In 2020 haben wir bislang zwei große Moves der Gaming-Giganten gesehen: den Launch von Call of Duty: Warzone und den Beta-Start von Valorant. Welche Strategie verfolgen Riot Games und Activision Blizzard und was macht die Titel so interessant? Unser Autor Schuhmann schaut auf beide Spiele.
Das ist die Situation: 2020 hat das Gaming noch kaum große Releases nach traditionellem Muster gesehen. Durch die Corona-Krise hat sich der Release von einigen Spielen verschoben: New World und The Last of Us 2 kommen später.
Außerdem sind 2019 einige große Multiplayer-Titel gefloppt, wodurch etwa Ubisoft vorsichtiger geworden ist und seine Spiele 2020 erstmal nach hinten gerschoben hat. Cyberpunk 2077, auf das viele warten, ist einfach noch nicht fertig. Von Diablo 4 wollen wir gar nicht erst anfangen.

Das Gaming-Jahr 2020 wird bislang von zwei Online-Titeln bestimmt:
- Das Free2Play Standalone-Spiel Call of Duty: Warzone erschien am 10. März 2020 kostenlos für PC, PS4 und Xbox One. Das Action-Spektakel hat mittlerweile über 50 Millionen Spieler. Es ist ein Battle-Royale-Spiel.
- Die Closed Beta des Free2Play-Taktikshooters Valorant startete am 7. April nur auf dem PC. Der abgespeckt und puristisch wirkende Shooter dominiert vor allem Twitch und hat da neue Rekorde erzielt.

Auf dem Papier haben beide Spiele viele Gemeinsamkeiten:
- es sind Shooter
- sie sind kostenlos
- sie erschienen in einem „relativ ruhigen Zeitfenster“
- sie kommen von einigen der größten Firmen im Gaming (hinter Riot Games steht der noch größere Gaming-Gigant Tencent)
- sie setzen stark auf Influencer und Plattformen wie Twitch
Doch in Wahrheit haben beide Spiele fast nichts gemein. Sie wenden sich an verschiedene Spielertypen und verfolgen völlig unterschiedliche Ziele
Warzone – Call of Duty wird mit Macht Free2Play
Das will Warzone: Warzone verfolgt für Activsion Blizzard 3 primäre Ziele
- Man will „Call of Duty“ zu einer Marke machen, die das ganze Jahr über funktioniert, nicht nur von Oktober bis März. Die Kernmarke soll nach dem starken Gang auf Mobile so weiter gestärkt werden.
- Man will an die Spieler ran, die Fortnite 2018 neu ins Gaming gebracht hat und aufzeigen, dass es Alternativen zu Comic-Grafik und Spitzhacken gibt. Activision Blizzard will frisches Blut auf ihrem Weg zu 1 Milliarde Spieler
- Man will ein maximal zugängliches Free2-Play-Spiel, um stärker auf dem Markt präsent zu sein. Bei Free2Play-Titeln hatte Activision eine Lücke. Hier ist Geld zu holen, das vorher andere verdient haben.
So erreichte Warzone seine Ziele: Der Plan, Warzone zu entwickeln, muss schon seit Jahren kursieren. Im Nachhinein war der „Blackout“-Modus aus 2018 sowas wie ein halb durchdachter Prototyp.
Seine finale Gestalt nahm Warzone vermutlich früh im Jahr 2019 an, als Apex Legends überraschend ein Hit für Electronic Arts wurde.
Die Grundfrage von Warzone war wahrscheinlich: Wie nehmen wir Call of Duty und machen das maximal zugänglich, damit möglichst viele Spieler den Titel ausprobieren und dann vielleicht in den nächsten Jahren auch die Vollpreis-Titel kaufen?
Ein Standalone-Free2Play-Spiel im Battle-Royale-Genre war hier die Lösung.
Man orientiert sich jetzt stark an den 2 Titeln, die 2018 und 2019 am erfolgreichsten mit der Strategie unterwegs waren:
- Von Apex Legends hat sich CoD Warzone das Geheimnisvolle zum Launch abgeschaut. Der Release sollte unvermittelt kommen. Leaks haben das aber ruiniert. Zum Release setzte man darauf, dass Influencer sich auf den Titel stürzen.
- Bei Fortnite schaut man sich den steten Content-Fluss ab. Warzone ist bereits in Season 3, es gibt viele Modi und regelmäßige Patches. Man will sogar, wie Fortnite, eine Story über Events erzählen.
Activision hat mit Warzone einen eher traditionellen Ansatz verfolgt: Sie haben ihre große Marke als „maximal zugängliches Spiel“ auf den Markt gebracht und hier eine Lücke in ihrem Angebot geschlossen.
Valorant: Du darfst nicht spielen, nur zuschauen
Das will Valorant: Riot verfolg ebenfalls 3 Ziele mit Valorant, aber andere
- Sie wollen im Bereich der kompetitiven Shooter ein Spiel als moderne Alternative zu CS:GO, Overwatch und Rainbow Six Siege platzieren.
- Sie wollen eine neue Marke einführen und ihr zur Bekanntheit verhelfen, idealerweise mit wenig Marketing-Aufwand, sondern über Twitch.
- Sie wollen sich als Player auf dem Markt etablieren, der mehr kann als nur LoL.
So erreichte Valorant seine Ziele: Während Warzone auf maximale Zugänglichkeit setzte, beschritt Riot Games einen völlig anderen Weg: maximale Exklusivität. Es gibt keine Möglichkeit, „normal“ in die Beta zu kommen.
Spieler müssen Streamern auf Twitch zuschauen, um einen Zugang zu erhaschen. Beta-Zugänge zu Valorant sind stark begrenzt.
Durch diese künstliche Verknappung des Angebots gelang es Riot Games eine hohe Nachfrage zu erzeugen.

Das führt zur Situation, dass Beta-Zugänge auf Ebay gehandelt werden und die Neugier auf Valorant hoch ist. Jeder kann Valorant sehen, aber nur wenige können es wirklich spielen.
Zu dem Ansatz passt, dass Valorant nur für PC erschienen ist – ein Release von Valorant auf PS4 und XBox One liegt noch im Ungefähren.

Valorant will nicht mit toller Optik überzeugen, sondern ist bewusst zurückgenommen, um das Gameplay und gute Lesbarkeit in den Vordergrund zu stellen.
Der Fokus von Riot Games liegt darauf ein Spiel zu entwickeln, das langfristig als E-Sport erfolgreich sein kann, daher sitzt der Schwerpunkt auf Cheat-Detection, während Warzone in dem Gebiet schon unter großen Schwachstellen litt.
Welcher Ansatz ist erfolgreich? In den ersten Monaten haben sich beide Ansätze, obwohl sie so verschieden war, als durchschlagender Erfolg herausgestellt.
CoD Warzone ist es gelungen, CoD Modern Warfare zu beleben. Call of Duty ist im Mai 2020 noch relevant. Das war in den Jahren nie der Fall.
Valorant hat es geschafft, im April eine gewaltige Welle zu schlagen und sich mit wenig Aufwand als wichtigen Online-Titel zu etablieren, während andere Spiele untergegangen sind.
Beide Shootern sind hervorragend aus den Startblöcken gekommen. Das war aber nur der erste Abschnitt. CoD Warzone und Valorant müssen mit weiteren Aktionen zeigen, wie sie aus den anfängliche so erfolgreichen Launch-Strategien nachhaltig Kapital schlagen müssen.

Die Corona-Krise hat das Gaming-Jahr 2020 durcheinandergewirbelt. Im Moment dominieren die Free2Play-Shooter. Aber das könnte sich im Lauf des Jahres noch ändern. Wir schauen auf die 8 aussichtsreichsten MMOs und MMORPGs für 2020.
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Beide Spiele sind extrem frisch, das eine profitiert aktuell sogar ausschließlich von Hype, Streams und Drops, weils real eigentlich keiner außer Streamer spielen kann (und ob die nicht noch bezahlt werden um das ein oder andere gute Wort zu verlieren und Werbung zu machen sei mal noch Ganz in den Raum gestellt)
Das die beiden 2020 dominieren werden scheint unbestreitbar, bin aber mal gespannt auf den Langzeiteinfluss. Epic hatte zuletzt für latte was Input und so angeht extrem hochgelegt. Wenn die Jungs von Valorant und CoD nicht mitziehen, dann dürfte es wohl für viele schnell langweilig werden.
Ist es für Valorant nicht etwas zu früh um von Dominanz zu sprechen? Das Ding ist doch grad mal zwei Wochen als Beta auf den Markt und hat bisher nur Erfolge auf Twitch verzeichnen können und das auch nur, weil es eine etwas dubiose Beta-Code-Mechanik hatte, die scheinbar auch nicht immer aufging, wie ihr selbst schon berichtet habt.
Also ob Valorant sich da wirklich noch durchsetzen kann, das bleibt abzuwarten.
Wie man’s nimmt. Woran willst du den Einfluss aufs Gaming festmachen? Da ist Twitch schon ein guter Indikator und da ist Valorant dominant.
Hier geht’s ja auch darum, wie man ein neues Spiel auf dem Markt platziert.
Wenn das ein Produkt wäre, dann geht’s ja darum, dass das in jedem Supermarkt liegt und da gut sichtbar ist und dass die Leute es mitnehmen.
Das ist Valorant jetzt ohne Zweifel gelungen, wenn man sich die Zahlen anschaut. Wie viel Geld die letztlich damit verdienen, ist eine andere Frage. Aber Phase 1 “Produkt auf dem Markt platzieren” -> Das ist CoD Warzone und Valorant beiden herausragend gelungen.
Den Einfluss kann man ja ruhig an Twitch Zahlen festmachen, da habe ich ja nichts gegen. Im Falle von Valorant ist es aber so, dass das Interesse bei Twitch eben so hoch ist, weil es diese DROPS gibt. Wenn man sich da mal die ganz großen Streams anschaut, dann haben alle “DROPS ACTIVE” im Namen oder ähnliches. Also das ist schon ein sehr künstlicher Hype, der damit erzeugt wird, ob alle beim Spiel bleiben, die das dann mal testen dürfen, das ist schon sehr fraglich. Mal anders ausgedrückt: Glaubst du Valorant würde bei Twitch ununterbrochen an der Spitze stehen, wenn es diese Drops nicht geben würde? Kann ich mir persönlich nicht vorstellen, weil das Spiel insgesamt sehr langsam, taktisch und träge ist. Also gute Unterhaltung und krasse Bilder bekommt man da nicht unbedingt geliefert.
Also im Endeffekt haben wir bei Valorant nur eine Zahl, an der man den Erfolg des Spiels festmachen kann, nämlich die Zahl bei Twitch, die durch Drops am Leben erhalten bleibt. Wir haben keine Verkaufs-, keine Spieler-, keine Quartalszahlen usw. – ich finde das muss man da schon ein wenig mit Vorsicht genießen.
Zumal momentan die Frühlingsflaute herrscht und Corona auch nochmal alles durcheinander gebracht hat. Die ganzen Streamer haben ja ihre Valorant Codes bekommen und die Stammkundschaft dieser Streamer schaut da ja auch zu, egal welches Spiel diese Leute grad zocken. Das hat man ja z.B. auch bei Dr.DisRespect gesehen, als der das gespielt hat – so geil fand der das Spiel nicht, die Zuschauer auch nicht, aber doch hat man alleine durch den die Zahl auf Twitch nach oben katapultiert, u.a. weil auch sein Stream Drops versprach.
Also klar, seine Aufmerksamkeit hat das Spiel definitiv bekommen, aber ob das Interesse am Spiel wirklich so gewaltig hoch ist und auch so bleiben wird, also dafür finde ich es noch viel zu früh.
Ja, klar. Aber es ist halt: JEDES Spiel will grade die Nummer 1 auf Twitch sein.
Und Valorant hat es DOMINANT geschafft. Die sind ja nicht “grade so” die Nummer 1 geworden, sondern Godzillamäßig “Wir machen alles platt.”
Wie es von da an weitergeht, wird man sehen. Dass die Twitch Drops dabei geholfen haben und es sich irgendwie wie Schummeln anfühlt – da geb ich dir Recht. Aber das Ergebnis ist nunmal wirklich krass.