Ein deutscher Twitch-Streamer vermarktete sich als “Wohlfühl-Streamer”, bot einen vermeintlich sicheren Raum auf seinem Kanal. Nun werden Vorwürfe erhoben, er habe sich wiederholt übergriffig gegenüber Frauen verhalten und seine Reichweite ausgenutzt.
Anmerkung: Dieser Artikel erschien ursprünglich um 12:40, bevor das Statement von Nik alias Eistuete veröffentlich wurde. Wir haben den Artikel entsprechend aktualisiert.
Bei dem Titelbild handelt es sich um ein Symbolbild.
Was sind das für Vorwürfe? Am 8. März veröffentlichte der deutsche Streamer Philipp “Paarzival” einen Post zu seinem Twitch-Kollegen Nik alias Eistuete. Dieser soll vor allem Streamerinnen gegenüber wiederholt unangebracht aufgetreten sein.
Wie lief das ab? Wie Paarzival berichtet, soll Eistuete dabei immer wieder nach demselben Schema vorgegangen sein: In privaten Nachrichten schrieb er Streamerinnen an und verwendete vertrauliche oder unangenehme Kosenamen wie “Mommy”.
Anschließend soll er zu Fragen nach dem Alter und Beziehungsstatus übergegangen sein, Anrufe oder Treffen vorgeschlagen haben. Es sollen aber auch explizitere und übergriffige Sätze gefallen sein, darunter:
- “Wärst du nicht so jung, wär ich schon in Love” (an eine deutlich jüngere, aber offenbar volljährige Streamerin)
- “Ich hätte halt gern einmal Sex mit dir”
- “Hast dich aber nicht zum Twitch-Partner geschlafen, oder?”
Zudem soll Eistuete Streamerinnen Versprechungen gemacht haben. So soll er Angebote gemacht haben, Kontakte zu knüpfen, um die Reichweite der Frauen zu erhöhen (via Twitter).
Angesichts solcher Vorwürfe ist es umso wichtiger, Frauen eine Plattform zu bieten. Die Twitch-Streamerin Sandra Friedrichs setzt sich für Mental Health im Gaming ein und spricht im Interview mit MeinMMO darüber:
Betroffenen berichten von ihren Erfahrungen
Was sagen Betroffene? Auf Twitter sprechen Frauen über ihre eigenen Erlebnisse mit Eistuete. Wir haben hier einige Aussagen der Frauen gesammelt:
- “Danke fürs öffentlich machen. Er hat sich mir gegenüber auch sehr unangenehm verhalten. Bin dennoch schockiert, wie weit er bei anderen gegangen ist und enorm froh, ihn so früh abgeblockt zu haben. WTF einfach.” (via Twitter)
- “Meine Hemmschwelle ist sehr hoch, wenn mich solche Sachen betreffen und selbst der Satz: […] ich würde jederzeit mit dir vögeln […] hab ich tatsächlich eher wegignoriert. Es tut mir für alle Betroffen leid und denen es damit nicht gut geht! Viel Kraft an alle” (via Twitter)
- “Danke. Danke fürs Aufklären. Auch ich habe von ihm Nacktbilder erhalten. Als ich versucht habe, den Mund aufzumachen, wurde ich direkt überall geblockt und man wollte mir leider nicht glauben. Danke für den Text!” (via Twitter)
- “Nachdem ich ein paar mal Among Us bei euch mitgespielt hatte, addete er mich darauf hin. Die fünfte Nachricht war die Frage, wie alt ich bin und ob ich Single wäre, damit er sicher sein kann, wie flirty er mir gegenüber sein darf.” (via Twitter)
- “Die Frage, ob ich Single wäre und wie flirty er sein darf, fiel bei mir auch schnell. Nachdem ich sagte, ich sei vergeben, meinte er, dass er dann nicht baggern würde – höchstens Komplimente. Keine 24 Stunden später kam die Frage, ob ich mit ihm vögeln würde, wenn ich Single wäre.” (via Twitter)
Andere, die selbst nicht betroffen waren, zeigen sich erschüttert vom Verhalten des Streamers. Viele bedanken sich bei Paarzival für die Aufklärung und erklären, von Eistuete getäuscht worden zu sein (via Twitter).
Als Reaktion auf das Bekanntwerden der Vorwürfe kam es offenbar auch zu Falschbehauptungen, der Streamer habe sich auch Minderjährigen gegenüber unangebracht verhalten. Paarzival selbst distanziert sich von diesen Behauptungen: Ihm sei kein solcher Fall bekannt.
Auch verurteilt er die Verbreitung von Hass und das Veröffentlichen privater Informationen des Streamers:
Ich möchte hier noch mal massivst betonen, dass Hass, Doxxing und das Verbreiten von Falschinformationen niemals ein Mittel sind. Das ist falsch und absolut zu verurteilen. Bitte reißt euch am Riemen. Ein vernünftiger Umgangston ist Key!
via Twitter
Als Doxxing bezeichnet man das Zusammentragen und anschließende Veröffentlichen personenbezogener Daten aus dem Internet. Dies steht im Zusammenhang mit bösartigen Absichten gegenüber den Betroffenen
Eistuete war in der Kunst-Community auf Twitch beliebt
Dafür ist der Streamer bekannt: Eistuete wurde vor allem mit Streams zu dem Zeichen-Spiel Gartic Phone bekannt, einer Art Mischung aus Stiller Post und Montagsmaler, bei der Spieler sich lustige Sätze ausdenken und diese dann zeichnen.
Er vermarktete sich selbst als Wohlfühl-Streamer. Auf seinem Twitch-Kanal wurden Zuschauer mit “Willkommen in deinem Safespace” begrüßt. Auf Twitch hat der Streamer 9.700 Follower und erreichte im Schnitt zwischen 200 und 300 Zuschauer (via sullygnome).
Mit Gelartio war Eistuete zudem eng mit einer weiteren Kunst-App verknüpft. Dort sollen laut Website Kunstbegeisterte auf spielerische Art und Weise ihr Können zur Schau stellen und mit der Community teilen – im besten Fall könnten sogar bezahlte Aufträge dabei herauskommen (via gelart.io).
Wie weit genau der Streamer in die App involviert war, ist unklar. Er selbst soll Gelartio als “seine App” bezeichnet haben. Einer der Entwickler erklärt auf Twitter, man sei unabhängig von Eistuete, er sei zwar am kreativen Prozess, jedoch nicht an der Entwicklung beteiligt gewesen:
Naja er hat das Projekt initiiert und die Idee ist über seine Gartic Phone Streams entstanden. Er war auch der erste und häufigste Nutzer.
— Florian Maul (@fmaul) March 9, 2023
Trotzdem ist die App in der Hand von uns Entwicklern, die sehr viel Zeit und Hertzblut darin investiert.
In einem Twitlonger distanziert sich das Team von Gelartio von dem Streamer.
Streamer streitet Vorwürfe nicht ab
Was sagt Eistuete selbst zu den Vorwürfen? Noch am selben Abend veröffentlichte der Streamer einen Tweet zu den Vorwürfen. Darin bat er sich Bedenkzeit aus, um angemessen reagieren zu können. Er stritt die Vorwürfe jedoch nicht ab.
Update 21:15 – Am 10. März folgte ein ausführlicheres Statement via Twitter. Darin erklärte der Streamer, die volle Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Es sei nie seine Absicht gewesen, Menschen zu verletzen oder zu belästigen.
So geht es jetzt weiter: Eistuete verkündete, als Konsequenz seines Verhaltens mit dem Streamen aufzuhören und sich aus der Öffentlichkeit zurückziehen zu wollen. Er werde allerdings an sich und seinen Kommunikationsfähigkeiten arbeiten (via Twitter).
Mittlerweile sind sämtliche Bilder und Videos aus seinen Accounts auf Twitch und Twitter verschwunden. Es scheint, als wollte sich der Streamer erstmal aus der Öffentlichkeit zurückziehen.
Während des Verfassens dieses Artikels ging die Website von Eistuete offline [Stand: 10. März, 12:40 Uhr].
Eigentlich eh sinnlos unter irgendwelchen News hier auf mein-mmo.de zu posten bei denen es um weibliche Streamer, Gamer und ihren schweren Stand im Leben geht.
100% dieser News sind von der selben Autorin. 80% davon von vorn herein für Kommentare gesperrt aus Angst vor Antworten die nicht der Meinung der Autorin entsprechen und bei den restlichen 20% werden einfach alle unerwünschten Kommentare ausgeblendet. (2 von 6 Kommentaren sind für mich hier sichtbar).
So geht Framing.
Hier wilde Mutmaßungen als Tatsachen hinzustellen und im gleichen Atemzug von Framing zu sprechen, ist schon abenteuerlich 😀
Ob die Kommentare offen bleiben oder geschlossen werden, ist eine redaktionelle Entscheidung und hängt davon ab, ob wir mit einer produktiven Diskussion rechnen und davon, wie hoch wir den zeitlichen und personellen Aufwand einschätzen.
Fürs Löschen bin ich nicht zuständig, denn wenn ich hier den ganzen Tag meine tyrannische Meinungs-Herrschaft in den Kommentaren durchsetzen würde, käme ich nie zum Schreiben.
Ich kann dir aber sagen, dass hier genau 1 Kommentar entfernt wurde, womit eben auch 3 Antworten, inklusive meiner eigenen, verschwunden sind. Nicht hinter allem steckt eine woke Verschwörung.
Damit werde ich hier jetzt auch dicht machen, schönes Wochenende allerseits 🙂
Ach Herrje. Der Schmerz endet nie. Zum Glück kenn ich ihn nicht gut. Nen Fall Currywurst 2.0 muss echt nicht sein. Lernen die Menschen nicht oder können sie ihren Urinstinkt nicht im Griff halten?
Das über sich selbst (und seinen Kanal) zu behaupten, ist schon irgendwie ziemlich sus.