Schulleiterin spricht über Social Media und Influencer: „Riesendesaster“

Schulleiterin spricht über Social Media und Influencer: „Riesendesaster“

Die Schulleiterin Silke Müller setzt sich seit Jahren für die Digitalisierung an den Schulen und Aufklärung der Kinder im Umgang mit dem Internet, Social Media und Influencern ein. In einem Interview erzählt sie uns von ihren Sorgen, Wünschen und auch Erfolgen auf dem Gebiet.

Social Media, Twitch und YouTube spielen im Leben der Kids in unserer Zeit eine sehr große Rolle. Über die Smartphones ist man immer verbunden, kennt die neuesten Trends und weiß, was gerade im Netz los ist.

Doch der ungefilterte Konsum der Inhalte aus dem Internet bringt auch Probleme mit sich. Sie starten bei “harmlosen” Streichen und gehen bis hin zu lebensgefährlichen Trends. Diese Probleme versucht Silke Müller (Link zum Twitter-Profil) eine Schulleiterin aus Niedersachsen, an ihrer Schule seit Jahren anzugehen.

In einem zweiteiligen Interview haben wir mit ihr über die Digitalisierung an ihrer Schule gesprochen und ihre Rolle als Beauftragte für digitale Ethik in Niedersachsen.

Dieses Interview erschien ursprünglich im Februar 2023.

“Wir haben es irgendwie vergessen, unsere Werte und Normen ins Netz zu übertragen”

Irina von MeinMMO: Hi, kannst du dich unseren Leserinnen und Lesern vorstellen? 

Silke: Mein Name ist Silke Müller. Ich komme aus dem schönen Niedersachsen, Landkreis Oldenburg. Und ich bin Schulleiterin einer Oberschule, der Waldschule Hatten. Wir haben etwa 850 Kinder und 85 Kolleginnen und Kollegen sowie Schulhühner und -hunde.

In Deutschland haben wir ja gefühlt 30 verschiedene Schulformen. Man kann es sich so vorstellen, dass wir Haupt- und Realschule sind, also bis zur Klasse 10, aber mit einem anderen Konzept, das Oberschule heißt. Die Kinder gehen mit dem ersten Bildungsabschluss, den sie in Deutschland erreichen können, in die Berufe, an eine weiterführende Schule oder wie auch immer.

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Waldschule Hatten

Wir sind seit 2009 aber strategisch sehr digital unterwegs, angefangen mit damaligen Projekten. Und seit Jahrgang 2013/14 haben alle Kinder ab Jahrgang 7 ein Eltern-finanziertes Tablet.

Wir kümmern uns um drei Kernziele neben dem normalen analogen Unterricht: die Vermittlung von niederschwelligen IT-Kompetenzen, ein Grundverständnis für KIs und vor allem eine digitale Ethik. 

Irina von MeinMMO: Du bist die Beauftragte für digitale Ethik in Niedersachsen. Was können sich unsere Leserinnen und Leser unter dem Begriff vorstellen? 

Silke: Ich bin tatsächlich schon sehr lange in dieser digitalen Entwicklungswelt unterwegs und es ist mir auch sehr wichtig, dass wir Zivilgesellschaft, Industrie, Marktwirtschaft, Bildung und Politik miteinander vernetzen. Denn wir können nur dann erfolgreich sein, wenn wir ein für einander Verständnis haben und miteinander im Austausch sind. 

Das führte dazu, dass ich 2021 vom niedersächsischen Wirtschaftsministerium ausgezeichnet wurde als erste Digitalbotschafterin Niedersachsens. Mein Schwerpunkt ist das Hinweisen, das Vermitteln und das Wachrütteln für eine digitale Ethik. 

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Auch wenn vieles an der Waldschule schon digital abläuft, sind manche Dinge noch analog.

Der Begriff digitale Ethik ist genauso bescheuert wie möglicherweise leicht vorstellbar, denn es geht um ein friedsames Zusammenleben im Netz. Und da sind wir beim Thema, dass es in meinen Augen nicht nur im Netz gefährdet ist. Das schwappt auch rüber ins Analoge. 

Wir haben es irgendwie vergessen, unsere Werte und Normen ins Netz zu übertragen. Das ist nach wie vor kein rechtsfreier Raum, aber es wird weiterhin als solcher wahrgenommen. Und das ist ein Riesenproblem. Da müssen wir nicht über Zensur nachdenken. Müssten wir über gesetzliche Regelungen oder Gesetzesentwürfe nachdenken? Oder müssen wir erst bei uns selbst anfangen und sagen „Wie wollen wir miteinander umgehen“? Und diese Diskussion wird in meinen Augen nicht geführt. 

“Es ist ihnen wichtig, wie viele Herzchen sie haben”

Irina von MeinMMO: Twitch, YouTube und TikTok gehören zum Alltag der Kids mittlerweile so fest dazu wie früher VIVA und MTV. Welche Auswirkungen auf das Verhalten der Kids in der Schule und auf dem Schulhof haben Sie über die Jahre beobachten können? 

Silke: Ich möchte da einmal kurz eingreifen, weil ich das ein wenig konträr sehe. Ich hatte auch MTV und Unplugged und so weiter. Der Unterschied dazu ist, wir waren ganz oft Konsumenten von einem zur Verfügung gestellten Content. Wir waren keine Content-Producer an der Stelle, sondern diejenigen, die einfach konsumiert haben. 

Wir mussten einfach das Programm hinnehmen, was da lief, egal ob Pop, Rock oder Heavy Metal. Das ist jetzt natürlich ganz anders. Zum einen dadurch, dass die Kanäle ganz vielfältig sind und so unterschiedliche Angebote machen. Fernsehsender haben noch einen gewissen Ethos, was sie ausstrahlen. Es wird natürlich immer schlimmer mit Trash-TV, aber es ist reglementiert. 

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Auch auf Twitter warnt Silke vor Gefahren und verweist auf Chancen, die die Digitalisierung mit sich bringt.

Die sozialen Netzwerke sind nicht reglementiert. Das heißt, die Kinder sind nach wie vor Konsumenten, aber andererseits auch Producer. Sie können selber Content produzieren und online stellen. Und dann beginnt das eigentliche Desaster. Dann beginnt die Charakterbildung durch Likes. 

Ihnen ist total wichtig, wie viele Follower sie haben. Es ist ihnen wichtig, wie viele Herzchen sie haben. Und wenn man sich darüber Gedanken macht, dass dich da Leute bewerten, die sich gar nicht kennen, dann trittst du als Mensch in den Hintergrund.  Es ist nur ein Schein, den ich präsentiere. 

Das führt schon dazu, dass Kinder sehr oberflächlich werden. Sie streben nach dem „guck mal, was der oder die hat, das will ich auch“. Dieser „Fame“ der dahintersteht. Möglicherweise auch fehlgesteuert von Kosmetik- und Gesundheitstrends. Das geht in die extreme Richtung, mit total viel Fitnessstudio und Bodyforming. 

Zum anderen führt es dazu, dass sie jeden Scheiß ausprobieren. Wir hatten diesen Trend, bei dem Deo auf den Arm gesprüht hat, bis es blau wurde und Verletzungen und Narben entstanden. Jeder würde da sagen: „Was ist das für ein Schwachsinn?“ Sie machen es nach, weil es ein TikTok-Trend ist. 

Fotos von der Schultoilette, nächster TikTok-Trend. Facebook ist für die Kinder schon das Netzwerk der alten Leute.

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Auf der Homepage der Schule gibt es Infos nicht nur für Schüler, sondern auch für Eltern, die sich über Social Media informieren wollen.

Das ist ein Riesendesaster, weil da nicht nur die Charakterbildung durch Likes besteht, sondern weil Influencer mittlerweile auch einen Status gewonnen haben, dass sie in gewisser Weise manipulierend unterwegs sein können, ohne es vielleicht zu wollen. 

Aber richtige Demokratieerziehung, sich auseinandersetzen mit Themen, mit politischen und gesellschaftlichen Themen, das passiert nicht. Wenn jemand sagt „Ich finds geil, ich finds nicht geil“, findet der Follower das auch, ohne sich seine eigenen Gedanken zu machen. 

Und ich sag mal so: Ich habe vor Kurzem mit jemandem gesprochen, der mir sagte „Weißt du was, Silke. Ich bin echt dankbar, dass wir noch kein Smartphone früher hatten. Ich wäre sonst genauso abgedriftet.“ Das ist ein wahres Wort. 

Es ist einerseits total praktisch. Wenn ich 10 km gefahren bin und feststellt, dass ich mein Handy vergessen habe, dreh ich wieder um. Ich will das alles auch nicht verteufeln. Aber andererseits, so unreflektiert und ungefiltert wie wir es laufen lassen, ist es einfach eine extrem große Gefahr für Kinder, die gerade in der Selbstfindungsphase sind.

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Die Problematik ist, dass wir in der Schulblase viel zu wenig Ahnung haben und uns auch typisch lehrerhaft sagen „Früher war alles besser. Die Kinder müssen erstmal wieder zusammenhalten.” Ja, weil sie ein anderes Leben führen.

Mit der Einführung der sozialen Netzwerke hat sich gesellschaftlich alles verändert. Das können wir verteufeln und wegreden, aber wir können es nicht einfach unter den Teppich kehren. Und damit beschäftigen wir uns zu wenig. Ich glaube, dass das Thema viel zu wenig im gesellschaftlichen Mittelpunkt steht. 

Man sagt, Deutschland ist abgehängt in der Digitalisierung. Das ist mit Sicherheit das Eine, aber über die Inhaltsfrage reden wir auch sehr wenig. 

“Ich wünsche mir ein größeres Verständnis dafür, wie viel Einfluss die Influencer tatsächlich haben”

Irina von MeinMMO: Was ist deine Haltung gegenüber Influencern, deren Fan-Gruppen vor allem aus Kids und jungen Erwachsenen bestehen?

Sillke: Ich glaube, das gab es wirklich schon immer. Wir hatten ja auch unsere Bravo-Poster damals im Zimmer hängen und wenn ein Star eine Hose getragen hat, dann musste man die kaufen. Das Influencer-Wesen gab es schon immer. 

Wir hatten mal Daniel Jung als Mathe-Influencer hier. Die Kinder sagten „Ey, Sie sind der Mathe-Gigant!“ Man muss sich ja fragen, warum muss es Leute geben, die im Internet Mathe erklären? Ja, weil wir in der Schule scheinbar versagen. Wir erreichen eben doch nicht alle.

Mehr zu Daniel Jung findet ihr in unserem Interview mit ihm:

YouTuber erreicht mit Mathe Tausende Zuschauer: „Ich wollte kein Influencer werden“

Es gibt viele Influencer, die nur kommerziell unterwegs sind, aber es gibt auch welche, die sind sozusagen „Sinnfluencer“. Man kann es verteufeln oder man sagt: „Ok, das ist jetzt die Zeit.“ Fame und Promis gab es ja schon immer. Und da gab es auch die Guten und die Schlechten. 

Da gibt es jetzt neue Dimensionen des direkten Kontakts. Früher waren die Stars aus Filmen und Musik unerreichbar. Jetzt kann ein Influencer sagen „Hey Leute, ihr seid meine Familie.“ Dieses direkte “angesprochen sein” führt natürlich dazu, dass ich demjenigen viel mehr an den Lippen hänge und viel unreflektierter damit umgehe, was jemand macht. 

Dieses „Glas zwischen uns“, das ist jetzt gar nicht mehr da. Man fühlt sich als Teil des Lebens eines Influencers. Da wirds problematisch, wenn ich alles total toll finde und mehr oder weniger einem Guru folge. Das ist schwierig. 

Was sind “Parasoziale Beziehungen”? Diese Art von Beziehungen entstehen normalerweise zwischen Fans und ihren Stars. Das Besondere an parasozialen Beziehungen ist, dass lediglich eine Illusion von Intimität entsteht: Fans haben das Gefühl, die Menschen wirklich zu kennen – ohne ihnen je persönlich begegnet zu sein oder mit ihnen geschrieben zu haben. 

Durch die stetig wachsende Social-Media-Landschaft haben besonders Influencer mittlerweile die Möglichkeit, deutlich mehr mit ihrer Fanbase zu interagieren und sie so anders an sich zu binden. Mehr dazu findet ihr auf houseofyas.de.

Irina von MeinMMO: Was halten Sie von der Aussage: „Influencer haben durch ihre Reichweite eine Vorbildfunktion, der sie gerecht werden müssen“?

Silke: Viel. Es gibt zwei Seiten der Medaille: Einerseits kann man jemandem, der sagt „Ich habe die Möglichkeiten, ich will etwas versuchen und damit Geld verdiene“ keinen Vorwurf machen. Das Netz hat es geschafft und es gibt Leute wie Daniel Jung, die auch unglaublich viel Arbeit da reinstecken. Das ist ein richtiges Geschäftsmodell. Man hält sich nicht eben das Handy vors Gesicht und dann wars das. 

Was man aber schon sagen muss, ist: Jeder, der öffentlich unterwegs ist, muss wissen, dass er Menschen beeinflusst. Das ist eine Verantwortung, die man hat. Man kann seine Meinung sagen, aber trotzdem ein demokratischer Mensch bleiben. Also nicht „Das, was ich sage, zählt“, sondern „Das ist meine Meinung. Folgt mir oder nicht, aber denkt selber darüber nach.“

Dieser Satz fehlt mir oft bei Influencern. Ich versuche auch eine „Influencer“ für die digitale Ethik zu sein und sage, dass ich das positiv beeinflussen will. Dann stelle ich mich trotzdem jeder Kritik und bin kritikfähig. Wenn jemand anders das doof findet, dann sage ich: „Gehen wir in den Ring und diskutieren das aus.“

Man kann das nicht per se sagen, dass die Verantwortung da ist. Für mich ist die Verantwortung auch, dass man jemandem eben nicht blind folgt. Das liegt nicht nur an demjenigen, der vorangeht, sondern auch an denen, die manchmal dämlich und blind hinterherlaufen.

Da muss man schon sagen: „Ok, das ist auch die Verantwortung eines einzelnen, kritisch zu hinterfragen, und zwar zu jedem Zeitpunkt.“

Irina von MeinMMO: Was würdest du dir von Influencern mehr wünschen in Bezug auf ihre junge Fan-Base? 

Silke: Ich glaube, ich wünsche mir ein größeres Verständnis dafür, wie viel Einfluss sie tatsächlich haben. Und wie viel Gefahr von ihnen ausgehen kann, wenn sie nicht reflektiert damit umgehen, was sie da verkaufen. 

Wenn sie Werbefiguren sind, dann ist alles gut. Es muss jeder selbst entscheiden, was man kauft. Da ist jeder für sich verantwortlich. Es geht nicht darum, dass man jetzt einen mahnenden Finger hochhalten muss und sagen, dass man ja aufpassen soll. 

Aber mir fehlt manchmal dieses Bewusstsein, wie viel Einfluss sie auf die Seele eines Kindes haben können. Das will ich mir wünschen, dass ein Influencer weiß: Das, was ich tue, verändert und prägt junge Menschen. Wie möchte ich junge Menschen prägen? Diese Frage sollte sich jeder am Anfang gestellt haben. 

Der ehemals größte Streamer auf Twitch ist da aber anderer Meinung:

Der größte Streamer auf Twitch will kein Vorbild sein: „Ich zocke Videospiele, ich erziehe keine Kinder“

Irina von MeinMMO: Welche Rolle spielen Games als soziales Netzwerk aus deiner Sicht im Alltag der Kids? 

Silke: Jedes Online-Game ist in meinen Augen ein soziales Netzwerk, weil die immer Multiplayer-Modi haben. Die Kinder können durch unterschiedlichste Kontaktmöglichkeiten miteinander kommunizieren und das biete natürlich auch einen großen Raum für Menschen mit nicht ganz so guten Absichten. 

Wenn ich mich als Carola12 ausgebe, kann aber genauso gut Günther56 sein, um die Kinder in den Bann zu ziehen. Stichwort Cybergrooming. Man versucht, Kinder anzulocken, um sie in sexuelle Abhängigkeit zu bringen. Im „besten Fall“, so krass es sich anhört, nur digital. Es kann aber auch analog werden, mit Verabredung und Missbrauchsgedanken. 

Es ist einfach so, dass ganz viele Kinder Games spielen, und viele Eltern auch da wieder nicht wissen, welche Plattformen welche Möglichkeiten bieten. Stichwort Roblox. Wenn ich von Grundschuleltern höre, dass ihre Kinder Roblox spielen, dann sage ich „Ok, aber sie wissen schon, dass es da Spielräume für gewaltverherrlichende Rechtsradikale und Pädophile gibt?“ und dann wird man nur groß angeguckt „Bitte was? Aber das ist doch nur wie Lego.“

Roblox ist seit Corona ein großes, soziales Netzwerk für Kinder – Doch diese Gefahren lauern

Da haben wir wieder das Problem, wir lassen die Kinder vollkommen unbegleitet in eine Welt, die wir überhaupt nicht kontrollieren, geschweige denn kennen. Das ist so, als ob ich das Kind auf dem Fahrrad auf die Autobahn schicken und sagen würde „Helm habe ich für dich gerade nicht, aber 18 Uhr bist du pünktlich zu Hause. Wird schon gut gehen.“ Und natürlich geht es nicht gut.

Was können die Eltern tun?

Irina von MeinMMO: Welche Tipps haben Sie als Schulleiterin für Eltern, die bei dem ganzen digitalen Kram keinen Durchblick haben? Wo sollen sie anfangen?

Silke: Ich bin gut verbunden und arbeite eng zusammen mit dem Prof. Dr. Thomas-Gabriel Rüdiger. Der leitet das Institut für Cyberkriminologie an der Hochschule der Polizei des Landes Brandenburg. Ich bin ein Riesenfan von ihm und mache alles, was er sagt. Und er hat uns hier mal einen Vortrag an der Schule gehalten. Ich erinnere mich an einen Satz von ihm, da sagte er: „Leute, kein Spiel in die Hände der Kinder, das ihr selber nicht 2 Wochen lang gespielt habt, um zu sehen, was da passiert.“  

Klasse Tipp. Finde ich großartig. Kein Netzwerk, ohne dass man selbst angemeldet ist und weiß, was da passiert. Da gibt es natürlich nicht nur Haltungsfrage, sondern auch, was man effektiv tun kann. 

Mit dem Prof. Dr. Thomas-Gabriel Rüdiger haben auch wir von MeinMMO schon gesprochen:

Kriminalität in Online-Games – Was kann man dagegen tun? Erfahrt es im MeinMMO-Podcast

Da gibt es die Initiative „Law4School“ von der Rechtsanwältin Gesa Stückmann. Sie macht Webinare gegen Cybermobbing für Schüler, Eltern und Lehrer, um einfach aufzuklären: „Was darf ich? Was darf ich nicht?“ Und ich sag dir eins, da schlackert man mit den Ohren. Sie sagt, welche Strafen draufstehen, und macht auch ganz klar, was im Netz los ist. 

Dann gibt es die Initiative „Weitklick“, die ganz tolles Material für Eltern, Kinder und eigentlich alle Bereiche der Gesellschaft anbieten. Es gibt Klicksafe gegen Cybergrooming.

Eines muss man aber wirklich sagen: Medienerziehung bedeutet nicht: „Mein Kind hat nur 2 Stunden Bildschirmzeit.“ Es reichen 5 Minuten, damit die Kids unter die Räder kommen. 

Medienkompetenz ist keine Einschränkung. Natürlich sollen die Kinder nicht den ganzen Tag vor dem Bildschirm hängen, aber wenn man meint, damit schützen zu können, das ist Quatsch. Gleichzeitig helfen auch keine Verbote. Das ist ja schon fast Entzug des sozialen Lebens, wenn man sagt: „Du hast Handy nicht mehr.“ Das ist eine Sanktion, aber nicht Erziehung. 

Der zweite Teil des Interviews erscheint in der kommenden Woche und behandelt die technischen Fragen über die Digitalisierung der Schule.

Lehrer streamt Unterricht auf Twitch, hat jetzt hunderte Zuschauer: „War anfangs nur für meine Schüler gedacht“

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Morgenes

Das Ganze ist halt auch für die Kinder extrem schwierig.
Während man sich z.B. früher nur vor der Klasse blamiert hat, blamiert man sich heute gleich vor der ganzen Welt.

Die ganze Gesellschaft driftet auch sozial extrem schnell in eine Globalisierung ab, welches einfach völlig neue Regeln hervorruft, welche wir als ältere Generation nur schwer nachvollziehen können. Jedenfalls in Bezug auf die Jugend.

Für uns Eltern ist es nun halt extrem wichtig den Kindern ordentliche Werte mitzugeben und ihnen klar zu machen, dass man sich nicht so viel von Menschen beeinflussen lassen soll, die hunderte Kilometer entfernt wohnen und man höchstwahrscheinlich nie im Leben persönlich treffen wird.
Aber mach das Mal einem Teenager klar, dessen Welt momentan mehr digital und weniger im echten Leben stattfindet. Für ihn sind diese Personen auch in Zukunft noch wichtig da momentan ihre Welt so vernetzt ist.

JoJoRabbit

Naja seit Jahrzehnten versucht man auch an den Schulen gesunde Ernährung zu vermitteln. Oder der klassische Ethik Unterricht, wo werte vermittelt werden sollen.

Wie viel ist davon hängengeblieben, oder zeigt wirklich Wirkung bei den Schülern?
Hier will man den Kindern zeigen, wie das „Internet“ richtig funktioniert?

Ganz ehrlich, die Kids lassen sich sicherlich nicht sagen. Wie sie eine Sache benutzen sollen, die ihnen so Spaß macht wie sie es wollen.

Lehrer die Kindern erzählen, was im Internet gut oder böse ist? Weiß ich jetzt nicht. Bei der schnellen Entwicklung, kommen die doch selber nicht hinterher. Dass was heute einem Siebtklässler vermittelt werden soll, kann in 3 Jahren schon total irrelevant sein. Oder sogar total falsch.

Die Eltern haben die Aufgabe das zu überwachen, was ihre Kinder da konsumieren. Sollte das nicht klappen, dann muss man Maßnahmen ergreifen Punkt.

„Natürlich sollen die Kinder nicht den ganzen Tag vor dem Bildschirm hängen, aber wenn man meint, damit schützen zu können, das ist Quatsch. Gleichzeitig helfen auch keine Verbote. Das ist ja schon fast Entzug des sozialen Lebens, wenn man sagt: „Du hast Handy nicht mehr.“ Das ist eine Sanktion, aber nicht Erziehung.“

Naja zum Glück sind wir nicht so weit, dass dies Lehre entscheiden dürfen. Sollte mal ein Kind nach Hause kommen und diesen Satz ihren Eltern an den Kopf knallen. Den sie von einem Lehrer gehört haben. Ich glaube dann brennt der Baum gewaltig. 😂

Melchner

“Ihnen ist total wichtig, wie viele Follower sie haben. Es ist ihnen wichtig, wie viele Herzchen sie haben. Und wenn man sich darüber Gedanken macht, dass dich da Leute bewerten, die sich gar nicht kennen, dann trittst du als Mensch in den Hintergrund.”

Und genau das ist das größte Problem von allen. Den Kids (und allen anderen Menschen auch btw.) sollte beigebracht werden, dass es absolut Schei** egal ist, was andere über Dich denken,… Denn die, die das verinnerlicht haben, die schei**en auch auf irgendwelche Likes und Herzchen und was weiß ich noch.

Ich warte ja nur darauf das irgend so ein “Influencer” oder “Star” mal anfängt nen Kackhaufen auf dem Kopf zu tragen und dann machen es alle anderen auch, weil es ja “in” ist….

Zuletzt bearbeitet vor 1 Jahr von Melchner
Schnattermann

Nette Dame. Kann nur alles komplett unterschreiben was sie sagt, das mag aber auch an meinem Alter liegen.😁
Die Diskussion über Umgang mit Medien gab es früher auch so über Fernsehen, Comics und Musik. Alles nix neues und letzten Endes muss jede Generation ihren eigenen Weg finden damit umzugehen.
Ab einem gewissen Alter kommt man da eh nicht mehr wirklich mit, und ich persönlich habe als Teenager Leute ab 25 als scheintot betrachtet. Ich glaube kaum dass das jetzt anders ist.

Zuletzt bearbeitet vor 1 Jahr von Schnattermann
Threepwood

Dankeschön für das Interview, ich bin auf den zweiten Teil gespannt. Passend dazu noch Wolfgang M. Schmitt zum Thema Influencer in die Aufklärungsarbeit einbinden, ihre genannten Projekte einbinden und die Branche Digitales verpflichtend unverblümt transparent machen (Fortbildung, Elternabende/ -kurse etc).
Sie tritt für eine Mammutaufgabe an und ein, die in der Aufmerksamkeit in sämtlichen sozialen Einrichtungen, von Schule, Kita, Wohngruppe/ Heim, Jugendhilfe, Elternhaus etc, noch immer die Ausnahme ist. Auf allen Seiten.

Kids und junge Menschen bis teils um die 30 wehren fast alles dazu als “Boomerkram” ab, ohne zu wissen, was das eigentlich bedeutet.
Der soziale Bereich ist massiv unterfinanziert und grenzwertig damit beschäftigt, Schadensbegrenzung auf anderen, gesellschaftlichen Ebenen zu betreiben.
Nachrückende Beschäftigte sind nicht selten selbst in diesen digitalen Konditionierungen unterwegs und sehen die Problematik gar nicht. Gepaart mit vielen alten Mitarbeitenden und einer Horde von Alternativen, die gerade so einen PC und Telegramm anschalten können (wollen), ist das absurd.
Da noch Geld für Digitales zu bekommen und überhaupt Kapazitäten und ein Bewusstsein für freizuschaufeln, ist sehr schwer. Primär in wohlhabenden Bezirken/ Gegenden möglich, wo der Alltag inklusive Bewältigung nicht Hauptthema und einem Survivalgame gleicht. Im Durchschnitt höhere Bildungsstände herrschen und und und.

In der sozialen Bubble gibts immer mal fallbezogene Präsenz, z.B. Umgang mit Smartphones (Nacktheit, Porno, Gewalt etc), aber meist sind alle froh, wenn solche Themen wieder verschwinden dürfen. Es bedeutet nämlich Arbeit, ist ein sehr schwarzer Spiegel und die Betroffenen widmen sich dem gern erst, wenn die Hütte brennt.

TigerherzLXXXVI

Eine tolle Lady! Dieses Thema gehört in der heutigen Zeit zu den wichtigsten überhaupt, da es maßgeblich die Zukunft unserer Gesellschaft formt. Ich persönlich halte das weitestgehend unregulierte Internet, welches eine immer zentralere Rolle in unser aller Leben einnimmt, für die größte Gefahr beim Thema “moralischer Verfall des Menschen”. Bildung ist und bleibt die Lösung auch für dieses Problem, doch die Umsetzung ist leider nicht immer so einfach. Zum Beispiel ist Deutschland als Staat und Hauptverantwortlicher für die Bildung und Kultur im eigenen Land in den letzten Jahren wahrlich kein Musterschüler gewesen. Man braucht sich nur die gewaltige Inflation des Abiturs anschauen. Unsere Lehrkräfte haben unter der momentanen Situation extrem zu leiden. Ich habe größten Respekt vor allen Lehrern, die ihren Bildungsauftrag aus eigener Überzeugung trotz aller Widrigkeiten wahrnehmen. Hoffentlich ist es nicht die letzte Generation mit dieser vorbildlichen Haltung.

Zuletzt bearbeitet vor 1 Jahr von TigerherzLXXXVI
Koronus

Das erinnert mich an was mein Onkel der Lehrer ist regelmäßig über seine Erfahrungen erzählt und so seinen Frust ablässt. Er ist der Meinung, dass der Staat Österreich absolut die falsche Entscheidung ist, Erstklässler die gerade erst aus der Volksschule kommen bereits einen Laptop zu geben denn für die ist das ein reines Gaminggerät welches ihre bereits viel zu kurze Aufmerksamkeitsspanne noch kürzer werden lässt. Wenn sollte man ihnen frühestens mit der 7. Klasse das geben da die Jugendlichen dann erst die notwendige Reife haben aber noch besser wäre überhaupt eine 180° Wende zu machen. Anstelle von mehr Digitalisierung sollten stattdessen Smartphones wie Bier und Kippen als Drogen klassifiziert werden und so nicht für unter 16 Jährige verfügbar sein wenn nicht gar erst für Volljährige. Die Gehirne der Kinder und Jugendlichen müssen erst reifen und schon bereits vor 30 Jahren hat es den Leuten nicht geschadet mal keine mediale Unterhaltung zur Zerstreuung zu haben weil dann hat man halt eben ein Buch gelesen.

Cortyn Nightshade

Dass ein Laptop die Aufmerksamkeitsspanne automatisch reduziert, ist Unsinn. Das liegt eher am Konsum der Inhalte. Klar ist Tiktok etwas, das eher kurz ist und einen “Kick” nach dem anderen fordert. Aber wenn man sich mit Programmen beschäftigt oder Aktivitäten, die länger dauern (Egal ob Schularbeit oder Spiele mit langen Runden / Aufgaben), dann sinkt nicht automatisch die Aufmerksamkeitsspanne.

K-ax85

Es gibt ja bereits seit ein paar Jahren den Beruf “Medienpädagoge” – leider kommen diese viel zu selten in Schulen zum Einsatz um Kinder in diesem Bereich zu schulen. Im Prinzip müsste Medienkompetenz ein Unterrichtsfach werden um Kinder und Jugendliche auf die (leider) unbegrenzten Möglichkeiten, die das Internet und alle darüber laufenden (Social-Media)Plattformen so bieten, vorzubereiten.

Natürlich sind auch wir Eltern in der Pflicht hier ein Auge auf unsere Kinder zu haben und diese entsprechend bei der Nutzung sozialer Medien und des Internets zu begleiten – haben die Eltern selbst keinen Plan was so möglich ist und auf was es ankommt, sollten sie sich entsprechend informieren. Angebote dazu gibt es.

Zyrano

Was ich auch sehr wichtig finde ist das die Schulen auch die Elten schulen… weil die sonst mit dem Kind nicht mithalten können und das birgt auch enorme Risiken.

Luripu

Guter Beitrag besonders die Aussage vom Leiter der Polizeihochschule.
Wenn man selber keinen Plan von den Games+Social Media seiner Kinder hat,
kann man auch nicht beurteilen welchen Gefahren sie dort ausgesetzt sind.
Also muss man sich die Zeit dafür nehmen.

Maximus106

Schöner Beitrag. Gerade digitale Weiterbildung kommt in der Schule extrem zu kurz und wenn es die Kinder und Jugendlichen nicht zu Hause lernen (weil “boomer” Eltern und so), dann werden sie schnell zu Autodidakten mit hohem Berufsrisiko.
Wäre stark, wenn in Zukunft jede Schulleitung so observierend an das Thema herangehen würde.

N0ma

Was wir an Schulen benötigen ist das Fach Ethik, das ist bis jetzt leider nicht in allen Bundesländern der Fall. Religionsunterricht ist a) nicht für alle und b) nicht genau dasgleiche.

Ich sehe keinen Grund warum man eine spezielle digitale Ethik benötigt?
Die Kultur im Internet hängt stark daran das man meist als virtuelle Person unterwegs ist. Deshalb wird da natürlich eher mal was gesagt als mit Realname. Das wird auch immer so sein. Nichtsdestotrotz gibt es sowohl den sozialen Faktor im Internet sowie Moderation. Wenn man die letzten Jahre so betrachtet hat sich da bereits einiges geändert in der Denkweise der Leute.
Wir sollten mehr Wert auf den sozialen Faktor legen, den kann man mit technischen Möglichkeiten unterstützen, das kann dann auch den Moderationsaufwand veringern.

Ich finde es sinnvoll wenn den Kindern in der Schule beigebracht wird wie man möglichst sicher im Internet untewegs sein kann. Grundsätzlich finde ich aber wird an Schulen zu sehr auf Digitalisierung gesetzt statt auf Grundausbildung. Die Kinder lernen dann Word zu bedienen können aber nichtmal halbwegs Rechtschreibung.

Tim

In Niedersachsen gibt es das Fach “Werte und Normen”, dort werden teilweise, je nach Lehrer, solche Inhalte platziert. Das Fach ist aber oft auch nur eine Alternative zu Religion, wo man dann rein muss, wenn man nicht in Religion darf/will.

Es ist halt wie mit so vielen Themen im heutigen Schulsystem. Die Kinder lernen viel am eigentlichen Leben vorbei. Sie sollten dort eigentlich auf die Welt vorbereitet werden. (zusammen mit den Eltern natürlich) Aber oft werden Sachen gelehrt, die gar keine Substanz (mehr) haben und nur durchgegangen werden, weil sie in einem Lehrplan von 1950 stehen. (überspitzt)

Dass es gerade an vielen Lehrern fehlt, gerade auch an jungen, die die hier angesprochene Problematik sicher oft besser verstehen, macht die Sache nicht besser.

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