Bei der Dreamhack in Schweden hatten sich Rdu und Amaz bis ins Finale vorgekämpft. Beide setzten dabei auf eher ungewöhnliche Decks.
Freeze-Mage und Priester-Decks sind die Stars des Turniers
Während Druiden-Decks die Dreamhack zahlenmäßig beherrschten, schwor Rdu auf ein Freezemage-Deck. Und Amaz setzte gar ein Priester-Deck ein. Dabei gilt der Priester in den Augen vieler Spieler als zurzeit schwächste Klassen.
Doch Experten sahen genau darin einen Vorteil. Denn solche „Offbeat-Decks“, die selten gespielt werden, stellen für konventionell konzipierte Decks eine ungewöhnliche Herausforderung dar. Wer auf hohem Niveau solche Decks spielt, wird oft in der Situation sein, gegen die gerade angesagten Decks zu spielen und kann seine Strategien gegen sie daher perfektionieren. Die anderen Spieler werden aber wenig bis keine Erfahrungen haben, wie sie das Außenseiter-Decks einschätzen können. Und auf dem Niveau ist die Kenntnis über das Deck des Gegners und die bevorzugten Strategien entscheidend. Ein klassischer Fall von: „Ich weiß, dass du weißt, dass ich weiß, was du denkst, dass ich über dein Deck weiß.“
Vor dem Turnier fragte eine Hearthstone-Seite 30 Experten, was auf der Dreamhack gespielt werde. Die überwältigende Mehrheit setzte auf Miracle-Rogue und Handlock. Der Freezemage kam abgeschlagen auf einen 6. Platz, der Priester wurde nichtmal aufgeführt. Doch sollten es diese Decks sein, die am Ende von sich reden machten.
Spannendes Finale Freezemage vs. Druid, Freezemage vs. Rush-Hunter
In einem spannenden Finale setzte sich in der ersten Rdu mit einem Freezemage-Deck gegen den leicht favorisierten Amaz durch, der sich in der ersten Runde für ein Druiden-Deck entschied, dem Dauerbeschuss und der Boardcontrol aber nur wenig entgegenzusetzen hatte.
In der zweiten Runde konterte Amaz mit einem Rush-Hunter-Deck. Ein Deck, das auf einen schnellen Sieg durch direkte Wirkungstreffer abzielt und das auch als Counter gegen die viel gespielten Charge-Druide- und Miracle-Rogue-Decks gilt. Amaz konnte damit schon bei 5 Mana einen Vorsprung von 29 zu 15 Lebenspunkten herausspielen. Doch am Ende fehlte Amaz ein einziger Schadenspunkt in der Runde. Das Freezemage-Deck von Rdu hielt Stand und konnte den Sieg im End-Burst noch sichern.
Schiebung durch Chat-Nachrichten?
Zum Ende der zweiten Runde kam es zu einem kleinen Skandal, denn Rdu bekam über das Ingame-Chat-System auf Rumänisch von jemandem auf seiner Friend-Liste Hinweise darauf, welche Karten Amaz hält. Die Organisatoren des Turniers entschieden, dass diese Nachrichten keine Auswirkungen auf den Ausgang des Matches hatten. Das sei zum Zeitpunkt, als die Nachrichten kamen, bereits entschieden gewesen. Rdu musste allerdings seine Friend-Liste löschen, damit so etwas nicht mehr vorkommt.
Der sehr aktive Sub-reddit von Hearthstone explodierte in der Folge mit zahlreichen Threads zu dem vermeintlichen Betrug. Im Subreddit sind klar die Anhänger von Amaz dominant, die ihn auch schon mal zum Kartengott erhöhen.
Die Dreamhack die Geschichte von Amaz?
Amaz fand sich in der dritten Runde nur noch auf sein Priest-Deck beschränkt, mit dem er bisher im Dreamhack-Turnier brillieren konnte. Mit dem musste er gegen das Freezemage-Deck bestehen, gegen das er schon zweimal unterlegen war.
Vor der entscheidenden Runden scherzten die Kommentatoren, dass Amaz nur zweimal verloren habe, um Rdu in ein trügerisches Gefühl der Sicherheit zu wiegen. In ihren Augen musste der Abend mit einem 3:2 Sieg für Amaz und weiteren atemberaubenden Matches enden.
Zu Beginn der dritten Runde sah es aber allerdings rasch düster für Amaz aus, denn Rdu bekam dank optimaler Draws seine Burn-Hand zusammen. Den ersten Angriff konnte Amaz mittels eines äußerst agilen Ragnaros noch abwehren und sich wieder auf einen sicheren Wert hochheilen. Doch Rdu zog den Pyroblast und am Ende war das Glück seiner Seite. Rdu strich 10.000$ Preisgeld ein. Sein Freezemage-Deck (New Age Frost) den Keycards Alexstraza, Iceblock und einer ganze Menge Damage, das als Renaissance des Freezemages gefeiert wird und sich als effektiv gegen die eigentlich angesagten Decks erwies, wird sicher das nächste Meta dominieren. Zusammen mit dem ungewöhnlichen Priester-Deck von Amaz.
Die Zukunft von Hearthstone als E-Sport
Amaz, der vor dem Sieg als ein „Favorit des Schicksals“ galt, weil er in den Runden bis dahin fantastische Matches spielte und einen Faust‘schen Pakt mit den RNG-Göttern geschlossen haben musste, betonte in einem Interview, wie sehr er Hearthstone schätzte. Er glaubt, dem Kartenspiel stehe mit der Erweiterung Naxxramas eine Blütezeit bevor.
Die Kommentatoren von viagame – darunter der von Starcraft bekannte Atrosis – bescheinigten Hearthstone als eSport ebenfalls eine rosige Zukunft. So sei Atrosis schon oft gefragt worden, was Hearthstone fehle, um ein eSport zu werden. Seine Standardantwort: „Wieso? Es ist doch längst einer.“
Gerade der Port des Spiels auf Android könne in den Augen der Kommentatoren für einen Boost sorgen, dann stünde das Spiel auf einer noch breiteren Basis. Die professionelle Übertragung auf viagame mit stimmungsvollen Kommentatoren und die Präsentation auf der Dreamhack waren in jedem Fall erstliga-reif.
Update am 18.06.2014: Mittlerweile ist auch das Video des Finales online, das wir Euch gleich im Anschluss präsentieren.
Der „Skandal“ um den vermeintlichen Cheater Rdu nahm direkt nach dem Ende des Turniers hässliche Züge an. Dadurch dass er sich gegen den Publikumsliebling Amaz durchsetzte, scheint der erste 17-jährige Rumäne Rdu nun in einer Schurkenrolle gefangen zu sein und sieht sich Anfeindungen, einem Shit-Storm, ausgesetzt, wie sie sonst nur Personen des öffentlichen Lebens abbekommen (die sind aber meist deutlich älter, haben einen Berater-Tross um sich herum und sind im Umgang mit Medien geschult).
Der Caster des Events, Artosis, hat sich, zusammen mit anderen Hearthstone-„Pros“ auf die Seite des 17-jährigen gestellt. Auch sein Kontrahent Amaz hat in einem Video an die Fans darum gebeten, es gut sein zu lassen. Rdu selbst hat sich auf reddit an die Fans gewandt und beklagt, dass sein Triumph, auf den er so lange hingearbeitet habe, nun durch das Verhalten eines „Retards“ auf seiner Friend-List so befleckt werde.
Das Ganze nimmt auch deshalb seltsame Züge an, weil Online-Gaming-Magazine nicht über das Turnier selbst, sondern nur über den vermeintlichen Skandal berichten.
Alle Beteiligten wünschen sich von Blizzard eine Option, Chat-Mitteilungen während solcher Turniere zu unterdrücken.
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Für alle, die tiefer einsteigen wollen: Das ist wohl RDU’s Freeze-Mage-Deck:
http://www.hearthpwn.com/de…
Hier wird die Renaissance des New Age Frost Decks erklärt:
http://www.gosugamers.net/h…
Und die ganze Nacht über haben sich wohl Leute gegenseitig angeschrien über den Chat-Vorfall, für Amaz selbst ist die Sache aber erledigt.
Edit: Hab ich eben gesehen auf einer Seite, die den Artikel hier verlinkt hat – Liste mit allen Decks von der Dreamhack
http://ihearthu.com/dreamha…