Entwickler eines beliebten Hai-Spiels auf Steam behauptet: Cancel Culture hat ihn zerstört

Entwickler eines beliebten Hai-Spiels auf Steam behauptet: Cancel Culture hat ihn zerstört

Im Spiel „Maneater“ steuert man einen Hai und kann Schwimmern die Gliedmaßen abreißen. Auf Steam steht das Spiel bei 92 % positiven Reviews. Aber der Chef des Studios hinter dem Spiel, John Gibson, sagt jetzt im Fernsehen: Cancel Culture habe ihn zerstört. Nach 17 Jahren im Studio musste er zurücktreten und die Firma verkaufen. Gibson hatte auf Twitter seine Zustimmung zu einem Anti-Abtreibungsgesetz ausgedrückt.

Welche Rolle spielte Gibson im Studio Tripwire?

  • John Gibson gründete das amerikanische Studio „Tripwire Interactive“ im Jahr 2005 zusammen mit Alan Wilson.
  • Er leitete die Firma bis ins Jahr 2021 – ihr wohl bekanntestes Spiel „Maneater“ erschien 2020.
  • Im September 2021 trat er von seinem Posten zurück. Im August 2022 wurde bekannt, dass das Studio von der Embracer Group gekauft wird.
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Der Tweet vom 4. September 2021 änderte das Leben von John Gibson dramatisch.

Geschäftspartner distanzieren sich vom Studio nach „Anti-Abtreibung“-Tweet

Was war vorgefallen? Im September 2021 äußerte der CEO auf Twitter, dass er ein Gesetz in Texas unterstütze, nach dem die Abtreibung eines Embryos verboten ist, sobald ein Herzschlag zu sehen ist. Es sei denn, das Leben der Mutter wäre gefährdet: der sogenannte „Texas Heartbeat Act“.

Nach dem Tweet zogen sich Partner seines Studios von der Firma Tripwire zurück: So distanzierten sich mehrere Studios von der Firma, die über Tripwire Spiele veröffentlicht haben, und brachen die Zusammenarbeit ab oder kündigten den Abbruch der Beziehungen an

Auch das eigene Studio distanzierte sich von seinen Ausführungen: Die Meinung von Gibson spiegele nicht die des Studios wider, hieß es.

Chef des Publishers von Maneater äußert sich gegen Abtreibung – Entwicklerstudio kündigt Vertrag

Fernseh-Sender zeichnet Bild von “Schreckensherrschaft” der Cancel Culture

Das sagt er nun im Fernsehen: Gibson war bei Tucker Carlson auf Fox News zu Gast – sowohl der Moderator als auch der Sender sind bekannt dafür, dem politisch rechten Spektrum zuzugehören. Ihnen wird vorgeworfen „alternative Fakten“ zu verbreiten oder gar ein „Propaganda-Instrument“ zu sein.

Gibson sagt: Er sei nicht der einzige im Führungs-Team von Tripwire gewesen, der gegen Abtreibung war, aber die anderen seien nicht zu seiner Verteidigung gekommen, weil sie nicht so wie er enden wollten.

Er bezeichnet das, was ihm widerfahren ist, als „Sozial-Terrorismus“, eine Bemühung, durch Angst und Einschüchterung, Leute zum Schweigen zu bringen:

Die Leute verstecken sich entweder oder sie verbergen, was sie wirklich sind, damit sie ihre Jobs und ihre gesellschaftliche Stellung behalten können.  Und ich denke, es ist einfach das schlimmste Ding in der Welt.

Bei Fox News wird das Interview als Beispiel dafür präsentiert, wie „Sozial-Terrorismus“ Menschen durch Einschüchterung und Angst beeinflusst.

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Morddrohungen von rechter Seite machten die Situation noch schlimmer

Wie sieht er seinen Abgang? Im Gespräch mit der Seite PC Gamer erklärt Gibson, er sei damals freiwillig zurückgetreten, weil der interne Druck auf ihn durch einige Angestellte groß wurde. Zudem sei der Fall negativ in den sozialen Medien und der Presse besprochen worden.

Das habe zu einer „unhaltbaren Situation“ geführt, bei der es noch das geringste Übel war, die Firma zu verkaufen und Tripwire zu verlassen. Letztlich blieb er dann als großer Anteilseigner, aber ohne Funktion, in der Firma, bis man Tripwire an Embracer verkauft habe.

Die Situation sei noch schlimmer geworden, als hunderte „extremer Rechter“ Todesdrohungen an die Firma geschickt hatten, um seinen Rauswurf zu rächen:

Die Todesdrohungen der extremen Rechten machten eine ohnehin schon sehr schwierige Situation zwischen mir und die Firma zu einer fast unmöglichen.

In der Firma macht er niemandem einen Vorwurf, man habe ihn mit Klasse, Professionalität und sehr ehrenhaft behandelt.

So stellt er es im Fernsehen dar: Im Fernsehen bei Fox zeichnet Gibson das Bild eines perfekten Lebens, das jäh zerstört wurde: Er habe 20, 25 Jahre gearbeitet, das gemacht, was er liebt. Seine Mitarbeiter, hätten Geld verdient, sich Autos und Häuser gekauft, die Fans waren glücklich, die Angestellten waren glücklich:

Das alles zerstört zu sehen … sowas zu fühlen. Ich sag’ Ihnen, was ich meiner Frau gesagt habe. Ich sagte, ich will einfach sterben. Weil ich nicht in einer Welt leben will, die so ungerecht ist. Ja, ich war depressiv. Natürlich wurde ich wütend, hatte Selbstmordgedanken. Wollte nicht mehr das Haus verlassen. Sie haben mich zerstört. Und ich lebte 13 Monate lang in der Hölle.

Gaming-Studios sind generell unpolitisch, aber Abtreibungs-Grenzen überschritt Grenze

Wie stehen Gaming-Firmen zu politischen Themen? Die meisten Studios halten sich aus politischen Themen komplett raus. Ubisoft behandelt in seinen Spielen immer wieder aktuelle politische Konflikte, lässt Washington stürmen oder stellt reale Länder in Südamerika als mafiöse Drogenhöllen dar, sagt aber ausdrücklich: Das sei alles fiktional und man habe keine politische Botschaft.

EA zeichnet Zukunftsszenarien, wie die EU zusammenbricht und Deutschland bankrott geht, sagt aber: Politisch meine man das auf keinen Fall.

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Die Abtreibungs-Diskussion in den USA war aber so eingreifend und einschneidend, dass sich viele Studios klar politisch positionierten. Allen voran der Destiny-Entwickler Bungie, der sich ganz klar gegen das neue Abtreibungs-Gesetz stellte.

Auch Bungie musste sich dafür Kritik gefallen lassen. Spieler sagten, die sollten sich nicht politisch äußern, sich auf ihre Games konzentrieren:

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