Death Stranding ist 2019 unter Spieldesigner Hideo Kojima erschienen und spaltete die Meinungen der Spieler: Die einen waren begeistert, während es andere als Lauf-Simulator abtaten. Ich möchte euch erklären, worum es in Death Stranding geht, wie der Multiplayer im Spiel aussieht und warum ich das Spiel drei Jahre nach Release immer noch so gerne spiele.
Nach Jahren des Studiums stand ich vor der letzten Hürde, die mich von einem Masterabschluss trennte: die Masterarbeit. Ich studierte in Augsburg Medien und Kommunikation und suchte nach einem Thema, mit dem ich mich ein halbes Jahr lang intensiv auseinandersetzen wollte.
Also überlegte ich, was mir in letzter Zeit besonders im Gedächtnis geblieben war und was mir interessant genug schien, so viel Zeit darin zu investieren: Warum also nicht einfach über eines meiner Lieblingsspiele schreiben?
Death Stranding war sofort mein Favorit, da es mich beim Zocken bereits fasziniert hatte, mit seinem außergewöhnlichen Konzept. Auch gab es noch so viele offene Fragen, die ich beim ersten Durchspielen nicht beantworten konnte. Tatsächlich freute ich mich richtig darauf, mich ein halbes Jahr intensiv mit dem Spiel zu beschäftigen und mir am Ende meinen Master-Titel mit meiner Hingabe zum Gaming zu holen.
Hier seht ihr den Launch Trailer zu Death Stranding:
Hinter Death Stranding steckt viel mehr als nur ein “Lauf-Simulator”
Das Game spielt in einer postapokalyptischen Welt, in der ein großer Teil der Bevölkerung durch das katastrophale Event, das „Death Stranding“, umgekommen ist. Die Grenzen zwischen Leben und Tod verschwimmen. Sogenannte Beached Things, kurz BTs, geister- und monsterartige Wesen machen die Welt zu einem gefährlichen Ort.
In diesem Setting schlüpft der Spieler in die Rolle des Boten „Sam Porter Bridges“. Er versorgt Überlebende mit Güter-Lieferungen und soll Amerika durch ein Netzwerk verbinden. Auch muss er die zukünftige Präsidentin aus der Gefangenschaft einer Terroristengruppe retten. Wenn sich das für euch seltsam anhört, habt ihr eindeutig zu wenige Spiele von Hideo Kojima in eurem Leben gespielt.
Während ihr als Sam durch Amerika reist, stellt sich heraus: Nicht alles ist so, wie es auf den ersten Blick scheint und von Sam hängt das Überleben der gesamten Menschheit ab.
Was macht das Gameplay aus? Ein Großteil des Gameplays besteht tatsächlich darin, von Punkt A nach Punkt B zu gelangen und dabei die Cargo möglichst wenig zu beschädigen.
Die Welt wirkt nach der Apokalypse trostlos und verlassen, liefert gleichzeitig aber auch eine wunderschöne Landschaft, die der Spieler erkunden kann.
Jedoch muss sich der Spieler in Acht nehmen vor den BTs, den Terroristen oder den MULES. Die MULES sind eine Gruppe von NPCs, die versucht Sam seine Pakete zu klauen.
Zwischendurch variiert das Gameplay durch Stealth-Sequenzen und Combat-Situationen. In denen fühlte ich mich stark an Metal Gear Solid zurückerinnert.
Die wahre Bedeutung des einsamen Multiplayers
Besonders interessant in Death Stranding ist die Art, wie der Multiplayer in das Spiel integriert ist. Kojima nennt es „Social Strand-System“.
Schließt der Spieler ein Gebiet an das chirale Netzwerk an, so werden die Spuren anderer Gamer für ihn sichtbar. Das chirale Netzwerk ist vergleichbar mit dem Internet und ermöglicht den Austausch von Daten.
Bauten, wie Straßen oder Leitern, die andere Spieler in der Welt platziert haben, können nun von einem selbst genutzt werden, sobald das Gebiet ans Netz gegangen ist.
Möchte der Spieler sich für die Unterstützung durch andere erkenntlich zeigen, kann er Likes vergeben, ähnlich wie in sozialen Netzwerken. Das wiederum hilft, in der Gesamtwertung von Death Stranding aufzusteigen.
Auch Ressourcen und Gegenstände können für andere Spieler freigegeben werden. Zudem kann der Spieler die verlorenen Pakete anderer einsammeln und abgeben.
Ähnlich wie beim Coop in Elden Ring wird das Gameplay mit der Hilfe von Mitspielern deutlich einfacher. Vor allem, wenn der Spieler in Death Stranding die Infrastruktur nicht allein aufbauen muss, sondern Unterstützung dabei bekommt, die Liefergänge durch Hilfsmittel zu erleichtern.
Kojima erklärte, was hinter dem besonderen Multiplayer in Death Stranding steckt. Auf Twitter postete er zu Death Stranding ein Bild mit der Erklärung: „„Durch dein Spiel-Erlebnis hoffe ich, dass du die wahre Bedeutung dahinter verstehen wirst, mit anderen Verbindungen zu knüpfen“.
Death Stranding dient dazu, dass der Spieler nicht nur innerhalb der Spielwelt die Personen miteinander verbindet, sondern auch im echten Leben. Durch den indirekten Multiplayer werden Verknüpfungen zu anderen Spielern weltweit geschaffen, wodurch sich der einzelne Spieler nicht so nicht allein fühlen soll.
In der Spoilerbox findet ihr eine Metaerklärung hinter dem Spiel.
Vor dem eigentlichen Spielbeginn wird die Kurzgeschichte „Nawa“ von Kobo Abe eingeblendet. Sie handelt von Stock und Seil als erste Werkzeuge der Menschheit. Das Seil wird verwendet, um das Gute zu einem zu holen. Der Stock dient dazu, das Böse von einem abzuhalten. Es heißt, immer wenn man Menschen begegnet, findet man auch diese beiden Gegenstände.
Sie dienen als eine Metapher dafür, was die Menschen verbindet und was sie voneinander trennt.
Das Spiel greift die Metapher immer wieder auf. Das kann in Form von bestimmten Gegenständen, wie einem Revolver, passieren oder durch die Orte, die Sam auf seiner Reise in das Netzwerk integriert. So haben alle Städte KNOT im Namen („Edge Knot City“).
Vor einem Bosskampf heißt es sogar wortwörtlich: „Stick versus Rope. Gun versus Strand“. Denn die Figuren in Death Stranding verkörpern ebenfalls die Metapher. Gegenspieler der Hauptfigur, wie Higgs oder Cliff, nehmen die Rolle der „Stöcke“ ein. Die Hauptfigur Sam Porter Bridges stellt sich gegen Ende des Spiels als Sam Strand heraus. Strand bedeutet übersetzt Strang. Sam entwickelte sich damit im Laufe der Geschichte hin zu einem metaphorischen Seil.
Epische Filmszenen und versteckte Details
Je mehr Zeit ich mit Death Stranding verbrachte, desto mehr Details fielen mir an dem Spiel auf, die auf andere Spiele oder Filme verwiesen. Das verwundert wenig, da Kojima bekanntermaßen selbst ein großer Filmfan ist.
Schon beim Casting der Hauptfiguren lebt Kojima seine Liebe zum Film aus. Es gibt einige offensichtliche Personen aus der Filmindustrie, wie den Hauptdarsteller Norman Reedus. Den dürften die meisten als Daryl Dixon aus der AMC-Serie „The Walking Dead” kennen, dort ist er der Zombie-Killer mit der Armbrust und dem Motorrad.
Hinter den beiden Figurenmodellen von „Deadman“ und „Heartman“ stecken bekannte Gesichter der Filmindustrie mit den Regisseuren: Guillermo del Toro („Shape of Water“) und Nicolas Winding Refn („Drive“).
Macht sich der Spieler auf den Weg zum Cosplayer, begegnet er dort dem amerikanischen Late-Night-Host Conan O´Brien, der mit Otter-Witzen versucht, Sam zum Lachen zu bringen
Ist man ein Filmfan, bietet einem Death Stranding so einiges: Mit einem prominenten Cast und epischen Filmmomenten wird die Geschichte rund um Leben und Tod erzählt. Spieler mit Adleraugen können einige interessante Details entdecken, die später noch relevant werden und darauf hinweisen, dass hinter einer Figur, die sich freundlich gibt, eine finstere Absicht lauert – oder andersherum.
Vor allem die Filmszenen des Combat Veterans finde ich filmisch beeindruckend umgesetzt. Sie sind voller symbolischer Elemente und wirken auf mich albtraumhaft surreal. Dadurch erschaffen sie die perfekte Stimmung für das, was auf die Cutscenes folgt und inszenieren die gezeigte Figur auf interessante Art und Weise.
Hier seht ihr den Teaser Trailer zu Death Stranding mit einer Cutscene zum Combat Veteran:
Wem würde ich Death Stranding empfehlen?
Death Stranding ist nicht für jeden etwas. Wenn es darum geht, ein Game zum schnellen Zocken am Abend zu finden, bei dem nach einem anstrengenden Tag gedanklich abschalten möchte, wird man mit Kojimas Spiel wohl wenig Spaß haben.
Kritisiert wird von vielen, dass das Gameplay zu langweilig und eintönig sei und einige können mit der Erzählung des Spiels wenig anfangen (metacritic).
Dennoch kann ich Death Stranding empfehlen. Ich denke vor allem Gamer, die große Filmfans sind und denen eine gute Geschichte wichtig ist, können an dem Spiel ihre Freude haben.
Denn für mich war die Story, auch in etwas langatmigen Gameplay-Passagen, in denen ich Pakete auslieferte, immer ein Motivator dranzubleiben.
Zum anderen ist das Spiel für alle geeignet, die sich gerne mit tiefgründigen Themen beschäftigen und Spaß daran haben, die Bedeutung hinter den Dingen zu ergründen.
Auch wenn ihr keine Lust auf direkten Austausch mit anderen Spielern habt, dennoch ein Gefühl von Gemeinschaft im Game haben wollt, ist Death Stranding eine interessante Alternative zu typischen Multiplayer-Spielen.
Fast drei Jahre nach Release hat das Spiel für mich nicht an Aktualität verloren. Death Stranding plädiert dazu, als Gesellschaft an einer Krise zu wachsen und gemeinschaftlich besser aus dieser hervorzugehen, anstatt einander zu bekämpfen – eine Botschaft, die vielleicht momentan wichtiger ist, denn je.
Habt ihr Death Stranding schon gespielt? Schreibt es uns gerne in die Kommentare.
Fazit: Death Stranding ist spannend und voller Bedeutungen, wenn man sich die Zeit nimmt, genauer hinzusehen
Kojima kreiert in Death Stranding eine wunderbar surreale und komplexe Welt, die sowohl innerhalb der Geschichte, als auch auf der Metaebene viele Überraschungen bereithält: Plottwists, die die gesamte bisherige Handlung auf den Kopf stellen und tiefgründige Themen und Bedeutungen, die sich in Details verbergen.
Eigentlich ist es eine trostlose, postapokalyptische Welt, voller Tod und Einsamkeit. Gleichzeitig wird in Death Stranding eine Geschichte erzählt, in der es um Menschlichkeit und die Wichtigkeit von zwischenmenschlichen Beziehungen geht. Und das finde ich unglaublich schön.
Tatsächlich bewirkte der Multiplayer-Aspekt bei mir das, was Kojima wollte. Ich hatte trotz des indirekten Austauschs immer ein Gefühl von Gemeinschaft und war über die Hilfe der anderen Spieler im Game dankbar.
Mag sein, dass es auch daran lag, dass ich genau in Corona-Zeiten meine Masterarbeit allein in der Home-Uni geschrieben habe und mich das Thema daher voll abgeholt hat.
Aber Fakt ist, dass ich auch heute sagen kann: Death Stranding ist eines meiner absoluten Lieblingsspiele und ich würde es immer wieder als Masterarbeitsthema aufs Neue auswählen.
Marie Friske
Junior Editor bei MeinMMO
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Auf der PS4 Pro damals nicht durchgespielt und in der zweiten Chance am PC auch nicht durchgezogen. Eines der langweiligsten überhyptesten Games der letzten Gen was aber offensichtlich seine Fans gefunden hat.
Death Stranding hat mich sehr berührt. Sam mit seinen ganzen Eigenheiten. Sich nicht berühren lassen zu wollen oder quasi wider Willen die Pakete abliefern. Als RPler konnte ich mich sehr in Sam hineinversetzen, was vermutlich auch einiges über mich aussagt.
Ach ja: Wer auch immer mich in einem der Bosskämpfe so reichlich unterstützte… ob NPC oder Hinterlassenschaft eines Spielers, ich werde Dich nicht so schnell vergessen.
Eines der besten Games der letzten Jahre. Und das, obwohl man eigentlich nur Dinge von A nach B trägt. Muss auch mal wieder reinschauen
Es ist und bleibt der langweiligste Walking Simulator, da reicht eine schöne Landschaft nunmal nicht. Und da kann einem auch nicht der Bericht hier überzeugen. Das Spiel hat eine trostlose Landschaft, von den Begegnungen hat man so gut wie gar nicht, für mich war es damals Flop des Jahres und da ändert sich nix dran.
Überzeugt, ich hols mir nächsten Monat. Ich bin aktuell echt durch mit MMORPG und den stumpfsinnigen Mühlen darin und ich glaube DS könnte mich abholen.
Gönn dir einen Monat GamePass, da ist das mittlerweile auch drin und kostet dich nur 1€.
Ui danke dir für den Tipp! Ich hab die ganzen Abos nie auf dem Schirm. 😄
schade das im gamepass nicht die director cut edition ist :/