Chefin der USK im Interview: Warum sind die neuen Regelungen so wichtig?

Chefin der USK im Interview: Warum sind die neuen Regelungen so wichtig?

Die USK (Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle) prüft Videospiele auf jugendgefährdende Inhalte und versieht sie mit einer Altersfreigabe. In unserem Interview spricht die Geschäftsleiterin der USK über neue Regelungen und Trends innerhalb des Gamings.

Jeder, der schon mal ein Videospiel in den Händen gehalten hat, weiß, wie ein USK-Logo aussieht. Bei der Selbstkontrolle der Unterhaltungssoftware werden jährlich zahlreiche Spiele auf ihren Inhalt überprüft und basierend darauf mit einer Altersfreigabe sowie weiteren Hinweisen versehen.

Seit 1. Januar 2023 gelten in Deutschland neue Regelungen bezüglich der USK-Kennzeichnung (mehr dazu auf GamePro). Wir von MeinMMO haben der Geschäftsführerin Elisabeth Secker in dem Zusammenhang einige Fragen gestellt.

Online-Chats und Cash-Shops als Gefahr für Kinder und Jugendliche

MeinMMO: Guten Tag, können Sie sich bitte unseren Lesern vorstellen? Wie heißen Sie und was ist ihre Rolle innerhalb der USK?

Frau Secker: Mein Name ist Elisabeth Secker. Ich bin die Geschäftsführerin bei der USK und freue mich auf eure Fragen.

Seit Januar 2023 sind eine Reihe neuer Regelungen bezüglich der Kennzeichnung von Spielen gültig. Sie drehen sich unter anderem um Warnungen zu Chats und Cash-Shops in Videospielen. Warum können diese spezifisch aus der Sicht der USK problematisch für Kinder und Jugendliche sein?

Richtig. Seit dem 1. Januar 2023 gelten neue Regeln bei der Alterskennzeichnung von digitalen Spielen. Zurückzuführen ist das auf eine Änderung des Jugendschutzgesetzes, das den Schutz von Kindern und Jugendlichen im digitalen Raum zu verbessern will. Dafür wurden die Alterskennzeichen um Zusatzhinweise zum Inhalt sowie zur Nutzung erweitert sowie die Kriterien für die Alterskennzeichnung aktualisiert.

Chat-Funktionen ermöglichen es Spieler*innen, sich über Grenzen hinweg miteinander auszutauschen, digitale Teams zu bilden, Spieltaktiken und Teams zu besprechen oder sich einfach zu unterhalten. Das ist zunächst nicht per se problematisch, sondern kann durchaus auch das Spielerlebnis verbessern.

usk webseite frontpage
Auf der offiziellen Seite der USK findet sich eine Vielzahl von Informationen, sowie eine Liste der zuletzt geprüften Spiele.

Unter dem Aspekt des Jugendschutzes sind hier vor allem folgende Fragen relevant: Wie sieht die Ausgestaltung der einzelnen Funktionen aus? Gibt es Möglichkeiten, sichere Voreinstellungen zu treffen, gerade für jüngere Nutzer*innen? Gibt es im Spiel Möglichkeiten, problematisches Verhalten zu melden bzw. andere Nutzer*innen zu blockieren?

Das alles ist wichtig, um Risiken wie unangemessene Kommentare, Cybermobbing oder gar Cybergrooming einzudämmen. Auch Kauffunktionen im Spiel sind im Rahmen eines verantwortungsvollen Umgangs für Kinder und Jugendliche nicht grundsätzlich problematisch, solange Tools zur elterlichen Kontrolle der Käufe bestehen.

Aus Jugendschutzsicht kann es jedoch relevant sein, wie die Einbettung der Kauffunktionen erfolgt und ob Kinder und Jugendliche möglicherweise durch das Spiel in besonderer Weise unter Druck gesetzt werden, Käufe zu tätigen.

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Kann man pauschal sagen, ab wann eine Warnung zu Chats und Cash-Shops ausgesprochen wird?

Die USK spricht keine „Warnungen“ aus, sondern informiert mit den Zusatzhinweisen transparent über enthaltene Funktionen im Spiel, die bei fehlenden elterlichen Voreinstellungen möglicherweise zu Risiken führen können.

Enthält ein bei der USK zur Prüfung eingereichtes Spiel etwaige Zusatzfunktionen wie Kommunikationsmöglichkeiten oder In-Game-Käufe, wird dies immer ausgewiesen. Sollten diese Funktionen von den unabhängigen USK-Gremien als erhebliches Risiko beurteilt worden sein, kann dies auch zu einer höheren Freigabe führen und wird als Grund für die Alterseinstufung direkt neben dem Kennzeichen angezeigt.

Auf unserer Erklärseite für Eltern haben wir die wichtigsten Informationen zusammengestellt.

Neue Trends im Gaming können nicht ignoriert werden

Welche Pläne hat die USK bezüglich Spiele, die Kryptowährung und NFT-Handel anbieten? 

Neue Entwicklungen und Trends betrachtet die USK immer aus der Jugendschutzperspektive. VR, Kryptowährung oder NFTs sind spannende Phänomene, die wir auf der inhaltlichen Ebene sehr genau beobachten.

Wir müssen immer wieder diskutieren, was sich daraus für eine Jugendschutzrelevanz ergibt und inwiefern es die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen beeinträchtigen kann. Aktuell sind diese Trends noch nicht ganz bei Kindern und jüngeren Jugendlichen angekommen.

Je nach Entwicklung können solche Aspekte künftig aber auch in den Bewertungen einbezogen werden. Das wird jedoch zunächst im Einzelfall bewertet.

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Die Play2Earn-Option existiert in beliebten Kinderspielen wie Roblox bereits seit Jahren. Immer wieder gibt es Berichte über Ausbeutung oder Ausnutzung von Kindern durch die Spielinhalte oder andere User. Gibt es etwas, das die USK in solchen Fällen tun kann?

Die USK ist zuständig für die jugendschutzrechtliche Prüfung von digitalen Spielen in Deutschland und klärt durch Informationskampagnen wie beispielsweise an den digitalen Elternabenden der USK zum Umgang mit digitalen Spielen auf.

Verbraucherschutzrechtliche Fragen hingegen sind die Kernkompetenz anderer Institutionen.

Neue Gesetze führen zu neuen Bewertungspraxis

Als Geschäftsführerin der USK sagten Sie in dem Statement zu den neuen Regelungen, dass sie den „Grundstein“ für die Anwendung des neuen Jugendschutzgesetzes bilden. Welche weiteren Schritte sollen dem folgen?

Der Gesetzgeber will mit dem neuen Jugendschutzgesetz den Schutz von Kindern und Jugendlichen im digitalen Raum verbessern, indem er nun auch die „neuen“ Online-Risiken in den Blick nimmt. Das Ganze hat auch Auswirkungen auf die Prüfkriterien der USK und der daraus resultierenden Altersfreigaben.

Mit Beginn dieses Jahres werden bei der USK die neuen Regelungen bei der Prüfung von digitalen Spielen nun umgesetzt und die Regelungen des novellierten Jugendschutzgesetzes können Wirkung entfalten. Wie genau sich die neue Spruchpraxis durch die unabhängigen Prüfgremien bei der USK entwickeln wird, bleibt abzuwarten.

Die USK-Leitkriterien müssen also stetig evaluiert und auf Grundlage neuer Erkenntnisse weiterentwickelt werden.

usk webseite familienbereich
Auf der Webseite der USK finden Eltern außerdem einen Bereich für Familien mit den wichtigsten Infos zum Umgang mit Videogames.

Wie werden sich die neuen Regeln auf die Wertungen der Spiele durch die USK auswirken? 

Bisher hat die USK Spiele nach den Medieninhalten bewertet. Die Änderungen des Jugendschutzgesetzes bedeuten einen Paradigmenwechsel in der bisherigen jugendschutzrechtlichen Bewertungspraxis: Jetzt kommen neue, im Spiel vorhandene Elemente hinzu, wie Kommunikations- und Kauffunktionen, aber auch Spielmechaniken, die zur Förderung einer exzessiven Mediennutzung beitragen können.

All diese Aspekte können jetzt bei der Altersfreigabe berücksichtigt werden, einerseits durch zusätzliche Hinweise, aber auch in der Abwägung der Prüfung der Altersfreigabe selbst. Ein weiterer wichtiger Punkt ist es, dass Anbieter verpflichtet werden, Vorsorgemaßnahmen zu treffen, das heißt technische Einstellungsmöglichkeiten bereitzustellen, die Kinder und Jugendliche vor diesen Risiken schützen.

Wie sich die Spruchpraxis hier entwickeln wird, hängt von den Entscheidungen der unabhängigen Prüfgremien bei der USK ab.

Auf der offiziellen Seite der USK gibt es einen Bereich mit Informationen für die Eltern. Dort wird unter anderem vor Online-Mobbing und Grooming gewarnt. Können Sie uns verraten, um welche Informationen dieser Bereich in Zukunft noch erweitert wird? 

Wir sehen bei Eltern einen großen Bedarf, besser zu verstehen, wie ein sicherer Umgang mit dem Thema Gaming gelingen kann. Seit 2022 engagiert sich die USK gemeinsam mit anderen Institutionen des Kinder- und Jugendmedienschutzes beim „Elternguide.online“, einem Portal, der Eltern konkrete Hilfestellungen zu aktuellen Fragen im Medienumgang bietet.

Darüber hinaus bieten wir regelmäßig „Digitale Elternabende“ an, um Eltern konkrete Hilfestellungen zu geben – zuletzt etwa zum Thema „Spielzeit“ im Rahmen des Safer Internet Day 23.

Wir bedanken uns herzlich bei Frau Secker und wünschen ihr und ihren Kollegen von der USK viel Erfolg bei ihrer Arbeit.

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Corumeach

Das Zweite Gesetz zur Änderung des Jugenschutzgesetzes trat am 9. April 2021 in Kraft und schuf die Grundlage für eine Einstufung von Altersklassenfreigaben nach erweiterten Kriterien wie In-Game Käufe und Bezahlmodelle, respektive Gacha oder Loot Box Problematik. Die USK hat seither zwei Jahre damit verbracht die USK Labels mit Begriffen wie Fantasy-Gewalt / Enthält: In-Game-Käufe aufzuhübschen. Dafür muss man ganz sicher zwei Jahre lange beraten und designen. Eine Prüfung von Genshib Impact nach den alten Kriterien ist bereits über zwei Jahre überfällig. Für eine Einstufung nach den neuen Kriterien werden wir wohl warten dürfen, bis es diese Titel gar nicht mehr gibt.

BratzenBo

Leider sieht man ja am Ergebnis das es nicht wirklich gut klappt. Die Dame redet so viel ohne wirklich was Richtiges zu sagen. Politiker deutsch halt.

Viele Sachen sind gut gedacht und schlecht gemacht.

michi

zum glück sind die nur in deutschland aktiv, immerhin ist es immernoch möglich in ch oder ö ungeschnittene versionen zu kaufen

Veoh

Wenn man mal an die Zeit von 1990 bis 2005 zurück denkt, hab ich doe USK gehasst, aufgrund dessen das die einem Vorschreiben wollten was man selbst als 18 Jähriger zu sehn hat und was nicht…( Spiele wurden hard geschnitten oder gar oft auch aus lächerlichen Gründen Indiziert welche auf den rest der Welt ganz normal verkauft wurden…)

Aber in dem fall find ich es sehr gut was das mit dem online chat und erst recht Cashshop ect. betrifft…

Wenn ich da an Fortknight denke was die die Kinder nur wegen nem kack Skin und so abzocken….
Oder auch so, du kannst dur mittlerweile kaum noch richtig fertige Spiele kaufen. Alles hat noch zusätzliche DLCs mit neuen Charackteren oder Rennstrecken, je nach Spiel man kennt es ja.

Hoffe damit wird das auch mal ein bischen unterdrückt.

Auch mit dem chat, egal wie Kinderfreundlich das Spiel selber sein mag, die Leute selber nehmen kaum rücksicht falls da Kinder drunter sind.
Es gibt ja sogar richtig kranke Leute wo man direkt denkt die gehören weggesperrt, wo man denkt die gehören Sekten an oder so. Es gibt alles , erst recht hinter dem anonymen Schutz des internets…
Und die ganzen betrügerischen Goldseller erst recht. Ein 12 Jähriger fällt da garantiert manchmal drauf rein…

Stephan

Und warum machen wir nicht die USK dicht, sparen den Entwicklern n Haufen Mehrarbeit und Geld und nehmen ganz nach pro europäisch Manier die PEGI als Alterseinstufung oder lassen es zumindest als Alternative zu? Warum kocht Deutschland hier sein eigenes Süppchen?

Zuletzt bearbeitet vor 1 Jahr von Stephan
Veoh

Weil komischerweise Deutschland meint die Pegi sei nicht kompetent genug und korrekt was die Bewertung angeht…

Dabei sind die Bewertungkriterien bei der USK manchmal noch hirnrissiger…

bestes Beispiel: die Mass Effekt Trilogie wurde von der Pegi als ab 18 Jahren eingestuft, welches ich durchaus gerechtfertigt finde wenn man grad im 3ten Teil sieht wie Köpfe beim Headshot platzen. Oder durch Granaten und Skills die Körper sich auflösen oder komplett zerplatzen.
Mal davon abgesehn was die Geschichte betrifft.
Die USK aber bewertet Es mit für ab 16…

Aber haben darmals bei Rainbow Six Vegas 2 dafür gesorgt das das EXP system geschnitten und geändert wird, und durch Gegenstände durchschießen entfernt wurde.
Aber der rest des Spiels ist genau gleich geblieben.
Das ist schon echt grundlos lächerlich…

Zuletzt bearbeitet vor 1 Jahr von Veoh
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