Minecraft Legends hat völlig vergessen, was Minecraft so gut gemacht hat

Minecraft Legends hat völlig vergessen, was Minecraft so gut gemacht hat

MeinMMO-Dämon Cortyn hat Minecraft Legends gespielt – und eine klare Meinung dazu. Das Spiel hätte vieles sein können, ist aber leider nichts davon.

Minecraft fasziniert mich schon ewig. Ich habe das Grundspiel in der Beta gespielt – lange bevor es Dinge wie den „Nether“, „Endermen“ oder auch nur Farben zum Einfärben der Rüstung gab. Daher war auch mein Interesse an Minecraft Legends recht groß. Ein „Echtzeit-Strategie-Spiel“ im Minecraft-Universum war für mich als jemand, der mit Command & Conquer und Warcraft III großgeworden ist, ohnehin etwas Interessantes.

Also habe ich die Trailer zu Minecraft Legends aufgesogen, mich auf den Release gefreut und direkt am Tag der Veröffentlichung gezockt.

Um es kurz zu machen: Ich bin enttäuscht. Minecraft Legends ist nicht das, was es hätte sein können – und ich bin mir auch nicht so sicher, ob die Entwickler wirklich wussten, wer denn ihr Zielpublikum ist.

Was ist Minecraft Legends?

Um das Spiel kurz zusammenzufassen: In Minecraft Legends spielt ihr einen namenlosen Helden, der die „Overworld“ von Minecraft vereint, um gegen eine Armee von Piglin zu bestehen, die aus dem Nether drängt und alles verschlingen will. Ihr rekrutiert dabei nicht nur freundliche Wildtiere, sondern auch einstige Feinde wie Skelettbogenschützen, Creeper oder Zombies.

Der Held fungiert dabei auch als Ankerpunkt für die Truppen. Sie folgen dem Charakter, können dann aber auch einige Meter weit in die Distanz zum Angriff geschickt werden, während man selbst die Piglins mit Schwerthieben beharkt.

Zusätzlich dazu müssen Ressourcen in der Spielwelt gefarmt werden, um mit Stein oder Holz neue Einheiten oder auch Gebäude zu errichten. Das sind zumeist Verteidigunsanlagen wie Türme oder Mauern, können aber auch Brücken sein, um etwa Abgründe zu überwinden.

Minecraft Legends fehlt das, was Minecraft so gut machte

Das „normale“ Minecraft ist in meinen Augen so erfolgreich, weil es sowohl sehr junge Menschen anspricht, als auch für Erwachsene interessant ist. Das kreative Ausleben, große Bauprojekte und auch durchaus komplexere Mechanismen wie Redstone-Schaltkreise sorgen dafür, dass Minecraft für Jung und Alt etwas zu bieten hat. Minecraft ist kindgerecht, ohne aber kindisch zu sein. Die Begegnung mit einem Creeper oder Warden ist aufregend und manchmal unheimlich – egal, ob man 9 Jahre oder 29 Jahre alt ist.

Und genau dieses übergreifende, verbindende Element hat Minecraft Legends verfehlt. Minecraft Legends fühlt sich nicht danach an, als sei es ein Spiel, das auch Kinder spielen sollen – es fühlt sich an, als wäre es ausschließlich für Kinder gemacht. Der nochmal stark verniedlichte Stil der Kreaturen ist dabei nur ein Teil des Problems, der wirklich anstrengende Part sind aber die 3 NPC-Erzähler, die permanent alles kommentieren.

Minecraft Legends Explaining Characters
Niedlich und leider ungeheuer nervig – die drei “Götter” des Spiels.

Nichtmal diese NPCs scheinen die Bedrohung der Piglin wirklich ernst zu nehmen, lachen an jeder noch so unpassenden Stelle und kommentieren wirklich jede noch so simple Kleinigkeit mit einer übertriebenen Freundlichkeit, dass das als erwachsene Person schwierig zu ertragen ist.

Etwas salopp gesagt, fühlte ich mich ab und zu, als wäre ich im Teletubbie-Land angekommen.

Minecraft Legends fühlt sich wie ein Spiel an, das nur Kinder als Zielgruppe hat – und das ist schade, wenn man bedenkt, wie gut das originale Minecraft alle Altersgruppen ansprechen konnte.

Ein Strategiespiel ohne die Strategie

Minecraft Legends bezeichnet sich selbst als Echtzeit-Strategie – doch Strategie ist quasi nicht notwendig. Es ist fast immer egal, mit welchen Einheiten ein feindliches Lager angegriffen wird. Die Unterschiede zwischen den Kreaturen fallen recht gering aus. Solange man Nah- und Fernkämpfer hat, ist es eigentlich egal, welche davon man mitnimmt.

In den meisten Fällen rennt man einfach in die Basis des Feindes, befiehlt den eigenen Einheiten einen Angriff auf einen Turm oder eine Kaserne und rennt selbst ein wenig im Kreis, um Piglin davon abzuhalten, die eigenen Truppen zu töten. Wirklich planvolles Vorgehen ist zumindest im PvE nicht notwendig.

Der Tod von Einheiten fühlt sich aber ohnehin komplett bedeutungslos an, wenn man einfach 10 Meter zurückreiten und gleich wieder mehr Truppen spawnen kann.

Das führt auch leider dazu, dass das Spiel nach kurzer Zeit schlicht langweilig wird. Was in den ersten Minuten noch Spaß macht, wird rasch zu einer monotonen Wiederholung, die einfach nicht überzeugen kann. Es fehlt zu viel, um wirklich Spannung oder interessantes Gameplay zu erzeugen.

Minecraft Legends Base Piglin

Ein besonders großer Kritikpunkt ist für mich die Steuerung, denn die hat mich so manches Mal entnervt mit den Augen rollen lassen. Es ist zwar die ersten paar Stunden lustig, eine Horde Creeper oder Golems mit sich zu ziehen, doch ihnen jedes Mal nur einen Befehl geben zu können, bevor man sie alle wieder einsammeln kann, ist unheimlich ermüdend.

Beim Bauen ist es ähnlich umständlich. Wer etwa „mal eben schnell“ eine Brücke errichten will, um eine Felsspalte zu überwinden, muss die erst im Bauen-Menü die Brücke auswählen, dann die Startposition durch einen Klick bestimmen, bei gedrückter Maustaste die Brücke „ziehen“ und am Ende – anstatt einfach die Maus loszulassen – loslassen und nochmal klicken. Das fühlt sich wenig intuitiv an und macht man auch noch nach Stunden falsch, weil man es aus anderen Spielen simpler und eingängiger gewohnt ist.

Im PvP-Modus ist das Ganze natürlich etwas taktischer. Allerdings hat dieser Modus ganz andere Probleme, wie etwa das Matchmaking oder die mangelnde Fähigkeit, mit Teamkollegen zu kommunizieren. Auch, dass Freunde gerne mal in das gegnerische Team gesteckt werden, fühlt sich sonderbar an. Wirklich mit Spaß spielbar war das für mich leider nicht.

Eine Kampagne, die ihren Namen nicht verdient

Ein letzter Punkt ist die mehr als dürftige Kampagne. Die hatte ich nach ungefähr 4 Stunden durchgespielt. Vermutlich werden deutlich fokussiertere Spielerinnen und Spieler damit noch schneller abgeschlossen haben. Der Wiederspielwert der Kampagne ist auch quasi nicht vorhanden. Ich zumindest habe überhaupt keinen Anreiz, noch einmal kreuz und quer durch die Spielwelt zu rennen.

Vor allem lässt sich viel im Spiel einfach „cheesen“. Wer will, kann einfach Hunderte Geschütztürme bauen, um Angriffe der Feinde komplett trivial zu machen. Das ist häufig sogar die effizienteste Strategie, nimmt aber jede (der ohnehin geringen) Herausforderung aus dem Spiel. Dass es überhaupt möglich ist, alles so mit Türmen vollzukleistern, ist in meinen Augen ein klarer Fehler vom Spiel. Ja, es ist eine Freiheit – aber eine, die das Spiel nicht besser macht.

Minecraft Legends Smilie Face
Minecraft Legends ist noch bunter als Minecraft – und übertreibt hier mit der Niedlichkeit.

Auch die Spielwelt konnte mich nicht überzeugen. Ich kann es schwer in Worte fassen, aber die Welt fühlt sich einfach … unheimlich langweilig an. Es gibt nur wenig zu entdecken und der Forscherdrang, den Minecraft sonst so auszeichnet, den gibt es quasi nicht. Überall stellt man bloß Kisten zum passiven Sammeln von Ressourcen auf. Nichts in der Welt verlockt, einfach mal über den nächsten Berg zu reisen. Zwar gibt es „Geheimnisse“, aber die fallen so eintönig aus, dass sie ihren Namen kaum verdient haben.

Alles in allem ist Minecraft Legends für mich eine herbe Enttäuschung. Es fühlt sich an, als hätten die Entwickler auf halber Strecke das Ziel aus den Augen verloren und Mechaniken nicht konsequent durchdacht. In meinen Augen ist es letztlich ein – mit 40 Euro deutlich überteuerter – Titel, der eigentlich gerade mal reif für den Early-Access wäre.

Umso erschreckender, dass die Grundsteine schon gelegt sind, um sich zahlreiche Skins und DLCs mit Echtgeld-Währung zu kaufen. Und dass das bei einem klaren Kinderspiel gleich einen noch ekligeren Beigeschmack hat, brauche ich wohl nicht auszuführen.

Vielleicht wird Minecraft Legends irgendwann gut. Doch aktuell kann ich von einem Kauf nur abraten.

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sNiidy

Ich kann Cortyn da nur zustimmen. Ich hab auch wesentlich mehr Tiefgang erwartet. Dörfer verteidigen und Basen erstürmen fühlt sich bereits nach dem 3. Mal einfach furchtbar repetitiv an.

Bei der Steuerung merkt man dass das Spiel ganz klar mit Fokus auf die Konsolen entwickelt wurde.

Ich hätte es mir gekauft und hätte die 40 € bitter bereut, daher bin ich froh das es im Gamepass war.

MAPtheMOP

Ich finde die Bewertung etwas überzogen. Ich habe die Kampagne mit nem Freund im Koop gespielt, wir brauchten zusammen schon wesentlich mehr als 4 Stunden (allein schon wegen der verteifigungen der Dörfer und Befreiung der Allianzen). Sogar auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad. Und wir hatten durchaus Spaß. Dass der Titel hier auch in der Story wohl Warcraft nacheifert (ist quasi 1:1 an die Story vom WC Film angelehnt) stört nicht. Ebenso ist es eher erfrischend, wenn ein Spiel mal keine so bidere ernste düstere Atmosphäre verbreitet. Die Steuerung ist nur in den ersten Minuten kurz verwirrend, funktioniert ansonsten aber echt super.

Dass man kein neues C&C zu erwarten hat, dürfte nach MC Dungeons jedem klar sein. Es ist alles etwas einfacher und nicht unnötig komplex, das macht das Game aber auch entspannt. Dass es etwas kitschig wird, sagten die Trailer schon. Multiplayer mit fremden war an sich okay, aber jeder macht da so sein Ding, wenn man sich nicht genug Freunde holt und entsprechend kommunizieren kann.
Spaß hatten wir in dem Titel aber jederzeit – und darauf kommt es bei nem Game an. Achja, wir sind alle keine 9 mehr. Kommt aber wohl auf die Erwartungshaltung an. Die hat der Tester hier aber auf verbissene Weise viel zu hoch gesteckt, was ich unverständlich finde.

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