmen wird (von Fan-Kritiken her) auch viel Unrecht getan. Von den seit Endgame veröffentlichten 10 Filmen, fand ich nur zwei wirklich mies: Thor:L&T (einfach schlecht) und Black Panther:WF (nicht schlecht, aber todeslangweilig). Strategisch war es vielleicht auch unklug, alle richtig bekannten Helden in der ersten Saga zu verballern. Und mit den Serien hat sich das MCU auch definitiv keinen Gefallen getan – zum einem sind die bestenfalls durchschnittlich und zum anderen übersättigen sie die Zuschauer damit noch mehr als ohnehin schon.

Dass die große Zukunft in Videospiel-Verfilmungen liegt würde ich so aber auch nicht gleich unterschreiben, nur weil zwei Projekte scheinbar recht gut geworden sind. Man darf auch nicht vergessen: Mit TLOU hatte man ja ein ohnehin ziemlich filmisches Spiel als Vorlage und mit dem Mario-Franchise kann man naturgemäß viel Quatsch, Anspielungen usw. machen. Ein Zelda-Film stelle ich mir da evtl. deutlich schwieriger umsetzbar vor.

Zuletzt bearbeitet vor 11 Monaten von Wolve In The Wall
Todesklinge

Problem bei Marvel; die Helden haben sich gegenseitig übertrumpft mit ihrer Stärke.
Dadurch wurden diese übermächtig und uninteressant, gerade die Schwächen machen die Charaktere (allgemein) unterhaltsam und sympathisch.

Threepwood

Spiele-Verfilmungen sind ewig lange, steinige Wege gegangen. Da half oft nicht einmal der Trash-Faktor, um das akzeptabel zu finden. Es gibt nun ein paar sehenswerte Filme und Serien, das ist super, gemessen an…puh gut 30 Jahren diverser Versuche ist die Statistik da eher ernüchternd. Ich sehe die oben genannten Serien und Filme weiterhin als Ausnahme, würde mich natürlich aber über einen neuen Standard freuen. 😄

Marvel ist eigentlich mega toll und vielseitig. Die Comics unterhalten mich mehr, als die Filme. Da bin ich seit vielen Jahren raus.
Marvel könnte ein wenig das gebrauchen, was Batman mit Christian Bale bekam und mit allem davor abräumte.
Es gibt so viele abgefahrene Crossovers, Zeitlinien, Düsteres und dergleichen, womit sich zumindest parallel zum Popkorn-Kino erwachsenere Reihen etablieren ließen. Da geht echt mehr und es gibt neben DC kein Universum, was Stoff/ Umfang für viele Generationen bietet.

T.M.P.

Marvel hat einfach rapide abgebaut.

Lest euch mal die Rezensionen zu zum Beispiel “Thor: Love and Thunder” durch.
Was ist mit Ms Marvel? Wer zum Geier ist da die Zielgruppe?
Auch bei Spiderman haben sie derbe an der Highschool-Teenie-Drama-Schraube gedreht.
(Etwas, dass mir übrigens auch bei Star Trek Discovery auf den Senkel geht.)

Leute, macht ne Extra Sparte auf für Kinderunterhaltung, wenn es denn sein muss. Aber erwartet nicht, dass ich mir irgendeinen Marvelfilm anschaue, wenn ich nicht mehr sicher sein kann, ob der überhaupt für Erwachsene geeignet ist…

Zuletzt bearbeitet vor 11 Monaten von T.M.P.
Wolve In The Wall

Marvel hat einfach rapide abgebaut.

Mich holen die neuen Filme (Multiverse Saga) auch nicht so ab, aber bin mir nicht sicher, ob sie wirklich schlechter sind, manch einer (wie wir offenbar) einfach satt oder man die alten MCU-Filme auch einfach geiler in Erinnerung bewahrt hat als sie vllt. wirklich waren.

Ich mein auf rottentomatoes hatten die ersten 9 Infinity-Saga-Filme eine durchschnittliche Bewertung von 79,4 (Tomatometer) und 79,7 (Zuschauerscore). Die ersten 9 Multiverse-Filme durchschnittlich 73,3 (Tomato), dafür aber 88,5 Zuschauerscore.

Auch die bisher veröffentlichten Serien haben im Schnitt 91* und 87,3* geholt. Ich kenn mich nicht so aus, aber das sind vermutlich Wertungen, von denen viele andere nur träumen können. Dabei fand ich persönlich gerade die MCU-Serien oft nicht wirklich gelungen.

*ohne She-Hulk 😅

T4nnenhirsch

Die Marvel-Kinofilm-Zitrone ist halt ausgequetscht.
Genau so wie Disney´s STARWARS (Anmerkung vom mir : Eine Schande, was sie aus dem Namen gemacht haben.)
Es werden wieder neue Hypes erscheinen und dann verschwinden.
Das ist normal und kein Drama.

Nicole Wakulczyk

sehr interessant!
ich bin auf jeden fall gespannt darauf, wie es diesbezüglich so weitergeht.
wobei ich mich und meine neugier eher bei den videospielverfilmungen einordne, als bei marvel 😀
es gibt so viele tolle spiele, die eine verfilmung wirklich verdient hätten.
aloy würde ich zb sehr gerne auf der leinwand sehen.

iBuhl

Auf eine WoW Serie hätte ich richtig Bock, fand den Film gut. So wie man aber hört, soll Blizzard etwas planen in die Richtung.

Zuletzt bearbeitet vor 11 Monaten von iBuhl
Monfyre

Marvel hatte seine Abschluss-Story und nun ist es für die aktuellen Verantwortlichen schwierig dort weiter zu machen, um die Zuschauer noch zu begeistern.

Der Story-Schwerpunkt in den aktuellen Geschichten, die hauptsächlich von Film auf Serie umgestiegen sind, hat nur noch TV-Qualität.
Es gibt aber auch keine wirklichen Gegenspieler mehr, die die Story interessant gestalten könnten. Bei Guardians 3 soll dies ja anders sein (hab diesen aber noch nicht gesehen).

Das betrifft auch die ganzen Star Wars Serien. Mit Star Wars und Marvel wurde der Markt quasi von Disney mit halbgaren Geschichten geflutet, ohne die Fans mitzunehmen. Und das merken die gerade an den Zuschauerzahlen und am Marktwert.
Es ist kein Zufall, dass Zuschauerzahlen von Streaming-Diensten geheim gehalten werden.

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