Chef eines Spiele-Publishers tritt zurück – Wegen eines Tweets

Chef eines Spiele-Publishers tritt zurück  – Wegen eines Tweets

John Gibson war bis gestern der CEO des Publishers Tripwire Interactive (Chivalry 2, Maneater). Nun ist er jedoch zurückgetreten, nachdem er sich auf Twitter positiv zum Abtreibungsgesetz in Texas geäußert hatte. Das brachte ihm viel Kritik aus der Gaming-Branche ein.

Was war das für ein Tweet? John Gibson lobte auf Twitter das umstrittene Gesetz zum Abtreibungsverbot im US-Staat Texas und sagte dazu:

Ich bin stolz darauf, dass der #USSupremeCourt das texanische Gesetz zum Abtreibungsverbot für Babys mit Herzschlag bestätigt hat. Als Entertainer werde ich nicht oft politisch. Doch bei so vielen lautstarken Kollegen auf der anderen Seite dieses Themas war es mir wichtig, mich als Pro-Life-Spieleentwickler zu äußern.

John Gibson via Twitter

Dieser Tweet brachte ihm jedoch viel Kritik ein. Der Entwickler Shipwright Studios, die an Spielen wie Chivarly und Maneater mitgearbeitet haben, kündigte nach eigener Aussage sogar alle Verträge mit Tripwire Interactive auf.

Auch das Studio hinter Chivalry 2, Torn Banner Studios, distanzierte sich von dem Tweet und betonte, dass dieser Meinung nicht der des Entwicklerstudios entspreche (via Twitter).

Was ist nun passiert? In einer Erklärung gab Tripwire Interactive bekannt, dass John Gibson nach seiner Aussage zurückgetreten sei. Er wird nun übergangsweise von Alan Wilson, einem der Mitbegründer der Firma, als neuer CEO vertreten.

Was steckt hinter dem Gesetz? Das Gesetz in Texas besagt, dass Embryos ab der 6. Schwangerschaftswoche nicht mehr abgetrieben werden dürfen. Ab da könnten erste Herzschläge zu vernehmen sein, was das Kind zu einem lebendigen Wesen macht. Kritiker sagen jedoch, dass die wenigsten Frauen bis dahin überhaupt bemerkt haben, dass sie schwanger sind. Zudem macht das Gesetz keine Ausnahmen für Inzest, Kindesmissbrauch und Vergewaltigungen. Allerdings gab es jetzt einen kleinen Etappen-Sieg, durch den die Abtreibungskliniken erstmal von dem Gesetz ausgenommen werden (via Tagesschau.de).

Außerdem können Privatpersonen zivilrechtliche Klage gegen Personen einreichen, die Schwangeren bei der Suche nach einer Abtreibung oder Informationen dazu helfen. Diese helfenden Personen können auf bis 10.000 Dollar verklagt werden. Es gilt als das strengste Gesetze zur Abtreibung in den USA und auch Präsident Biden sprach sich dagegen aus (via Zeit.de).

“Seine Kommentare missachteten die Werte unseres gesamten Teams”

Was wird in dem Statement gesagt? Die Firma teilte mit, dass die Aussagen von Gibson die Werte des Teams, der Partner und eines großteils der Gemeinschaft missachten. Die Führung von Tripwire bedaure die Aussage zutiefst und habe entsprechend schnell gehandelt:

Die Kommentare von John Gibson sind seine eigene Meinung und spiegeln nicht die von Tripwire Interactive als Unternehmen wider. Seine Kommentare missachteten die Werte unseres gesamten Teams, unserer Partner und eines Großteils unserer breiteren Gemeinschaft. Unser Führungsteam bei Tripwire bedauert dies zutiefst und ist sich einig, dass wir schnell handeln und ein positiveres Umfeld schaffen wollen.

Mit sofortiger Wirkung ist John Gibson von seinem Amt als CEO von Tripwire Interactive zurückgetreten. Alan Wilson, Mitbegründer und derzeitiger Vizepräsident, wird die Funktion des CEO interimistisch übernehmen.

Im weiteren Verlauf des Statements wird Alan Wilson genauer vorgestellt, der bereits seit 2005 Teil des Teams ist und in allen wichtigen Bereichen ausgeholfen hat.

Zudem möchte Tripwire weitere Maßnahmen durchführen, um den Dialog zu dem Thema mit Mitarbeitern und Partnern zu suchen:

Alan wird zusammen mit dem restlichen Tripwire-Führungsteam Maßnahmen ergreifen, um die Anliegen der Mitarbeiter und Partner zu berücksichtigen. Dazu gehören die Durchführung eines unternehmensweiten Town-Hall-Meetings und die Förderung eines offenen Dialogs mit der Tripwire-Führung und allen Mitarbeitern. Sein Verständnis sowohl für die Unternehmenskultur als auch für die kreative Vision unserer Spiele wird das Team durch diesen Übergang tragen, mit voller Unterstützung der anderen Tripwire-Führungskräfte.

Es ist nicht das erste Mal, dass Äußerungen auf Twitter zu einem Rücktritt geführt haben. So gab es bei der Firma “Vertagear”, einem Hersteller für Gaming-Stühle, einen Rauswurf des Social Media-Beauftragten. Der hatte versucht, mit Klischees und Memes an neue Follower zu kommen, was jedoch zu einem Shitstorm führte:

Firma twittert zu Streamerinnen auf Twitch, erntet Sexismus-Shitstorm, feuert wen

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