Die französische Polizei hat 5 ehemalige Manager von Ubisoft verhaftet, um sie im Zusammenhang mit einem Sexismus-Skandal zu befragen. Das geschieht unmittelbar vorm Release von Assassin’s Creed Mirage. Einer der Beschuldigten ist die frühere rechte Hand des Chefs Yves Guillemot: der Ober-Kreative Serge Hascoët. Der gilt nicht nur als Erfinder der “Ubisoft-Formel”, sondern auch als Schlüsselfigur in einem Sexismus-Skandal.
Woher stammt die Information? Die Infos kommen von der französischen Liberation, die darüber heute Mittag berichtet hat (via liberation). Sie sprechen von der “Ubisoft-Affäre.”
Das ist die Nachricht in Kürze:
- Die Festnahmen zur Befragung von 5 ehemaligen Mitarbeitern von Ubisoft, darunter Hascoët und Tommy François, fanden am 3. und 4. Oktober statt. Die Verhaftungen kommen, nachdem die Polizei ein Jahr lang über 50 aktuelle und ehemalige Angestellte von Ubisoft befragt hat. Die Verdächtigen befinden sich in Gewahrsam der Polizei.
- Es geht im Kern um ein „institutionalisiertes System von sexueller Gewalt“ – wir haben auf MeinMMO über die Vorwürfe gegen Ubisoft im Juli 2020 berichtet. Im Zuge davon trennte sich Ubisoft von Führungskräften wie Serge Hascoët, der als Erfinder der „Ubisoft-Formel“ gilt.
- Die Entwicklungen begannen im Sommer 2021, nachdem eine Gewerkschaft und 2 Opfer Klage erhoben hatten: Ermittelt wurde von Pariser Behörden in Fällen von moralischer und sexueller Belästigung.
Der neue Titel von Ubisoft, dem größten Gaming-Studio Europas, startet in wenigen Tagen:
Erfinder der Ubisoft-Formel wurde beschuldigt und gefeuert
Um was ging es bei dem Skandal damals? US-Journalist und Investigativ-Reporter Jason Schreier berichtete im Juli 2020 über skandalöse Zustände bei Ubisoft (via bloomberg).
Die Vorwürfe konzentrierten sich auf Serge Hascoët (58), der die Entwicklung von neuen Spielen bei Ubisoft überwachte. Der soll einen inneren Führungszirkel begründet und geleitet haben, der wie ein Männerclub gewirkt und sich vor allem gegenüber Frauen unanständig verhalten haben soll.
Es hätten Zustände wie im Haus einer Studentenverbindung geherrscht, hieß es damals. Hascoët sei als „unantastbar“ und „goldenes Kind“ angesehen worden, der sich alles erlauben konnte. Schreier berichtete: Es sei zu Meetings in Stripclubs gekommen, von denen Frauen ausgeschlossen waren, und es gab Pornos auf den Rechnern der Manager.
Frauen seien systematisch klein gehalten und diskriminiert worden. Wenn sie sich bei der Personalabteilung beschwerten, sollen sie keine Hilfe erhalten haben.
“Wie ein Spielplatz für Jungs, bei dem Frauen zu Boden gedrückt werden”
Das sagen die Parteien: Vom CEO von Ubisoft gibt es kein Statement.
Die Firma sagt, man habe keine Kenntnis von der Sache und könne sich daher nicht äußern.
Ein Anwalt der Kläger ist der Einzige, der mit der Presse spricht: Er sagt, so ein Verhalten sei ihm in 22 Berufsjahren noch nie untergekommen. Die Polizei habe hier so gründlich ermittelt wie noch nie. Bei Ubisoft sei ein Verhalten etabliert worden, dass es aussehen ließ, als gehöre [Sexismus] zum kreativen Prozess: Das sei wie ein großer Spielplatz für Jungs gewesen, auf dem Frauen gegen die Wand oder zu Boden gedrückt wurden. Die Personalabteilung habe das alles gewusst.
Besonders herauszustellen sei, dass die Firma hier in Komplizenschaft mit ihren Führungskräften gearbeitet habe.
Die Reaktion von Ubisoft 2020 sollte damals einen Neustart auslösen:
CEO entschuldigt sich für Sexismus bei Ubisoft, will jetzt mehrere Dinge ändern
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