Ehemaliger Mitarbeiter von Lost Ark zeichnet düsteres Bild von Amazon: „Eine Kultur des Anschwärzens“

Ehemaliger Mitarbeiter von Lost Ark zeichnet düsteres Bild von Amazon: „Eine Kultur des Anschwärzens“

Im Forum von Lost Ark war kurzzeitig ein Thread zu finden, den der Games Specialist Mateo erstellt hat. In diesem gab er seinen Abschied bekannt und äußerte sich sehr negativ über den Job bei Amazon. Er kritisiert die Arbeitskultur, fehlende Boni und fehlende Leidenschaft. Der Thread wurde gelöscht, doch Screenshots davon finden sich im reddit.

Was sagt der Mitarbeiter? In seinem Forenbeitrag kritisiert Mateo die Firma Amazon vor allem für vier Dinge:

  • Den geringen Handlungsspielraum des Kundenservices
  • Fehlende Boni oder Gehaltsanpassungen
  • Die schlechte Arbeitsatmosphäre und eine “Kultur des Anschwärzens”
  • Fehlende Passion des Studios und starker Fokus auf Zahlen und Finanzen

Laut Mateo sei es für viele ein Traum, in der Gaming-Branche zu arbeiten. Aber viele der Mitarbeiter, die bei Amazon Games angestellt sind, seien enttäuscht von ihrem Job.

Der Thread war nur eine kurze Zeit online und wurde dann gelöscht. Einen Screenshot von seinem Post findet man aber unter anderem im reddit. Dieser Thread wurde jedoch mit Google Translate übersetzt. Den deutschen Original-Beitrag findet ihr auf web.archive.org.

Wenig Spielraum bei der Problemlösung und Frust durch schlechtes Arbeitsklima

Was kritisiert Mateo genau? Der Games Specialist beginnt in seinem Abschiedsbeitrag damit, dass er den Spielern erklärt, welchen Handlungsspielraum die Leute bei der Kundenbetreuung haben. Laut ihm sei dieser stark begrenzt:

  • Sie könnten Leute an einen anderen Ort teleportieren
  • Sie könnten Charaktere wiederherstellen (unter bestimmten Umständen)
  • Als dritte Option schauten sie in den Standard-Guide zum Spiel und gäben nur Tipps, die man auch online – etwa bei Google – nachlesen könnte.

Als zweiten großen Kritikpunkt nennt er die Wertschätzung von Amazon. So soll es keine Boni geben, etwa Spiele von Amazon umsonst, und auch keine Gehaltsanpassungen durch die derzeit hohe Inflation.

Doch auch abseits von materiellen Dingen soll die Wertschätzung der Mitarbeiter nahezu nicht vorhanden sein, was sich negativ auf das Arbeitsklima auswirkt:

Als Mitarbeiter ist man hier nicht relevant, das wird auch recht offen so kommuniziert und es wird auch immer eine Kultur des Anschwärzens gefördert und gefordert. Ein ganz schreckliches Arbeitsklima aus meiner Sicht, ich kann das niemandem empfehlen.

Mateo betont: Wenn ein Mitarbeiter sage, er könne den Ärger, den der Spieler gerade erlebt, verstehen, dann soll das tatsächlich so sein. Auch die Kundenbetreuer sollen ständig von den Umständen enttäuscht sein.

Fehlende Leidenschaft und zu großer Fokus auf Zahlen

Wie sieht er Amazon Games allgemein? Neben der Kritik, die seine Position in der Firma ganz persönlich betrifft, spricht er auch über die generelle Ausrichtung von Amazon Games. Hier kritisiert er, dass Leidenschaft fehle und sich zu sehr auf Zahlen fokussiert würde.

Er glaubt, dass Amazon deshalb niemals großen Erfolg in der Gaming-Branche haben werde, weil alle talentierten Mitarbeiter mit Passion schnell feststellen würden, dass sie hier nicht weit kommen und das Studio verlassen:

Amazon ist rein monetär getrieben ist und Spiele keine Leidenschaft sind. Andere Spieleanbieter haben auch Probleme, aber die wirklich erfolgreichen haben alle eins gemeinsam: Die Leidenschaft, die dahintersteht […].

Was Amazon nie verstanden hat und vermutlich nie verstehen wird ist: Ausschließlich nach Logik und Zahlen zu handeln funktioniert im Handel oder Produktion. Games und Gamer sind aber etwas, für das man Leidenschaft benötigt.

Spieler hatten gehofft, bei Amazon Games sehe alles anders aus

Wie reagiert die Community auf den Thread? Die meisten Kommentatoren im reddit zeigen sich bestürzt über die Aussage, auch wenn viele nicht vollkommen überrascht sind. Rund um Amazon gab es immer wieder negative Berichte, was die Arbeitsbedingungen angeht (via Business Insider). Viele hofften jedoch, dass es wenigstens bei der Gaming-Sparte besser aussehen würde.

Dass es bei Amazon Games aber ebenfalls ein schlechtes Arbeitsklima gibt, findet der Nutzer coldfries “wirklich sehr traurig”. Der Nutzer Laxxz schreibt: “Nichts, was die Leute nicht vermutet haben, aber es ist etwas verdammt anderes, wenn es in gelber Schrift geschrieben steht.”

Einige bewundern Mateo für den Thread, immerhin verstieß er damit wohl gegen interne Richtlinien. Andere kritisieren ihn aber auch dafür, dass er im Nachhinein schmutzige Wäsche offen in den Foren wäscht.

Was sagt Amazon? Bisher gibt es noch kein offizielles Statement von Amazon. Wir von MeinMMO haben das Studio bereits kontaktiert und um eine Stellungnahme gebeten.

Kritik an der Bezahlung seines Studios äußerte zuletzt auch ein Mitarbeiter von Star Citizen:

Mitarbeiter sagt: „457 Mio €“-MMO Star Citizen zahlt so mies, dass Angestellte wieder zu ihren Eltern ziehen müssen

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Nobody11342

das war nun echt kein wunder, dass es bei AGS so schief läuft.

habe selbst im Kundensupport für AGS speziell gearbeitet und ich kann euch sagen, dass es anfangs noch dümmer war, als das, was der Mateo geschrieben hat.

ganz speziell bei New World konnten wir nichts machen, nichts außer “Leute bannen, entbannen und den Charakter bannen (Charakter bann führt meist zu einem name change).

alles andere musste an die devs selbst weitergereicht werden. Da könnt ihr euch vorstellen, wenn wöchentlich zehntausende Anfragen kommen, können die Themen gar nicht bearbeitet werden. Gab dann super Wartezeiten von 3 wochen.

Stellt euch die Wartezeit vor, wenn jemand zu viel Gold abgezogen bekommen hat. Ja, da kam dann generell nach 3 wochen von den Devs “Ja, können wir nicht mehr nachvollziehen, ist zu spät”. Das mussten wir dann dem Kunden erklären und dann mussten wir noch nachfragen, wie sie den Service fanden, obwohl uns allen klar war, dass unser service absolute Scheiße war.

Was ich aber nicht vergessen werde, war die Aussage eines LVL 5 Mitarbeiters.
Ich habe mich nämlich drüber beschwert, dass das Spiel viel zu viele Bugs hatte. Und i shit you not, er haute einfach raus “Ja, das spiel kostet nur 40€. Da kann man nicht erwarten, dass es so gut läuft wie ein Spiel, für das man monatlich 15€ zahlen muss.”

Diese Aussage wurde mehrmals wiederholt auch bei ein paar Meetings.

Auch war speziell zu New World Zeiten die Devise: Abwarten.

Deswegen gab es von uns auch immer den Kommentar “Warten wir auf nächstes Jahr, wenn die Statistiken erstellt wurden.

Es lief so vieles schief, dass es viele Mitarbeiter die komplette Motivation genommen hat.. und die, die Bänne verhängen sollen, waren zu 50% damit komplett überfordert.

Achja: Nein, es gab kein automatisiertes Bann system, das waren generell die überforderten Mitarbeiter, die dann fremdsprachige Texte bewerten sollten. Sehen sie in nem deutschen Text eine Beleidigung, gab es eben nen Bann.

jetzt wo ich so drüber nachdenke, bin ich nicht ganz unglücklich, nicht mehr zu arbeiten.

JahJah

Wundert mich ehrlich 0, wenn ich schon jedes mal wenn der Amazon eigene Lieferdienst mir was brachte, kurz darauf eine Email bekomme wo man den armen Kurier auch noch bewerten kann… Kann man sich schon denken was ein toller Arbeitgeber Amazon ist. Warum sollte das bei Amazon Games andrrs sein, man sieht ja was sie aus New World machen, nichts außer Geld zählen.

Coreleon

Gibt zu Amazon Games schon ewig eine Menge Leaks von Mitarbeitern, UEG hat davon etliche auf YT veröffentlicht. Das wundert dann nicht das es da so läuft und ist eigentlich auch bekannt.
Zudem sind die ganzen Positionen dort wohl auch mit Leuten besetzt worden die keine Ahnung von Games haben, die kommen dann aus den Sparten Prime Video oder Kindle und meinen das man die Gaming sparte genauso führen kann.
Ist halt egal wie gut die Devs sind wenn deren Chef sagt “ne, weiß zwar nicht worum es geht aber wir machen das jetzt so wie ich will…” dann fährt man die Bude gegen die Wand. ^^

Und ab welchem Job hat man Wertschätzung verdient? Wer zieht die Grenze? Du? Warum? Welcher Job ist mehr wert als ein anderer? Und welcher ist der andere?

Selten so eine anmaßende Haltung erlebt

Naja wer hätte gedacht das Amazon seine Mitarbeiter im Gaming zweig genauso mies behandelt wie die anderen Mitarbeiter und Sub unternehmen….

Amazon ist nun das was es ist……

Phinphin

Hat er tatsächlich geschrieben, dass er es schade findet, dass er für New World Geld ausgeben musste, weil das Spiel so schlecht sei, dass nicht mehr die Leute die im Entwicklerstudio sitzen es spielen wollen?

N0ma

Kritiker bemängeln:
“Amazon ist rein monetär getrieben”
Ex Angestellter sagt:
“Fehlende Boni oder Gehaltsanpassungen”
😉

Threepwood

PS: Bei Amazon muss man sich mal “Gamification bei den Lagerarbeitern” z.B. in den USA anschauen. Das sagt eine Menge darüber aus, was der Konzern hinter AGS so mit Spielen treibt.

Luripu

“Was Amazon nie verstanden hat und vermutlich nie verstehen wird ist: Ausschließlich nach Logik und Zahlen zu handeln funktioniert im Handel oder Produktion. Games und Gamer sind aber etwas, für das man Leidenschaft benötigt.”

Ja das ist nicht nur bei Amazon der Fall,
sondern bei fast allen Spielefirmen die auch Aktienunternehmen sind.
Letztes Beispiel:Immortal.

Zu den Boni:Ich hab auch noch keine Gehaltserhöhung bekommen in diesem Jahr,
trotz rasender Inflation.
Ist ja nicht so das alle Arbeitgeber dank Inlfation auch das doppelte an Gewinn haben
und so die Gehälter verdoppeln können.
Den fetten Reibach machen die Mineralölkonzerne,
nicht der ganze Handel.

Duyan

Du hast hierzulande auch keine Inflation wie in den USA. Uns geht’s noch richtig gut.

Coreleon

Bei Immortal bin ich mir aber nicht sicher ob die bei der Nummer am ende nicht verlust machen. Die Playerbase errodiert massiv derzeit, die PR ist ein Desaster und auch wenn bisher 24M eingenommen wurde, die Entwicklung dürfte einiges mehr gekostet haben + Betrieb, Werbung, Support bla. Stirbt das Spiel in 3 Monaten dürfte man damit wohl nicht nur einen 3 Stelligen Millionen Betrag versenkt haben sondern auch noch die Reputation von Blizzard demoliert haben.
Das Diabolo Franchise ist schon so beschädigt das man sich genötigt sah darauf hinzuweisen das D4 ganz anders werden wird aber die Sache ist nun durch.

Denke mal in 4 Wochen fangen die an mit panik patchen und entschärfen der p2w Aspekte in der Hoffnung das noch zu retten und den Spieler schwund in den Griff zu bekommen. Wie gut sowas klappt sieht man immer wieder, nämlich gar nicht. ^^

Threepwood

Games und Gamer sind aber etwas, für das man Leidenschaft benötigt.

Und das ist der Punkt, den man bei MMORPGs früher und heute grundsätzlich spürt – quasi als der absurde Turbokapitalismus beim Gaming noch in den Kinderschuhen steckte.
Die alten Titel mögen mechanisch, inhaltlich, in der Präsentation etc. teils (zu) stark gealtert sein, aber es steckt eine spürbare Leidenschaft in den meisten Spielen, die in keinem Titel der letzten bis zu 10 Jahre wirklich spürbar ist – und das liegt nicht an den Entwicklern selbst.

Im SP und regulären MP siehts besser aus. Da finden sich weitaus mehr Perlen, Kreativität, Stilbrüche usw., selbst bei großen Publishern. MMORPGs bzw. die Ziele davon, die Investoren dafür und die Wirtschaftsabteilungen sind dermaßen festgefahren, starrsinnig und selbstzerstörerisch unterwegs….bis die Blase erneut platzt. Das Spielchen hatten wir auf dem Peak der WoW-Abos schonmal im Kleinformat.

Higi

Das bestärkt mich nur noch mehr, kein Lost Ark mehr in EU zu spielen, aber mal ganz ehrlich, Ubisoft, Blizzard, und Co sind auch kein Deut besser zur Zeit. So gesehen dürfte man nur noch Indie Games zocken und selbst dort wird es mit Sicherheit schwarze Schafe geben, außer es sind 1 Mann Entwickler wie bei Phasmophobia zum Beispiel.

Ich glaub fest daran, dass es bei Digital Extreme viel besser aussieht und dies ein Musterbeispiel an Entwickler/Publisher ist 🥴

Leyaa

Nicht überraschend aber auch sehr schade.

Er glaubt, dass Amazon deshalb niemals großen Erfolg in der Gaming-Branche haben werde, weil alle talentierten Mitarbeiter mit Passion schnell feststellen würden, dass sie hier nicht weit kommen und das Studio verlassen

Das ist halt genau die Wahrnehmung, die man von Amazon als Riesenkonzern hat. Wundert mich nicht, dass sich das auch bis in die Gaming Sparte zieht. Und damit haben wir wieder mal ein Publisher, in den man keine große Hoffnung stecken kann.

80s-Gamer

Kurz zusammengefasst: Amazon will nur Geld verdienen und hegt keine Leidenschaft für Spiele. Normal. Daran habe ich immer geglaubt. Dafür braucht es doch keine extra Stelleungnahme von Amazon. Etwas besonders Schlimmes wird ja auch gar nicht angeprangert. Beim Hauptunternehmen geht es ja noch viel schlimmer zu. Sieht man ja häufig in TV-Berichten.

Mihari

Ich finde es sehr gut, dass ihr den Mut habt darüber zu berichten und nicht vor Amazon kuscht 👍

Ich hatte gestern in einem anderen Post schon gefragt, ob ihr darüber berichten wollt, aber dann nichts von euch gehört. Deshalb finde ich den heutigen Bericht echt super von euch.

Als ich gestern den Post im offiziellen Forum gelesen hatte, war ich wirklich erst einmal geschockt. Aber der Post hat auch vieles der letzen Wochen dann erklärt. Nicht nur bei Mateo, auch bei anderen Mods habe ich die letzten Wochen das starke Gefühl, das es viel Frust hinter den Kulissen gibt.

Ich bin gespant, ob ihr eine Antwort bekommen werdet. Persönlich glaub ich nicht daran, und wie man gestern gut gesehen hat, wird öffentliche Kritik aus den eigenen Reihen nicht geduldig. Es hat grade mal ein paar Minuten gedauert, dann war der Post gelöscht und Mateo gebannt worden.

Zuletzt bearbeitet vor 1 Jahr von Mihari

Dann wissen wir ja warum da nie was gutes bei rumkommt. Habe das Gefühl man kann echt nur noch bei kleinen Entwicklern Spiele kaufen, da dort nicht der Vertrieb das Sagen hat.

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