Das MMORPG Rift verspottete zu Release WoW, feierte damit große Erfolge – Ex-Chef erklärt, was dann schieflief

Das MMORPG Rift verspottete zu Release WoW, feierte damit große Erfolge – Ex-Chef erklärt, was dann schieflief

Rift erreichte direkt zum Start im Jahr 2011 über eine Million Abonnenten, was etwa den Release-Zahlen von Warhammer Online (800.000) oder Age of Conan (rund eine Million) entsprach. Beide hatten jedoch ein großes Franchise hinter sich. Scott Hartsman, der ehemalige Chef von Trion Worlds, erklärte nun, wie das gelang und woran das MMORPG dann scheiterte.

Was machte Rift zum Start richtig gut? Ein wichtiger Eckpfeiler des erfolgreichen Releases war die Werbe-Kamapgne. So warb das MMORPG mit dem Spruch “We’re not in Azeroth anymore” (Wir sind nicht mehr in Azeroth). Damit wollte man vor allem die Millionen von Spielern abgreifen, die WoW zu diesem Zeitpunkt den Rücken gekehrt hatten.

WoW Cataclysm kam 2010 mit seinen Überarbeitungen bei vielen Spieler nicht gut an und gehört auch heute noch zu den unbeliebtesten Erweiterungen.

Zudem sorgte der Spruch dafür, dass aktive WoW-Spieler “getriggert” wurden und so über Rift sprachen. Hartsman erinnert sich zurück:

Ich war Executive Producer und Studioleiter, und ich erinnere mich noch lebhaft an den Tag, an dem unser Marketingleiter David Reid an meinen Schreibtisch kam und sagte: “Wir haben ein paar Ideen für die Release-Kampagne. Du wirst einige davon mögen und eine davon absolut hassen.” […].

Die letzte Seite der Präsentation schrie uns in Großbuchstaben an: “WE’RE NOT IN AZEROTH ANYMORE!” Die ersten Worte aus meinem Mund kamen sofort: “Oh, verdammt, nein. Das können wir nicht machen.” Dann eine Pause.

Dann sahen wir uns beide an und erkannten gleichzeitig: “Wir MÜSSEN das tun.” “Wollen wir das wirklich tun?” “Ich glaube, wir müssen es tun, oder nicht?” “Ja. Wir müssen.”

Er betonte, dass man in der Zeit vor Influencern und nur mit Magazinen und Spiele-Boxen einen großen Knall brauchte, um aufzufallen. Und das war genau dieser Spruch.

Hartsman erklärte außerdem, dass er von einem ehemaligen Kollegen, der für WoW arbeitete, eine E-Mail bekam, in der einfach nur “Really?” stand.

Rift gehörte zu den großen WoW-Killern, die jedoch gescheitert sind. Mehr dazu im Video:

5 MMORPGs, die WoW-Killer sein sollten, aber gescheitert sind

Rift konnte den Live-Service nicht wie geplant aufrechterhalten

Woran ist das Spiel gescheitert? Der Start von Rift lief hervorragend. Noch heute gilt der Release als einer der problemfreisten und entspanntesten MMORPG-Starts. Mit einer 84 auf Metacritic gehörte es auch zu den bestbewerteten MMORPGs überhaupt.

Doch nach dem Release kämpfte das Studio mit einigen Problemen. Eigentlich wollte der Chef des Spiels die Mitarbeiterzahl von Rift gerne erhöhen, um Live-Content zu bringen und gleichzeitig an einer Erweiterung zu arbeiten. Doch Trion Worlds entwickelte zu der Zeit zwei weitere AAA-MMORPGs, die schon im Zeitplan zurück hingen.

Geld-Probleme führten dann dazu, dass das Team sogar kleiner werden und eine kostenpflichtige Erweiterung möglichst schnell auf den Markt geworfen werden musste.

Wir waren in der Lage, die erste Reihe von Patches sehr gut und extrem zuverlässig durchzuführen. Wir hatten das Spiel sogar so angepasst, dass viele Balancing-Änderungen und kleine Updates ohne Ausfallzeiten durchgeführt werden konnten. Das war eine reaktionsschnelle und wichtige Arbeit, aber das hat die großen Launches nicht so vorangetrieben, wie es eigentlich geplant war.

Über unsere regelmäßigen Updates konnten wir Inhalte für verschiedene Teile der Spieler hinzufügen, aber es waren kleine Kugeln, keine großen Bomben. Die regelmäßigen Aktualisierungen waren nicht annähernd so, wie sie hätte sein sollen.

Wenn wir alle drei Punkte [Guter und spaßiger Content, Stabilität, regelmäßige, große Updates] erfüllt hätten, wäre RIFT auf dem Wachstumspfad geblieben, den wir alle wollten. Dazu hätte das Team unbedingt wachsen und nicht schrumpfen müssen.

Rift ist noch da, aber ein Schatten seiner selbst

Wie ging es für Rift weiter? Knapp ein Jahr nach dem Release wechselte das MMORPG von Abo auf Free2Play mit optionalem Abo. Anfangs wurde das auch als sehr fair gelobt, später wurde es jedoch immer geringer und es gab sogar Pay2Win-Vorwürfe.

Im Jahr 2018 kaufte der deutsche Publisher gamigo das Studio Trion Worlds auf. Die entschieden dann, lieber viele kleinere Patches zu veröffentlichen, anstatt wenige große. Das Konzept ging jedoch nicht auf und 2021 erschien kein einziges neues Update mehr. Für Anfang 2022 kündigte gamigo dann ein Update an, auf das die Fans bis heute immer noch warten.

Hartsman ist trotzdem stolz auf das Spiel. Es ist 12 Jahre nach Release noch immer online und es ist noch immer im Gespräch. Schließlich kam er erst durch einen Artikel bei den Kollegen von MassivelyOP darauf, über den Release nochmal in einem Blogpost zu sprechen (via Medium.com).

Wir alle wissen, dass es noch mehr hätte sein können, und dass jeder von uns gerne die Chance gehabt hätte, es besser zu machen. Aber auf das, was wir erreicht haben, können wir wirklich sehr stolz sein.

Allerdings steht es 2023 nicht gut um Rift. Die Einnahmen und Spielerzahlen sinken, natürlich auch deshalb, weil es einfach keinen neuen Content mehr gibt. Für mich gehört es zu den MMORPGs, die nicht mehr lange leben werden: Ich sage voraus: Diese 6 MMOs sterben 2023.

Doch wie seht ihr Rift? Seid ihr selbst über diese Kampagne auf das MMORPG aufmerksam geworden? Und sind solche Seitenhiebe wie der zu WoW gut oder zu “frech”?

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Hisuinoi

Ich war beim Release von Rift dabei und wenn ich mich richtig entsinne gab es auch eine Collectors Edition mit Artbook das ich mir geholt habe. Den bei diesen Zeitpunkt habe ich “Tab Targeting” noch nicht als nervig und Spaß mindernd aufgenommen.
Diese Live Events fand ich cool, war ein einläutung von dynamischen Elementen.

Ich war maximal 2 Monate dabei, keine ahnung warum, irgendwas hat mich gestört.
Wenn es so erfolgreich war, war leider der größte Fehler von Trion Personal abzuziehen, im gegenteil da fügt man Personal dazu.

Was sollen 2 unfertige Spiele bringen die kein Geld bringen, aber Rift gerade draußen ist.
Da waren eindeutig Idioten im oberen Management, einfach unmöglich.
Heutzutage muss ich sagen das Trion zu vielen minderwertigen Studios zählt die nichts gebacken bekommen haben.

Der nächste Meilenstein war dann Guild Wars 2, da waren die Dynamischen Elemente schon etwas komplexer wie bei Rift. Und heutzutage sind Dynamische Elemente nicht mehr wegzudenken und werden immer komplexer.
Und gerade hier fängt das an was mich packt, ich liebe Dynamic mit möglichst langer Zeit bis eine Wiederholung eintritt. Irgendwann empfand ich die Events von GW2 nicht mehr so Dynamisch da die sich irgendwann immer wieder Wiederholt wurden.

Da dachte ich dann es geht doch noch mehr, das diese ständigen Wiederholungen noch weiter hinausgezögert werden können. Wie z.B. durch mehr Bedingungen, andere Ausgänge, usw., usw.

Feststeht Rift war der Vorreiter von Dynamischen Events. Darauf bin ich Stolz das nicht verpasst zu haben^^

David

Die Umstellung auf f2p hat mich eher aus allen großen gehypten damaligen so genannten wow killern getrieben und tut dies auch heute noch. Das Spiel war zu Release super aber ähnlich wie bei swtor, eso, lotro, aoc, aion und eben rift hat eben das mMn das Spiel kaputt gemacht die Pforten allen zu öffnen. Danach kam die Umstellung auf spürbare Quantität statt Qualität unnötigen cashshop crap um den Gewinn dadurch zu maximieren. An sich eines der tollsten mmos meines Daseins

Zuletzt bearbeitet vor 1 Jahr von David
N0ma

Die Umstellung auf F2P wurde gemacht um wieder mehr Spieler zu finden. Wenn die Spielerzahlen schon davor zurückgangen, gabs also davor schon ein Problem. Vielleicht war das Skillsystem zu anspruchsvoll für den Standard WoW Spieler.
Dem hätte man sich widmen sollen.
Mir ist damals aufgefallen, wenn du voll gegeared warst hattest du nur noch den Raid und Rifts tlw. Es fehlte sowas wie M+ für die Dungeons.

Zuletzt bearbeitet vor 1 Jahr von N0ma
MouzPat

Ich war auch direkt zum Start mit dabei. Mich hat das Spiel instant verloren, als es hieß das man Resi-Gear für die Raids braucht, dazu noch 2 verschiedene. WoW hatte zu diesem Zeitpunkt eben jenes schon in den Giftschrank geworfen.^^

Ich hab am Rechner gesessen und nur mit dem Kopf geschüttelt und dann “Nö” gesagt, ausgeloggt und bin nie wieder zurückgekommen.

SenorChang

einfach bei youtube folgendes suchen:
[Trion Worlds RIFT – Free to Play MMO 2016] Trino’s Nazi regime | Goodbye mein Führer, goodbye Rift!

das war am ende ne richtige schlammschlacht aber apotheosis hatte einfach in vielen dingen recht.war witzig…
so schade das es tod ist. eins meiner ersten und liebsten mmos neben aion. wie viele schlaflose nächte ich da hatte. und rift hat nach wie vor das geilste talent/klassensystem

N0ma

ja als apotheosis damals gegangen ist war das Ende vorprogrammiert

Myuu79

Rift ist auch heute noch ein schönes Spiel, nur leider tot, weswegen es keinen Spaß mehr macht!

Luripu

Welche zwei weiteren AAA MMORPGs hat denn Trion entwickelt?
Weiß nur das sie ArcheAge hier rausbrachten als Publisher.

Myuu79

Vielleicht Trove und Defiance?

Myuu79

Bei ArcheAge waren sie doch aber nur Publisher und nicht Entwickler. Entwickler war doch glaube ich XLGames oder so. Daher tippe ich eher auf Trove und Defiance.

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