Das neue Spiel „Fall Guys“ (PC, PS4) ist ein Hit auf Steam, aber zum Start gab es enorme Probleme. Die Entwickler reagierten auf die schlechten Reviews damit, dass sie auf Twitter um Gnade baten. Die Leute sollten doch aufhören, negative Reviews zu schreiben, bis sie das Spiel zocken können. Überraschend ging der Plan auf. Die Situation wendete sich sogar zum Guten.
Was war denn da in Fall Guys los? Gestern am 4. August startet das neue 20€-Spiel Fall Guys auf Steam. Der Launch auf Steam war viel erfolgreicher, als die Entwickler gedacht hatten. Zur Prime-Time schossen die Spielerzahlen auf über gleichzeitig 70.000 Spieler hoch.
Fall Guys ist zudem als kostenloser PS4-Titel für Abonnenten von PS Plus spielbar. Die Spielerzahlen von PS4 sind nicht öffentlich, aber man kann davon ausgehen, dass auch auf der PlayStation 4 ein großer Andrang herrschte. Fall Guys ist so eine Art „Takeshi’s Castle“ als Battle Royale. Auch auf Twitch schlug es schon hohe Wellen. Sowas schauen sich im großen Gaming-Sommerloch 2020 dann sicher einige zehntausend Menschen an.
Die Kombination von Steam-Launch und kostenlosem PS4-Start führte gestern Abend zu ernsten Server-Problemen bei Fall Guys. Denen rauchten die Server sogar ab. Die Spielerzahlen fielen auf Steam von über 75.000 Spielern rapide runter.
Diese Auswirkungen hatte das: Bei Steam ist es möglich, wenn so etwas passiert, sofort seinen Ärger mit einem negativen Steam-Review Ausdruck zu verleihen. Da zeigt man es den Entwicklern mal so richtig.
Innerhalb von kürzester Zeit kamen negative Reviews auf Steam, die sagten: Die Server sind down. Man komme in keine Lobby und wenn man doch in einer sei, dann starte das Spiel nicht. Die Entwickler sollten so ein Spiel doch nicht veröffentlichen, wenn das dann so buggy ist.
Es kamen relativ viele Reviews mit weniger als einer Stunde Spielzeit auf Steam an. Das passiert häufiger und ist eigentlich nicht so tragisch. Normalerweise wächst sich das aus.
Aber die Entwickler schafften es aus dieser negativen Situation innerhalb kurzer Zeit etwas Positives zu machen.
“Oh nein, wir werden Review-Bombed auf Steam”
So reagierten die Entwickler: Die meldeten sich auf Twitter mit einem traurigen Smiley. Sie würden jetzt „Review Bombed“ werden. Man arbeite hart daran, alles zum Laufen zu bringen, aber es gäbe SO VIELE Spieler.
Man bittet die Leute doch mit den negativen Reviews aufzuhören, bis sie die Gelegenheit hatten, Fall Guys zu spielen. Den Text schloss man mit einem Herzchen.
Das war die Reaktion: Schon auf den Tweet erhielt Fall Guys viel Sympathie und Zustimmung. Der Tweet bekam über 46.000 Likes und viele Kommentare:
- Steam sollte auch 48-Stunden lang keine Reviews zulassen wie Metacritic
- das wär bei neuen “PS Plus”-Spielen immer so
- das wäre insgesamt total unfair
Tatsächlich kehrte sich die Situation bei den Steam-Reviews in der Folge völlig um. Innerhalb von kurzer Zeit gab es ein „positives Review Bombing“ und die Steam-Wertung steht jetzt bei 81% guten Reviews und „sehr positiv“.
Auffällig ist, dass es derart viele Steam-Reviews gibt. Fall Guys hat bereits über 11.000 Reviews nach wenigen Stunden.
Es war kein Review-Bombing, aber die Entwickler machten eins draus
Das steckt dahinter: Ein „Review“-Bombing war das in dem Sinne nicht. Zwar kamen relativ viele negative Reviews in kurzer Zeit rein, wie bei einem Review-Bombing, aber der Anlass war ein anderer als bei einem Review.Bombing.
Ein „Review Bombing“ ist eine koordinierte Anstrengung es einem Entwickler zu zeigen, aus Gründen, die eigentlich nichts mit dem Spiel zu tun haben, sondern um eine „Botschaft“ zu schicken: “Das was ihr da macht, passt uns nicht und hier bekommt ihr einen Denkzettel.”
Bei Warframe löste etwa die Entlassung eines chinesischen Übersetzers so ein koordiniertes Review-Bombing aus.
Fall Guys wurde schlicht mäßig bewertet, weil Steam-Spieler es in dem Moment nicht spielen konnten. Zudem wurde kritisiert, dass es dem Spiel für 20€ doch an Wertigkeit und Inhalten fehle. Das ist kein “koordiniertes Vorgehen”, sondern Leute äußern eben in dem Moment ihre Kritik am Spiel.
Durch die geschickte Darstellung der Entwickler, die sich dann in dem Moment als Opfer hinstellten und um Sympathie baten, konnten sie die Sicht auf die Dinge so ändern, dass sie enorm viele positive Reviews erzeugten. Das zeigt, wie erfolgreiche Kommunikation aussieht.
In jedem Sommer der letzten Jahre kam ein Spiel aus dem Nichts, das keiner auf der Rechnung hatte und das plötzlich da war und einschlug. 2020 ist ein besonders seltsames Gaming-Jahr, das vom Corona-Virus und dem Release der neuen Konsolen PlayStation 5 und Xbox Series X geprägt ist. Vielleicht kriegen wir ja auch ein so seltsames Spiel als Sommerhit:
Fall Guys ist das wohl seltsamste Battle Royale, könnte aber genau deswegen rocken
Das Titelbild ist aus einem Tweet von Fall Guys.
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Und wieder ein Beweis dafür, wie völlig unnütz und nichtssagend die Userbewertungen sind. Anstatt eine echte Bewertung zu lesen, gibts da nur immer den emotionalen Spiegel der leicht reizbaren Leute…sowohl in die eine, als auch in die andere Richtung. Wenn wir die ganzen rein emotionalen Stimmungsreviews abziehen, bleiben vielleicht noch 100 übrig. Das Ergebnis davon würde mich interessieren….oder ich schau einfach gleich nur auf Metacritic auf den Wertungsspiegel der Fachpresse. Die sind wenigstens nicht so emotional labil, dass sie gleich lospöbeln oder aus einer Laune raus in den Himmel loben müssen.
Auch auf der Playstation 4 ist es mega-witzig… 😆 Top Spiel 🙂
Wirklich geiles Game.
Ich beobachte ihren Twitter-Channel seit gestern und finde das super. Sie sind sehr kommunikativ und in den Tweets ist immer ein wenig Witz dabei 😀