Der Streamer Brandon „Atrioic“ Ewing ist seit 2011 auf Twitch und auf YouTube aktiv, hat sich über die Jahre seine Kanäle aufgebaut. Doch Twitter-Nutzer haben ihn jetzt dabei erwischt, wie er in einem Stream auf eine Seite geklickt hat, auf der bezahlte „Deepfakes“ von Twitch-Streamern zu sehen waren. Das ruinierte ihm Ruf und Karriere.
Wobei wurde der Streamer erwischt?
- Am 30. Januar ging ein Clip herum, in dem zu sehen war, dass der Twitch-Streamer Atrioc einen Tab in seinem Browser offen hatte, der eine Deepfake-Webseite zeigte (via twitter). Es waren Montagen zu sehen, die auf berühmten Twitch-Streamerinnen basieren. Die Bilder und Videos waren pornografisch. Mittlerweile ist der Clip gelöscht – es wurde weitgehend versucht, die Verbreitung des Clips und der Seite einzudämmen.
- Die Webseite ist ähnlich wie OnlyFans aufgebaut, wie Kotaku weiß: Es erfordert ein Abonnement, um die Bilder zu sehen. Daher war klar, dass Atrioc für den Service bezahlt haben musste.
- Heikel ist zudem, dass Atrioc mit einigen der Twitch-Streamerinnen, die in Deepfakes pornografisch dargestellt wurden, befreundet ist, und sie erst durch diesen Fehler davon erfahren haben, dass es die Webseite gibt. Betroffene Streamerinnen wie QTCinderella zeigten sich zutiefst schockiert und betroffen, dass es solche Bilder gibt.
Twitch-Streamer betont, dass er eigentlich ganz anders ist, sich für Frauen einsetzt
Das sagt der Streamer: In einem Twitch-Stream erklärt Atrioc seine Situation. Der Twitch-Streamer sagt, er habe über Jahre versucht, dafür zu sorgen, dass sich gerade Frauen auf Twitch wohlfühlen.
Er habe sich immer gegen sexistischen Sachen eingesetzt, toleriere das nicht, banne sexistische Sprüche, sobald er sie sehe.
Erst nach Deepfakes recherchiert, dann auf Porno-Seite die falsche Werbung geklickt
Wie kam es dann zu dem Vorfall? Die Sache sei jetzt ein einmaliges Ereignis gewesen. Es sei um 2 Uhr nachts und die Freundin sei nicht in der Stadt gewesen:
Es war 2 Uhr nachts und ich hab so scheiße viel über Künstliche Intelligenz gelesen, über Deepfake-Musik, Deepfake-Kunst und ich bin in diesen verdammten Discords. Das ist alles so peinlich. Ich war auf der verdammten Pornhub-Seite, auf einer ganz normalen Webseite, und da war eine Werbung, es war diese Werbung auf jedem verdammten Video – also müssen auch andere Leute draufklicken, weil es auf jedem Video war.
Der Streamer betont, er sei der “most Vanilla guy”, der “normalste Typ”, und würde sowas nie wieder tun. Es tue ihm so leid.
Die Freundin von Atrioc, die weinend neben ihm im Stream saß, ergänzt: Eine Paywall würde ihren Freund nicht aufhalten, es sei normal, dass er sich durch solche Walls kaufe – das habe nichts zu bedeuten.
Wenn ihr Freund sage, er werde das nie wieder tun, dann glaube sie ihm.
Twitch-Streamerin lässt Seite schließen – Atrioc will dafür zahlen
Was ist mit der Webseite? Wie die Seite Vice schreibt, hat der Betreiber dieser Webseite mittlerweile die Inhalte vom Netz genommen und eine Entschuldigung veröffentlicht. Es heißt, es sei „augenöffnend gewesen“, wie es Atrioc ergangen ist, nachdem man ihn erwischt hatte. Erst da wurde dem Betreiber der Seite offenbar klar, was er da genau ins Netz stellt …
Atrioc selbst erklärt (via twitter), die Schließung war wohl nicht so freiwillig, wie der Betreiber das darstellt. Die Webseite sei durch den Einsatz der Streamerin QTCinderella und einer Anwaltskanzlei geschlossen worden.
Atrioc sagt, er werde die Kosten der Schließung übernehmen und auch Frauen finanziell unterstützen, die juristische Hilfe benötigen.
Um zu zeigen, dass er sich darauf konzentrieren will, werde er aufhören, Inhalte zu produzieren. Jedenfalls für eine Weile.
Wie wird das diskutiert? Sehr viele Streamer und Content-Creator haben den Fall mittlerweile thematisiert. Von Forsen, über xQc bis hin zu Bodybuilder Knut und HasanAbi haben sich viele Streamer zu dem Clip geäußert.
Auch die betroffenen Streamerinnen haben darüber gesprochen, so dargestellt zu werden, allen voran QTCinderella.
Bei der Diskussion fällt auf, dass gerade kontroverse Content-Creators wie Keemstar sich darüber zu freuen scheinen, dass mit Atrioc ein „eigentlich netter Typ“ mit sowas jetzt auffällt (via Twitter).
Es heißt dann: Gerade die Leute, die so tun, als seien sie Frauenfreunde, seien die eigentlich Perversen auf Twitch.
Atrioc sagt: Einige Leute hätten ihm auch ihre Unterstützung in der Sache zugesagt. Was er gemacht habe, sei gar nicht falsch, dafür müsse er sich nicht entschuldigen. Zu den Leuten möchte er sagen: „Scheiß auf euch. Ganz ehrlich, ich will eure Unterstützung nicht. Ich bin nicht auf eurer Seite.“
Das Verhalten von Atrioc schockiert so viele – und ihn selbst -, weil man es so gar nicht von ihm erwartet hat. Bei anderen Streamern schien ein Zusammenbruch der Karriere nur eine Frage der Zeit zu sein:
Streamer ruiniert sich offenbar 11 Jahre Karriere in 14 Sekunden – Twitch bannt ihn permanent