Seit 7 Jahren moderiert er eins der größten MMORPG-Foren der Welt – “Community wehrt sich gegen Veränderung”

Seit 7 Jahren moderiert er eins der größten MMORPG-Foren der Welt – “Community wehrt sich gegen Veränderung”

Er sammelte jahrelang Erfahrung als Moderator des MMORPG-Subreddits – Nun teilt Protobear seine Eindrücke mit uns in einem Interview.

Protobear oder auch U/Proto_bear ist bereits seit 7 Jahren einer der Moderatoren des MMORPG-Subreddits. Unter den derzeitigen Moderatoren ist er am längsten dabei, abgesehen vom AutoModerator von reddit selbst.

Wer viel im MMORPG-Subreddit unterwegs ist, wird seinen Namen sicherlich schon mal gelesen haben. Proto_bear, daneben der Titel “God of Salt”. Was der genau bedeutet, könnt ihr im Interview nachlesen.

Wir sprechen mit dem Moderator über Veränderungen und Probleme in MMORPGs. Warum steht beispielsweise direkt an zweiter Stelle der Regeln: “Sei nicht toxisch”? Außerdem haben wir gefragt, was er selbst so spielt und worauf sich die Community am meisten freut.

“Die MMORPG-Community wehrt sich stets gegen Veränderungen”

Anny von MeinMMO: Du bist nun seit 7 Jahren Moderator des MMORPG-Subreddit. Wie bist du zum “God of Salt” geworden und was bedeutet der Titel?

Protobear: Ich wurde zum Admin beziehungsweise “God of Salt”, als ein neuer Admin gesucht wurde, weil der vorherige gegangen war. Schon früher hatte ich Initiative gezeigt und es geschafft, eine engagierte Community im Discord aufzubauen.

Der Titel bezieht sich auf den Subreddit, der oft als “Salzmine” bezeichnet wird, da die Leute manchmal sehr “salzig” über ihre Lieblingsspiele werden können [Anm. d. Red.: “Salty” bedeutet umgangssprachlich so etwas wie “wütend” oder “sauer”]. Der Name “God of Salt” stammt aus einem Interview mit Steven von Ashes of Creation.

MeinMMO: In den letzten Jahren hat das MMORPG-Genre viele Flops und gescheiterte Releases erlebt. Was sind die größten Veränderungen, die du als Moderator des Subreddits in den letzten Jahren gesehen hast?

Protobear: Mir sind einige Veränderungen aufgefallen. Erstmal habe ich beobachtet, dass kleinere Spiele existieren können und ein erfolgreicher Start nicht der Schlüssel zum Erfolg eines Spiels ist. ESO zum Beispiel hat sich gut entwickelt, weil Zenimax Online an dem Spiel festgehalten hat, obwohl es bei der Markteinführung alles andere als ein kommerzieller Erfolg war. Es ist besser, langsam zu wachsen, als beim Start explosive Zahlen zu haben.

Als negativen Aspekt habe ich beobachtet, dass Spiele den sicheren Weg gehen und einer Standardformel folgen, weshalb sich viele sehr ähnlich sind. Auch wenn Details unterschiedlich sein mögen, erscheinen kleine Änderungen aufgrund der langsamen Entwicklung des Genres viel bedeutender und werden daher begrüßt. Und wenn ein Spiel neue Dinge ausprobiert, wird gesagt, es habe “nicht genug von einem MMO” obwohl es die gleichen Qualitäten besitzt.

Positiv ist mir aufgefallen, dass New World der Industrie gezeigt hat, dass sich Spieler MMORPGs wünschen. Darüber hinaus könnte Riot, der gerade Gewicht in das Genre legt, dazu führen, dass neue MMORPGs auf dem Markt auftauchen. Wenn das Riot-MMO jedoch scheitert, könnte das Genre harte Zeiten durchmachen. […]

MeinMMO: Wie hat sich das Subreddit mit dem Genre verändert? Hat sich die Community verändert?

Protobear: Die MMORPG-Community wehrt sich stets gegen Veränderungen. Das liegt an ihrer starken Bindung an ihre Lieblingsspiele oder an der Angst, sie zu verlieren. Trotzdem hat der Subreddit erhebliche Veränderungen erfahren. 

Wir haben uns von anderen Subreddits inspirieren lassen und Feedback gesammelt, um unsere Regeln stark zu verändern. Für mehr Positivität arbeiten wir diesen Sommer wieder mit Entwicklern zusammen und haben ein Spotlight-Programm eingeführt. [Anm. d. Red.: Bei dem Programm können Entwickler kostenlos mitmachen. Ihr MMORPG wird dann für mehrere Tage im Subreddit gepinnt, wodurch es Aufmerksamkeit und Feedback von der Community bekommt.]

Darüber hinaus scheint nun weniger Gewicht auf Spielerzahlen zu liegen. Leute wenden sich von der Idee ab, dass ein einziges Spiel ein Genre dominiert. Diese Änderungen spiegeln wider, wie sich die Einstellung der Community bezüglich Potential eines MMORPGs ändert.

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“Toxisches Verhalten wird seit Jahren von Entwicklern toleriert”

MeinMMO: Viele MMORPG-Fans glauben, dass die Community immer toxischer wird und früher alles besser war. Was ist deine Meinung dazu?

Protobear: Meine Sicht ist, dass das Subreddit über die Jahre nicht toxischer geworden ist. Obwohl es einige toxische Fälle gibt, haben wir sie verringert, indem wir positive Inhalte gefördert und streng moderiert haben.

Das Problem mit dem MMORPG-Genre ist jedoch, dass Spieler gegenüber ihren Favoriten sehr passioniert sein können. Das führt manchmal zu toxischem Verhalten gegenüber anderen Spielern, die sich gegen das Spiel aussprechen, weil sie negative Erfahrungen damit gemacht haben. So ist es beispielsweise bei Black Desert Online. Spieler haben das Bedürfnis, es zu verteidigen, weil sie nicht wollen, dass es verschwindet.

Darüber hinaus ist die Inklusivität in der Branche gestiegen, marginalisierte Gemeinschaften sind nun sichtbarer. Das kann zu Widerstand von Personen führen, die sich Veränderungen widersetzen. Auch Frauen, People of Color und Mitglieder der LGBTQ-Community werden immer sichtbarer. Einige Spieler sind ihnen gegenüber offen feindlich gesinnt.

So kommt dann eine toxische Umgebung in der Spiel-Community zustande, für deren Bewältigung und Verbesserung die Entwickler zuständig sind. Toxisches Verhalten wird seit Jahren von Entwicklern toleriert, wodurch es ironischerweise einen “Safe Space” für Beleidigungen gibt.

Mein Punkt ist, dass Toxizität ein vielschichtiges Problem ist – einerseits mit einer Kultur, die von MMORPG-Studios geschaffen wurde und andererseits mit einer grundlegenden Wir-gegen-Sie-Mentalität der Spieler.

Dennoch gibt es Spiele, die eine positive Community kultiviert haben – Beispielsweise Final Fantasy XIV und Guild Wars 2. Es erfordert Anstrengung und Engagement sowohl von den Entwicklern als auch von den Spielern, um eine gesunde Umgebung zu schaffen. Und es wird noch dauern, bis die notwendigen Veränderungen vollständig in der Branche angekommen sind.

Welche MMORPGs zockt Protobear selbst?

MeinMMO: Welche MMORPGs spielst du?

Protobear: Das ist eine schwierige Frage, weil ich in letzter Zeit nicht viel zum spielen komme. Ich habe Dragonflight zum Release gespielt, weil WoW mir schon immer sehr wichtig ist. Aber wegen meiner Arbeit bin ich mittlerweile selten zu Hause und muss meistens auf mein Steam Deck ausweichen.

ESO hat in letzter Zeit sehr gut für mich funktioniert, weil das Kampfsystem für Controller designed ist und man nicht immer so viel Zeit reinstecken muss. Aktuell ist Destiny 2 mein Haupt-MMO (wenn man es denn als MMO sehen will), das ich spiele, um die Leere zu füllen.

Außerdem freue ich mich darauf, bei Guild Wars 2 und FFXIV auf den neuesten Stand zu kommen, jetzt wo die Haupt-Storylines ausgebaut wurden.

MeinMMO: Auf welches kommende MMORPG freut sich die Community am meisten und wieso?

Protobear: Es ist wichtig anzumerken, dass ich nicht für die ganze Community spreche. Meiner Meinung nach sind das Riot-MMO und Corepunk zwei der am meisten erwarteten MMORPGs. Riot hat eine riesige Anhängerschaft und es gibt hohe Erwartungen an ihren Einstieg ins Genre.

Corepunk auf der anderen Seite hat wegen seiner einzigartigen Mischung aus MOBA- und MMORPG-Elementen sehr viel Aufmerksamkeit erregt.

Wir bedanken uns bei Protobear für das Interview!

Seid ihr viel auf reddit unterwegs und kanntet den Moderator bereits? Was ist eure Meinung zu den Themen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare hier auf MeinMMO!

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T.M.P.

So kommt dann eine toxische Umgebung in der Spiel-Community zustande, für deren Bewältigung und Verbesserung die Entwickler zuständig sind. Toxisches Verhalten wird seit Jahren von Entwicklern toleriert, wodurch es ironischerweise einen “Safe Space” für Beleidigungen gibt.

Mein Reden.^^
Man kann auch sehen wie Kinder und Jugendliche dieses Verhalten übernehmen und sogar ins Real Life übertragen. Wenn so ein 10-12 Jähriger beim Daddeln am Smartphone plötzlich fluchenderweise den übelsten Schmutz von sich gibt, ist die Mutti wenig begeistert.^^

Aber Moderation kostet Geld. Also machen die Developer auf freiwilliger Basis erstmal so wenig wie möglich. Bleibt eigentlich nur eine gesetzliche Regelung..

Firefix

Ich bin gerne so frech und stimme für: “Kein Social Media, Spiele, usw. auf Smartphones”. Das ist nur noch für PC erlaubt. Das würde eine Menge Bullshit eindämmen.

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