Das kleine Online-Kartenspiel Hearthstone, von Blizzard Mitarbeitern entworfen, um zu zeigen, dass man immer noch klein kann, steht ein Vierteljahr nach dem offiziellen Release davor, einen gewaltigen Sprung zu machen. Dafür sind drei Gründe verantwortlich.
Eigentlich war Hearthstone nur der Versuch, zu den Anfängen zurückzukehren und wieder ein „kleines“ Spiel zu gestalten. Ein Online-Collectible-Card-Game, das die meisten Spieler auf den ersten Blick an Magic The Gathering erinnern dürfte. Die Kritik war positiv. Wir ließen unsere Cortyn auf Hearthstone los und sie kam mit 82% zurück. Gamestar gab 81%, bei Meta-Critic landete man bei 88%, auch dank einer 100%-Wertung vom gerade angesagten Magazin Polygon. Die Spieler, bei denen Blizzard nach wie vor einen Spitzen-Ruf genießt, wandten sich dem Spiel bereits in der Beta zu.
Das Spiel läuft jetzt schon hervorragend. Nun zeigen sich nach einem Vierteljahr Anzeichen dafür, dass Hearthstone ins nächste Level aufsteigen könnte, was Popularität und Bedeutung angeht. Wir sagen Euch, woran das liegt.
Die Erweiterung Naxx kommt im Juli, bringt mehr Komplexität
Seit Wochen werden schon die ersten Karten aus dem Naxx-Set vorgestellt. Die Motive orientieren sich am klassischen World of Warcraft-Raid „Naxxramas“, der mit Wrath of the Lichking wiederkam.
Was hat so ein Set für Auswirkungen? Gewaltige, wenn man jemanden fragt, der sich damit wirklich auskennt.
[quote_right]Einfach zu spielen, schwer zu meistern[/quote_right]
Das Set werde, laut dem Hearthstone-Pro Amaz am Rande der Dreamhack, das Spiel gewaltig nach vorne bringen. Denn so viele neue Karten erhöhten das Strategie-Level und die Deckvielfalt. Amaz, der Zweitplatzierte beim mit 25.000$-dotierten Dreamhack-Turnier in Schweden, sei ohnehin ein Blizzard-Fanboy, wie er sagt. Und von Hearthstone schon deshalb begeistert, weil es so einfach zu spielen ist, aber so schwer ganz zu meistern sei.
Ein Termin für die Erweiterung Naxxramas war lange Zeit nicht bekannt, jetzt spricht man bei Blizzard vom Juli. Manche mutmaßten vorher, es müsse der 20. Juni ein, zum achtjährigen Geburtstag von Naxxramas. Das können wir mit der Weisheit der Nachsicht nun glaubhaft dementieren. Es wird keine Beta für Naxx geben.
Hearthstone als eSport – Events, Preisgelder, reddit und eine Szene
Bei eSport denken die meisten an fingerfertige Spieler, blitzartige Überfälle, geniale Sekundenentscheidungen und eine wahnwitzige Hektik. Bei Hearthstone hingegen sehen die Pros eher wie Poker-Spieler aus, die mit Kopfhörern ausgestattet und im Hoodie auf den Monitor starren und die Finger vor Anspannung nicht von ihrem Gesicht lassen können. Sekunden verstreichen bei jedem Zug. Man sieht die Zocker denken.
Doch ist das Spiel durch das enge Zeitlimit, die verschiedenen Strategien und die geringe Rundendauer keineswegs langatmig oder gar öde, sondern erreicht einen erstaunlich hohen Unterhaltungswert. Zumal bei aller Strategie auch der Zufall eine Rolle spielt und sich die Duelle mit einem glücklichen Draw, einem „lucky Punch“, drehen können.
Mittlerweile haben sich auch Fach-Seiten um Blizzards Kartenspiel gebildet, die dort Strategien, Decks und Trends beleuchten. Mit viagamer ist ein Streaming-Dienst aufgesprungen, der die Bericht-Erstattung auf ein neues Level bringen möchte. Eine Szene bildet sich.
Wenn es Hearthstone gelingt, sich irgendwo zwischen Dota 2, League of Legends und Starcraft als eSport-Macht zu etablieren, wäre das eine riesen Sache.
Denn die „normalen Spieler“ lieben es schon jetzt vom heimischen Sub-Reddit /r/Hearthstone aus, das Spiel der Pros zu analysieren und auseinander zu nehmen. Dadurch dass kein direktes „Skill-Level“ erforderlich ist und die Pros zwar mit den besten Karten spielen, die aber auch für die „normalen“ Spieler zu erreichen sind, liegt ein großes Potential.
Mobile-Version soll „bald“ kommen
Um wirklich durchzustarten, da sind sich viele einig, braucht Hearthstone mehr als alles andere eine funktionierende Version für iPhone und Android. Auf dem iPad läuft das Game mittlerweile, bei iPhone und Android sieht es noch mau aus. Dabei wären das doch die natürlichen Medien für ein im besten Sinne des Wortes „Gelegenheits-Spiel“. Eine kleine Runde, während man auf den Bus wartet, oder während andere die Zigarettenpause durchqualmen, könnte das Spiel noch stärker in den Alltag der Zocker integrieren, die Anzahl der täglich gespielten Partien enorm nach oben treiben und dafür sorgen, dass es „viral“ geht, also richtig durchstartet.
Fazit: Die Mobile-Version wird „bald“ kommen, Naxx im Juli sogar noch „balder“. Damit wird das Spiel einen gewaltigen Schub erhalten, qualitativ wie quantitativ. Mit der steigenden Komplexität des Spiels durch das Erweiterungspack, dem „sozialen Faktor“ durch den eSport und der erhöhten Aktivität durch die Mobile-Version dürfte Hearthstone bis zum Ende des Jahres noch einmal richtig anziehen und zu einem noch größeren Thema werden, als es ohnehin schon ist.
Echt nicht schlecht für ein Game, das „nur so nebenbei“ und „um zu gucken, wie das so ist wieder in kleinen Teams zu arbeiten“ entwickelt wurde. Chapeau, Blizzard.
Oder wie sagt man so schön: Der Teufel scheißt immer auf den dicksten Haufen. Aber wenn man sich einen derart guten Ruf verdient hat, wodurch zig Firmen, Seiten und Leute nur darauf lauern, was man als nächstes macht, um Teil des Hypes zu werden, dann ist daran nichts Verwerfliches. Viele Leute um Hearthstone herum, Streamer, Seitenbetreiber, Caster, eSport-Neulingen, möchten und setzen darauf, dass Hearthstone ein riesiger Hit wird. Im Moment sieht es so aus.
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Da ist ein kleiner Fehler im Text, Hearthstone ist kein TCG sondern ein CCG!