Wie ist es, wenn man seine liebgewonnene Tastatur mit einem Lenkrad tauscht? MeinMMO-Redakteur Benedikt Schlotmann hat das Thrustmaster T818 ausprobiert. Die Eindrücke lest ihr in folgendem Artikel.
Wer Rennspiele oder Fahrsimulationen am PC erleben möchte, der kann entweder mit Maus und Tastatur, mit Gamepad oder mit Lenkrad spielen. Ich habe jahrelang nur mit Maus und Tastatur gespielt und war damit auch immer glücklich.
Nun bot mir der Hersteller Thrustmaster an, seine neue T818 Base zu testen. Ich habe für den Test daher Maus und Tastatur gegen Lenkrad und Gaspedale getauscht. Meine Erfahrungen zum Gerät und auch, ob sich die Investition lohnt, lest ihr in diesem Artikel.
Wer hat da getestet?
Ich teste seit 2019 Hardware für unsere Leser auf MeinMMO. Neben Gaming-Mäusen gehören Gaming-Headsets und Tastaturen zu meinem absoluten Favoriten. Ein Dutzend Headsets habe ich sowohl beruflich als auch privat im Schrank hängen. Wenn ich mich nicht gerade mit Peripherie beschäftige, dann baue ich mit Klemmbausteinen.
Thrustmaster hat mir die T818 Base, ein Set Lenkräder und Pedale für einen Test der Base zur Verfügung gestellt.
Benedikt Schlotmann
Hardware-Redakteur MeinMMO
Lieferumfang, Aussehen und Aufbau
Was ist alles dabei? Das T818 kommt einem Basis-Set von Zubehör. Mit in der Schachtel liegen neben der Base:
- Netzteil
- USB-C-Kabel
- Adapter für Lenkräder
Netzteil und USB-Kabel benötige ich zwingend, um das Gerät mit Strom zu versorgen und im nächsten Schritt mit meinem PC zu verbinden. Den Adapter benötigt man nur dann, wenn ihr ein altes Lenkrad mit der Base verwenden wollt.
Auf der Seite des Modells gibt es noch ein Bedienfeld mit 4 Tasten: Zwei Aktionstasten (mit Pfeil), eine weitere Taste zur Änderung des Pedalmodus (Loadcelll / keine Loadcell) und eine vierte Taste zur Änderung des Lenkwinkels. Dafür benötigt man aber ein Lenkrad von Thrustmaster. Die Tasten sind gut erreichbar, wenn man das Gerät direkt vor sich stehen hat.
Ansonsten gibt es direkt auf der Front noch einen integrierten LED-Ring, der jedoch ohne Funktion bleibt.
Befestigungsmaterial, wie Klemmen oder eine Platte, sind im Lieferumfang übrigens nicht enthalten und müssen zusätzlich erworben werden.
Welche Technik kommt zum Einsatz? Das Thrustmaster T818 setzt auf „Direct Drive“. Daneben gibt es mit Zahnrad- und Riemenantrieb noch zwei weitere Systeme. „Direct Drive“ soll die realistischste und akkurateste Technik sein und besonders starke Force-Feedback-Effekte erzeugen können. Das hat aber auch Auswirkungen auf den Preis, denn die anderen Systeme sind deutlich günstiger.
Wie funktioniert der Aufbau? Eine gedruckte Anleitung ist beim T818 nicht enthalten, stattdessen gibt es ein paar kurze Hinweise auf der Kiste des T818. Und das ist, wenn man nicht jeden Tag so ein System aufbaut, etwas zu wenig. Die offizielle Support-Webseite von Thrustmaster ist alles andere als übersichtlich und erklärt mir nicht, was ich davon wirklich brauche und ob mir eine der vielen PDF-Dateien wirklich helfen kann.
Der Hersteller Thrustmaster schreibt auf seiner Webseite, dass man die “Rennlenkräder in nur 5 Sekunden und ohne Werkzeug austauschen” könnte, ich benötige aber deutlich länger.
Am Anfang wollte etwa das Lenkrad nicht starten. Denn die Noppe für die Befestigung des Lenkrads war nicht richtig drin. Der Hersteller liefert aber auch keine Hinweise, worauf man beim Aufbau konkret achten muss. Der Rest geht dann sehr einfach: Stromkabel auf der Rückseite rein und das USB-C-Kabel wird mit PC verbunden. Pedale werden nur auf der Rückseite eingesteckt und funktionieren auf Anhieb.
Hier stieß ich dann auf das nächste Problem: Das T818 will bei mir nicht starten, wenn ich das Gerät über einen USB-Hub verbinde. Über einen direkten Port am Computer startete das Gerät dann problemlos. Insgesamt hätte ich mir den Aufbau etwas einfacher vorgestellt.
Verarbeitung
Das T818 ist robust und ziemlich schwer. Immerhin wiegt die Base rund 5 Kg und passt damit auch nicht auf jeden Tisch. Die direkte Konkurrenz, das Logitech G PRO Racing-Wheel wiegt ebenfalls 5 Kg.
Ansonsten besteht das Gehäuse der T818 Base aus viel Kunststoff und mehreren Platten aus Aluminium. Das gibt dem Teil einen wertigen Eindruck. Die Scharniere für die Befestigung des Lenkrads bestehen ebenfalls aus Metall, der Adapter für das Lenkrad ist nur aus Kunststoff.
Fingerabdrücke sind schnell auf Kunststoff und Metall sichtbar. Auf der Rückseite fällt das aber so gut wie nicht auf, da man das Gerät ohnehin beim Spielen nur von vorne sieht und die Blicke eher auf den Monitor gerichtet hat.
Erste Erfahrungen mit dem Thrustmaster T818
Was habe ich gespielt? Meine ersten Sessions habe ich im Arcade-Racer „Need for Speed: Heat“ gespielt. Hier kann ich ohne Konsequenzen ein paar Runden gegen die KI drehen. Das Spiel warnt zwar, dass das T818 nicht unterstützt wird, das Lenkrad lässt sich aber problemlos bedienen. Es lassen sich nur keine Tasten umlegen.
Weitere Sessions habe ich dann mit dem Euro Truck Simulator 2 gespielt. Hier liegt mehr die Simulation im Vordergrund als actionreiches Racing.
Positive Erfahrungen mit dem Thrustmaster T818
Die ersten Erfahrungen waren ziemlich chaotisch, denn bisher habe ich Rennspiele ausschließlich mit Maus und Tastatur gespielt. In den ersten Minuten habe ich gefühlt jeden Busch, jede Leitplanke mitgenommen und mich jedes Mal erschrocken, wenn das Lenkrad vibrierte oder sich unter meinen Händen sträubte, wenn ich von der Straße abkam und lieber querfeldein anstatt über den Asphalt fuhr.
Hier spielt das integrierte Force Feedback seine volle Stärke aus und das gefällt mir, nach ersten Schreckmomenten wirklich gut. Selten hat sich ein Straßengraben so realistisch angefühlt.
Hier zeigt sich aber auch, dass das Teil nicht nur ein Spielzeug ist: Denn wenn ihr das Lenkrad vor lauter Schreck loslasst, dann dreht es sich schnell um sich selbst, erwischt dann auch Hände und Finger, wenn man nicht aufpasst. In die Hände von Kindern gehört sowas daher definitiv nicht.
Eine weitere Erfahrung ist, dass das Lenkrad jede Menge Arm- und Handarbeit erfordert, da ich ständig am Drehen und Kurbeln bin. Bei reiner Tastatursteuerung liegen die Hände beide vergleichsweise ruhig auf den Pfeiltasten und ein paar Sondertasten. Das ist am Anfang sehr anstrengend gewesen, macht das Rennspiel aber umso immersiver. Nach meinen ersten beiden Rennen war ich schweißgebadet.
Ebenfalls merke ich, dass ich mit Lenkrad und Pedalen deutlich präziser bin als mit Tastatur. Etwa im Euro Truck Simulator 2 bin ich beim Einparken der Fracht genauer, als wenn ich das Teil mit Tastatur in die Parklücke bugsieren muss. Mit den Pedalen lässt sich die Beschleunigung auch viel feiner dosieren, als wenn ich auf die Pfeiltasten einhämmere.
Obendrein spielt das Force Feedback bei einer Simulation eher eine untergeordnete Rolle, da ich mich mit dem schweren Lastwagen dann doch nicht so flink durch den Gegenverkehr drängele, wie mit einem flotten Rennwagen.
Negative Erfahrungen mit dem Thrustmaster T818
Wenn ich das Lenkrad nutzen möchte, muss ich gefühlt meinen halben Schreibtisch umbauen. Denn das System benötigt jede Menge Platz. Für die Montagevorrichtung darf die Tischplatte außerdem nicht zu dick sein. Ich musste daher jedes Mal meine Glasplatte und Mauspad vom Tisch nehmen, damit sich das Lenkrad sicher montieren lässt. Ohne Befestigung steht das Lenkrad sehr instabil und kippt bei Bewegungen oder aktiviertem “Force Feedback” zur Seite.
Ansonsten ist die Software, die beim Thrustmaster T818 eingesetzt wird, alles andere als intuitiv. Das Interface der Software wirkt altbacken und für ein 650-Euro-Modell unwürdig und veraltet. Immerhin besteht hier die Chance, dass Thrustmaster die Software langfristig noch verbessert.
Am Anfang wollte das Gerät auch nicht laufen. Das lag daran, weil sich das Lenkrad partout nicht starten ließ, wenn ich es über meinen USB-Hub mit dem PC verbinden wollte. Über einen USB-Port direkt am Computer funktionierte dann alles problemlos.
Fazit: Gutes Gerät mit Startschwierigkeiten, aber nichts für meinen Alltag
Würde ich mir privat so ein Gerät kaufen? Vermutlich eher nicht und das liegt nicht einmal am Preis von 649 Euro. Die Verarbeitung kann mich überzeugen und die kleinen technischen Probleme lösten sich von selbst.
Vielmehr ist es der große Aufwand, der dem Spaß gegenübersteht: Denn ich müsste jeden Tag für eine Session meinen Schreibtisch umbauen, um das Equipment nutzen zu können.
Das geht zwar ab dem dritten Mal sehr zügig, trotzdem ist es aufwändig und kostet mich jedes Mal 10 Minuten. Das ist mir für ein paar abendliche Runden in Need for Speed oder anderen Arcade-Titeln einfach zu viel. Es fühlt sich zwar alles präziser und genauer an (vor allem in einem Simulator wie dem Euro Truck Simulator 2), aber da bleibe ich dann doch bei Maus und Tastatur und verzichte auf die Immersion.
Kann ich das Gerät weiterempfehlen? Solltet ihr nach einem gut verarbeiteten Modell suchen und ihr wollt langfristig Racing- oder Simulator-Games spielen, dann kann ich euch das Thrustmaster T818 empfehlen.
Und ihr solltet eine Leidenschaft für Rennspiele mitbringen, denn in den 649,99 Euro für die Base sind Kosten für Lenkrad und Pedale noch nicht enthalten. Wer also noch kein Racing-Set hat und komplett neu kaufen muss, zahlt locker mehr als 1.000 Euro.
Kaufen könnt ihr die Thrustmaster T818 Base derzeit nur direkt beim Hersteller. Ein weiteres Set könnt ihr auf Amazon derzeit vorbestellen:
Vorschau | Produkt | Bewertung | Preis | |
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Thrustmaster T818 Ferrari SF1000 Simulator, Direct Drive, Sim-Racing-Rennlenkrad mit Force Feedback... | 1.073,79 EUR | Zu Amazon |
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Welche Alternativen gibt es? Insbesondere dann, wenn ihr “Direct Drive” haben möchtet, bleiben die Alternativen derzeit auf wenige Optionen eingeschränkt. Und die sind alle nicht günstig:
- Für 650 Euro bekommt ihr mit dem Moza R5 Racing-Bundle gleich ein Komplettset, bestehend aus Base, Lenkrad und Pedalen. Im Test der GameStar macht das Moza R5 eine gute Figur und gilt als Preis-Leistungs-Schlager.
- Für “Logitechs G Pro”-Racing-Wheel mit “Direct Drive” zahlt ihr gut 1.099 Euro, hier müsst ihr euch Pedale und Lenkrad extra dazukaufen.
- Mit dem Fanatec Podium Racing Wheel F1 gibt es noch ein drittes Set, hier liegt der Preis für’s Bundle bei mehr als 1.300 Euro.
Ansonsten könnt ihr auch zu deutlich günstigeren Sets oder Optionen greifen, die kein “Direct Drive” bieten. Ein Einsteigerset für angehende Raser haben wir ebenfalls auf MeinMMO für euch getestet:
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Der Hauptkonkurrent und der Grund, warum Logitech und Thrustmaster jetzt auch vergleichsweise preiswerte Direct Drive System anbieten ist das Fanatec DD Pro. Hier beginnen Komplettsysteme inkl. Lenkrad und Pedalen, die wahlweise mit PC und XBox oder PC und PS5 kompatibel sind, bei 699€.
Jetzt ist es so, dass die Podium Reihe von Fanatec bis zu 28Nm Drehmoment stellen kann, das DD Pro 5Nm oder per Upgrade 8Nm. Logitech und Thrustmaster liefern 11, resp. 10Nm. Sie haben sich also, da sie zunächst nur ein System anbieten, sowohl bzgl. Preis, als auch bzgl. Drehmomentangebot in die Lücke zwischen den beiden Fanatec Systemen gesetzt.
Übrigens braucht man im Alltag normalerweise keine hohen Lenkmomente, wenn man z.B. aktuelle Rennautos simulieren will. Deren Lenkwiderstand wird sehr gerne überschätzt. Der Grund, warum die Top Teams z.B. bei einem 24h Rennen auf der Nordschleife über die volle Renndistanz so ein hohes Tempo gehen können, ist, dass die Autos vergleichsweise einfach zu fahren sind (was nichts daran ändert, dass nur die Toppiloten die letzten Zehntelsekunden finden).
Die hohen Lenkmomente braucht man z.B., wenn man große Lenkräder montieren will (für z.B. Truck- oder Bussimulatoren), da der Hebelarm am Lenkrad dann natürlich entsprechend höher ist oder wenn man in Rennsimulationen (aka nicht NfS) historische Rennwagen steuern will wie z.B. aus der Gruppe C der 80er und frühen 90er Jahre. Die waren ohne Servolenkung unterwegs. Ich habe mal ein Zitat aus dieser Zeit gelesen, wo der Fahrer meinte, um in der Boxengasse von den Mechanikern rückwärts in die Box geschoben werden zu können, musste er den Sicherheitsgurt lösen, seinen Oberkörper auf das Lenkrad legen und dann mit aller Kraft daran reißen (bei langsamer Fahrt oder im Stand sind die Lenkkräfte am höchsten).
Irgendwie musste ich den Artikel mehrmals lesen. Ich meine… ok – Man KANN durchaus den Trucksimulator mit einem Directdrive fahren – nur mit diesem Formel-Lenkrad würde ich das im Leben nicht machen. Directdrive ist momentan das Beste was man an Forcefeedbacklenkrädern bekommen kann. Das ist für Enthusiasten gedacht, die z.B. iRacing oder Assetto Corsa Competitione spielen. Need for Speed aus der 3rd-person Ansicht ist – nun ja…
Egal! Aus dem Artikel geht ja hervor, dass jemand komplett unbedarftes, der Rennspiele usw. nur mit Maus und Tastatur spielt so ein Teil absolut nicht braucht. Braucht er auch nicht. Und man muss auch nicht alles haben nur damit man es hat.
Aber jeder, der ernsthaft in eine richtige Rennsimulation eintauchen möchte und weiß worauf er sich einlässt wird ein Directdrive-Wheel lieben.
Für den Trucksimualtor gibt es übrigens eigene Lenkräder, soweit ich weiß. Auch mit entsprechender Schaltung. Und für Need for Speed reicht in der Regel das Gamepad.
Der einleitende Satz dieses Artikels irritiert mich etwas. Joypads sind eine bewährte und in den meisten Fällen sogar günstigere Alternative. 😅
Ick will mir gar nicht vorstellen, wie sich das mit Maus und Tastatur anfühlt.
Ja, da fehlt was 😅 Ich ergänze die armen Joypads.
Hab damals in den 90er Destruction Derby am PC (MS-Dos) mit Maus und Tastatur gespielt. War sehr gewöhnungsbedürftig, aber es ging. Heute würde ich nicht mehr auf ein Gamepad verzichten wollen 🙂
Destruction Derby kenne ich auch noch. Später war dann Carmageddon das absolute Highlight auf meiner Festplatte. Beide Titel habe ich damals mit einem Lenkrad und Pedalen von Thrustmaster gezockt. Nostalgie 😅