Seit einigen Wochen können sich alle Spieler in der offenen Betaversion von “HearthStone – Heroes of Warcraft” tummeln. Da laut den Entwicklern keine weiteren großen Features vor dem endgültigen Release hinzugefügt werden, ist es an der Zeit dem Kartenspiel von Blizzard einen ausführlichen Test zu widmen.
Der direkte Einstieg fällt sehr leicht, jedoch werden wir ihn nicht genauer beleuchten, da er zusammen mit grundlegenden Fragen bereits hier ausführlich beschrieben wurde. Nur soviel sei gesagt: Das Tutorial ist erstklassig inszeniert und bietet einen lückenlosen Einstieg in das Spielegeschehen.
Umfang – Es kommt eben doch auf die Größe an
Für ein Kartenspiel ist natürlich der Umfang eines der Kernpunkte. Zum aktuellen Zeitpunkt besteht HearthStone aus etwas mehr als 350 verschiedenen Karten, jeder Spieler beginnt seine Karriere jedoch mit den rund 130 Basiskarten in doppelter Ausführung. Da jedes Spielerdeck bis zu 30 Karten fasst, wobei jede Karte maximal 2 Mal vorkommen darf, sind alleine mit den Standardkarten schon nahezu endlos viele Kombinationen möglich.
Dazu kommen 9 verschiedene Klassen, die jeweils mit einer eigenen Heldenfähigkeit und exklusiven Karten ausgestattet sind, die keine andere Klasse verfügt. Die Magierin “Jaina Prachtmeer” kann beispielsweise einen Feuerschlag für einen Schadenspunkt austeilen, wohingegen der Priester “Anduin Wrynn” zwei Schadenspunkte von einer beliebigen Karte heilen kann.
Natürlich ist diese Kartenanzahl, gemessen an realen Vorbildern wie “Magic – The Gathering” oder “Yu-Gi-Oh!” sehr gering, die Entwickler versprechen aber stetigen Nachschub in Form von Erweiterungen zu je 100-200 Karten bereitzustellen – erst nach der Veröffentlichung.
Man darf auch nicht vergessen, dass Karten erst ausgiebigen Balancing-Tests unterzogen werden müssen, wohingegen man bei den physischen Kartenspielen gerne übermächtige Karten von Turnieren ausschließt – etwas, dass die Entwickler bei HearthStone tunlichst vermeiden wollen.
Unterschiedliche Spielmodi
Momentan verfügt das Spiel über 3 Spielmodi: In “Üben” könnt Ihr Euer Können gegen den “Gastwirt” beweisen und alle neun Klassen als Gegner wählen, entweder auf der Schwierigkeitsstufe “Normal” oder “Profi”, wobei die KI im Letzteren nicht klüger wird, sondern nur über ein besseres Kartendeck verfügt. Enttäuschenderweise spielt der Gastwirt außerordentlich schlecht. Viele Spielzüge lassen selbst Neulinge die Stirn in Falten legen und oft fragt man sich:
[pull_quote_center]Warum hat der jetzt alle drei Diener geopfert, wenn er doch nur einen hätte nutzen müssen?[/pull_quote_center]
Um die Grundprinzipien des Spieles zu verinnerlichen, ist dieser Modus sicher hilfreicher, jedoch sollte man sich nicht zu viele Spielzüge einprägen – viele sind schlicht und ergreifend keine gute Wahl.
Im Modus “Spielen” wird man die meiste Zeit verbringen, hier tretet Ihr gegen andere menschliche Mitspieler an, entweder in gewerteten oder ungewerteten Spielen. Bei beiden Variationen versucht das “Battle.net-Matchmaking” Euch Gegner zuzuweisen, die in etwa der eigenen Stärke entsprechen – solide, wie man es von anderen Blizzard-Spielen gewohnt ist. Warum das gelegentlich doch für Frust sorgt, erläutern wir weiter unten.
“Die Arena” ist der letzte Spielmodus und der Zugang muss bei jeder Runde neu gekauft werden, entweder mit 150 Goldstücken oder Echtgeld, eine Runde kostet aktuell 1,79€.
Anders als in den zuvor erwähnten Modi bekommt Ihr hier eine zufällige Auswahl von drei Helden, aus denen ihr einen wählen müsst. Ist das getan, bekommt Ihr 30 Mal je 3 Karten vorgesetzt, von denen Ihr jedes Mal eine eurem auswählt, bis euer Deck vollständig ist. Die herkömmlichen Begrenzungen sind hierbei nichtig, sollte Euch das Spiel drei, vier oder gar fünf Mal ein und dieselbe Karte geben, so könnt Ihr sie ohne Bedenken wählen – eure Gegner werden sich sicher wundern.
Im Anschluss wird so lange gegen andere Arenabesucher gespielt, bis Ihr entweder 12 Mal gewonnen oder 3 Mal verloren habt – bei einer guten Leistung bekommt Ihr sogar euer Eintrittsgeld in Form von Gold zurück, bei einer sehr guten (9 Siege und mehr) sogar ein vielfaches davon, in jedem Fall erhält man aber mindestens eine Packung, selbst mit keinem einzigen Sieg.
Sammelkartenspiel?
Anders als bei “Trading Card Games” handelt es sich bei HearthStone um ein “Collectible Card Game”. Im Endeffekt bedeutet dieser Unterschied nur, dass Karten nicht mit anderen Spielern getauscht werden können, folglich könnt nur Ihr selbst eure Sammlung erweitern, und wenn Ihr eine seltene Karte zum dritten Mal erhaltet, dann ist das leider Pech und Euch bleibt nur sie zu behalten – oder zu entzaubern.
Die Entscheidung alle Karten an den Spieler zu binden, hängt sicher auch damit zusammen, dass es sich um ein Free-2-Play-Spiel handelt und wenn Karten tauschbar wären, dann hätten wohl alle Spieler sehr schnell alle Karten – wer würde dann noch auf die Idee kommen, den Shop zu nutzen? Darüber hinaus ist der Zufriedenheitsfaktor um ein Vielfaches höher, wenn man selbst endlich die legendäre “Sylvanas Windläufer” aus einer Packung zieht, als wenn ein guter Freund sie einfach verschenken würde.
Das Ranking-System – Eine leidliche Sache
Blizzard hat sich dazu entschlossen, ein Rang-System einzuführen. Alle Spieler beginnen auf Rang 25 (“Lepragnom)” und können sich bis auf Rang 0 (“Legende”) hocharbeiten. Mit jedem Sieg gewinnt Ihr einen Stern und jede Niederlage kostet einen, sodass auf jeden Fall eine positive Gewinnrate beibehalten werden muss, um aufzusteigen. Dieses System weist momentan mehr Nachteile als Vorteile auf.
Viele Spieler erarbeiten sich einen guten Rang und entscheiden sich dann, aus Angst vor dem Abstieg, für den Rest der Saison nicht mehr zu spielen. Aber wo wir gerade bei Thema Saison sind: Am Beginn jedes Monats wird eure Leistung zurückgesetzt und alle Spieler beginnen wieder auf Rang 25 – vollkommen unabhängig davon, ob sie vorher auf “Legende” waren oder nie über den untersten Rang hinausgekommen sind.
Dies führt leider dazu, dass am Beginn eines neuen Monats die Profis gegen vollkommene Anfänger spielen, was für beide Seiten zu einem frustrierenden Spielerlebnis wird. Neueinsteiger könnten zu Beginn jeder Saison gar vollkommen abgeschreckt werden, denn niemand verliert gerne am laufenden Band, nachdem er gerade erst aus dem Tutorial entlassen wurde. Wer in das Spiel einsteigen will, sollte also mindestens bis zum 10. eines Monats warten – oder ein dickes Fell haben.
Pay2Win?
Es ist nicht zu bestreiten, dass man sich als Einsteiger einen massiven, theoretischen Vorteil verschaffen kann, wenn man gleich zu Beginn viel Geld in den Kauf von Karten investiert, da man dann über einen größeren Kartenpool verfügt und viele bekannte Decks nachbauen kann. Gleichermaßen ist es aber so, dass Erfahrung und Können einen Großteil der Siegesschancen ausmachen und auch Spieler, die kein Geld investieren, alle 1-2 Tage eine Packung öffnen können – mit etwas Geschick in der Arena sogar deutlich mehr.
Wenn man zwei bis drei Wochen intensiv spielt, hat man zu den meisten Spielern aufgeschlossen und beginnt von ganz alleine deutliche Erfolge zu verbuchen. Wir haben uns dafür einen neuen Account erstellt und einfach mal gespielt; nach gut neun Tagen befinden wir uns auf Rang 12 und haben bereits 2 legendäre Karten und konnten 17 Packungen öffnen – ohne einen Cent auszugeben.
Folglich lässt sich sagen: Gerade am Anfang kann man durchaus einen Vorteil haben, wenn man Karten kauft, mit steigender Spielzeit wird der aber immer geringer. Darüber hinaus ist der gefühlte Wert einer Karte natürlich deutlich höher, wenn man sie sich hart erarbeitet hat.
Fazit – Jede Menge Spaß
HearthStone profitiert von vielen unterschiedlichen Aspekten. Zum einen lässt es sich auf dem Tablet und bald auch auf einigen Smartphones spielen, zum anderen dauert eine Runde im Regelfall kaum länger als 15 Minuten, sodass sich eine Partie auch gut während einer Straßenbahnfahrt unterbringen lässt – oder in einer langweiligen Vorlesung.
Hinzu kommt eine hohe Langzeitmotivation durch viele freispielbare Karten und das typische “Warcraft”-Flair, welches sich wirklich an jeder Ecke finden lässt – selbst die unterschiedlichen Spielbretter triefen vor Gimmicks und lustigen Anspielungen. Über zusätzliche Spielmodi, wie bereits die angekündigten “Abenteuer” werden wir natürlich berichten, sobald neue Informationen verfügbar sind.
[pull_quote_center]Wer bisher noch keinen Blick gewagt hat, der sollte dies schleunigst nachholen, denn einen besseren Zeitvertreib, sowohl für zwischendurch als auch für durchwachte Nächte, gibt es momentan nicht.[/pull_quote_center]
Das Spiel kann man hier kostenlos herunterladen und auf Deutsch spielen: http://eu.battle.net/hearthstone/de/
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Immer wieder schön toll wie schlecht doch diese Spieletests sind. Die haben sich das Spiel doch ne Stunde angeschaut und dann den Artikel geschrieben.
Hearthstone is sowas von langweilig. Von wegen Langzeitmotivation. Nach 3 Tagen hatte ich alles wichtige der Beta freigeschaltet. Gameplay is total einfach, im Vergleich zu Magic ist das Spiel keine Herausforderung und die bunten GrafACiken und Sprüche sind auch nur am Anfang lustig, danach nervts nur. Zudem ist es eindeutig ein Pay2Win Spiel. Der PVP-Modus ist auch nicht spannend.
Cortyn hat etliche Stunden in Hearthstone verbracht und tut es immer noch (etlich ist eigentlich schon untertrieben). Du hast lediglich eine andere Meinung, was ja auch völlig legitim ist.
Habe es jetzt gespielt…wirklich gutes Spiel für zwischendurch….
Ja, dito! Ich wurde nach Cortyns Aufruf auch schwach und habe mittlerweile schon ein paar Partien gespielt (und gewonnen) :> Wirklich praktisch, wenn man mal nicht so viel Zeit hat und nur mal eben 30 Minuten zocken möchte oder so.