Eine geleakte E-Mail zeigt, was Xbox-Chef Phil Spencer wirklich von AAA-Gaming hält

Eine geleakte E-Mail zeigt, was Xbox-Chef Phil Spencer wirklich von AAA-Gaming hält

In einer brutal-ehrlichen Analyse bewertete Xbox-Chef Phil Spencer in einer geleakten E-Mail aus dem Jahr 2020 die Rolle großer Publisher in der Spieleindustrie. Die Bedeutung der AAA-Publisher habe sich durch Dienste wie Steam verändert.

Woher stammen die Informationen? Im andauernden Rechtsstreit zwischen Microsoft und der amerikanischen Federal Trade Commission (FTC) kam es am 19. September 2023 zu einer versehentlichen Veröffentlichung unzähliger Dokumente mit internen Daten und E-Mails von Xbox. Bei den Kollegen der GamePro erhaltet ihr mehr Informationen zum Mega-Leak.

Neben solchen Geschäfts-Geheimnissen wurden allerdings auch E-Mails des Xbox-Chefs Phil Spencer veröffentlicht, der in einer brutal offenen Analyse die Lage großer Gaming-Publisher wie Activision und EA einschätzte.

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Die schwindende Bedeutung der AAA-Publisher

Was sind das für E-Mails? Die E-Mails stammen aus einem Austausch aus dem März 2020, als das Xbox-Team gerade mit den Vorbereitungen für ein Feedback-Gespräch mit dem GTA-Publisher Take-Two war. In einem Memo an Microsoft-CEO Satya Nadella, CFO Amy Hood, die damalige Executive Business Vizepräseidentin Peggy Johnson und Marketing-Chef Chris Capossela sprach Spencer über die Rolle von AAA-Publishern in der Spieleindustrie.

Wie schätzt der Xbox-Chef die Publisher ein? Laut Spencer, der auf mehr als 20 Jahre Berufserfahrung in der Gaming-Industrie zurückschauen kann, bestand die Rolle von Publishern früher vor allem darin, heiß umkämpfte Regalfläche im Einzelhandel zu sichern.

AAA-Publisher konnten ihre Größe einsetzen, um Regal- und Werbefläche zu erhalten, die für einzelne Entwickler unerreichbar gewesen wäre. Das änderte sich jedoch mit dem Aufkommen digitaler Vertriebsmöglichkeiten, wie Steam oder den hauseigenen Stores von Xbox und PlayStation.

Wie Spencer erklärt, hätten sich die Publisher nur langsam auf diese Veränderung eingestellt. Um sich vor den Gebühren verschiedener Plattformen zu drücken, hätten sie eigene Clients und Abo-Services eingeführt, die jedoch zu spät gekommen seien, um eine attraktive Alternative zu werden.

So seien Franchises, die Steam einst verlassen hatten, zurückgekehrt und der Game Pass sei groß rausgekommen, während EA Play und Ubisoft+ klein geblieben seien.

Gut für die Spieleindustrie, aber nicht für die Publisher

Was bleibt den Publishern dann noch? Der verbleibende Vorteil der großen Publisher liegt laut Spencer darin, mehr Geld als jeder andere in jährliche Blockbuster stecken zu können. Ab ungefähr 2013 hätten sich die Publisher dann auf Produktionsumfang gestützt, so der Xbox-Chef:

Nur sehr wenige Unternehmen können es sich leisten, die 200 Millionen Dollar auszugeben, die Activision oder Take-Two aufwenden, um einen Titel wie Call of Duty oder Red Dead Redemption in die Regale zu stellen. Diese AAA-Publisher haben diesen Produktionsumfang vor allem dazu genutzt, ihre Top-Franchises jedes Jahr zu den meistverkauften Spielen zu machen.

Wo liegt das Problem? Das Problem mit der vermeintlichen Strategie der AAA-Publisher sieht Spencer darin, dass dieses Vorgehen ihre Fähigkeit beeinträchtige, neue IPs zu entwickeln. Sie seien risikoscheu geworden und würden lieber auf dem Erfolg von 10 Jahre alten Franchises aufbauen.

Um Risiken zu vermeiden, würden Publisher zudem auf „gemietetes“ geistiges Eigentum setzen, wie Star Wars bei EA und Spiderman bei Sony.

Erfolgreiche Spiele wie Fortnite, Roblox, Minecraft, Candy Crush, Clash Royale und viele weitere hingegen seien von unabhängigen Studios erschaffen worden, die selbst den vollen Zugang zum Vertrieb gehabt hätten, so Spencer. Für die Spieleindustrie sei das gut, die AAA-Publisher bringe das jedoch in eine schwierige Position.

In der E-Mail betont Spencer, dass der Game Pass diesen Publishern einen Rettungsanker bieten und ihnen helfen soll, auf eine erfolgreiche Zukunft hinzuarbeiten, statt sie zu verdrängen. Dies könne erreicht werden, indem er ihnen Zugang zu einer großen Nutzerbasis verschaffe, die sie nach eigenem Ermessen monetarisieren könnten.

Knapp ein halbes Jahr nach dieser E-Mail kündigte Electronic Arts an, dass der EA Play-Aboservice ohne zusätzliche Gebühr in den Game Pass integriert werde.

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Quelle(n): PC Gamer, Kotaku
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Patsipat

Microsoft braucht sich jetzt Mut aber auch nicht unbedingt auf die Fahne schreiben. Das mutigste was die die letzten Jahre gemacht haben war Halo zur open World zu machen und am Ende kam ne Beta zum Vollpreis raus.

Aber mal zum Leak: wo sind eigentlich die Dokumente oder die Bethesdamitarbeiter die bezeugen das Starfield PS Exklusiv werden sollte? Oder war das auch mal wieder nur eine dreiste Lüge? Wäre ja nicht die erste.

N0ma

Zeigt das MS die Spielelandschaft schon ziemlich dominiert. Den Kauf hätte man untersagen sollen.

Akuma

Nein zeigts nicht. Es zeigt nur das AAA.Publisher wie EA oder AB, Squenix, etc. immer mehr an Bedeutung verlieren, gerade wenn die Spiele dazu noch in einem Desaströsen Zustand rauskommen. Das ganze ist ein logischer Schluss sogar.

Den GP nutzen ja auch viele um Titel auszuprobieren, dem entsprechend ist die Einschätzung an sich richtig.

Zuletzt bearbeitet vor 1 Jahr von Akuma
N0ma

“immer mehr an Bedeutung verlieren,”
lol, genau das hab ich doch damit ausgedrückt

Akuma

Du hast geschrieben das MS die Spielelandschaft dominiert. Das tun Sie aber nicht. Zumindest noch nicht.

Eigentlich läufts für die kleinen derzeit recht gut, was primär ja daran liegt das die großen, inkl. MS mit Redfall, so viel versauen oder immer wieder.

MS macht eigentlich nur weniger verkehrt als der Rest 😅

N0ma

Konkurrenz für MS sind wenn die großen Publisher und Spieleentwickler. Wenn MS jetzt schon mitleidig auf die runterschaut sagt das schon einiges.
MS ist als Plattform Anbieter im Vorteil und hat zumindest für seine Konsole die Hand drauf. Das hat mit macht weniger verkehrt nichts zu tun.
Die Konzentration Konsolehersteller + großer Spieleanbieter könnte problematisch werden. Von daher hätte ich dem Verkauf nicht zugestimmt.

MS hat sich schon immer mit Ellenbogen Platz geschaffen, würde mich wundern wenn sie das im Gamingbereich ablegen würden.

Caliino

Ich sehe das ehrlich gesagt genau anders rum:
Der Gamepass ist Gift für die kleinen Indies weil da so viele große Spiele drin sind die denen die Show “stehlen”…

Sind wir mal ehrlich, eine der ersten Fragen bei großen Releases ist, ob es im Gamepass drin ist.

Natürlich werden einige kleine davon profitieren, aber auch nur dann wenn es gerade eine Flaute der großen und/oder einen Hype für das Spiel gibt – was übrigens auch genau so bei Steam zutrifft.

So wird es halt vielleicht zufällig entdeckt, bis zum nächsten interessanten Release (an-)gespielt und danach sehr wahrscheinlich wieder vergessen, weil du ja “nichts” dafür bezahlt hast.

Im Gegensatz dazu musst du dich bei andern Plattformen bewusst dazu entscheiden Geld auszugeben und hast auch nur die gekauften/gespielten Spiele in der Bibliothek.

Akuma

Naja kleinen Spielen und Studios bietet der GP den unwahrscheinlichen Vorteil das Sie bemerkt werden, gerade weil nicht so mega viele Titel im GP landen.

Bei Steam hast du zeitweise täglich oder wöchentlich massig Release gehabt, so das Titel unweigerlich unter gehen in der Menge.

Titel die ich im GP ausprobiere und die mir gefallen, kaufe ich allerdings auch meistens dann auf Steam. Der größte Vorteil für Spieler am GP ist ja eben das Probieren, wenn es schon keine Demos gibt.

Bei der Menge an Spielen auf Steam ist ein zufall ja auch eher nicht zielführend für die Entwickler.

Ein Atlas Fallen würde ich im GP bestimmt mal ausprobieren, so gibts nen schulterzucken und mit den Tests ein vielleich mal im Sale.

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