“Der ganze Nebenkram” – Was Mass Effect: Andromeda zu bieten hat
Es gibt viel zu tun in Andromeda, vor allem abseits der Hauptmission. Doch kann das begeistern? Ist das nur generischer “Renn von A nach B”-Unsinn? Und wie sind die Dialoge im Spiel? Interessant oder nur Gelaber?
Nebenmissionen – Viel zu tun … manchmal zu viel
Die Planeten von ME:A sind prall gefüllt. An jeder Ecke gibt es etwas zu erledigen, zu erschießen, zu entdecken oder zu erforschen. Oft ist man schier überwältigt von der Anzahl der Nebenmissionen, die einem angeboten wird. Alle abzuschließen, bevor man die nächste Hauptmission angeht, erscheint blanker Wahnsinn zu sein.
Die Qualität der Nebenmissionen schwankt. Es gibt einige, die uns einfach kreuz und quer über den Planeten schicken, um Dinge zu finden – Leichen, Mineralien, Pflanzen, Andenken. Diese Quests wirken zwar lästig, dienen aber als „Brotkrumen“-Quests, die uns wiederum zu neuen Aufgaben führen. Gegenwärtig habe ich mehr als 50 offene Missionen in meinem Questlog und könnte noch 7 weitere annehmen. Wer in Andromeda so schnell „Nichts zu tun hat“, der schaut einfach nicht genau genug hin.
Viele Nebenquests überraschen jedoch. Während einer eigentlich langweiligen „Ja, geh mal in die Wüste und stell ein paar Bohrer auf, damit wir Wasser bekommen“-Quest, kommt es zu interessanten Entwicklungen.
Ein paar Verbannte wollen einen der Bohrer haben, um Gas fördern zu können, das sie dann verkaufen, um nicht zu verhungern. Beim letzten Bohrer wird es sogar noch schlimmer. Wir wecken ein riesiges Konstrukt der Remnant, welches sich als dicker Bosskampf entpuppt, der meiner Ryder gleich mehrfach die Lebenslichter ausgepustet hat.
Gespräche – So viel, wie man will
Wie in Mass Effect üblich, können wir auch in Andromeda mit Charakteren lange und ausgiebig sprechen. Selbst der unwichtigste Nebencharakter aus „Sidequest 254“ hat mehrere Dialogoptionen, die uns Details zu seinen Motiven, Ansichten und Handlungen verraten. Bei den relevanten Charakteren, die wichtig für die Hauptstory sind, hat man oft sogar bis zu 10 Optionen, um weiter nachzuforschen. Das ist jedoch niemals Pflicht.
Wer nur „die nächste Mission“ im Blick hat, der forscht nicht weiter nach und klickt sich durch die relevanten Optionen, die immer mit einem Pfeil markiert sind. Wer jedoch nachforscht (durch Fragezeichen gekennzeichnet), erfährt viele Details, die gelegentlich sogar in einer weiteren Sidequest münden. Pflicht ist das aber nicht. Wer will, kann stundenlang mit Charakteren reden. Wer das nicht will, stürzt sich gleich in den nächsten Kampf.
Die philosophische Seite
ME:A hat, von all der Space-Action und Erforschung mal abgesehen, auch einen Aspekt, der ziemlich zum Nachdenken anregt. Oft steckt der Teufel im Detail und immer wieder bekommt man das flaue Gefühl im Magen, wenn man nachvollziehen kann, was für Entscheidungen die Menschen hier getroffen haben.
Mal geht man durch das Cryo-Labor, wo ein Mensch erzählt „Wow, wenn wir der Milchstraße hiervon erzählen, meine Familie wird sich so freuen“, bevor ein Wissenschaftler nüchtern feststellt „Es sind 600 Jahre vergangen. Niemand in der Milchstraße erinnert sich noch an uns. Alle Menschen, die du jemals kanntest, sind schon lange tot.“
Oder wenn Suvi, die Navigatorin der Tempest, uns zu einem Tee einlädt und melancholisch feststellt, dass dies hier die letzten Teeblätter sind, die sie von der Erde mitgebracht hat. Danach gibt es diesen Tee nicht mehr und wird ihn nie wieder geben – denn diese spezielle Pflanze gibt es in Andromeda nicht.
Wirklich faszinierend sind jedoch die Weltraumszenen, wenn von einem Planeten zu einem anderen reist. Noch nie zuvor hatte ich das Gefühl, so klein und unbedeutend zu sein und die Größe einer Galaxie so stark spüren zu können. Wenn man in den kurzen Sequenzen durch Asteroidenfelder gleitet und sieht, wie der ausgewählte Planet langsam näher kommt – das ist ein Gefühl von „Science Fiction“, das selbst Serien wie Star Trek oder die Star Wars-Reihe nie vermitteln konnten.
Davon abgesehen helfen auch die Entscheidungen, bei denen es selten „gut“ und „böse“ klar voneinander getrennt gibt. Die Auswahlmöglichkeiten sind fast immer grau und alle Seiten zufriedenzustellen, gelingt nur in den wenigsten Momenten. Überlasse ich einen Trupp Salarianer den Tod und rette die Kroganer? Die Kroganer sind Freunde von meinem Teammitglied Drack, haben sich die Gefahr aber ausgesucht, während die Salarianer entführt wurden. Egal wie ich mich entscheide, irgendwer wird mächtig sauer sein und das Gefühl die falsche Wahl getroffen zu haben – egal was ich tue – ist erdrückend.
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“War Bioware jahrelang Rollenspiel Vorreiter und Wegbereiter, ist man mittlerweile nur noch ein Mitläufer. Auch weil man im Gegensatz zur Konkurrenz das Risiko scheut und daher stagniert.” – 4players
Cortyn würdest du das so unterschreiben?
Ansonsten hat 4p 78 Punkte vergeben was für ihre Verhältnisse heißt, dass man es durchaus spielen kann.
Hm, find ich schwierig. ME:A ähnelt natürlich den Vorgängern, aber das war vom Grundprinzip immer so – da hält man ja auch an etwas fest, dass Fans der Serie mögen.
Es kommt sicher auf den Standpunkt drauf an. Und ich frage mich zu dem welche Konkurrenz gemeint ist. Ohne Beispiel ist es für mich eher eine subjektive “Worthülse” /Floskel.
The Witcher 3 basiert ja zum Beispiel bis auf Gwent auch auf seine Vorgänger. Klar fand eine allgemeine Weiterentwicklung statt, aber wirklich bahnbrechend neues gab es auch nicht.
Und klar hat Bioware in den letzten Jahren kein neues Franchise geschaffen. Dragon Age und Mass Effect wurden abgeschlossen und statt die Gelegenheiten für ein neues Setting zu nutzen haben sie auf etwas bewährtem aufgebaut. Wobei man den Entwicklern nicht immer die Schuld dafür geben kann, der Publisher hat ja auch immer ein Wörtchen mitzureden. Ob die Entwickler lieber etwas neues geschaffen hätte und ihnen Andromeda nur vorgesetzt wurde werden wir wohl nie erfahren.
BioWare hat doch vor einer Weile ein neues Franchise angekündigt. Da arbeiten sie schon dran.
Wenn es Cortyn nicht macht… Ich unterschreibe dir das 😉
Ich finde das Spiel toll aber es ist halt nichts wirklich spezielles, oder sonderlich innovatives. Das ist keine Kritik ich mag Mass Effect lieber so traditionell wie möglich.
Ich finde es eh mutig und toll von Bioware das sich noch ein Mass Effect gemacht haben.
Ich befürchtete schon dass das Thema Mass Effect nach dem dritten Teil vom Tisch wäre.
Die Community hatte sich echt wie die grössten Untermenschen benommen. Das war echt zum schämen kein Wunder macht man jetz kaum Experimente.
Respekt an den Verfasser, danke für den aufwändigen Artikel 🙂
Also ich habe das Spiel noch vor Ablauf des Trials deinstalliert. Durch den Artikel werde ich trotzdem nochmal reinschauen, will wissen was da noch gutes kommt 😛 Die ersten Stunden war ich echt schockiert.
Das klingt ja nun doch alles ganz gut, werds mir auch direkt zulegen!
Mega Game! This Is It!
Danke für den tollen Test. Ist sehr angenehm zu lesen und schafft es auffällig präzise die Kritikpunkte, nicht nur anzusprechen, auch einzuordnen.
Nach 12 Monaten Division-Grind kommen mir Story und Charaktere gerade recht. Und dank deiner Arbeit bin ich mir jetzt sicher, mit ME:A (neben Horizon) bestens aufgehoben zu sein.
Freu mich wie ein kleines Kind an Weihnachten. Mass Effect ist ein super Game. Ich habe Teil 1 – 3 öfter durchgespielt und mir haben alle sehr gut gefallen.
Hmm habe gerade in den Komentaren unter einem ME:A Artikel einer US Seite gelesen,
das neben den bereits bekannten Animationen
auch die engl. Sprachausgabe bemängelt wird.
Von schlechte deutsche auf schlechte engl. zu wechseln,
wäre dann den Teufel mit dem Belzebub austreiben.^^
Allein die Einleitung dieses Artikels bringt es auf den Punkt. Das Spiel wird genau zum Ende der Trial sprungartig besser 🙂 Genau nachdem man durch die Tür gegangen ist… so in etwa. Achja, hab die Vollversion bereits mit einem koreanischen VPN aktiviert und zock fröhlich dahin 🙂
Welche VPN kannst du da empfehlen? Würde auch gerne direkt loslegen, habe heute frei 🙂
Gibt dazu eh schon diverse Guides mit Empfehlungen. Ich hatte von früher noch SoftEther auf der Platte. Das Ding erledigt seinen Job. Wurde nach der Aktivierung sowieso gleich wieder deaktiviert.
Für die Sicherheit übernehme ich hier allerdings keine Gewähr 🙂
Ja, das mit der Minimap hat mich auch extrem gestört. Ständig musste ich “M” drücken, um die Karte aufzurufen. Das beste ist ja, dass man unlogischerweise der Karte anschließend nicht wieder mit der Taste “M” schließen konnte. Stattdessen muss man “Esc” drücken. Wird dann aber nicht wieder direkt ins Spiel geworfen, sondern ins übergeordnete Menü (mit Speichern, Laden, Inventar, etc.).
Auch toll ist es Punkte für Fähigkeiten zu verteilen und die Punktverteilung mit “Esc” bestätigen zu müssen. Während in anderen Menüs Bestätigung mit “enter” durchgeführt werden müssen und “Esc” die Änderungen verwirft. So viel zum Thema, das ist kein Konsolenport, wir entwickeln eine eigenständige Version für den PC…
Das Spiel hat so viele qualitative Schnitzer, dass sie froh sein können, dass mir das Gesamtwerk trotzdem gut gefällt. Werde es mir am Wochenende für nen 40er holen. Da mach ich sicher nicht viel falsch.
Ein echt gelungener Artikel. Ich habs eh vorbestellt und die ganzen negativen Dinge schrecken mich nicht ab. Ich bin mir sicher, dass es mir gefällt. Und dein Artikel hat mir den Rest bzw. die Bestätigung gegeben. Und die vielen Nebenmissionen stören mich gar nicht. Fand die beim Witcher und jetzt bei Horizon sehr angenehm und ich Level halt gern 😉
Bis Donnerstag!!!
Als Mass Effect Fan der ersten Stunde, haben mich diese ganzen negativen Meldungen doch sehr erschrocken….
Wegen der Spoilern hab ich nur das Fazit gelesen, und es lässt mich wieder aufatmen, danke dafür!
Preload fertig, kann Donnerstag werden, möglichst noch vor 10 Uhr
Och nö, wieder diese ur-langweilige Ressourcen-Sammelei ? Da ist es bei mir vorbei, bevor es angefangen hat.
Hatte die ganze Zeit die Hoffnung das es besser ist als der Ruf in den letzten Tagen und ist zum Glück wohl auch so. Die Wartezeit verkürz ich mir nun noch mit der Mass Effect Apex HQ App und schicke meine Einsatztrupps auf Missionen 😀
Ich bin direkt zum Fazit gesprungen und da steht genau das was ich mir erhofft hatte. Jetzt wird das Warten noch schwieriger, auch wenn es ab jetzt nur noch genau 48h sind, bis ich auf der PS loslegen kann. ????
Schöner Testbericht. Das beruhigt mich ziemlich, bislang hab ich eigentlich noch nicht viel positives über das Spiel gehört. Ich hoffe mal das nach dem Durchspielen noch ein Update mit endgültigen Fazit folgt (und das hoffentlich nicht an einem Mittwoch 😉 ).
Davon kannst du ausgehen.
Danke für diesen ausführlichen, toll geschrieben Test! Ich habe mehrere Tagen überlegt, ob ich meine Vorbestellung stornieren soll. Gerade einige der heutigen Tests haben mich doch arg ins Grübeln gebracht.
Aber mit Deinem Test hast du es tatsächlich geschafft, meine Vorfreude zurück zu holen. Und ich habe jetzt doch ein bisschen den Eindruck, dass so einige Tester MEA wie einen Shooter gespielt haben und denen die ganzen Kleinigkeiten (wie die Gespräche auf dem Schiff, scheinbar langweilige Fetch Quests, aus denen interessante kleine Geschichten entstehen, die Persönlichkeiten der Begleiter usw) gar nicht aufgefallen sind. Überall liest man nur “DAI im Weltall”…
Ich denke, da kann ich über die Negativpunkte hinwegsehen und freue mich auf Donnerstag 🙂
Eigentlich hast du geschafft, genau das in Einzelheiten zu beschreiben, auf was ich bei dem Game aus war. Hätte ich es nicht schon gekauft wäre es eine phantastische Kaufempfehlung für mich. Danke dafür.
Also ich lese den Artikel nicht wegen Spoiler ????
Spitzen Artikel Cortyn , Danke dafür .
Meine Finger bluten ein bisschen und meine Augen auch. Aber ich muss einfach noch eine Nacht spielen… – Gerne, dafür mach ich das ja 🙂
Bei den Gesichtsanimationen würden mir auch die augen bluten xD
Ja schätz dich glücklich mit dem Vollversion Privileg . Mir hat der Artikel definitiv geholfen,dem Kauf positiver gesinnt zu sein .
Klasse Arbeit, der Test! Schön umfangreich, und insbesondere sehr löblich, dass du nochmal extra auf die Kritikpunkte eingegangen bist. Da wird so einiges relativiert, bzw. so betrachtet, dass man sich selbst ein Urteil bilden kann. So Tests, wie diesen, könntet ihr/du gerne häufiger machen.
Kommt vermutlich nicht an no mans sky größe heran, aber so wie es geschildert wird ist es vermutlich in fast allen dingen besser. Mal vielleicht abgesehen vom Base building aspekt xD